Verschlusssysteme (Verriegelungen / Entriegelungen)

  • Hier findet ihr ein Nachschlagewerk, das einige Verschlusssysteme, von Foldern, beinhaltet und das ganze, ist ein Gemeinschaftsprojekt der Blade-Community.de, worin sich jedes Mitglied beteiligen kann.
    Unser Anspruch ist es, diesen Bereich ohne externe Link aufzubauen und die verschiedenen Verschlusssysteme, nur anhand der Klappmesser zu erklären, die sich im Besitz, der User, der Blade Community befinden.

    Das Inhaltsverzeichnis wird vom Admin gepflegt, der unter jedem Beitrag, einen Link zum Inhaltsverzeichnis einfügt.

    Wir hoffe dass euch dieses Nachschlagewerk weiterhilft und einige offene Fragen beantwortet.
    Sollte in der technischen Beschreibung ein Fehler vorhanden sein, oder es unverständlich erklärt sein, bitte kurze Info im internen Bereich: Klappmesser : Verriegelungen / Entriegelungen - Diskussionsbereich

  • Axis Lock

    Der Axis Lock ist ein Patent von Benchmade und dieser Mechanismus ist für Rechts und Linkshänder, gleichermaßen geeignet.

    Hintergrund:
    McHenry & Williams entwickelten für Benchmade in vier Jahre Arbeit, den Axis Lock.
    1998 wurde er patentiert (Patentnummer: 5,737,841) und Benchmade brachte kurze Zeit später (1999), die erste Messer mit einem Axis Lock auf dem Markt, es war das 710 und das 705er.

    Beschreibung:
    In den Seitenplatten wird ein Schlitz eingefräst und darin, läuft ein Bolzen quer zur Klinge.
    Der Bolzen wird im geöffneten Zustand, durch die Kraft von zwei Omega Federn auf eine Rampe geschoben, die sich in der Klingenwurzel befindet.
    Die Klinge wird auch durch dieses System, im Klingenheft gehalten.
    Hier ist auf der gegenüberliegenden Seite von der Rampe, eine kleine Tasche eingearbeitet und die Omega Federn drücken den Querbolzen in diese.

    Bei Auto Axis Systemen, ist diese Tasche wesentlich tiefer ausgearbeitet, da das Federunterstützte Öffnen, hierüber gesteuert wird.
    Links der normale Axis und rechts ein Auto Axis:

    Die Axis Assist und die Auto Axis Systeme haben zusätzlich noch eine Sicherung, die den Querbolzen in der vorderen Position hält.

    Hier mal ein Bild von einem Axis Assist, im auseinander gebautem Zustand.
    Die Feder vom Assist, kann man ohne Probleme ausbauen und hat danach einen normalen Axis Lock ;)

    Hier mal ein Bild von einem Auto Axis, im auseinander gebautem Zustand.
    Der Ausbau ist auch möglich, aber hier muss man nach Ausbau der Feder, zusätzlich den Lock zurückziehen, um die Klinge öffnen zu können :whistling:

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    Grüße Frank
    Ich kann jetzt auch nur vermuten, was ich damit meine ....

  • Hallo Leute,
    ich hoffe, dass ich das System eurer "Verriegelung- Datenbank" richtig verstanden habe und steuere einfach mal das nächste Arretierungs-Prinzip bei. Ordnung macht ihr selbst?

    Konnte das Messer leider nicht zerlegen und habe den Mechanismus deshalb anhand zweier Bilder deutlich gemacht. Ich denke die Sache müsste jedem ohne viele Worte klar sein. Eigentlich ist es ein Slip-Joint, bei dem der Federweg der Rückenfeder mittels eines Querstiftes blockiert wird und zwar durch Verschieben nach vorne in Richtung Klinge.

    Einhandmesser Daghetta, Hersteller LION STEEL. Für die Klinge wird der rostfreie Stahl 440 C mit einer Härte von 58-59 HRC verwendet. Die Arretierung erfolgt über ein so genanntes Tactical Operation Lock. Die Heftschalen sind aus geriffeltem Aluminium. Inklusive Gürtelclip.

    Technische Daten

    Grifflänge: 10,9 cm
    Klingenlänge: 8,1 cm
    Gesamtlänge: 19,0 cm
    Gewicht: 107 Gramm


    Gruß aus der Messerwerkstatt

    Edwin

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    2 Mal editiert, zuletzt von edeSausM (24. November 2012 um 22:42)

  • Der Compression Lock ist eine Erfindung von Warren Osborne, der eigentliche Name des Locks ist Osborne-Lock und findet/fand sonst nur bei seinen
    Custom-Foldern Verwendung (z.B. Modelle "Policemate" und "Silvertip").
    Die Patentrechte liegen bei Spyderco und es gibt ihn sowohl in der Ausführung als Linerlock wie auch als Framelock (in der Regel dann aus Titan).
    Er dürfte einer der solidesten Verschlussarten sein, die bei Foldern verbaut werden.
    Er ist absolut spielfrei, sehr robust und aufgrund der Tatsache, dass er sich im ausgeklappten Zustand einhändig entriegeln lässt ohne
    die Handlage des Messers verändern zu müssen mit das beste Locksystem überhaupt.

    Diese Art von Lock befindet sich auf der Griffoberseite und könnte leicht mit einem herkömlichen Liner bzw. Framelock verwechselt werden.
    Ein normaler Liner- bzw. Framelock funktioniert vergleichweise wie ein Stock, den man zwischen Haustür und deren Türrahmen stemmt, damit diese nicht zufällt.
    Der Nachteil dabei ist, dass wenn die Schließkraft der Klinge zu groß wird, der Liner- bzw. Framelock verbogen werden könnte, falls er unterdimensioniert ist
    oder unter der Klingenwurzel herausrutscht, wenn die Verbindungspunkte Liner/Klingenwurzel nicht absolut exakt gemacht wurden.
    Ein Compression Lock hat eine völlig andere Funktionsweise, die diesen Nachteil nicht aufweist.


    Beschreibung:
    Auf dem Griffrücken befindet sich ein Bolzen quer zur Klinge, der fest und unbeweglich in beiden Griffschalen steckt.
    Dieser unbewegliche Bolzen ist der eigentlich Verschluss, auf den die Schließkraft der Klinge wirkt.

    Zwischen Klingenwurzel und Bolzen schiebt sich in geöffneten Zustand der Klinge automatisch der Liner-bzw. der Frame,
    der zusätzlich selbst auch noch im Bolzen spielfrei verankert ist und bildet dadurch nun eine stabile Kraftbrücke,
    über die die Schließkraft der Klingenwurzel an den fest installierten Bolzen weiter gegeben wird.

    Durch dieses Prinzip können keine nennenswerten Biegekräfte auf den Liner bzw. Frame wirken, weil die Kraft nicht auf die ganze Linerlänge wirkt,
    sondern nur auf die schmale Seite des Liners.

    Die Klinge kann erst wieder geschlossen werden, wenn der Liner komplett zur Seite geschoben wird und
    dadurch der Kraftschluss zum Bolzen aufgehoben ist.

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  • Liner Lock
    Das Patent 825.093 für die Cattaraugus Liner Verriegelung, wurde am 3. Juli 1906 ausgestellt.
    1980 verfeinert Michael Leon Walker das Design, so dass das Messer jetzt einhändig zu öffnen war.

    Bei einem Liner Lock, hat die Klingenwurzel eine Schräge.
    Eine der Seitenwände, hat eine Plattfeder (Liner), diese drückt in Richtung der Klinge.
    Wird nun die Klinge ganz geöffnet und so rastet der Liner hinter der Klingenwurzel ein und verriegelt diese.
    Möchte man die Klinge wieder entriegeln, so drückt man den Liner wieder zurück.

    Frame Lock

    Der Frame Lock ist vom Prinzip her ein Linerlock, nur ist hier die Feder Teil des Griffes.

    Damit man den Liner beim öffnen nicht überdehnt, haben einige Messer einen Endanschlag für den Liner.

    Viele Frame Lock haben einen Titan Liner.
    Um die Standzeit zu erhöhen, haben einige Modelle im Bereich wo das Titan auf die Klingenwurzel trifft, ein härteres Material eingesetzt.
    Z.B.: Bei Chris Rive Umnumzaan, wurde dort Keramik eingearbeitet.

    Allgemein:
    Viele dieser Messer haben eine Einstellmöglichkeit, um vertikales Klingenspiel zu vermeiden.
    z.B. : wird, bei Benchmade öfters ein 8 eckiger Stop –Pin eingesetzt.
    Der Stop-Pin ist exzentrisch und die Seite mit der Markierung (kleine Bohrung) ist die Seite, die am weitesten von der Bohrung für den Stop-Pin entfernt ist.
    Wenn man nun die Schraube, die den Stop –Pin hält löst, kann man den Stop -Pin drehen.
    Hiermit kann man nun bestimmen, wie weit die Klinge öffnet und bestimmt damit wie weit, der Liner hinter der Klinge stehen soll.

    Des weiteren gibt es auch, Sperrvorrichtungen, die ein unbeabsichtigtes, zur Seite drücken, des Liner verhindern.

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    Grüße Frank
    Ich kann jetzt auch nur vermuten, was ich damit meine ....

  • Elf Jahre später...


    Der TRI AD LOCK:

    Der Entwickler dieser Verriegelung ist Andrew Demko, der seine Entwicklung Mitte der 2000er-Jahre patentieren ließ. Das amerikanische Unternehmen "Cold Steel" erwarb die exklusive Lizenz dafür. Diese Verriegelung darf also derzeit ausschließlich von Cold Steel verbaut werden. Soweit ich weiß und sofern ich mich nicht täusche, sollte der Patentschutz in den nächsten Jahren auslaufen. Wie es dann weitergeht, hängt davon ab, ob und wie der Schutz verlängert wird.

    Beim Tri Ad Lock handelt es sich im Prinzip um eine Weiterentwicklung des bewährten Back Lock. Beide Systeme sind an sich baugleich und verfügen daher über den Verriegelungshaken, der in geöffnetem Zustand in die Klinge greift und diese arretiert. Darüber hinaus verfügt der Tri Ad Lock über einen zusätzlichen Pin, auf dem die Klinge in geöffnetem Zustand anschlägt und auf den die Kräfte übertragen werden, die auf die Klinge wirken.


    Konkret:

    Der Öffnungsweg der Klinge wird vom Anschlagpin begrenzt.

    Sobald die Klinge vollständig geöffnet ist, greift der sich am vorderen Ende der Verriegelungsstange befindliche Verriegelungshaken in die Aussparung an der Klingenwurzel und wird durch die Blattfeder, die auf die Verriegelungsstange wirkt, in diese Aussparung gedrückt.

    Sobald Kräfte gegen die Klinge wirken, werden diese auf den Anschlagpin übertragen: Kommt die Kraft von unten, wird sie direkt an den massiven Anschlagpin weiter gegeben. Wirken Kräfte durch Druck auf den Klingenrücken von oben, so wirken diese als Zugkraft auf die Verriegelungsstange. Diese Zugkraft wird letztendlich über das vordere Ende des Verriegelungshakens auf den Anschlagpin übertragen. Zugleich wird dieser Pin von der jeweils anderen Seite "eingezwickt", dh entweder durch die Klinge, oder durch den Verriegelungshaken.


    Das klingt eigentlich ganz banal, allerdings unterscheidet sich diese Art der Verriegelung aufgrund des Anschlagpins vom Back Lock folgendermaßen: Dadurch, dass der Anschlag der Klinge vom Anschlagpin begrenzt wird, kompensiert der Tri Ad Lock automatisch den Verschleiß, der durch den Materialabtrag der Kontaktflächen entsteht. Der Verriegelungshaken rückt diesfalls einfach tiefer in die Aussparung der Klingenwurzel, was aufgrund der großzügigen Reserven (Spaltmaße zwischen Verriegelungshaken und Klingenwurzel) problemlos möglich ist. Klar, irgendwann ist auch mal Schluss, aber die Lebensdauer sollte mit einem solchen System ausgedehnt werden.


    Hier ein besseres Portrait des Anschlagpins (links oben im Eck) , damit man sich dessen Dimension bewusst wird. Das ist nicht bloß ein kleiner Stift, sondern eine Stange, an der man - entsprechend kleine Hände vorausgesetzt - ohne Probleme Klimmzüge machen kann ;)


    Der - im wahrsten Sinne - Knackpunkt ist also bestenfalls das Material, in das der Anschlagpin eingebracht wird. Cold Steel verwendet gerne G10. Ob das genügt, um die Vorteile dieses Verriegelungssystems auszureizen, muss wohl jeder für sich selbst beurteilen. Ich habe noch ein kleines Cold Steel mit derselben Verriegelung, der Pin ist auch bei diesem Messer verhältnismäßig massiv gestaltet.

    Sollte der Patentschutz tatsächlich demnächst auslaufen und keine weiteren Maßnahmen dahingehend gesetzt werden, dann dürfen wir uns - theoretisch - auf ein paar Klappmesser freuen, die jede Spaltaxt obsolet werden lassen ;)

  • Danke für deine Mühe, Diener, sehr gut erklärt! Diese Verriegelung/Anschlag Variante kannte ich noch gar nicht, bzw. sie ist mir auch noch nicht untergekommen, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich nicht so der große Cold Steel Fan bin! Ich werde auf alle Fälle darauf achten sollte mir mal ein Messer dieser Firma unterkommen.

    Tolle Fortführung dieses Threads,

    Gruß Gerd

    ... und immer einen ungeschälten Apfel in der Tasche! :thumbup:

  • diener81 Vielen Dank für die Beschreibung!


    Aus der Praxis möchte ich noch beisteuern, dass die Bedienkräfte recht hoch sind. Man braucht einen starken Daumen um den Lock zu lösen.

    Bei zwei meiner Cold Steel Folder war der Klingengang am Anfang ein wenig rau. Das lag daran, dass die Auflageflächen des Verriegelungshammers und der Klingenwurzel im geschlossenen Zustand ein wenig rau waren. Hier habe ich vorsichtig die Auflagefläche an der Klingenwurzel poliert, natürlich ohne die Geometrie des Verschlusssystems zu ändern. Danach ging das ganze viel weicher zu öffnen.

    Erwähnen möchte ich auch, dass der Tri Ad Lock konstruktionsbedingt eine recht große Klingenwurzel erfordert, was dann in einem vergleichsweise ungünstigen Längenverhältnis zu Klinge/Griff endet.

    Im Gegenzug erhält man aber eine der stärksten Verriegelungen am Markt. Und bei meinen drei Messern ist diese absolut spielfrei. Bei meinem Espada XL ist der Verschluss derart satt im einrasten, dass die Hunde anfangs den Kopf im Körbchen gehoben haben. Wohlgemerkt bei Öffnung mit dem Daumen und nicht aufgeschleudert.


    Gruß


    The Lem