Ein kleines Hizen-Review

  • So, wie versprochen ein weiteres Review, diesmal mit Higos kleinem Bruder, dem Hizen. Das Hizen ist mit einer Klinge aus ZDP-189 bestückt und hat die sehr einfach zu handhabende Shinogizukuri-Geometrie oder ganz vulgär ausgedrückt, einen Flachschliff. Das Hizen ist vom Aufbau eigentlich identisch mit dem Higo, nur eine Nummer kleiner; vergleichbar mit dem large und dem small Sebenza.
    Auch das Hizen hat Griffschalen aus einer Aluminiumlegierung und die geschwungenen Linien, die sich sehr positiv auf die Griffigkeit auswirken. Der absolute Wahnsinn wäre, wenn Rockstead das Hizen mal mit einem Kleidchen aus Wüsteneisenholz, oder gar mit unterschiedlichen Hölzern ausstatten würde. Ich hoffe der gute Steinfeld hat das für seinen nächsten Besuch bei Rockstead notiert ;) .
    Alles,was ich bereits beim Higo geschrieben habe, trifft auch uneingeschränkt auf das Hizen zu. Die Verarbeitung ist ebenfalls perfekt und die Spaltmaße an der Grenze des technisch machbaren. Auch hier läuft die Klinge in einer Hülse (Bushing), was für einen seidenweichen Gang sorgt. Ich habe das Hizen nach dem Auseinanderbauen noch mal mit dem Nano-Oil geschmiert (ein Review zum Nano-Oil wird auch irgendwann folgen), somit konnte ich den Klingenlauf noch mal deutlich geschmeidiger machen. Die ganzen Details werde ich jetzt nicht noch mal aufzählen, wen es interessiert, kann einfach mein Higo-Review lesen, da ist eigentlich alles zur Verarbeitung gesagt.

    Wegen der recht kompakten Bauweise wirkt das Hizen weitaus eleganter als das Higo. Das Design ist zeitlos und strahlt diese japanische Eleganz aus. Wenn ich das Hizen mit dem plain small Sebenza vergleiche, ist das Hizen deutlich interessanter und eleganter in der Erscheinung; das Sebenza wirkt dagegen eher robust und funktionell.
    So jetzt zum eigentlich Wichtigsten, dem Stahl. Ursprünglich wollte ich das Hizen, genauso wie mein Higo, aus dem YXR-7 Stahl haben. Durch einen glücklichen Umstand wurde mir das Hizen mit dem ZDP zu einem sehr attraktiven Preis aus zweiter, bzw. dritter Hand angeboten. Da das Messer in einem Vitrinenzustand war und es neu zu der Zeit weltweit nicht verfügbar war, habe ich mich kurzerhand entschieden, das Hizen mit dem ZDP zu nehmen. Hier sei erwähnt, dass Steinfeld, mit seinen Aufführungen zum ZDP, nicht ganz unschuldig bei meiner Endscheidungsfindung gewesen ist. Bis zum jetzigen Zeitpunkt war das auch eine gute Entscheidung, den ZDP zu nehmen. Die Klinge war im hinteren Teil verdammt scharf, im vorderen Teil, dort wo der Schwung zur Spitze anfängt war die Schärfe jedoch nur mittelmäßig. Da ich das Messer aus dritter Hand erworben habe und ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob und wie das Messer gebraucht wurde, ist das jetzt keine Kritik an der Auslieferungsschärfe. Unter dem Mikroskop betrachtet, zeigten sich jedoch keinerlei Spuren auf der Klinge bzw. der Fase. Na ja, mittlerweile bin ich ja im Rockstead Schärfen geübt, nur die Politur will noch nicht klappen, dazu bin ich wohl zu ungeduldig :( . Aber das Hizen zeigt jetzt über die gesamte Schneide eine abartige Schärfe :) und hat mich auch schon gebissen X( .

    Beim Higo-Review hatte ich ja den etwas unfairen Vergleich zwischen dem Sebenza mit dem S35VN und dem Higo mit dem XYR-7 angestellt und erwähnt, dass man eigentlich den ZDP mit dem S35VN vergleichen müsste und das soll jetzt geschehen. Der ZDP lässt sich doch etwas schärfer ausschleifen, als der S35VN und die Schnitthaltigkeit ist auch höher. Was die Mikroausbrüche anbelangt, so konnte ich keine nennenswerten Unterschiede unter dem Mikroskop erkennen. Beide Stähle zeigen nach dem Gebrauch deutliche Mikroausbrüche, jedoch traue ich dem S35VNrein subjektiv und aus dem Bauch heraus mehr zu. Ich habe schon zu viele ZDPs mit ganz bösen Makroausbrüchen nach normalen Schneidarbeiten gesehen. Irgendwie hemmt mich das beim Gebrauchen. Beim S35VN bin ich da doch etwas schmerzbefreiter, das liegt wahrscheinlich auch an der etwas anderen Preisklasse der ZDP-Rocksteads. Im Hinterkopf schwirrt bei mir immer das Gespenst von Ausbrüchen, wenn ich ultraharte, hochlegierte Stähle nutze; selbst wenn ich einen Apfel schneide, schau ich mir die Schneidfase anschließend an. Apropos Apfel, die Schneidperformance ist beim Hizen mit dem Flachschliff deutlich besser, als beim Ryo mit der balligen Geometrie. Das Hizen meistert alle Schneidaufgaben tadellos; auch das Obst- und Gemüseschnippeln sind kein Problem, aber das sei auch erwähnt, weder das Higo, noch das Hizen sind Küchenmesser. Wo wir schon mal bei der Klingengeometrie sind, die Shinogizukuri-Geometrie des Hizens weist den flachschlifftypischen zweiten Winkel an der Fase auf. Dadurch wirkt die Klinge weitaus weniger harmonisch als die Honzukuri-Geometrie, wo die Fase nahtlos in die Geometrie einfließt und somit wie eine Einheit wirkt.
    Als Fazit lässt sich sagen, dass das Hizen für mich das perfekte EDC-Messer ist und ich es gegen kein anderes Messer tauschen wollen würde, höchstens gegen das Ryo :D . Die Größe ist für meine Handgröße optimal, die Handlage ist ebenfalls spitze. Die Anmutung des Messers ist elegant, ohne mit Holz oder anderen Applikationen aufwarten zu müssen. Die Formgebung ist zeitlos und unaufdringlich. So kurz um, ich bin mal wieder schwer verliebt! Und für alle die, die jetzt angefixt wurden, das Hizen ist zurzeit wieder verfügbar ;) .

  • Du hast recht, WEH könnte dem Hizen noch gut stehen. Aber ansonsten fällt es jetzt schon sehr exklusiv aus.
    Deinen Bericht über die Schneidleistung fand ich äußerst spannend und insgesamt ist diese Review absolut top.

    Ein Genuss, das Hizen als EDC zu verwenden - das hat Stil.

    Danke, dass Du Dir die Arbeit mit diesem Bericht gemacht hast.

  • Der absolute Wahnsinn wäre, wenn Rockstead das Hizen mal mit einem Kleidchen aus Wüsteneisenholz, oder gar mit unterschiedlichen Hölzern ausstatten würde. Ich hoffe der gute Steinfeld hat das für seinen nächsten Besuch bei Rockstead notiert .

    Ja, hat er sich notiert :D

    Hat wieder Spass gemacht, Dein Review zu lesen. Ein tolles Pärchen hast Du jetzt. Hätte ich nicht bereits ein (oder zwei... :greenconfused: ) ROCKSTEAD, hättest Du mich wirklich ganz schön angefeixt. Stahlvergleiche, wie Du sie hier kundtust, sing ein echter Mehrwert.

    Würdest Du mir (uns) noch sagen, mit welchen Werkzeugen Du den Pin entfernst?
    Besten Dank im Voraus,

    Steinfeld


  • Würdest Du mir (uns) noch sagen, mit welchen Werkzeugen Du den Pin entfernst?

    Bei den Rocksteads nutze ich zwei normale Zangen, die ich mit ein bisschen Gummi (Fahrradschlauch) gepolstert habe, damit ich die Pins nicht zerkratzte. Die Pins lassen sich dann ganz einfach herausschrauben. Gesichert sind die Schrauben wohl nicht. Die Löcher schließe ich dann immer mit einem Carbon-Stift. Bei den Rocksteads passt auch ein Standarddurchmesser, hab aber gerade vergessen welcher das war ?( . Die Carbon-Stifte lassen sich sich ganz einfach und sehr schnell mit Schleifpapier an die Klingenbreite anpassen.

    Die Pins bei den Sebenzas lassen sich recht gut und beschädigungsfrei mit einem Fahrradkettennieter entfernen. Wenn man den Pin wieder einsetzen will, muss man diesen nur sehr kalt machen, ich nutze Trockeneis oder flüssigen Stickstoff, ein Gefrierschrank oder Eisspray gehen auch. Und dann kann man diesen mit dem Nieter wieder einpressen. Es empfiehlt sich aber eine Hülse zum einpressen zu nutzen, um den Pin nicht zu beschädigen.

  • Ein toller Bericht mit top Bildern. Du hast mir, mit diesem Hizen-Review,
    das Messer sehr nahe gebracht. Vielen Dank dafür.
    Beste Grüße

    Die Hand voller Asse
    .......aber das Leben spielt Schach.

  • Bei den Rocksteads nutze ich zwei normale Zangen,

    Hallo summicron,

    vielen Dank für Deine Erläuterungen. So macht es ROCKSTEAD im Grunde auch, nur dass sie spezielle Zangen haben, die das Umschließen und Fixieren der Pins erleichtern. Eigentlich müsste der verschraubte Pin mittels Klebstoff gesichert worden sein. Vielleicht war er schon mal ab, oder Du hast den dadurch verursachten Widerstand geschickt überwunden und nicht bemerkt. Auf jeden Fall finde ich toll, dass Du so praktisch an diese Sachen herangehst :thumbsup: .

    Weiterhin viel Spass mit den beiden und viele Grüße
    Steinfeld

  • Hallo Zusammen,

    gestern ist also mein erstes Hizen mit einer Klinge aus ZDP-189 bei mir angekommen.

    von der Verarbeitung ... Dem Finish ... und der Schärfs bin ich absolut begeistert !!!

    ... ist also bestimmt nicht mein letztes von Rockstead ....

    schönen Gruß vom See

    Arno