Hallo Zusammen,
viele kennen von euch den Wettbewerbssieger des Gentleman Knife Contests - ich hatte im Rahmen der Bekleidung des edlen Gentlemans Zeit, das Athos von Rainer länger begutachten zu können und in mir entstand die Idee, euch diese Eindrücke in Form eines Reviews näher zu bringen.
Das Design und Erscheinungsbild
Der Athos besteht aus den feinsten Materialien und Rainer hat für Klinge und Backen einen wilden Damast (800 Lagen) 1.2842 und 1.1259 von seinem Namensfetter Roman Blaha genommen. Dies wurde kombiniert mit einem herrlichen historischen Stück Elfenbein und Teilen aus Titan. Schon bei der Materialauswahl und Anordnung sieht man die prachtvollen Details: Das Muster der Backen hat im Inneren zentriert seinen Kern, die Schrauben verlaufen dazu nahezu symmetrisch; die Struktur des Elfenbeins schlägt herrliche Wellen, die die Struktur des wilden Damasts weiterlaufen lassen; im inneren glänzt ganz diskret ein herrlicher Sonnenschliff; und schon im oberen erkennt man ein prächtiges aber dennoch dezent dazu passendes Filework, was einem zuzuflüstern weiß, hier steht ein mondäner und üppiger Gentleman zur schau...
Ansonsten besticht das äußere Design durch klare und dezente Linien, hier wurde bewusst auf weitere Pracht durch außergewöhnliche Experimente verzichtet und ich empfinde das Design als sehr maskulin und traditionell. Im Ganzen finde ich das Designkonzept stimmig und fließend, hier sticht nichts negativ heraus oder überfrachtet oder überlagert eine Komponente.
Verarbeitung
Schon auf den ersten Blick sieht man, dass Rainer auch bei der Verarbeitung sehr fokussiert und konzentriert bei der Sache war. Alle Schrauben stehen symmetrisch zueinander und sind gleichmäßig weit versenkt. Der Übergang zwischen Damast, Elfenbein und Titan ist an jeder Stelle spaltfrei. Die Klinge ist genau mittig und das Ricasso ist sauber und scharf ausgeschliffen. Das Filework und der Sonnenschliff sind soweit ich das mit dem Auge beurteilen kann spiegelungsgleich angeordnet. Die Backen haben einen gleichmäßigen Radius und alle Kanten sind schön verrundet. Die versteckte Fangriemenöse ist genau mittig und parallel gearbeitet.
Das Finish der Backen und Klinge ist für meine Begriffe perfekt, es hat eine ganz leichte Struktur, die man mit den Fingern spürt und die Konturen des Damasts sind schön scharf anzusehen. Auch ist Rainers Logo sehr gut zu sehen und ist trotz des Damasts äußerst scharf. Das Elfenbein ist schön poliert und man erkennt dennoch darunter das herrliche Wellenmuster des Zahnsteins...
Die Schneidphase ist komplett symmetrisch geschliffen und poliert und verleiht dem Messer eine geniale Rasierschärfe.
Einzig am hinteren Ende weißt das Titan leichte Schleifspuren auf.
Handling
Als ich das Messer zum ersten mal auspackte und es in die Hand nahm, spürte ich gleich die vertrauenserweckende Schwere des Materials... Es ist nicht zu leicht, aber eben auch nicht zu schwer... Es liegt sehr angenehm und ausbalanciert in der Hand. Nun öffnet man die Klinge und merkt gleich, den geschmeidigen und gleichmäßigen Klingengang. Es gleitet beim Öffnen, nicht wie andere Klappmesser, die häufig leicht harken oder man das Kratzen spürt...
Dann klickt es dumpf ein und arretiert die Klinge fest in seiner Arbeitsposition. Auch hier ist kein seitliches oder horizontales Spiel zu erzwingen. Beim lösen der Arretierung wurde ich beim ersten mal ein wenig verwundert, der Lock ist bündig mit dem Frame und beim ersten Versuch die Arretierung zu lösen, hätte ich mir eine herausstehende Rampe gewünscht. Aber um so häufiger ich mit dem Messer spielte, um so begeisterter war ich von dem Konzept. Die Kanelierung ist sehr griffig und der Daumen bleibt wie als wären es mikrofeine Haken daran hängen, anschließend lässt sich die Klinge wunderbar schließen. So liegt das Messer sehr bequem und ausgewogen in der Hand. Beim Schließen gleitet die Klinge in den Detent und wird von ihm sicher und fest verwahrt.
Fazit
Ich bin ganz sicher kein Klappmesserprofi, was man an meinen Fotos wohl schon erahnen dürfte, aber ich hatte nun mit der Zeit schon einige Klappmesser in der Hand und habe auch schon ein paar Reviews geschrieben. Dieses Messer hat mich beim ersten Öffnen absolut überzeugt! Rainers Arbeiten was Design, Materialwahl und Verarbeitung angeht, sind für mich ungeschlagen mit an der Spitze der Klappmesserbauer. Zudem weiß Rainer, wie sonst kein Zweiter, seine Arbeiten in einen Gesamtzusammenhang zu stellen: Ideen, Geschichte, Vorstellung und Präsentation suchen ihres Gleichen und runden dieses Kunstwerk perfekt ab.
Würde man mich fragen, wie man einen Gentlemanklapper bauen sollte, ich würde auf Rainers Athos verweisen! Ich sehe keine Kritikpunkte an seiner Arbeit und obwohl er sehr komplexe und strukturhafte Materialien verbaut hat, passt alles sich zu einem dezenten und brillanten Werk zusammen - für mich ein Traummesser...
Die Lederarbeit
Da zu solch einem einzigartigen Messer auch ein einzigartiges Leder gehört und es gerade hier seine volle Stärke entfalten kann, haben wir uns für Horween Shell Cordovan Leder entscheiden. Beim Design hab ich erst viel herumgespielt und wollte irgendwie seine klaren eher eckigen Linien auch in der Lederarbeit fortführen, aber es sah immer zu überladen, zu modern oder unpassend aus. Schlussendlich habe ich mich für ein ganz klassisches Design entschieden.
Leder: Horween Shell Cordovan Cognac 1,4 mm
Garn: Fil Au Chinos (handgewachst)
Naht: 10 Stiche auf 1 Inch (French Style)
Kanten: gewachst und Hitze versiegelt
Schönen Gruß
Christian