Jagdmesser aus San Mai und Cocobolo mit Lederscheide

  • Servus,

    ich möchte Euch gerne meine neueste Arbeit vorstellen. Es handelt sich um ein Jagdmesser mit einer dreilagigen Klinge aus Baustahl und 1.2510. Das verschweißen und schmieden der Klinge war etwas mühselig, da es draußen saukalt war und mir das Gas ständig eingefroren ist. Abhilfe brachte eine Wanne mit heißem Wasser, in der die Gasflasche baden durfte. In Zukunft möchte ich die Gasesse mit Luft aus meinem kleinen Kompressor betreiben. Dabei wird nicht so viel Gas entnommen. Die Flasche friert hoffentlich nicht so schnell und Gas wird auch noch gespart. Nach dem härten wurde die Klinge am Bandschleifer mit Minimalmengenkühlung herausgearbeitet. Der Rücken ist abgerundet. Nach dem Handfinish wurde die Klinge mit Fe3Cl geätzt und mit 2500er Schleifpapier poliert.

    Mit einem Satz neuer Schlüsselfeilen habe ich das Parierelement aus Automatenstahl gemacht. Es ist gar nicht so leicht, den Schlitz für den Erl an eine schmiederaue Klinge spaltfrei anzupassen. Ich bearbeite nur die Schultern des Erls, da ich die Klinge nicht schwächen will. Somit muss der Schlitz auf den Längsseiten genau passen. Nach dem Feinschliff habe ich das Parierelement kurz in Fe3Cl angeätzt, um es der grauen Klinge anzupassen

    Als Griffholz habe ich zum ersten mal Cocobolo verwendet. Ein tolles Holz für einen Messergriff. Sehr dicht und schwer. Es lässt sich auch super auf Hochglanz polieren. Nur der Schleifstaub ist echt übel. Die Griffform ist an mein letztes Messer angelehnt. Mir gefällt die Form und wie es in der Hand liegt. Ich möchte das nächste Mal versuchen diese Griffform an ein Küchenmesser zu adaptieren. Der geschmiedete Klingenrohling liegt schon bereit.

    Eine weitere Premiere ist die Lederscheide. Mit dem Werkzeug von Rickert und viel Internetrecherche war es gar nicht so schwer. Ich habe bewusst auf eine Gürtelschlaufe und weitere Sachen verzichtet, da ich die Geschichte nicht verkomplizieren wollte. Beim Nassformen habe ich nur den "Eingang" ans Messer angeformt, damit es sicher sitzt. Den Rest habe ich leicht bearbeitet, da es mir nicht so gut gefällt, wenn die Lederscheide so stark an das Messer angeformt ist.

    Noch ein paar Details:

    Gesamtlänge: 215mm
    Klingenlänge: 105mm
    Klingenbreite: 30mm
    Länge der Lederscheide: 160mm

    Gruß Christian

  • Da wünscht man sich fast, Jäger zu sein!

    Hallo Christian,

    ein ausgesprochen schönes Paket hast du da hergestellt.
    Ich weiss nicht, wo ich anfangen soll.
    Bei der von dir selbst handgeschmiedeten Klinge?
    Griffform und-holz?
    Scheide?
    Wähl du die Reihenfolge, ich sag dazu nur:

    Toll! :thumbsup:
    Toll! :thumbsup:
    Toll! :thumbsup:

    Ausgezeichnet verarbeitet, wie ich es von dir gewöhnt bin, rundet es das ganze noch ab.

    MfG
    Peter

    Deutscher durch Geburt, Franke durch die Gnade Gottes.

  • Wird Dir das nicht irgendwann mal langweilig wenn man Dich immer nur lobt? :D:D:D
    Schaut beides sehr super aus, sowohl Messer als auch Scheide.

    Schöne Grüße,
    Günther

  • Vielen Dank fürs Lob, auch wenn Günther meint, dass das auf Dauer langweilig werden könnte. Im Gegenteil!
    Außerdem bin ich verheiratet. Das ist dann der Ausgleich ;)

    @Bernhard:

    Der neue Besitzer bin ich selbst. Die Klinge hat einen kleinen Schweißfehler. Das Holz hat eine Fehlstelle, die ich aber mit Sekundenkleber gut hin gekriegt hab. Und die Scheide hat auf der Rückseite an einer Stelle die Naht nicht da, wo sie sein soll. So würde ich das Messer niemals außer Haus geben. Mir gefällt es trotzdem und ich werde es in der Innentasche meiner Jacke mitnehmen. Dann hab ich immer eins meiner eigenen Messer dabei. Bisher wars ein gekaufter Folder von S&W.

    Ich bin zwar selbst kein Jäger, aber ein sehr guter Spezl von mir. Ich hab mit ihm vor zwei Jahren eine Hirschkuh (dachte früher, dass alle Hirschen Männer sind) zerlegt. Das war echt interessant. Vor allem konnte ich dann meine Messer im Einsatz sehen und selbst ausprobieren. Tolles Hobby / toller Beruf, aber sehr zeit-, arbeits- und kostenintensiv.

    Viele Grüße
    Christian

  • Hallo Christian
    Bei ersten Hinschauen, fallen mir sofort der Cobobollo-Griff, welcher sicher super in der Hand liegt und die schöne Dreilagen-Klinge auf.
    Neben dem ganzen Messer und der Lederscheide, welche ich auch sehr schön finde, begeistert mich die Passung des Parrierelementes echt.
    Ich das Teil wirklich nur darüber geschoben, ohne dass du den Erl seitlich gefräst hast?
    Sieht wirklich gut aus. :thumbsup:
    Gruss Heiri

  • Was für ein Augenschmaus. Das Messer gefällt mir auserordentlich gut. Aus Fehlern lernt man, man soll halt den einen Fehler nicht zwei mal machen.

    Gruß

    Roland

    Ancora Imparo

    Es ist besser eine gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.

  • Danke nochmal.

    @Heiri:
    Da ist wirklich nichts gefräst. Ich würde mir zwar einen gescheite Fräse wünschen, aber nicht um den Erl zu bearbeiten und ihn dadurch zu schwächen. Ich würde gerne den Schlitz ins Parierelement fräsen. Momentan bohre ich zwei Löcher und diese verbinde ich mit einer Laubsäge mit Metallsägeblättern. Diese reißen sehr oft ab und die ganze Aktion dauert generell sehr lange. Den Rest mache ich mit den Feilen. Die letzten paar Zehntel schlage ich das Parierelement auf den Erl. So sitzt es in der Regel streng und ohne Spalt. Sollte es doch irgendwo zu viel des Guten sein, nehme ich einen 5mm Durchschlag und stauche das Material neben der Lücke. Durch die Materialverdrängung schließt sich beim nächsten Anpassversuch der Spalt. Nachteil des ganzen: Die Stirnfläche muss wieder sauber plangeschliffen werden.

    Gruß Christian

  • Hallo Christian,
    Chapeau!!

    Hier passt einfach alles: die Form als Ganzes, die Kombination der schmiederauhen Klinge nge mit Parrierelement und Holz - und schließlich der super spannende Griff. Die schöne Verarbeitung ist dann noch das 'icing on the cake'...
    Einfach klasse!

    Beste Grüße,
    Rainer

    Blaupfeil - the sky is the limit..

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