Härten : So geht's auch mit einfachen Hilfsmitteln

  • Hallo,
    ich schreib mal ein paar meiner Ideen zum Härten.

    Man liest ja auch hier manchmal das der ein oder andere keine Möglichkeit hat selbst zu härten. Vielleicht hilfts ja etwas weiter.
    Da ich ausschließlich rostende Stähle benutze ist das Ganze natürlich auch nur dafür zu gebrauchen.

    Ein paar Begriffe setze ich jetzt mal voraus sonst würde es wohl zu weit führen,wenn Fragen sind kann man die ja hinterher klären.

    Weichglühen , normalisieren setze ich jetzt mal voraus, das ist auch abhängig davon wie die Klinge hergestellt würde.

    Vor dem Härten sprühe ich die Klinge mit Aluspray ein hält den Zunder ziemlich gering.
    Ich weiß das Alu 660 grad schmilzt es bildet aber trotzdem eine Schicht auf der Klinge die den Zunder fernhält und sich leicht entfernen lässt.

    Ich lasse die Klinge immer vor dem eigentlichen Härten scharf an, bis zu 3mal . Das heißt: Die Klinge wird auf Härtetemp. gebracht gehärtet dann angelassen auf "Dunkelkirschrot"und an der Luft abgekühlt. Dabei sieht man gut ob die Klinge sich verzieht und ein feines stahlgefüge stellt sich ein.

    Ich härte in meiner Esse nach dem Schmieden da die dann so aufgeheizt ist das ich den Brenner fast ausmachen kann.
    Das ist mir in sofern wichtig da sich die Klinge dann gleich mäßiger erwärmt als direkt in der heißen Flamme.

    Bei erreichen der Härtetemperatur geht es ab ins ca. 60-80 Grad warme Öl.
    Das Öl habe ich in einer Fritteuse in der ich anschließend auch anlasse.
    Ich benutze immer das billige Pflanzenöl vom Discounter, dann riecht die Werkstatt zwar nach Pommesbude :ill: ist aber bestimmt nicht so ungesund wie die Öldämpfe von richtigem Härteöl.

    Wenn im Bachofen angelassen werden soll muss dieser min 1std auf Temperatur sein damit das Ofeninnere überall dieselbe hat.

    Die Temperatureinstellung der Fritteuse hab ich mit einem Messgerät kontrolliert, da waren zum Teil Unterschiede von bis zu 20 Grad dabei .

    Das richtige einschätzten der Härtetemperatur ist auch wichtig , wenn man mit dem Messermachen
    anfängt hat man da vielleicht noch Probleme
    Die Magnetmethode kenntwahrscheinlich jeder, ist aber nur 768Grad reicht also nicht für jeden Stahl


    Die Härtetemp. von z.B.1.2442 ist 800 – 830 Grad .Da helfe ich mir mit etwas Kochsalz.
    Auf die Klinge streuen, wenn das Salz schmilzt sind 800 erreicht.

    Da wird es sicherlich noch mehr Indikatoren für verschiedene Temperaturen geben. Bitte hier reinschreiben!

    So wenn Fragen sind ,immer ran.
    Ich wird mich bemühen sie zu beantworten.
    Wenn was falsch ist oder ergänzt werden muß bitte machen

    Ich bin kein gelernter Metaller aber wir hab hier ja Leute die vielleicht die ein oder andere Anmerkung machen können.
    Roman..... :rolleyes: ?

    ______________________
    stephan


    5 Mal editiert, zuletzt von Plattklopper (6. Januar 2013 um 21:54) aus folgendem Grund: Erklärung hinzugefügt

  • Hallo Stephan,

    hört sich doch alles ganz gut an. Bin zwar auch kein Stahlprofi aber das Vorgehen find ich ganz OK. Das mit der
    genauen Temperatur bin ich gleich umgangen und habe mir ein Ofen zugelegt. Das erleichtert das genaue härten ungemein
    und man kann dann auch gleichbleibende Werte erreichen. Letztes Jahr bin ich dann zufällig über ein sehr guten Härteprüfer
    gestolpert womit ich jetzt genauer meine Arbeit überprüfen kann.
    Ich arbeite aber auch viel mit rostträgen Stahl. Da geht am offenen Feuer nichts mehr. Aber Du hast ja wie ich eben gesehen habe
    schon sehr viele Messer gemacht und solltest schon einige Erfahrung haben. Wo genau genau liegt jetzt Dein Problem? Bei der genaue Temperatur bestimmung?

    Gruß Thomas

  • Hallo Stephan! Härte meine Klingen auch alle selbst, da ich fast nur rostende C-Stähle verarbeite. Der Tip mit dem Aluspray ist mir neu.
    Werd ich mal ausprobieren. Daß Kochsalz bei 800 Grad schmilzt hab ich auch nicht gewußt (guter Tip). Ich härte meine Klingen immer mit
    Magnetprobe" dann je nach Klingenstärke ein paar Minuten halten, ab ins vorgewärmte "Billigpflanzenöl" . Das Öl erwärme ich in einem alten Kochtopf auf einer "Singlekochplatte" zur Temperaturkontrolle dient ein ausgedientes Einweckthermometer. Dann ab in den vorgeheizten Backofen . Hab bis jetzt keine Klinge versaut . Anlassen vor dem Härten ? Seh ich keinen Vorteil, wichtig ist die Klinge 2-3 mal vor dem Härten zu normalisieren, um Materialspannungen abzubauen- u. das Gefüge zu verfeinern. Bin aber durchaus lernfähig und lass mich eines
    Besseren belehren.
    Danke für die Tips ! Gruß aus Niederbayern ! Ewald.

  • Das mit dem scharfen anlassen ist so gemeint:
    Die Klinge wird auf "Dunkelkirscherot" erhitzt und dann an der Luft abgekühlt,nimmt Spannungen aus dem Material.

    ______________________
    stephan


    Einmal editiert, zuletzt von stilzkin (6. Januar 2013 um 20:52)

  • stilzkin
    :thumbsup: Vielen Dank
    @Ewald
    hab ich ein bischen mißverständlich geschrieben, ist jetzt erweitert.
    Wie ich geschriebn hatte setze ich normalisieren mal voraus.
    Das scharfe Anlassen meinte ich so:

    Zitat

    Ich lasse die Klinge immer vor dem eigentlichen Härten scharf an, bis zu
    3mal . Das heißt: Die Klinge wird auf Härtetemp. gebracht gehärtet dann
    angelassen auf "Dunkelkirschrot"und an der Luft abgekühlt. Dabei sieht
    man gut ob die Klinge sich verzieht und ein feines Stahlgefüge stellt
    sich ein.

    Vielen Dank für eure Beiträge bisher

  • Bis auf das Salz mach ich das nicht anders. Nur das Aluspray lass ich weg.
    Viel Zunder gibt es ja in der Gasesse normalerweise nicht. Durch die reduzierte Atmosphäre verbrennt ja so gut wie nichts.
    Die Temperatur erkennt man einfach an der Farbe. Ich hab beim Härten immer nur ne Funzel an und härte nachts. Ob der Mond scheint oder nicht is mir wurscht ... ;)
    Ich hab mir angewöhnt immer direkt nach dem Schmieden zu normalisieren und vorm Härten nochmal. Die passende Temperatur findet man ja im Stahlschlüssel.

    Kleiner Tipp am Rande.
    Ich lasse ja die Schmiedehaut meist ein Stück stehen.
    Da ich aber dicke Zunderschichten nicht mag geb ich beim Schmieden Borax drauf wenn alles soweit fertig ist, lass es sozusagen einwirken und brüste den Dreck einfach ab.
    Den Rest für die Optik macht dann das Öl beim Härten.

  • -wurde, obwohl das ist ja eher ein Buchtitel aus dem real untergegangenen Sozialismus :blackeye: !

    Hallo, allerseits.

    Also ich glaube so viele Metaller mit Schmiede- und WB Hintergrund, soviele "Rezepte" und individuelles Wissen zum Härten gibt es. Ich war mal mit einem etwas längeren Messer 25 cm KL, Federstahl vom Multicar bei einem befreundeten Schmied und Metallbauer, dessen Vater auch Schmied ist und der praktiziert mit 80 (achtzig) Jahren auch noch an Esse und Werkbank. Jedenfalls wollte ich in der Gasesse die Klinge härten. Nachdem die Klinge in unserer beider Augen die richtige Temperatur hatte sollte es losgehen...
    Der Schmied Junior (50) kam mit einem Blechkasten voll Altöl, ich schreckte die Klinge ab und schon ging das Drama los. Es gab eine fette Stichflamme und im nächsten Moment konnte man in der Werkstatt seine Hand nicht mehr vor Augen sehen. Schmied senior, neugierig, was die beiden Knirpse machen, kam hustend in die Hütte und hat uns gefragt, ob wir noch alle Latten am Zaun haben. Wir sind dann raus gegangen und dort hat er weiter gemeckert. Und dann hat er sich das Corpus delicti zeigen lassen, es war natürlich seitlich verzogen, trotz vorherigen normalisierens, 2X.
    Kurze Frage an mich, was das "forn Gelumpe" sei, und er war im Bilde.
    Er hat uns gefragt, ob wir denn nicht wüßten, ob es Lufthärter gibt, wir Pfeifen wir...
    Und dann zeigte uns Senior dass nichts über jahrzehntelange Berufserfahrung geht. Esse an, Klinge gerichtet, Esse noch mal an, Klinge rein, gewartet auf hellkirschrot, und dann im Luftstom eines Kompressors schön hochkant und gleichmäßig gehärtet. Feilenprobe ergab : gelungene Härtung.

    Ich arbeite wenig mit Stählen, wo ich den Schlüssel dazu habe, ich betreibe ja viel Recycling. Wernn ich im Zweifel bin, schmiede ich ein paar Probestücke, einfache Form länglich flach und das Hauptkriterium, um was es mir geht ist ja die Härtbarkeit. Wenns ein Federstahl ist, Lufthärten, Öl, warmes Wasser,warmes Seifenwasser. Analog kann man dann mit anderen "großen Unbekannten" vorgehen. Die Temperaturführung kriegt man verläßlich mit der Magnet- und Salzmethode raus, ( der Andy kennt bestimmt auch mehrere alte Schmiede) und dann werden die Probestücke jeweils gehärtet. Feilentest, Anlassen, Bruch-und Biegetest usw. bekommt man auch ohne ein Arsenal von Instrumenten hin. ein stabiler Schraubstock, eine gute Feile, und ein Hammer reichen volkommen zu, keep it simple...
    Aber das mit dem Aluspray war mir auch neu. Danke!


    Viele Grüße, Andreas

  • Moin
    Das mit dem Alu..hatte ich auch noch nicht auf dem Schirm.
    Ich erwärme meine Klingen im Bleibad,aber ob mir dabei das Alu...hilft ?,würde es auch mit Kupfer...gehen was für KFZ bei Bremsen verwendet wird ?.mit Zunder habe ich ja nichts zutun,aber es bleibt zumindest beim ersten mal,immer etwas Bleipickel auf der Klinge, und wenn ich die Klinge zwischendurch warm richten muss,stört es etwas,denn es lässt sich mit dem Öl zusammen,nicht so gut abschaben.