• Liebe Messerfreunde,

    in einem sehr, sehr kleinen Ort, sehr tief im mittleren Süden Frankreichs in der Region Okzitanien, wird eine sehr alte Tradition weiter gepflegt.

    Et voilà:

    Das Sauveterre :)


    Als ich zum ersten Mal den Namen „Sauveterre“ gelesen habe, hatte ich damit eher einen guten Wein als ein Schneidwerkzeug assoziiert.
    Was also hat es genau mit dem diesem Namen, der die Klinge dieses kleinen Messers ziert, auf sich?

    Wer ein wenig im Internet stöbert, der findet zunächst schnell heraus, dass sich das Wort „Sauveterre“ vom französischen Begriff „terre sauve“ (‚sichere Erde‘) ableitet. Die so genannte Sauveté war im Mittelalter ein mit Grenzsteinen markiertes Gebiet um eine Kirche, in dem niemand verfolgt werden durfte (Quelle: Wikipedia).

    Nun, das ist ohne Frage eine interessante Erkenntnis, nur gibt sie nicht unbedingt Aufschluss über das hier gezeigte, kleine Messer.

    Dem Messerchen war jedoch beim Kauf ein kleines Faltblatt beigelegt, das zumindest über die Herkunft des Messers ein wenig Auskunft gibt:
    Es stammt demnach aus dem gleichnamigen Ort Sauveterre-de-Rouergue, der im 13. Jahrhundert des letzten Jahrtausends gegründet worden ist und heute mit seinen noch
    knapp über 800 (!!) Einwohnern offiziell als eines der „schönsten Dörfer Frankreichs“ klassifiziert ist.

    Der kleinen Beilage ist weiterhin zu entnehmen, dass das „Atelier de Sauveterre“ die Herstellung dieser Messer aus einer Zeit zwischen dem 13. und dem 18. Jahrhundert des letzten Jahrtausends übernahm, in der die Messerherstellung zeitweise den Hauptgewerbezweig dieses kleinen Ortes gebildet hat.



    Recherchiert man über die Geschichte der Messerherstellung in Sauveterre ein wenig weiter, so stößt man leider auf ein etwas trauriges Ergebnis.

    Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts des letzten Jahrtausends verlor das einst blühende Sauveterre nach und nach an Bedeutung. Von im Jahr 1450 insgesamt 30 Messerschmieden in der Stadt sollen im Jahr 1556 nur noch 6 weitergearbeitet haben. Mit den in ganz Frankreich entstandenen Manufakturen konnte das Städtchen nicht konkurrieren, u.a. deshalb nicht, da die Region sehr arm an Rohstoffen war und auch nicht an einer wichtigen Verkehrsachse lag (Quelle: Wikipedia).


    Dennoch setzt Sauveterre-de-Rouergue heute noch - neben dem Tourismus – auf das Kunsthandwerk, vor allem das traditionelle Messerschmieden.

    Messer aus Sauveterre sind Unikate. Man erkennt sie an der Gravur eines Salbeizweigs auf Klinge oder eines Salbeiblatts auf dem Ressort (wie bei meinem Exemplar).



    Zu dem kleinen Sauveterre wäre noch zu sagen, dass es für französische Verhältnisse und die Preisregion, in der es sich bewegt, ausgesprochen gut verarbeitet ist.

    Die Klinge sitzt - das ist nicht immer selbstverständlich - spielfrei und vor allen Dingen auch zentriert im Heft. Auch der Anschliff ist beidseitig korrekt und symmetrisch ausgeführt.
    Die Klinge wurde ebenfalls sehr sauber satiniert.
    Zur Verwendung kommt als Klingenstahl ein guter, alter Bekannter, nämlich der Sandvik 12C27. Über die Härte gibt es leider keine Angaben, sie dürfte aber typischerweise bei 56 bis 58 HRC liegen.

    Die Schalen aus Schlangenholz sind ebenfalls sehr gut angepasst. Da gibt es keine Spalten. Ebenso wenig ist an dem Messerchen ein störender Grat zu finden.

    Gut gemacht, Sauveterre :thumbsup:

    Meine Version des Sauveterre ist die kleinere. Die Klingenlänge beträgt 7,5 cm, geschlossen misst das Messer gerade mal 9 cm. Mit rd. 57 Gramm zählt es zu den Leichtgewichten.

    Es gibt von diesem Messer auch noch eine etwas größere Version, in der es geschlossen 11 cm "groß" ist und die Klingenlänge dann 9 cm beträgt.

    Das Sauveterre gefällt mir persönlich so gut, dass ich geneigt bin, mir zu einem späteren Zeitpunkt noch das größere Brüderchen zu gönnen. In Buchsbaum, das wär´s :D


    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
    Beste Grüße

    Axel

  • Moin Axel,

    wieder einmal hast du einen wirklich schönen Klapper ergattern können, sehr schöne Linie und Kurven. Noch besser würde es mir gefallen mit Griffschalen aus Horn, Knochen oder Geweih, dann aber ohne Backen.
    Klasse Bericht (wieder was dazugelernt) und coole Bilder.

  • Danke Sascha, Dein Lob freut mich.

    Das Sauveterre mit Griffschalen aus Horn?
    Dem kann abgeholfen werden :)
    Es gibt es wahlweise auch mit diesen Schalen.
    Bezugsquelle gerne per PN.

    Beste Grüße
    Axel

  • Hey Axel.....,
    übst du dich gerade in der Kunst der Verführung??? Was du da textlich und bildlich anstellst mit Karte und Geschichte finde ich großartig gemacht! So machen Messer noch mehr Spaß. Man ist ja beinahe geneigt seine „Terre sauve“ der eigenen Messerinteressen zu verlassen und dir zu den Franzosen zu folgen. :rolleyes:

    Burghard

  • Man ist ja beinahe geneigt seine „Terre sauve“ der eigenen Messerinteressen zu verlassen und dir zu den Franzosen zu folgen.

    Komm nur, lieber Burghard. Ich nehme Dich sehr gerne mit. Da gibt es so viel Schönes zu entdecken.

    Ich freue mich sehr, dass Dir das Messerchen und der Bericht gut gefallen. :)

    Beste Grüße
    Axel

  • Hallo Axel,
    Du hast ein gutes Händchen für die schönen französischen Messer: wie auch das St. Jaques ist auch dieses Messer ein Protagonist der zahlreichen spannenden regional unterschiedlichen Messerformen jenseits des typischen Laguioles...
    Die Form des Sauveterre gefällt mir außerordentlich gut - und wie Du so schön erwähnst, ist die Fertigungsqualität sicher besser als der Standard.
    Sehr schöne und stimmige Vorstellung - und obwohl ich gerade am Sonntag aus Frankreich zurück kam, könnte ich nach Deinem Bericht gleich wieder in den Süden fahren!
    Beste Grüße,
    Rainer

    Blaupfeil - the sky is the limit..

    1-participant.jpggentleman-messer-contest-champion.jpgaxt-gold.jpgwanderer1.jpg

  • @ Thomas und Rainer:

    Allerbesten Dank, das freut mich sehr.


    wie auch das St. Jaques ist auch dieses Messer ein Protagonist der zahlreichen spannenden regional unterschiedlichen Messerformen jenseits des typischen Laguioles...

    Oh ja, das ist eine sehr zutreffende Feststellung. Zu Beginn meiner Vorliebe für französische Messer war mein Blick zu sehr auf die typischen Laguioles verengt. Wenn man sich jedoch nur ein wenig näher mit der Materie französischer Messer befasst, entdeckt man eine Vielfalt unterschiedlichster Messertypen, die ihresgleichen sucht. Eine sehr spannende Entdeckungsreise.


    könnte ich nach Deinem Bericht gleich wieder in den Süden fahren!

    Au ja. Würde ich auch sehr gerne. In einen sehr, sehr kleinen Ort, sehr tief im mittleren Süden Frankreichs :thumbup:

    Beste Grüße
    Axel

  • Hallo Axel
    Das ist nach meinem Geschmack..
    ein schönes Messer mit Hintergrund in Szene gesetzt.
    Danke für die Vorstellung :thumbsup:

    Gruß Andree

  • Servus Axel,

    wieder ein wirklich sehr schönes Messer, das Du da zeigst. Und überaus interessant. Das fängt bei der Formgebung an, auf der einen Seite klassisch mit der Salbeiblatt-förmigen Klinge, dem schlanken Griff, gerne mit Backen, und dem Bürzel am Ende. Alles in allem sehr ähnlich mit dem sardischen Pattada. Auf der anderen Seite in den Details und der Anmutung aber dennoch eigenständig. So ist das, wenn der Gebrauch und die verfügbaren Materialien weitgehend gleich sind, die Form der Funktion folgt, die Interpreten ihre Arbeit aber mit Passion ausüben.

    Beeindruckend und zum Teil bildschön sind die vielen Varianten dieses Modells. Was in diesem Kreisen ja nicht ganz unüblich ist, in dieser Vielfalt aber schon bemerkenswert, wie ich finde. Das i-Tüpfelchen ist für mich zweifelsohne das Salbeiblatt, hier dem Gesamteindruck gut entsprechend eher vereinfacht stilisiert, bei den aufwändigeren Modellen zum Teil ein echtes Kleinod, schön ausgeschnitten, graviert, gebürstet etc. Eine Entdeckung, vielen Dank dafür!

    Viele Grüße
    Marc

    Das Einzige, das wirklich Zukunft hat, ist die Zukunft.

  • Danke für die Vorstellung

    Eine Entdeckung, vielen Dank dafür!

    Sehr gerne :)

    Herzlichen Dank für die intensive Würdigung des Sauveterre, lieber Marc. Du hast Recht, bei der Klingenform und dem gekröpften Ende des Griffs ist eine Ähnlichkeit zum Pattada vorhanden. Danke, dass Du mich darauf aufmerksam gemacht hast :thumbup: .

    Beste Grüße
    Axel

  • schönes Messer , das würde auch gut in meine Hosentasche passen :thumbsup:

    Gruß Norbert vom Neckar

     NIVEAU ist keine Hautcreme

    ...und will mich jemand aus der Ruhe bringen , so denk ich an die Worte des Götz von Berlichingen

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