WIP Aventurier - Tribute to Sal

  • Hallo Community,
    Obwohl es bei mir in der Firma nach einem Merger hoch hergeht (oder gerade deswegen?!? ;) ) bin ich in letzter Zeit abends besonders gerne in meiner Werkstatt. Die letzten Wochen war ich vornehmlich mit dem Projekt "Outdoor-Axt" zugange, aber nachdem sich das nun langsam dem Ende nähert, habe ich ein anderes Projekt gestartet, das mir seit über einem Jahr durch den Kopf geht...

    Es hat mit meinem ersten "vernünftigen" Messer zu tun: ich hatte gerade zu arbeiten begonnen, musste jeden Groschen zweimal umdrehen und mir lange überlegen, welches Messer ich mir leisten kann und will. Ein kleines immer-dabei Messer sollte es sein, für die Hosentasche und relativ widerstandsfähig.
    Gekauft habe ich mir dann ein Delica von Spyderco und weil der Händler nur eines mit Serrations hatte, eben dieses... Das Messer hat mich dann über Jahrzehnte begleitet, trotz der Serrations viel geschnitten und wird auch heute noch gerne genutzt:

    Tja und die Marke Spyderco und Sal Glesser haben für mich immer einen bestimmten Qualitätsanspruch, unkonventionelles und modernes Design bedeutet und Messermachen mit einem Anspruch der über das Geldverdienen hinaus geht. Es war also klar, dass ich irgendwann meine eigene Interpretation eines Spyderco bauen würde. Und dann hatte mal Thomas (stilzkin) in einer meiner Messervorstellungen erwähnt, das Design könnte glatt zu Spyderco passen, was dann endgültig den Stein ins Rollen brachte...

    Und so entstand der Entwurf für das "AVENTURIER" welches ich auch gleich mal als Backlock zeichnete. Es sollte möglichst simpel und funktionell sein (wenige Schrauben, wenige Teile - keine Washer...).
    Da das Thema Backlock für mich völlig neu ist, habe ich mich zuerst mal mit Edwin kurzgeschlossen und meinen Entwurf auf "Tauglichkeit" prüfen lassen - ich hatte mir nämlich vorgenommen, ein recht modernes Design mit diesem sehr klassischen Verschluss zu kombinieren und das war doch eine gewisse Herausforderung.
    Nach dem Placet mal die ersten Teile auf einer Montageplatte zusammengebaut und so lange angepasst, bis Alles sauber ineinander greift.

    Offen schlägt die Klinge an einem Demko-Pin an, der Verschluss sitzt bombenfest:

    Auch geschlossen liegt die Klinge an einem kleinen Pin, der zuverlässig verhindert, dass sie beim Einzug durch die Feder irgendwo anschlägt:


    Und so sieht das Ganze mit den Bronzelinern aus:


    Obwohl das Messer nicht auf Maximierung der Griff/Klingenlänge ausgelegt ist, bietet es doch bei 0,5cm kürzerer Gesamtlänge eine um ebenfalls 0,5cm längere Schneide als das Delica:

    So und jetzt muss ich wieder an der Axt weiterbauen - die hat mich schon zweimal gebissen... :evil:

    Beste Grüße,
    Rainer

    Blaupfeil - the sky is the limit..

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  • Hallo Rainer
    Freut mich, dass du ein weiteres Projekt mit uns teilst.
    War ja klar, dass du keinen klassischen Backlock-Folder baust. :thumbsup:
    Ich finde die Form mit der brachialen Klinge sehr interessant und bin gespannt, wie du die Details lösen wirst. Diese Art Backlock, mit dem Zusatzpin kannte ich bis jetzt nicht. Der Hauptvorteil wird darin liegen, dass die, auf die Schneide wirkende Kraft nicht auf Die Verriegelung, bzw. die dünne Achse der Wippe wirkt.


    Viele Grüsse
    Heiri

  • Klasse Projekt, Rainer!

    Ich bin schwer begeistert von Deinem Vorhaben und "Look and Feel" von Spyderco hast Du jetzt schon toll eingefangen.

    keine Washer...).

    Konnte ich mir bei Deiner stets und durchwegs fehlerlosen Planung am Anfang überhaupt nicht vorstellen.
    Aber dann kam auch die Auflösung: Statt Washer lässt gleich der ganze Bronzeliner die Klinge flutschen.
    So gehts es natürlich auch und sieht mit der Zeit, wenn die Patina greift, passend zur geplanten Grifffarbe, richtig abgefahren aus.

    Dieser Barebone-Folder, der sich nur auf's Wesentliche beschränkt, wird sicher wieder eins Deiner Highlights.

  • Servus Rainer,

    hab mich noch nie an einen Folder getraut - aber hier kriegst richtig Bock es doch selbst mal zu versuchen.

    Freu mich schon auf die weiteren Postings von Dir.

    Liebe Grüße

    Börn

    Tolle ansprechende Form übrigens - gefällt!

  • Hi Rainer,
    der minimalistische Ansatz ist eine spannende Idee. Bei Dir habe ich keine Bedenken, daß Du die Präzisionsanforderungen, die sich aus dem Verzicht auf Gleitscheiben ergeben, souverän handeln wirst.
    Einen Stoppin beim Backlock habe ich auch noch nicht gesehen. Wieder ein sehr interessantes Projekt! Danke fürs Teilen!

    Gruß Husky

  • Hi Rainer,

    da hast du dir j ein tolles Projekt ausgedacht...es ist für mich sehr beeindruckend, wie dir solch eine Detaillösung wie dieser zusätzliche Stoppin immer wieder einfällt. Aber auch das Messer wird meines Erachtens nach ein echtes Highlight. Ganz in deinem Style gehalten, unverkennbar ein Blaupfeil!!! Klasse, ich bin auf die weiteren Arbeitsschritte sehr gespannt.

    Gruß Ralf

  • Hallo Gentlemen,
    vielen Dank für Eure Rückmeldungen!
    Noch eine kurze Bemerkung zum Stoppin: also das ist eine von Andrew Demko erfundene Lösung, die sowohl von ihm, als auch in Folge von ColdSteel patentiert wurde (weiterentwickelt dann zum Tri-Ad Lock indem die Achse des Verschlusses schwimmend gelagert wird). Ist also definitiv nicht auf meinem Mist gewachsen - nachbauen natürlich nur im nicht-commerziellen Bereich....
    Mich hat es eben interessiert und ich finde es ist eine sehr saubere Lösung, die einfach die Kräfte etwas besser verteilt, als wenn der Verschluss diese Aufgabe alleine übernehmen muss.
    Muss man es haben? Ist es besser als ein sauber konstruierter 'reiner' Backlock? Wahrscheinlich nicht - aber wie so oft sind es gerade die etwas ausgefalleneren Details die mich reizen. Außerdem hätte ich mir schwer getan, die Grifform mit einem Backlock alleine zu realisieren, da der Krafteintrag beim Schneiden in einem ungünstigen Winkel auf den Verschluss erfolgen würde ohne diesen Pin.
    Jetzt muss ich ihn erst mal weiter bauen, da stecken noch einige Hürden drinnen... und dann werden wir sehen ob das Projekt ein Erfolg wird. Ich habe jedenfalls schon jetzt einige Ideen zu einer verbesserten Version 2 notiert.
    Beste Grüße,
    Rainer

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  • Hallo Rainer, danke für dein WIP und die Idee ohne Washer finde ich sehr Interessant.
    Verwendest du Phosphorbronze?
    Bei den Hogue Folder laufen die Klingen direkt auf der Griffschalenbeschichtung und das funktioniert auch super.
    Dort wo sonst die Washer sind, haben die Griffschalen eine Erhöhung, machst du dieses auch?
    Sorry, für meine Neugierde :)

    Grüße Frank
    Ich kann jetzt auch nur vermuten, was ich damit meine ....

  • Hallo,Frank,
    Keine Sorge wegen der Neugierde - ganz im Gegenteil: danke für Dein Interesse!
    Ja, genau - die Liner werden dort wo die Klinge frei laufen soll abgefräst, da genügen wenn man genau arbeitet ein paar hundertstel und das Schöne dabei ist, dass wenn man bei geöffneter Klinge von oben auf das Messer schaut eben kein Spalt zu sehen ist, die Klinge also gleich breit ist wie der Verschluss und der Spacer.
    Beste Grüße,
    Rainer

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  • Hallo Rainer,
    da scheint wieder ein tolles Messer zu entstehen. :mrburns: Du wirst noch ein richtiger Klappmesserspezi oder bist es ja schon. Wenn ich das Foto richtig deuten kann, machst Du sogar mit diesem Teil und dem mittig stehenden Fräser oder Gewindeschneider ein Werkzeug draus...Handfräser bzw. Windeeisen. :P
    Was Profi eben so können.

  • So, Gentlemen, nach geraumer Abstinenz habe ich heute wieder ein wenig geschafft :D

    Ich habe ja ein paar offene Projekte, aber das Aventurier hat mich am meisten gereizt. Also habe ich zuerst mal sämtliche Teile des Innenlebens auf die selbe Stärke gebracht - da ich ja Bronze-Liner verwende, kann ich hier alle Bauteile gleich stark machen.

    ...meine selbstgebaute Flachschleifmaschine ist da echt hilfreich!


    Dann habe ich die Feder eingesetzt und den Spacer in Form gebracht. Das hat soweit alles gut funktioniert, nur ist die Federspannung noch zu hoch: sie verriegelt mit sauberem „klack“ und zieht die Klinge auch beim Schließen schön ein, aber es braucht die Handmuskulatur eines Freikletterers um den Backlock zu drücken...
    Da werde ich die Tage noch ein wenig Feintuning betreiben müssen ;(

    Als nächstes kommt dann der Klingenschliff und das saubere Herausarbeiten der Form...
    Beste Grüße,
    Rainer

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  • Moin Rainer,

    das sieht doch schon sehr vielversprechend aus.
    Deine Projekte sind von der Umsetzung und Perfektion immer sehr genial, ich freue mich schon auf weitere Schritte.

  • So, Freunde, weiter geht‘s :D

    Danke übrigens für Eure Rückmeldungen, das spornt mich immer wieder an!

    Also, heute mal den Klingenschliff angelegt. Ich bewundere die Jungs, die das Freihand schaffen - ich selbst errechne zuerst den Winkel, zeichne mir Hilfslinien an und schleife dann sukzessive an diese Linien ran und abwechselnd auf beiden Seiten, bis ich die passende Fasenhöhe und -form habe:

    Als Nächstes kommt die Aussparung für den Daumen um den Backlock zu bedienen:

    Und dann der spannende Moment! Wie funktioniert das Ding? ...Gottseidank so richtig gut!! Ich hatte ja Sorge wegen der Feder, aber mit der Aussparung ist die Haptik zwar noch immer etwas auf der kräftigeren Seite, aber eher Richtung vertraueneinflößend als zu streng: die Klinge rastet mit einem wunderbar sattem ‚Klack‘ ein und sitzt bombenfest. Lösen ohne Probleme und auch der Einzug funktioniert perfekt obwohl ich noch gar nicht freigefräst habe.


    Was mir an der Konstruktion mit den Bronzeplatinen wirklich gefällt, ist dass es am Rücken keinen Spalt gibt, der von den Washern verursacht wird. Klar, konsequenterweise hätte ich dann vorne den Klingenanschlag auch schließen sollen, aber mir gefällt das Mechanische und der Blick darauf:

    Ich denke, bis hierher bin ich schon mal ganz zufrieden mit der Mechanik und die Form gefällt mir noch immer

    Hier noch mal ein Vergleich mit dem Messer, das die Idee ins Rollen gebracht hat:

    So, als nächstes wird die Form sauber herausgearbeitet und dann geht es ans Härten der Mechanik und Klinge...
    Beste Grüße und noch einen schönen Restsonntag,
    Rainer

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