Verarbeitung von Kydex

  • In den letzten Tagen habe ich ein wenig mit der Vearbeitung von Kydex für Messerscheiden herumgebastelt.

    Folgende zu beachtende Punkte habe ich an verschiedenen Stellen gefunden und möchte das hier mal zusammengestellt vorstellen bzw. zur Diskussion stellen.
    (Ich glaube so was haben wir hier noch nicht.)

    Hinweise zur Kydexverarbeitung:

    Man benötigt:
    Kydex und Nieten oder Schrauben
    Heißluftfön und oder Ofen zum erwärmen
    Schaumstoff und Holzplatten für Kydexpresse
    Cuttermesser und breites Stahllineal
    Bohrer und Senker für Löcher für Nieten oder Schrauben
    Feilen und Schleifpapier
    Baumwollstoff
    Hitzebeständige Handschuhe

    Zum zuschneiden der Kydexplatten nehme ich einfach ein Stahllineal und Cuttermesser.
    Damit ritze die Kydexplatte Platte mit ein paar kräftigen Zügen ein.
    Dann kann man die Platte an der eingeritzten Stelle einfach abknicken.

    Feilen geht super, vor allem mit neuen Feilen, die noch keinen Stahl gefeilt habe.

    Für hohen Abtrag nehme ich eine sogenannte Installteurfeile von Pferd EAN 4007220542309:
    http://www.safeline.de/product/423030…ndel+2014---15/
    Zu finden auch im Pferdkatalog Seite 13 ganz unten:
    http://www.pferd.com/images/WZH_22_Katalog_201_72dpi_de.pdf

    Erwärmen sollte man das Kydex ohne das Messer auf ca. 100 – 130°C (Quelle: holsterbau.de)
    Ich habe dazu einen kleinen billigen Miniofen genommen, da man nicht den Küchenofen nehmen soll, wegen der Dämpfe vom Kunststoff
    Die Temperatur kann man super mit einem Infrarotthermometer kontrollieren.
    Da eignet sich beispielsweise:
    http://www.conrad.de/ce/de/product/…0150524092445:s
    oder
    http://www.conrad.de/ce/de/product/…260-C?ref=list:
    oder auch für höhere Temperaturen:
    http://www.conrad.de/ce/de/product/…essung?ref=list

    Die Klinge 1 - 3 x mit Malerkrepp abkleben.
    Für kleine Klingen eher 1 - 2 Lagen bei größeren Klingen können es auch 3 Lagen sein.

    Ich wollte Kydex-Scheiden haben, die man zerlegen kann, z.B. zum reinigen.
    Daher habe ich sie nicht genietet, sondern auf beiden Seiten mit Edelstahl Chicago Screews verschraubt.
    Siehe Bilder.
    Die Chicago Screews muss man eventuell kürzen, damit mit sie auch dünneres Kydex klemmen.

    Dafür wird das Kydex nicht gefaltet, sondern es werden zwei Platten aufeinander gelegt.

    Dazu habe ich auf Youtube den Hinweis gefunden, dasss man die Platten einfach vor dem erwärmen flach mit den Chicago Screews aufeinander schraubt und dann erwärmt.
    Das klappt so herum wirklich super!
    Der Typ auf Youtube, der diese Vorgehensweise empfohlen hat sagte, damit hätte er den Ausschuss erheblich reduziert, was ich gut nochvollziehen kann.

    Wenn das Kydex warm und flexibel ist, schiebt man das Messer einfach mit abgeklebter Klinge so hinein, wie man es haben möchte und dann ab damit in die Kydexpresse und mindestens 5 Minuten warten bis es kalt geworden ist.
    Das klappt super, man muss nur darauf achten, dass das Messer noch in der richtigen Position steckt, wenn es in die Presse geht, das verschiebt sich leicht.
    Wenn es mal nicht passen sollte, kein Problem einfach neu erwärmen und neuen Versuch starten.
    Man benötigt auf jeden Fall hitzebeständige Handschuhe, z.B. Schweißerhandschuhe oder welche aus Kevlar.
    Wenn die Kontur nicht gleich scharf wird, kann man den Schaum in der Presse anwärmen.
    Auch das Messer kann man anwärmen um eine bessere Kontur zu erreichen.

    Schaumstoff für die Kydexpress gibt es bei holsterbau.de.
    Es soll aber auch der Schaumstoff von Isomatten funktionieren.
    Man braucht auch nicht unbedingt eine richtige Pressen.
    Holzplatten der Schaum und das Eigengewicht reichen auch.

    Papiertücher oder ähnliches auf Schaum legen hilft, damit Kydex nicht am Schaum festklebt.

    Wenn das Messer nach dem Pressen noch nicht wie gewünscht geklemmt wir, muss man die Stelle, wo die Scheide enger werden soll punktuell mit dem Heißluftfön erwärmen und die Kontur mit den Fingern nachdrücken.

    Dabei muss man den Druck einige Zeit aufrecht erhalten, damit das Kydex die Form hält.
    Für das punktuelle Erwärmen habe ich mir Blenden aus Balsaholz geschnitten.
    Also z.B. ein Stück Balsaholz z.B. 100 x 100 mm und in der Mitte ein Loch 10 x 10 mm oder 15 x 15 mm.
    Das Loch kommt dann gezielt auf die Stelle, die man erwärmen, will und der Rest ist vom Balsaholz vor der Hitze abgeschirmt.
    So erreicht man, das nur der gewünschte Bereich flexibel wird, aber der Rest die Form behält.
    Die Kanten kann man mit 400er oder 600er Schleifpapier bearbeiten.
    Man kann auch mit feinem Schleifschwamm die Kanten polieren.

    Zum endgültigen Polieren der Kanten eignet sich Baumwollstoff (altes Weißes T+Shirt) ohne jegliche Zusätze.

    Andere Quelle schwören darauf die Kanten mit Lappen und Aceton zu polieren (dabei gut lüften).
    Das habe ich noch nicht probiert, das Ergebnis nur mit dem Baumwollstoff war für mich super.

    Aufpassen, dass kein Schleifstaub von Schleifpapier oder ähnlichem zurückbleibt, da dies die Klinge zerkratzen würde.
    Auch das ist ein Vorteil der zerlegbaren Scheiden, man bekommt die Fertigungsrückstände ganz einfach heraus.

    Aceton oder Alkohol eignet sich zum säubern.

    Würde mich über Kommentare und zusätzliche Hinweise freuen!


    2 Mal editiert, zuletzt von dark star (27. Mai 2015 um 22:55) aus folgendem Grund: Zeilenumbrüche angepasst. 1 - 2x Malerkrepp in 1 - 3x Malerkrepp geändert.

  • Danke für den aufschlußreichen und vollständigen Beitrag :)
    Aus eigenen Erfahrungen die ich kürzlich( fürs Newcommermesser ) mit Kydexscheidenbau sammeln durfte
    Kann ich bestätigen das es genau so zu handhaben ist,ist alles auch kein Hexenwerk und man kann auch als Anfänger
    schon akzeptable Ergebnisse erzielen .

    Gibt dem eigentlich nix zuzufügen ,evtl. Falls man keine zerlegbare Scheide sondern eine wo das Kydex um
    Das Messer gelegt wird bevor es in die Presse kommt sollte man darauf achten das unten an der Spitze des Messers
    in der Scheide ein etwa 3 mm großer Ausgang bleibt.dazu kann man evtl. Ein Stück packord mit reinlegen,dieses Loch dient eben dazu diese Scheide dann auch reinigen zu können mit geeigneten Mitteln und Druckluft geht das
    Dann Super

    Schöne Pfingsten
    Stefan

  • Hier noch ein paar Links zu Youtube-Videos, die ich hilfreich fand:

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    Hier fand ich den Tipp mit der Reihenfolge, erste die beiden Kydex-Platten flach aufeinander zu nieten oder zu schrauben, dann erwärmen und das Messer einzuschieben.
    Ist zwar ein langes Video, lohnt sich aber meiner Meinung nach.

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  • Servus, da ich mit Kydex nun schon 4 Jahre arbeite geb ich mal auch meine Senf dazu :)


    Ich persönlich schneide alle Kydexteile mit der Stichsäge und einem Kunststoffblatt aus. Ich bearbeite alles nur mim Bandschleifer und Dremel, der Feinschliff ist dann mit 240er Schleifleinen, manchmal 320er....

    Die Temperatur solltest du höher Ansetzen wenn du richtig gut abgeformte Kydex haben willst. Ich erwärme meine mit 160° im Backrohr, ich greif zwischendurch rein und kontrolliere die Konsistenz. Wenns durchgehend weich ist nehm ichs dann raus, ich nehm aber an so 3-5 Minuten dauert das schon.

    Beim Pressen verwende ich eine alte Pflanzenpresse, was nichts anderes ist als zwei Holzbretter mit Gewindestangen fixiert. Ist nicht optimal beim Arbeiten aber ich bekomm ein 1a Ergebnis. Wichtig ist das man wenn möglich den originalen Schaumstoff für Kydex kauft.... Ich hab viel probiert, aber das Pressergebnis ist einfach am besten mit dem Schaumstoff. Isomatten gehen aber Formen nicht so gut ab, verschmelzen usw... beim Schaumstoff braucht man auch kein Tuch welches das Abformen behindern könnte bzw. eine unschöne Musterung durch Falten in die Kydex drücken könnte.

    Auskühlen würde ich es auch länger lassen als 5 Minuten, bei mir ists meistens sogar über 15 Minuten gepresst, da ich es schon hatte das sich die Kydex etwas "entspannt" hat bei zu frühem an die Luft nehmen....

    Das Putzen der Kanten mit Aceton, wie oben schon erwähnt ist die schnellste und sauberste Möglichkleit die Ränder zu glätten. Ich schleife die Kanten nur bis Körnung 320 ca. und dann einen Lappen mit Aceton nehmen und abreiben.


    Mfg

  • Hallo Andreas,

    vielen Dank für die vielen zusätzlichen nützlichen Hinweisen. :thumbup:
    So hatte ich mir das gewünscht.

    Damit das Kydex lieber etwas länger in der Presse zu lassen als zu kurz hast du auf jeden Fall recht.

    Ich habe mir eine einfache Presse aus ein paar Holzbrettern und einer starken Schraubzwinge (sogenannte Schlosser-Schraubzwinge) gebaut.
    http://www.bessey.de/de/product_det…001412500020023

    Bezüglich dem Thema Temperatur auf 160°C erhöhen wäre ich vorsichtig.
    Damit erreicht man bestimmt eine bessere Konturierung beim Pressen.

    Aber bei meinen Versuchen hatte ich schon bei Temperaturen des Kydex von ca. 135°C das Problem, dass die beiden Hälften sich miteinander verklebt haben.
    Das mag kein Problem sein, wenn man eine gefaltete Bauweise oder eine Bauweise mit Nieten wählt.
    Wenn man, wie ich, die Scheiden aber zerlegen können will, ist das eher suboptimal.


  • Bezüglich dem Thema Temperatur auf 160°C erhöhen wäre ich vorsichtig.
    Damit erreicht man bestimmt eine bessere Konturierung beim Pressen.

    Aber bei meinen Versuchen hatte ich schon bei Temperaturen des Kydex von ca. 135°C das Problem, dass die beiden Hälften sich miteinander verklebt haben.
    Das mag kein Problem sein, wenn man eine gefaltete Bauweise oder eine Bauweise mit Nieten wählt.
    Wenn man, wie ich, die Scheiden aber zerlegen können will, ist das eher suboptimal.


    Komisch, ich hatte selbst bei 170° noch kein Problem das mir irgendwas verklebt..... weder bei gefalteten noch bei zweiteiligen Kydexscheiden... ich erhitze das Kydex in einem guten Miele Backofen, glaube also nicht das die Temperatur weit neben den angezeigten Grad ist....

  • Hallo Andreas,

    die Temperatur habe ich mit dem Infrarotthermometer gemessen.
    Da du aber sagst, bei dir klebt es auch bei 170°C kann es bei mir daran liegen, dass ich die beiden Teile vor dem erhitzen schon mit den Chicago Screews zusammen geschraubt habe.
    Dadurch werden die beiden Teile punktuell schon bei erhitzen stark zusammengepresst.
    An den verschraubten Stellen war auch das leichte verkleben zu erkennen.

    Die Angabe von ca. 100 – 130°C habe ich wie oben geschrieben von holsterbau.de.
    http://www.holsterbau.de/kydex_todo1.htm
    Der Dominik wird meiner Meinung nach schon wissen, was die richtigen Temperaturen sind.

  • Hallo Dark Star,

    auch ich verschraube meine Kydexplatten vor dem Pressen, ich weiß nicht woran es liegt das es bei mir nicht verklebt. Ich hab dir nur gesagt wie ich es mache und ich bekomme 1a Ergebnisse ;). Wenn sich bei dir das Ganze etwas anders verhält und du auch gute Ergebnisse erzielst gibts aber kein Problem in meinen Augen ;)

  • Weitere Tipp für die Verarbeitung von Kydex:

    Wenn die Scheide aus der Presse kommt muss man normalerweise noch ein paar Anpassungen machen, damit das Messer richtig einschnappt und auch die Öffnung so erweitern das es einfach ist, das Messer hineinzustecken.
    Siehe Markierungen in dem einen Bild.

    Dazu erwärmt man die zu ändernden Bereiche mit dem Heißluftgebläse.
    Dabei kann es aber leicht passieren, dass auch Stellen sich zurückverformen, wo dies nicht gewollt ist.

    Damit ich Stellen punktuell gezielt erwärmen kann, habe ich mir Fenster in Platten aus Balsaholz geschnitten, damit klappt das super.
    Das Gebläse stelle ich dazu senkrecht auf den Tisch und halte die Scheide mit Fenster im dem Balsaholz an der richtigen Stelle darüber.

    Anbei ein paar Bilder, die zeigen, was ich meine.