Blaupfeil - Shakori

  • Shakori - A small tribe associated with the Eno and Adshusheer in North Carolina in the 17th century. They are first mentioned by explorer, Francis Yardley in 1654, who said a Tuscarora Indian described to him "a great nation called Cacores," who were of dwarfish stature, yet exceedingly brave and fierce in fight, so that even the powerful Tuscarora were unable to conquer them.

    Hallo Community,
    Für eine bessere Übersicht werde ich den Thread in drei Bereiche teilen:
    1. Gedanken zum Design und Konzept
    2. Herstellung
    3. Vorstellung

    Bis gleich :)
    Rainer

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    Einmal editiert, zuletzt von Blaupfeil (16. Oktober 2016 um 21:14)

  • 1. DESIGN & KONZEPT

    Hallo Community!

    Zuerst mal freue ich mich riesig, dass wir in der BC wieder mal einen kleinen Wettbewerb starten – es macht mir immer unglaublich Freude zu sehen wie andere Macher das Thema interpretieren, wie sie etwas umsetzen: das ist spannend, lehrreich und nicht zuletzt auch wirklich unterhaltsam. Und klar, freue ich mich auch, meine eigenen Gedanken und deren Umsetzung hier einzubringen!

    Also zum Thema Outdoor-Axt.
    Wie bei den meisten Sachen, wo ich keine Ahnung habe (…und das sind viele ☺!) habe ich zuerst mal Informationen gesammelt: Bilder geguckt, Beschreibungen gelesen, im Dictum Katalog geschmökert, etc. - was ist eine Outdoor-Axt, was muss sie können – und was nicht…
    Die Outdoor-Axt als Ergänzung zum Messer soll als ‚mobile‘ Ergänzung die schwereren Aufgaben erledigen, die man dem Messer nicht zumuten soll. Sie soll keine stationäre Axt ersetzen, die man in der Hütte hat, aber dennoch fähig sein schwere Aufgaben (eben mit etwas höherem Zeitaufwand als mit dem „Bihänder“) erledigen zu können.

    Was ich so vom Eigenschaftsprofil in absteigender Reihenfolge zusammengetragen habe ist Folgendes:


    A) NOTWENDIG:

    1) Tragbar – die Axt muss ohne großartig aufzutragen an der Hüfte oder im/am Rucksack mitgenommen werden können. Das heißt:
    a. Kompakte Größe
    b. Schlank
    c. Nicht allzu schwer

    2) Effizient – die Axt muss nicht nur effektiv sein (auch mit einem Messer kann ich einen Baum irgendwann umhacken) sondern mich auch möglichst schnell an das Ziel bringen. Das heißt:
    a. Gute Schlagkraft (ordentliches Auftreffmoment)
    b. Sie muss „Zug“ haben (also ordentlich kopflastig sein)
    c. Sie muss perfekt in der Hand liegen (ich darf mir keine Blasen holen, weil ich ein paar tolle „Grooves“ in den Griff gefeilt habe…)

    3) Robust – die Axt muss unter allen Umständen funktionieren, darf mich nicht „im Stich lassen“. Das heißt:
    a. Maximal stabile Konstruktion
    b. Widerstandsfähiges Material für Stahl und Griff
    c. Die Funktion „Hacken“ dominiert den Entwurf


    B) SCHÖN ZU HABEN WENN OHNE KOMPROMISSE BEI A) UMSETZBAR

    1) Alrounder – wenn ich mit der Axt auch mal etwas Grobes wegschnitzen kann oder Knochen/Sehnen zerwirken
    a. Entsprechende Axt-Blatt und –Griffkonstruktion
    b. Hohe Schneidfähigkeit, Anschliff fast auf Null

    2) Sympathische Optik und Haptik
    a. Ich will eine Axt haben, die mir nicht nur gefällt, bzw. gut aussieht, sondern die ich auch gerne in die Hand nehme
    b. Holzgriffe und leicht nachschärfbarer rostender Stahl


    C) NICHT NOTWENDIG

    1) Zusatzfunktionen wie „Pickel“, „Kampfattribute“, Kapselheber, Schraubenschlüssel etc. – der Fokus gilt ganz klar der Kernaufgabe, dem Hacken und Schneiden


    OK, was heißt das dann für mein Lastenheft: durchgehende möglichst kopflastige Stahlkonstruktion, aufgenitete und verklebte Griffe, ausreichend langer Schaft mit perfekter Handlage (also ausgeformter und „geschmeidiger“ Griff), leicht gerundete Schneidenlinie (zur Maximierung des Aufschlagimpulses) und ein Entwurf um die Punkte A) und B) umzusetzen – persönlich kam dann für mich noch dazu, dass die Axt ein bestimmtes „Gefühl“ rüberbringen soll (zuverlässig, „warm“, ein Kumpel der mich nicht im Stich lässt), woraus sich für mich ergab, dass ich nach Möglichkeit Holzschalen verwenden möchte und einen robusten Stahl…

    Also los geht’s ☺
    Hier mal der Entwurf:

    Weiter geht's dann mit der Umsetzung!
    Beste Grüße,
    Rainer

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  • Hallo Walter,
    Wie Du an meiner Prioritätenliste sehen kannst, steht Hacken und Schneiden im Vordergrund. Wie auch bei den ursprünglichen Tomahawks kann man im Notfall damit natürlich auch mehr machen. Aber klein und mächtig ist schon richtig :D
    Beste Grüße,
    Rainer

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  • 2. BAUPHASE 1)

    Also zuerst habe ich mal verschiedene Entwürfe ausprobiert und mit meinem derzeitige Outdoorbeil verglichen:

    Nachdem ich mich für das endgültige Design entschieden hatte, ging es los mit dem Aussägen aus dem 8mm starken 1.2842 - was für eine Tortur für Mensch und
    Maschine...

    Immerhin hat meine brave umgebaute Metallbandsäge fleißig gearbeitet und 2 Sägebänder später ging es an den Bandschleifer:

    Nochmals alles geprüft und gecheckt ob die Form für die Handlagen passt:

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  • 2. BAUPHASE 2)

    Als Nächstes musste die Balance optimiert werden, damit die Axt mit maximaler Wucht trifft - also zuerst mal den Griff ausgebohrt


    OK, das geht schon mal in die richtige Richtung - gleich mal die Handlage getestet:

    Allerdings ist mir die Axt noch immer eine Spur zu schwer:

    Also als nächster Schritt tapern...
    Aber zuerst mal die Schalen angepasst:

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  • 2. BAUPHASE 3)

    Zuerst habe ich die Form grob ausgesägt:

    Und dann am Bandschleifer angepasst- diesen musste ich für die Aktion umbauen, damit ich auch innerhalb vom Bart arbeiten kann (alle Versuche mit Feilen, Schleifrollen etc. waren völlig ineffizient...)

    Und das Ergebnis sieht dann so aus:

    OK, also los geht's mit dem Tapern - man beachte den professionellen Schutz gegen Funkenflug...

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  • 2. BAUPHASE 4)

    So, jetzt wo das Metall getapert ist, werden die Schalen entsprechend geschliffen, so dass der Winkel der Stifte wieder passt.

    Ausgangslage:

    Und nachher:

    So weit, so gut...

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  • 2. BAUPHASE 5)

    Gut, also los mit der Klinge...

    Also das Übliche: mit 60er Band begonnen und dann über 120er bis zum Trizact 400er sauber geschliffen. Zuerst habe ich natürlich den Winkel so berechnet, dass die Fase gerade vor dem "Bart" endet, so dass man die Linie noch schön sehen kann.

    Nachdem mir wichtig war, dass sich die Axt in jeder Griffposition gut halten lässt und die Finger nirgends "reiben", habe ich den Bart hinten weich verrundet:

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  • 2. BAUPHASE 6)

    Nachdem nun alles soweit passte habe ich die Axt auf das Härten vorbereitet und sandgestrahlt. Ich muss dazu sagen, dass mein Equipment auf das Herstellen von Klappmessern ausgerichtet ist. Klar auch ein normales feststehendes Messer geht auch - aber eine ganze Axt mit meinem kleinen Sandstrahler zu bearbeiten hatte schon fast was von Strafarbeit...

    Ab damit in den Ofen und in der Zwischenzeit die Schalen geformt:

    Der Messergott war mit mir und das Beil kam schön gerade aus dem Ölbad

    Dann ging es nochmals an die Klinge

    Ich entschied mich für ein 2-tone-finish. Hier der Größenvergleich mit meinem Gitan (typischer Begleiter im Wald und beim Wandern)

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  • 2. BAUPHASE 7)

    Nun werden die Griffe zuerst verklebt

    Und dann die Bronzepins vernitet

    Schließlich bekamen die Schalen noch eine Kur mit allerbestem (kaltgepresstem) Leinöl..
    .

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  • 2. BAUPHASE 8)

    Nanu? Die Axt ist fertig also was will er denn jetzt noch bauen?!? Ganz einfach, ich habe die Axt ja zum Benutzen für mich gemacht und damit ich sie mitnehmen kann brauche ich die passende Scheide. Auch hier war mir wichtig, dass das Ganze schön schlank bleibt aber dennoch erstklassigen Schutz bietet.


    Ich habe schon lange nicht mehr "geledert" aber ein paar Lederreste hatte ich noch da, also ran an die Haut...

    Zuerst mal aufgezeichnet wie ich mir das vorstelle

    Dabei immer schön aufpassen, dass bei der Axt alles spiegelverkehrt ist zur Messerscheide, wenn ich die Axt mit der Klinge nach vorne tragen will ;)
    Keder einkleben und das Ganze vernähen:

    So weit so gut...

    Und dann noch gefärbt:

    Und die Vorderseite mit Beiltaschenknopf und Einschub

    So, das wars mit dem WIP, jetzt werde ich das Ganze mal ablichten und am Abend korrekt vorstellen.
    Hat mir Spaß gemacht, auch wenn es vom Aufwand eine ganz ordentliche Herausforderung war :)
    Beste Grüße,
    Rainer

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  • Tolle Axt, gefällt mir sehr gut, und die Lederscheide setzt dem noch die Krone auf!

    Ein tolles bebildertes Making of, hat Spaß gemacht und war unwahrscheinlich interessant die Entstehung anzuschauen... und das Endergebnis ist sehr goil! :thumbsup:

    Danke dafür!

    viele Grüße Gerd

    ... und immer einen ungeschälten Apfel in der Tasche! :thumbup:

  • Danke für Eure Kommentare!

    @Rosa Plüschrammler
    Danke fürs Vertrauen, Frank! Das ist mir auch Ansporn, das zu erfüllen!

    @khayman
    Hallo Gerd, danke! Wie gesagt, ich bin schon etwas eingerostet was die Lederarbeiten anbelangt - daher war die Scheide tatsächlich die Extrameile für mich...

    @Walter2929
    Mein lieber Walter, wenn Du wüsstest... ehrlich gesagt hatte ich bis jetzt noch kein einziges Projekt, wo nicht irgendwas irgendwie schief ging. Da ist dann immer Improvisation, ein Workaround oder tatsächlich neu machen angesagt!
    Den Shakori habe ich zum Beispiel sehr oft gestrahlt, der Klingenschliff war zuerst ungleichmäßig, wie beschrieben konnte ich zuerst die Rundungen innen gar nicht herausarbeiten, beim Leder hilt der Kleber zuerst nicht etc., etc.

    Beste Grüße,
    Rainer

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  • Hallo Rainer,
    wirklich grandios wie Du diese Herausforderung gemeistert hast.
    Absolut beeindruckend ist die Herangehensweise die Du dabei entwickelt hast. Ich bin begeistert von Deiner Arbeit. Die Präsentation ist ebenfalls vom Feinsten. Vielen Dank.
    Beste Grüße

    Die Hand voller Asse
    .......aber das Leben spielt Schach.

  • Auch von mir ein beeindrucktes Staunen!

    Das ist ein echt geiles Beil geworden! Respekt!

    Wirklich spannend wie Grundverschieden die bisherigen Vorstellungen sind.

    Grüße wAstl.

  • Also Rainer, mir fehlt jetzt bloß die Zeit aber bevor Fußball losgeht schnell noch meine Meinung.
    Geil !Ist zwar ein blödes Wort aber trifft zu bei der Axt. Schön vorgestellt und Idee super umgesetzt. Man möchte loshacken...
    Danke für den Bericht.
    :sensation:

  • Danke nochmal, Gentlemen!

    @felsenmeer
    Danke, Rolf! Gerade bei Themen die für mich neu sind ist eben die Vorbereitung, die Details vorab Grundvoraussetzung für ein vernünftiges Ergebnis.

    @BastlWastl
    Hallo Wastl, ja genau so geht's mir auch: ich bin begeistert von der Vielzahl and Ideen und deren Kreativität- gerade auch Deine Idee finde ich klasse!

    @leielekt
    Hallo Jörg, genieße mal den Fußball - und ja, mit dem Loshacken, so geht es mir bei dem Ding auch: ich habe schon ein paar Sachen kaputt gemacht...

    So, jetzt habe ich ein paar Bilder in der schönen Herbstsonne gemacht und stelle Euch Shakori in Kürze vor.
    Beste Grüße,
    Rainer

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