Hier mal ein Rätsel. Ich habe dieses Objekt in einem kleinen Museum irgdendwo und irgendwann - lang ist es her - fotografiert. Das "Ding" bzw. Kunstwerk muss schon älter sein. Hing von der Decke an einer Kette. Welche Symbolik, welche Verwendung hatte es? Was ist das für eine Dolchart? Was sind das für goldene Flammen? Ich habe keine Antwort, sondern suche welche ...
Rate, rate was ist das?
-
-
Hallo erst einmal an den mir unbekannten hier im Forum.
Ziemlich starker Tobak für eine Deiner ersten Posts hier im Forum....wie auch immer, ich will gerne versuchen Dir weiter zu helfen.
Zu Deiner "Kunstmontage" kann auch ich nur spekulieren....bzw. mich an sie heranarbeiten.
Diese Montage ist sicherlich schön älter, vielleicht 17. oder 18. Jahrhundert.
Die einzelnen Teile haben wohl alle eine Bedeutung mit religiösem Hintergrund.
Der "künstliche" Totenkopf, also kein originaler Schädel, ist schon seit jeher als Symbol für den Tod genutzt worden.
Die fehlenden Zähne sollen dabei die Vergänglichkeit des Menschen aufzeigen.
Feuer hat eine vielfältige Symbolik im Christentum, zum einen die Theophanie (Gotteserscheinung) aber wohl hier im Zusammenhang mit dem Tod als Symbol des Fegefeuers und der Hölle.
Das Schwert ist als Insigne der Macht zu verstehen, aber die Form des Kreuzes welches das Schwert mit Klinge und Handschutz bildet, zeigt wohl die Macht Gottes. Man denke an die Kreuzritter mit den Schwertern in Form eines Kreuzes.
Alles zusammen sollte meiner Meinung nach den Sieg von Jesus Christus über den Tod darstellen, der im Glauben der Christen das ewige Leben nach dem Tod für die Menschheit gebracht hat.
Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.
Gruss
Christian
(der nicht gefragt wurde, ob er einen christlichen Namen wollte)
-
Eine weitere Erklärung, sicher aus christlicher Tradition. Jesaja 66, 16:
Denn der HERR wird durchs Feuer richten und durch sein Schwert alles Fleisch, und der vom HERRN Getöteten werden viele sein.
Derartige Schreckenssymbolik gibt es besonders im Alten Testament reichlich. Die Botschaft ist religiös aber universell: Folgen oder Strafe. Ich tippe auf Barock-Zeit des „Kunstwerkes“ und eher dörflich bzw. ländlich, da eher grob gestaltet.
Burghard
-
In welchem Land hast du das "Kunstwerk" aufgenommen ?
Die Flammen erinnern mich irgendwie an das italienische
Carabinieri Abzeichen !
Norbert vom Neckar
-
In welchem Land hast du das "Kunstwerk" aufgenommen ?
Süddeutschland, Stadmuseum Überlingen, wo ich über die Herkunft beim damaligen Besuch von dem anwesenden Museumspersonal keine Infos erhalten konnte.
Denn der HERR wird durchs Feuer richten und durch sein Schwert alles Fleisch, und der vom HERRN Getöteten werden viele sein.
Gutes Zitat für eine mögliche Deutung.
Diese Montage ist sicherlich schön älter, vielleicht 17. oder 18. Jahrhundert.
Die einzelnen Teile haben wohl alle eine Bedeutung mit religiösem Hintergrund.
Ja, ich meine auch, dass dieses krasse Kunstwerk etwa so weit zurückreichen könnte, - zumindest vor das 20. Jahrhundert. Allerdings vermute ich mehr eine freimaurerische Symbolik als eine kirchlich-christliche. Möglicherweise stammt das Teil aus einem zerbombten oder geplünderten Logenhaus der Weltkriege. Der Zusammenhang Schädel und Dolch/Schwert existiert bei den Freimaurern, aber es wäre eine aufwendige Recherchearbeit Näheres herauszufinden. Mal so eben googeln, hat nicht geklappt.
Und wer hier unter den Messerfreunden Freimaurer eines Hochgrads wäre, dürfte nichts über den Ritualgebrauch verraten...
Was mich in diesem Kontext interessiert, ist die Frage, inwiefern unsere Faszination für Messer, Dolche und Schwerter nicht auch "Symbol" für spirituelle oder seelische Verfasstheiten ist. Welche wären das? Sind die individuell? Ich selbst erlebe die Richtung "Ritterfaszination" (inklusive christlich-ritterlicher Tugendideale) und verbinde mit Messern (Schwert) Mutvolles, Lichtvolles und kunsthandwerkliche Schönheit, weniger Martialisches und Dunkles. Vielleicht habe ich als kleiner Junge zuviel "Prinz Eisenherz"-Hefte angeschaut!?
Symbolisieren scharfe Messerschneiden analytisch-scharfsinniges Denken? Messerscharfes Denken verbinde ich mit lichtvoller Erkenntnis, - intellektueller Scharfsinn kann andererseits aber auch verletzen und wahrscheinlich ist der Begriff "Rasiermesser" nicht umsonst auch ein Fachbegriff der Philosophie.
LG Reinhold
-
Servus Reinhold,
Messer sind Werkzeuge und ihre Herstellung ein klassisches Handwerk. Beides im besten Fall, siehe die Messermacher hier in der BC. Von Psychoanalyse a la Sekundarstufe und Kriegsverherrlichung halte ich nichts.
Viele Grüße
Marc
-
rjfaeth Sorry, aber ich sehe in dem Ausgangs-Kunstwerk absolut nichts „Freimaurerisches“. Ort und Zeit passen zum Barock mit christlicher Symbolik. Es steht natürlich jedem frei, der eigenen Suche zu folgen.
Das Schwert war immer schon Machtsymbol, Betonung auf MACHT! Denn es war eine mächtige Waffe. Findet man deshalb in den Reichsinsignien oder im Kern aller europ. Mythen und Legenden. Man kann aber auch weiter zurückgehen. Google mal „Cherub mit Schwert“, die Bücher Moses sind ja schon einige tausend Jahre alt. Das Schwert bzw. auch Dolche erhielten ihren reinen Ehrenstatus, als ihre Wirkung als Waffe durch Schusswaffen abgelöst wurde. War nicht nur eine europäische Entwicklung, mussten auch die Samurai lernen. Traditionelle Insignien der Macht sind sie bis heute geblieben.
Ob es eine tiefere „philosophische“ Verbindung zum Messer gibt? Keine Ahnung, Wissen ums Werkzeug Messer würde aber helfen. Gerade die Messergegner müssten täglich Messer hochleben lassen. Denn ohne dieses Ur-Werkzeug hätten sie nie das geistige Potenzial zur Formulierung jeglicher Verbote erreicht. Erst das Messer erschloss dem Urmenschen die Menge Proteine (Fleisch) zum Wachstum seines Gehirns. Gut möglich also, dass in unserem Inneren da ein Bezug geblieben ist - bei uns MesserFuzzis sowieso.
Burghard
-
Von Psychoanalyse a la Sekundarstufe und Kriegsverherrlichung halte ich nichts.
Geht mir genau so. Kriegsverherrlichung geht gar nicht - und gegenüber Sigmund Freuds Theorien denke ich eher wie Karl Kraus, der scharfzüngig Kritik an der Psychoanalyse übte: "Psychoanalyse ist die Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält."
Weiter hat ja dann Burghard auf die historisch-symbolisch-religiösen Aspekte von Messern (und Schwertern) hingewiesen, die eben nie nur bloße Werkzeuge des Alltäglichen waren (erforscht seitens Anthropologie, Religions- und Altertumswissenschaften).
Sicher, man kann Messer heute auch nur als Alltagswerkzeuge sehen und gebrauchen, aber man kann es auch anders sehen und erleben, so wie es der angesehene Rasiermesser-Handwerker Herr Wacker Senior in einem Fernsehinterview auf den Punkt gebracht hat mit dem Satz: "Das Rasiermesser ist ein mystisches Werkzeug."
Barock mit christlicher Symbolik.
Wie gesagt: Ich weiß es nicht. Aber "Barock mit christlicher Symbolik" kann ich nicht dingfest machen. Dazu müsste man schon vergleichbare "Dolchschädel mit Flammen" in der christlichen Kunstgeschichte nachweisen....
So wie es aussieht, müssen wir es offen lassen - und vielleicht weiter "raten" : )
Danke für Eure Beiträge zum Thema!
LG Reinhold
-
HiHi
Ich halte es für eine eher volkstümliche Darstellung des Vanitas bzw. Memento mori-Motives. Denn das Objekt spielt mit der üblichen barocken Emblematik der Vanitas: Totenschädel (Steingut), Schwert (Kupfer?), sich verzehrendes Feuer (Holzarbeit, vergoldet). Bodensee-Raum könnte gut passen. Fragt sich natürlich auch, ob die Komposition so als Einzelobjekt geplant war oder ob da ursprünglich noch anderes, ein weiteres Umfeld, dazu gehörte?
Eine bekannte niederländische Version des Themas sind die Arbeiten von Harmen Steenwijck (1612-1656). Nett da ist das exotisch-asiatisch wirkende Schwert. Das Feuer ist allerdings nur durch die verlöschende Kerze angedeutet. (Bild: gemeinfrei)
-
@Messer-Melancholiker
Danke für das schöne Stillleben mit Schädel und Schwert!
Nun ja, eine MEMENTO MORI Symbolik könnte es auch (gewesen) sein.
"Feuer" ist bei dem Stillleben allerdings nicht mehr präsent, die gerade verlöschte Kerze, die noch nicht ganz heruntergebrannt ist und das umgestürzte Weinglas, mahnen, dass dich der Tod vor der durchschnittlichen Lebensspanne unerwartet ereilen kann. Die Musik ist aus - wie das Buch zu Ende und am Zuklappen ist - und die Pfeifen ausgeraucht..
Ist die Seele dahingegangen in eine höhere Welt des LICHTs, das von oben so auffällig hereinstrahlt?
Marcs heitere Profil-Message: "Das Einzige, das wirklich Zukunft hat, ist die Zukunft" könnte variiert auch so lauten: Das Einzige, das wirklich in der Zukunft auf jeden von uns zukommt, ist der Tod.
-
Hallo rjfaeth
Schöne Interpretation von Harmen Steenwijks Stillleben, die Du da gibst! Es endet auch die Macht (das Schwert) und der Prunk des Reichtums (das sündteure, mit Purpurschnecken gefärbte Tuch). Und der Mensch ist unbehaust und heimatlos in dieser Welt (leere Schnecke).
Diese Bilder sind randvoll mit Symbolik und Andeutungen! So sehr, dass es dann wiederum dicke Emblem-Bücher gab, die die Symbole auflisteten und aufschlüsselten.
War eine interessante Zeit, das Barock!
Grüße,
Stefan