• Hej community,

    vor zwei Monden wurde ich hier, hier, hier  gebeten, etwas über diesen in der Messerszene bekannten, dennoch vielen Enthusiasten unbekannten Messertyp etwas ausführlicher vorzustellen, welches ich in zwei Bildern auch dort gezeigt hatte.

    Ich versprach eine Vorstellung innerhalb weniger Tage - mea culpa. Erst heute konnte ich neue Bilder machen und habe die Zeit, etwas dazu zu schreiben.

    Nun, meine Kenntnisse zu Barrel Knives sind nicht umfassend.

    In den 1870er bis sicher in die 1900er gab es in Schweden, und hauptsächlich in der Stadt Eskilstuna, einen Boom. Es wurden von verschiedenen Firmen millionenfach Barrel Knives in unterschiedlichsten Größen und Klingenlängen hergestellt und in alle Welt verkauft.

    Bis heute ist die Entstehung des Namens nicht hinreichend geklärt - Griff geformt wie ein Fass, Verschiffung in Fässer. Was stimmt, werden wir wohl nicht erfahren, jedoch sind beide Varianten nachvollziehbar. Hier eine kleine Diskussion dazu.

    Ein Metallrahmen, der eine Klinge wie ein Klappmesser hielt, ausgestattet mit einer Feder (die sowohl im geöffneten wie auch im geschlossenen Zustand den Rahmen im Griff verriegelte) und einer Zunge zur deren Bedienung, wurde in einen runden und durchbohrten/durchstoßenen Holzkörper mit Metallbeschlägen gesteckt.

    So hatte man die kompakte Größe eines eingeklappten Folders mit den Ausmaßen eines Fixed kombiniert, die Klinge zudem beim Transport (wo auch immer) recht gut geschützt.

    Hier gibt es ebenso einen Thread zum Barrel Knife. Diese Seite ist voll von Bildern, und hier weitere Ausführungen.

    Einige internationale Messermacher bauten und bauen diesen ansprechenden und faszinierenden Messertyp nach vielen Jahrzehnten nach.

    Ich kam damit zum ersten Mal auf einer Messermesse in 2009 bei Alfred Dobner in Berührung, der meiner Meinung nach in seiner perfektionistischen Art den Barrel Knives ein weiteres Denkmal setzt.

    Sofort begeistert besprachen wir 'mein' Messer, welches er für mich fertigen wollte. Wenige Zeit später hatte er auf einer weiteren Messe neben meinen Vorgaben auch ein anderes Barrel Knife dabei, welches mich extrem in den Bann zog und dann auch in meine Sammlung wanderte. Das Griffholz ist hierbei stabilisierte Myrthe :love:

    Viele Jahre später konnte ich auf dem Messerstammtisch Rheinland von einem kenntnisreichen und jahrzehntelangen Messersammler ein kleines Original aus um 1900 in sehr gutem Zustand erweben - bei den immer wieder angebotenen sind oft das Holz angegriffen, die Klingen nur noch ein schmaler Streifen Metall oder der Mechanismus nicht mehr in Ordnung ... und/oder die Preise sehr hoch.

    Wie schon erwähnt hat vorallem das Sterling Silber eine in meinen Augen tolle Patina bekommen, die auf den Fotos nicht ganz so gut rüberkommt wie in Wirklichkeit. Dennoch ist das Barrel Knife von Alfred - hier auch im Zusammenspiel mit dem kleinen Original - immer fotogen 8):


    Hoffe, die kleinen Ausführungen gefallen. Es darf gerne in jeglicher Form diskutiert werden :)


    Liebe Grüße

    Franky

  • Hallo Franky,

    Schöne Bilder, in einem anderen Forum (nein nicht das blaue) hat ein Mitglied dieses Messer sehr genau vorgestellt und auch ein buildalong gezeigt.

    Ich muss zu meiner Schande gestehen dass ich so ein Messer in Bauteilen auf meinem Tisch liegen habe, will heissen, ich habe angefangen komme aber irgendwie nicht dazu weiter zu machen. Vielleicht motiviert mich Dein Beitrag.

    Gruß

    Roland

    Ancora Imparo

    Es ist besser eine gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.

  • So hatte man die kompakte Größe eines eingeklappten Folders mit den Ausmaßen eines Fixed kombiniert, die Klinge zudem beim Transport (wo auch immer) recht gut geschützt.

    Definitiv 42a-konform :greenbiggrin:

    Nee, im Ernst: Vielen Dank für den ausführlichen und sehr anschaulichen Bericht zu einem sehr interessanten Messertyp, Franky :greenthumbs:

  • Hi Franky,

    Auch von mir herzlichen Dank für deinen umfassenden und interessanten Bericht eines Klassikers aus Schweden. Dein Dobner ist sicher das Ausnahmestück gegenüber den Serien, nicht nur die Verzierung, sondern auch das stabile Stahlgehäuse!

    Burghard

  • Danke Euch :)

    Ich möchte noch erwähnen: es ist ein echt wundervolles, fast ehrfürchtiges Gefühl, ein über hundert Jahre altes Messer bespielen zu dürfen 8)

  • Hallo Franky,

    danke für Deine Mühe und die schönen Fotos von deinen Schmuckstücken!

    Dobner ist sowieso immer eine Erlebnis und dein Klassiker zusätzlich ein Highlight.

    Grüße,

    Thomas

  • Hallo Franky,

    in der Tat ein absolutes Schmuckstück! Das System an sich war mir bisher nicht bekannt. Man lernt nie aus.

    Trotzdem eine ketzerische Frage an die Gemeinde. Es gibt ja beim BKA Feststellungsbescheide zu diversen Waffen nach WaffG, in denen eine Stellungnahme zu einem eventuellen Verbot durchgeführt wird. Auf der Seite des BKA findet sich ein ähnliches Messer, bei dem die Klinge nicht geklemmt sondern geschraubt wird. Im Feststellungsbescheid heißt es hierzu:

    "...Die Eigenschaft als Hieb- und Stoßwaffe ist bei der Aufbewahrung in der Umhüllung nicht zu erkennen, vielmehr entsteht der Eindruck eines Gebrauchsgegenstandes in Form eines Schlüsselanhängers. [...] Die Verbotseigenschaft im Sinne der Anlage 2 zu § 3 Abs. 3 WaffG - Waffenliste - Abschnitt 1, Nr. 1.3.1 wird daher bejaht..."

    Es geht also darum, dass das Messer im zusammengeschraubten Zustand nicht als Messer erkennbar ist, was nach WaffG verboten ist.

    Gibt es Erfahrungen oder gar gegenteilige Stimmen hierzu? Wäre sehr spannend!

    Viele Grüße

    Christian