SVÖRD Tempsky Bowie

  • Historisches:

    Wen man sich etwas mit den Glücksrittern der Geschichte beschäftigt und dabei auch in die zweite Reihe sieht, kommt man irgendwann an der Figur des gebürtigen Preußen Gustavus von Tempsky nicht vorbei. Zu seiner Person gibt´s zahlreiche Informationen im www. – hier ein sehr ausführlicher Artikel:

    http://www.kriegsreisende.de/imperialismus/von-tempsky.htm

    Wie andere "Abenteurer" seiner Zeit hat er sich als Soldat, Söldner, Goldsucher und anderen Gelegenheitsjobs sein Geld verdient und hat es dabei zumindest in der letzten Episode seines Lebens zu aus heutiger Sicht zweifelhafter Berühmtheit gebracht.

    Im englischsprachigen Buch „Von Tempsky and the Forest Rangers“ wird auch im Anhang über die Ausrüstung Tempsky`s und der Ranger selbst berichtet. Das im Buch abgebildete persönliche Bowie von Tempsky ist jedoch vermutlich aus amerikanischer oder englischer Produktion und entspricht nicht dem Messer von SVÖRD.

    Jene Messer, die Tempsky für seine Männer fertigen ließ, waren angeblich aus „wagon spring steel“ und wurden vor Ort in Neuseeland gefertigt und dienten als Waffen und Allzweck-Werkzeug – fighting, sticking, cutting way trough bush, digging ….
    Eines dieser Messer, das in den 30er Jahren noch bei einem ehemaligen Ranger im Farm-Einsatz war, ist ebenfalls im Buch beschrieben, jedoch ohne Abbildung: Es wird als „one of old Von´s (Tempsky´s) Bowies mit 9 to 10 inches-blade beschrieben, allerdings mit abgebrochener und neu angeschliffener Spitze. Dieses Messer dürfte eher als Vorbild für die aktuelle Version des SVÖRD Tempsky Bowies gedient haben.

    Sollten diese Bowies tatsächlich in den Dimensionen verwendet worden sein – knapp unter einem Kilo schwer, 42 cm lang, waren das nicht gerade die schnellsten Messer in der Hand und nach heutigen Kampfmessermaßstäben vielleicht etwas schwerfällig. Angeblich hat Tempsky das Bowie links geführt, während er in der anderen Hand eine Faustfeuerwaffe im Kampf verwendet haben soll -scheint ein kräftiger Mann gewesen zu sein! Dazu gibt´s genug „Experten“, für mich steht jedenfalls der Werkzeugcharakter im Vordergrund!


    Hersteller:

    Hinter der Firma SVÖRD steht als Gründer Bryan Baker aus Neuseeland, sein Werdegang ist hier nachzulesen: http://www.svord.com/index.php?id_cms=4&controller=cms
    Neben zahlreichen Fleischer-, Jagd- und Zerwirkmessern bietet die Firma eben auch das Bowie und die bekannten Peasant knives, einfache friction folder, an. Insgesamt eine breite Palette, wobei meines Wissens alle Klingen aus dem schwedischen Kohlenstoffstahl L 6 hergestellt werden. Bei den Fixed es gibt verschiedene Serien von billigeren Modellen mit aufspritzen Kunststoffgriffen bis zu höherwertigen mit Holzgriffen und Messingparierelementen usw. - auch Customs werden bzw. wurden angeboten.


    Zur aktuellen Version von SVÖRD:

    Das Messer kam von Jenny Döpgen http://www.klingenwelt.de/epages/6103005…ategories/Svord top verpackt und mit allen Unterlagen von SVÖRD, NZL in folgender Ausführung:
    Gesamtlänge: 42 cm
    Klingenlänge: 28 cm
    Klingenstärke: 7 mm
    Klingenstahl: L 6 Tool steel
    Klingenhärte: differentiell gehärtet
    Klingenanschliff: ballig
    Griffmaterial: African Wenge
    Scheide: Rindsleder ca 3,5 mm vernietet


    Verarbeitung:

    Die Verarbeitung des Bowies ist eigentlich mit „von … bis“ zu bezeichnen. Die Griffschalen sind ordentlich geklebt und genietet, spaltfrei, sauber verschliffen … die Klinge am Rücken im Gegensatz dazu nur gröbst maschinell gefinisht, ebenso an der Spitze. Der Anschliff der Klinge ist deutlich ballig und sehr fein, lt. beiliegenden Unterlagen von SVÖRD auf wassergekühlten Maschinen. Die Anlassfarben der differentiellen Härtung sind auf den Klingenflanken belassen. Insgesamt ist das Messer gut verarbeitet und symmetrisch, das Finish insgesamt entspricht dem eines Arbeitsgeräts/Werkzeugs.

    Das Messer rasiert Unterarmhaare ohne zupfen out oft he box über die gesamte Länge. Die Klingenspitze ist etwas verrundet, ob das Absicht ist, kann ich nicht beurteilen. Das Parierelement ist ebenfalls aus Stahl und auch gehärtet.

    An der Scheide können keine Nähte aufgehen oder versehentlich durchstochen werde, sie hat nämlich keine - die gesamte Konstruktion wird durchmassive Nieten zusammengehalten und ist natürlich auch verklebt. Sollte der Kleber irgendwann nachgeben, bleibt die Scheide weiter funktionell.

    Die Ausführung und Verarbeitung lässt jedenfalls den Schluss zu, dass dieses Messer sehr, sehr lange funktionell bleibt. Angaben über die Schnitthaltigkeit kann ich dzt. noch keine machen, in diversen online-Reviews wird die Wärmbehandlung von SVÖRD allgemein sehr gelobt.

    Jetzt kann man sich natürlich angesichts der Abmessungen die Frage stellen, was tut man in der modernen Welt mit Messern dieser Größe – gibt es tatsächlich Verwendungsgebiete außerhalb der Habenwill-Spaßfraktion für solche Messer? Unter anderem wurde ich durch den YouTube-Kanal von Josh James, einem neuseeländischen Raft-/Jagd- und Fisch-Guide und Survival-Trainer, auf das Bowie aufmerksam.In einer Folge baut er mithilfe dieses Messers einen kompletten Langbogen – ausschließlich mit diesem Teil! Sinnvoll oder notwendig … darf jeder selbst entscheiden! Die Frage ist immer wie schnell, wie oft und mit wie viel Aufwand kann und will ich so was erledigen.

    Ich kann mir jedoch eine Verwendung in gewissen Bereichen gut vorstellen – Standhauer, Abfangwaffe, Notfallstool im Auto, als Bootsmesser … bei mir wird es vor allem für den Garten und vor allem im Bereich Feuerstelle Verwendung finden!

    Bilder:





    Gruß, Claus