Review: Zero Tolerance 0220 Jens Anso

  • Hallo zusammen,


    puh, dann möchte ich mal meine Mitgliedschaft in diesem Forum mit einem Review beginnen.
    Dies ist das erste Review was ich schreibe. Habt Ihr also Kritik und/oder Anregungen, dann immer her damit.


    Heute soll es hier um das Zero Tolerance 0220 gehen:


    Hätte mir noch jemand vor einiger Zeit gesagt, dass ich mir mal ein ZT kaufen würde, hätte ich nur gelächelt. :|
    Zu "tactical" und zu "overbuilt" erschien mir das immer, eben einfach ein wenig too much.
    Auf der Suche nach etwas Neuem stiess ich dann jedoch zunächst auf das 0450 welches mir etwas zu groß erschien.

    Ein Freund machte mich dann auf das 0220 aufmerksam.

    Wie das so ist, verging ein Wochenende mit Recherche und einigem Hadern, ob das denn eine gute Idee sei.

    Am Ende wurde es dann doch bestellt (ein schwacher Geist der in mir wohnt... :cray: ).

    Das ZT0220 stellt die erste Zusammenarbeit zwischen ZT und dem angesehen dänischen Messermacher Jens Anso dar.
    Anso, der seit 2001 seine eigenen Messer vertreibt, hat nun also auch ein Messer für ZT entworfen.
    Mir erscheint das eine große Herausforderung gewesen zu sein, denn das organische, fliessende Design was ihn auszeichnet

    und die "built to last"-Attitüde von ZT waren sicher nicht leicht unter einen Hut zu bringen.
    Dennoch, trotz der geraden Linien und der Kanten wirkt es rund und nicht kantig.

    Aus meiner Sicht ist es eine grosse Leistung das eigene Design und die Handschrift von ZT so selbstverständlich zu kombinieren.



    Tatsächlich macht dieses Messer schon beim Auspacken deutlich was es will: gebaut für alles und für immer.
    Hier mal die nackten technischen Daten:
    Gesamtlänge: 21,3cm
    Klingenlänge: 8,9cm
    Länge geschlossen: 12,4cm
    Klingendicke: 3,96mm (!)
    Gewicht: 175,8g (!)
    Griffmaterial: Titan
    Klingenstahl: CPM-S35VN

    Der Eindruck beim ersten in die Hand nehmen war definitiv: Sicherheit.
    Nicht im Sinne vieler Amerikaner die glauben sich vor etwas schützen zu müssen, sondern eher im Sinne von: ob Salami, Stock oder Seil, dies hier ist für alles gewappnet.

    Wahrscheinlich könnte man damit auch Löcher graben oder Bäume fällen, aber dafür ist es dann eigentlich zu schade.
    Wann auch immer man draussen unterwegs ist, damit ist man auf der sicheren Seite.

    (zum Vergleich mal das eigentlich gar nicht so kleine Mcusta):


    Das Design wirkt zunächst ungewöhnlich und etwas kantig. Vor allem die plötzlich nach unten abknickenden Griffschalen wirken nicht unbedingt ergonomisch.
    Klappt es aber auf, dann "fällt" es fast wie von selbst in die korrekkte Position in der Hand. In meinen mittelgrossen Händen fühlt es sich nahezu perfekt an.

    Durch die unten eingearbeitete Griffmulde liegt es sofort richtig und der Daumen findet fast wie von selbst seinen Weg in die richtige Position oben auf der Klinge.

    Der Verzicht auf Jimpings geht absolut in Ordnung, da man auch so perfekt greift. Vielleicht hätten die Jimpings auch gar nicht zum Gesamdesign gepasst.



    Die Griffe bestehen aus Titan und wurden sandgestrahlt. Das ergibt, zusätzlich zum Titan-eigenen angenehmen Gefühl in der Hand,

    auch eine Oberfläche die kleine Kratzer verzeiht, da man sie nicht so deutlich sehen kann.

    Alle Kanten sind sauber gearbeitet, nirgends ein Grat oder ähnliches. Man mag es kaum glauben, aber dieses 180g schwere Teil ist ein echter Handschmeichler.
    Zwischen den beiden Griffschalen befindet sich im hinteren Teil der Backspacer. Der besteht aus anodisiertem Aluminium und ist in meinem Fall orange.

    Anfang 2017 hat ZT wohl umgestellt, denn nun gibt es den nur noch in schwarz.

    Mir gefällt allerdings gerade dieses orange sehr gut und ich finde auch, dass es hervorragend zum Titan des restlichen Messers passt.

    In den Backspacer ist noch ziemlich clever ein Lanyardhole eingearbeitet was sich aber hervorragend integriert und keinesfalls störend ist.
    Auf der Showseite prangt dann noch ein kleines "ZT"-Emblem am hinteren Ende des Griffes.

    Dem ein oder anderen mag es jetzt vielleicht zu bunt werden, aber ich finde es klein genug, dass es das restliche Design nicht stört.
    Der Clip ist einer von der Deep-Carry-Sorte und lässt sich in zwei Positionen montieren (immer TipUp).

    Er fällt aufgrund seiner einfacheren Anmutung ein wenig aus dem Rahmen, aber ein wirkliches Problem ist das nicht. Am Ende tut er was er soll und das auch ziemlich gut.


    Zum Klingenstahl S35VN brauche ich hier nichts schreiben. Dieser ist mittlerweile fast Standard bei Messern dieser Klasse und das auch aus gutem Grund :thumbup: .
    Die Klingenform ist gut gewählt. Zum einen passt sie hervorragend zum Design, zum anderen ist sie gut für alle anfallenden Tätigkeiten gerüstet.

    Die Spitze ist sauber ausgearbeitet. Den kleinen Recurve entdeckt man erst bei genauem Hinsehen und ein Problem beim Schärfen dürfte das auch nicht sein.
    Zur eindrucksvollen Dicke der Klinge habe ich ja schon was geschrieben. Fakt ist, der Apfel wird bei aller Schärfe eher gespalten als geschnitten.

    Filigrane Schnitzarbeiten sind sein Ding eher auch nicht. Fakt ist aber auch, ein Messer stellt immer einen Kompromiss dar und das Ergebnis hier überzeugt dennoch auf ganzer Linie.

    Die Klingenstärke ist für die allermeisten Dinge kein Problem (auch der Apfel ist ja am Ende zerteilt) und ich würde auch zu keinem Zeitpunkt etwas vermissen wenn ich damit unterwegs bin.


    Die Verarbeitungsqualität bewegt sich auf sehr hohem Niveau. Hier gibt es Spaltmasse an der Grenze des Machbaren und sauber geschnittene Gewinde.

    Das die Klinge auch absolut mittig steht ist da schon selbstverständlich.
    Der Flipper ist perfekt platziert und arbeitet besser als alles andere was ich bisher in der Hand halten durfte.

    Ein kurzes Ziehen daran und die Klinge bewegt sich schnell und zuverlässig in ihre Position. Der Framelock rastet mit einem befriedigenden, satten "Klack" ein und hält bombenfest.

    Da wackelt nichts, aber auch gar nichts. An der Spitze ist der Lock mit einem Edelstahleinsatz versehen um ein "Festsaugen" von Titan auf Titan zu vermeiden.
    Lösen lässt er sich genauso leicht und dank der "KVT"-Kugellagerung fällt es nahezu von selbst auch wieder zurück.


    Fazit:
    Das 0220 ist eines der besten Messer was ich je in der Hand halten durfte und sicher das beste was ich mein Eigen nenne.
    Sicher, für den Anzug oder ein Abendessen ist das nichts, aber für alles andere kann ich mir kaum was besseres vorstellen und elegant ist es trotzdem.
    Meine Vorbehalte gegenüber der überaus massiven Bauweise der ZT-Modelle haben sich nicht bestätigt.

    Natürlich ist das 0220 "overbuilt" genau wie allen anderen Modelle, aber eine Einschränkung bei der Benutzung gibt es definitiv nicht.
    Nebenbei: Mich erinnert die Bauweise des Modells an den alten Werbespruch von Ben&Jerrys: "von allem ein bischen zu viel".
    Der Preis geht bei dieser Qualität denn auch absolut in Ordnung.
    Ich habe mein neues Lieblingsmesser gefunden!
    (bis zum nächsten... :greenblush: ).

    Ich hoffe, dieses klasse Messer hiermit etwas anschaulich gemacht zu haben.

    Viele Grüße
    Marco

    There is a Crack, a Crack in everything.
    That's how the Light gets in.
    (Leonard Cohen)

  • Hallo Marco,
    wenn das Deine erste Review ist, bin ich auf Weitere sehr gespannt. Toll gemacht!
    Schöne Vorstellung und ein klasse Messer.
    Vielen Dank.
    Beste Grüße

    Die Hand voller Asse
    .......aber das Leben spielt Schach.

  • Servus Marco,

    vielen Dank für dieses interessante Review. Das 0220 habe ich auch schon des Öfteren beäugt, ein wegen seiner Farbigkeit und der Linienführung sehr erfrischendes Design. Die ZT-Plakette geht allerdings für mein Dafürhalten nicht, sie passt nicht zur Anmutung und zerstört die Linienführung am Abschluss.

    Wenn man dieses relativ neue 0220 mit dem alten Haudegen 0300 vergleicht, kann man nur staunen, was heutzutage im Vergleich zu damals auf der fertigungstechnischen Seite möglich ist. Auch wenn das alles funktional wahrscheinlich nicht viel bringt, gelungen ist es allemal.

    Glückwunsch zu diesem schicken Teil. Schön dass es nicht nur gut aussieht, sondern auch gut funktioniert, Dir Spass macht und Deine Zwecke erfüllt. :thumbup:

    Viele Grüße
    Marc

    Das Einzige, das wirklich Zukunft hat, ist die Zukunft.

  • Ich hoffe, dieses klasse Messer hiermit etwas anschaulich gemacht zu haben.

    Auf alle Fälle und für die erste Review beachtlich.
    Du hast Dir aus dem aktuellen ZT-Sortiment ein sehr praxisnahes Modell ausgesucht, wofür Anso-Designs ja auch bekannt sind.


    Natürlich ist das 0220 "overbuilt" genau wie allen anderen Modelle

    Nicht alle ....
    Zum Beispiel das ZT 0095 hat eine um knapp einen Millimeter schmälere Klinge und ist dadurch noch "schnittiger".
    https://zt.kaiusaltd.com/knives/knife/zt0095bw


    Zu "tactical" und zu "overbuilt" erschien mir das immer,


    Ich sage nur Medford, Crusader Forge oder Sniper Bladeworks :floet:
    Da sind die ZT-Jungs immer noch sehr "bodenständig" ...


    Ich wünsche Dir viel Spaß mit Deinem Anso-ZT und freue mich sehr, dass Du es mit uns geteilt hast.

  • Danke für die super Vorstellung. :)

    Ich habe gelesen Du bearbeitest auch schon mal den ein oder anderen Apfel mit dem ZT. Ich habe in dem Bereich leider schon schlechte Erfahrungen gemacht. Die KVT-Lager in meinem 0095bw haben nach ca. 3 Wochen 2-3 mal die Woche einen Apfel schneiden und vorsichtigem reinigen der Klinge mit Wasser das "Beast" zum schweigen gebracht. Fruchtsäure ist meines Wissens nie bei mir ins Lager gekommen, maximal Leitungswasser welches ich aber auch immer so gut es ging raus geschüttelt habe. Vielleicht hatte ich einfach nur Pech, jetzt wird damit nur noch fettiges geschnitten. :D

    Freue mich schon auf weitere Reviews von Dir.


    Beste Grüße

    Rene

    Instagram: @sys4tron
    To find yourself, think for yourself © Socrates 469 BC

  • Hallo zusammen,

    zunächst einmal vielen Dank für die Blumen.
    Cool, dass es hier Leser findet was ich so schreibe.

    Nicht alle ....
    Zum Beispiel das ZT 0095 hat eine um knapp einen Millimeter schmälere Klinge und ist dadurch noch "schnittiger".
    http://zt.kaiusaltd.com/knives/knife/zt0095bw

    3mm sind auch nicht gerade "dünn" ;) , aber für vieles sicher ausreichend. Was mir aber am 0095 nicht so sehr gefällt ist die Klingenform. Das erinnert mich irgendwie an Tanto-Klingen und die mag ich nicht (ist vollkommen subjektiv und auch irgendwie unbegründet).


    Zitat von stilzkin

    Ich sage nur Medford, Crusader Forge oder Sniper Bladeworks
    Da sind die ZT-Jungs immer noch sehr "bodenständig" ...

    Jau, habe ich mir angeschaut ( waren mir alle neu, danke) und in der Tat, dagegen wirkt das 0220 fast wie ein französisches Schnitzmesser :D .

    Dann werde ich mal schauen, was ich so als nächstes raussuche um ein Review zu schreiben.
    Mein Sohn kam auf die Idee, hier mal die Sammlung vorzuzeigen, auch um das Fotografieren zu üben.
    Ist vielleicht eine blöde Frage, aber: macht man das hier, interessiert das jemanden oder ist das nur Selbstzweck?

    Viele Grüsse
    Marco

    There is a Crack, a Crack in everything.
    That's how the Light gets in.
    (Leonard Cohen)

  • Ein tolles Review. Es freut mich immer, wenn die Messer so in Szene gesetzt und vorgestellt werden.

    Optisch finde ich das Messer sehr ansprechend. Schlicht aber dich Highlights. Die Materialien sind top.

    ZT ist si gar nicht mein Beuteschema und ich hatte bis jetzt nur wenige in der Hand. Die Bilder versprechen aber eine solide Verarbeitung, Klinge steht mittig etc.

    Ob man nun 4mm in der Klinge braucht? Da hat jeder seine eigene Meinung. Für manche zu dünn, für manche zu dick.
    Aber bei dem recht hohen Anschliff wird es so schlecht schon nicht schneiden.

    Insgesamt ein hervorragendes Review zu einem interessanten Messer.

  • ... macht man das hier, interessiert das jemanden oder ist das nur Selbstzweck?

    Servus Marco,

    natürlich macht man das hier, wir sind eine Gemeinschaft (Blade Community), da interessiert sich der eine für den anderen. Was er so macht, was er so hat und was er so denkt. :thumbup:

    Viele Grüße
    Marc

    Das Einzige, das wirklich Zukunft hat, ist die Zukunft.

  • dagegen wirkt das 0220 fast wie ein französisches Schnitzmesser .

    :meinung::D:D:D


    macht man das hier, interessiert das jemanden oder ist das nur Selbstzweck?

    natürlich macht man das hier,

    Genau! :thumbsup:

    Vielleicht hatte ich einfach nur Pech


    Ist mir bei meinem Viper Odino letztes Jahr im Urlaub auch passiert -
    auch ich habe nicht bewusst Fruchtsäure ins Lager laufen lassen.
    Rettung unterwegs ohne Werkzeug:
    Komplettes Messer mit heissem Wasser plus Spüli geneinigt und getrocknet.
    Nachher war das Lager knochentrocken, klebte und hackte aber nicht mehr.
    Dann geölt und seitdem läuft es wieder wie neu ....