Stahl für selbst hergestelltes Schmiedewerkzeug

  • Servus,

    ich habe mir heute eine weitere Zange zum Schmieden gemacht. Das hat so weit ganz gut funktioniert. Allerdings das Loch aufzudornen, statt zu bohren war nicht so leicht. Ich habe aus einem 10er Rundstab Baustahl einen Dorn gemacht und aus einem Rest Flachstahl eine Lochplatte. Die Zangenteile habe ich anständig erhitzt und beim Versuch das Loch zu machen habe ich den Dorn anständig verbogen. Mit Müh und Not habe ich es dann doch geschafft.

    Jetzt stellt sich mir die Frage, aus welchem Material ich grundsätzlich Schmiedewerkzeug herstellen sollte. Die Zahngen aus Baustahl funktionieren, wenn sie nicht zu filigran sind. Der Dorn war überhaupt nichts und ein Abschrot zum trennen von glühendem Stahl taugt nur noch zum absetzen, da es einfach zu weich ist. Soll ich die Teile aus C45 oder ähnlichem machen und Härten? Mein Dorn blieb mir heute im heißen Stahl stecken und war ruckzuck auf blau angelassen. Das würde ja bei einem Teil aus Werkzeugstahl die ganze Wärmebehandlung verhunzen.

    Generell würde mich auch interessieren, ob man z.B. ein altes Beil oder einen Schlosserhammer zu einem Abschrot umfunktionieren könnte. Ich könnte mir z.B. vorstellen so ein Werkzeug abzuflexen und auf einen Halter aus Baustahl zu schweißen, den ich dann in das viereckige Loch vom Amboss stecke. Aber wie stabil lassen sich die Stähle Elektroschweißen?

    Ich habe momentan ein Henne-Ei-Problem. Um eine gescheite Zange zu machen brauche ich einen gescheiten Dorn und evtl. ein Abschrot. Anders herum brauche ich, um mir Dorn und Abschrot selber zu schmieden mindestens zwei entsprechende Zangen. Hat jemand ein paar Tipps für mich?


    Viele Grüße

    Christian

  • also für einen abschrot würde ich zB. das von dir erwähnte c45 oder aber einfach federstahl vom schrotplatz verwenden. Entweder du schmiedest den abschrot komplett aus einem Stück (zB aus einer blattfeder) oder du flext die halt so ein teil. Eine gute v-naht hält das leicht aus, du musst das teil nur nach dem verschweissen einmal komplett durchglühen. Härten bitte nur die paar cm unter der klinge. Anlassen auf goldfarben, dann ists nicht zu hart.

    LG
    Stephan

  • Irgendwer hat mir mal gesagt, ich kann aus Baumarktmeisseln recht gute und günstige Dorne Schmieden, da die aus Kostengründen aus Lufthärtern gemacht werden.
    Was dann praktischerweise zur Folge hätte, dass du dir bei der warmen Arbeit den Dorn nicht so schnell ruinierst.
    Selbst hab ich mir ein paar Dorne und Punzen aus PKW Spiralfeder geschmiedet.
    In der Esse gehärtet und blau angelassen, die halten recht gut soweit.
    Zum Abschrot hab ich mir schon etliche YT Videos angesehen und da ist so ziemlich alles vertreten.
    Von der KFZ Achse, über C45 bis hin zum Baustal mit O1 Einlage.
    Ich hab auch schon mal drüber nachgedacht, mir ein Gipserbeil zum Abschrot umzuschmieden.
    Neulich auf dem Hammer In in Wendelstein haben sie tatsächlich mit ner alten Axt abgeschrotet.

    Ich denke, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
    Wie heissts so schön? Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.

    Eine allgemeingültige Faustregel, aus welchem Stahl du was und wie ganu machen musst, gibt es glaub ich nicht.
    Mir erscheint das zunehmen als Mischung aus persönlichem Geschmack, verfügbarem Material und Experimetierfreudigkeit.

    Viel Erfolg.

    MfG
    Peter

    Deutscher durch Geburt, Franke durch die Gnade Gottes.

  • Vielen Dank. Ihr habt mir schon Einiges weiter geholfen.

    Mein Fazit: Solche Werkzeuge sollten aus härtbarem Material sein. Ich habe noch eine alte LKW-Feder im Keller liegen. Diese sollte sich mit Euren Tipps zu einem Abschrot verwursteln lassen. Für die Dorne werde ich Material bestellen, das scheint mir weniger Aufwand.

    Wer noch einen Tipp hat, her damit. Vor allem aus alt mach neu ist sehr interessant.

    Gruß Christian

  • Hi Christian,
    Schmiedwerkzeuge, also Dorne, Meißel, Zangen mache ich selbst gern und viel aus Federstahl.
    1. Das Zeug gibt`s auf dem Schrottplatz für kleines Geld
    2. Es gibt Federstähle mit bis zu 0,9 % C-Gehalt, auch auf dem Schrott, C90 beim Stahlhandel gekauft ist aber teuer!
    4. Viele Federstähle sind Lufthärter, Test: Stahl auf Härtetemperatur bringen entweder im Luftstrom abkühlen, Kompressor, Gebläse oder damit wedeln. Wenn er nach dem endgültigen Abkühlen nicht oder sehr schlecht zu feilen geht- Lufthärter.
    5. Wenn Du was versaut hast, war`s nur ein Stück Federstahl und kein "Cowry Super High End" was auch immer- Stahl
    6. Durch seine spezielle Zusammensetzung ist dieser Stahl sehr widerstandsfähig, wenn man also keine großen thermischen Experimente macht, überhitzen, zu schroff härten kann man sehr gute Werkzeuge draus machen.
    Bild unten:

    Zange auf dem Amboss: Nur zum Härten, geschmiedet freiform aus einer Autofeder.
    Das Ding unten neben dem Amboss auf dem Holzklotz, ein -Abschrot Der Steckbolzen ist ein Stück Federstahl Unimog vom Schrott, die Klinge ist ein Stück Blattfeder.
    Ich hoffe, der Aufbau ist erkennbar.
    Der Bolzen ist einsitig abgesetzt und oben einmal gelocht. Ich hätte den Bolzen eigentlich eckig machen sollen, dann hätte er ins Vierkantloch des Ambosses gepasst, so habe ich ihn rund gelassen und warm ins runde Loch getrieben, so passte er perfekt. Zeit /Kohle gespart
    Die Klinge besteht aus einem Stück Blattfeder. In der Mitte gelocht, dass sie genau in den Absatz bzw über das Loch des Steckbolzens passt.

    Die Klinge wurde auf dem Amboss geschärft, dann angeschliffen und ohne Umschweife in Öl gehärtet und auf rot angelassen.
    Das ganze wurde dann mit einer Schraube M12 verbunden - fertig.
    Ich habe in weiser Vorraussicht vier Ersatzklingen dafür gemacht, ich habe die erste noch nicht mal verschlissen.

    Zangen würde ich nie härten, wenn sie aus Federstahl geschmiedet sind. Dadurch, dass sie Lufthärter sind, reicht es manchmal, wenn man sie glühend justiert oder richtet und aus dem Feuer nimmt, dass sie in dem Moment eine Härtung durchmachen.
    Reicht nicht zum Schneiden, aber es reicht, vielleicht, dass mal ein Splitter abplatzt wenn man beim Schmieden draufschlägt.
    Deshalb lasse ich eine Schmiedezange aus Federstahl pro Forma immer auf blau und mehr an (Federhart), wenn ich sie fertig habe.

    Viele Grüße, Andreas!