Wiegemesser von Abr. Knyn Solingen

  • Moin Gemeinde,

    ich konnte gestern auf dem Flohmarkt einfach nicht dran vorbeigehen und hab es schließlich für 2€ mitgenommen. Es ist ein Wiegemesser von Abraham Knyn aus Solingen, soviel hat mir das Netz schon mal verraten, aber das war es dann auch. Sieht auf jeden Fall verdammt alt aus, es wurde auch schon dran rum gebastelt, was mir aber nicht gefiel, also selbst nochmal gebastelt :D .

    Erstmal alles komplett zerlegt und gereinigt, man war da ein Grünspan an den Messingteilen. Das Holz leicht übergeschliffen, die Kanten der Zwingen umgebördelt,... jetzt stellte sich mir nur die Frage wie ich das Ganze an den Griffabschlüssen wieder schön bekomme!? Dies Edelstahlkappe die an einer Spaxschraube befestigt war, ist nicht wirklich hübsch und das Messingplättchen vom anderen Griff auch nicht.
    Da die zu kurze Angel der einen Seite kein vernieten mehr zuließ, hab ich mich für beide Seiten für Messing Rundmaterial in 4mm entschieden, welchem ich kurzerhand einen schönen Nietkopf aufgeklopft habe.

    Und schließlich wieder alles mit 2K verklebt und die Griffe mit Leinölfirnis behandelt. Jetzt ist es wieder schön!
    Bekommt die Tage noch nen vernünftigen Anschliff.


    Hier mal ein paar Bilder.


    Schöne Grüße,
    Sascha

  • eine sehr gute und sehenswerte Restauration.
    Das Alter bleibt so erhalten, Edelstahl hat hier nichts zu suchen.

    Gruß
    Bernhard

    Man muß Gott danken, selbst für einen Unterfranken.
    Nunc est bibendum (Lasst uns trinken!) :beer: (Kellerbier)

  • Erneut eine sehr schöne Wiederbelebung eines ehrwürdigen Schneidwerkzeuges von Dir.
    Kompliment, wie Dir das mit einfachen Mitteln und sehr guten Ideen gelungen ist.

    Beste Grüße
    Axel

  • Wirklich ein schöner Fund und eine schöne Restaurierung ohne den Character zu verschandeln :)

    Wie funktioniert das jetzt mit den Nieten? Sind die eher Zierde und der Kleber hält die Griffe oder klemmen sie zwischen Angel und Holz?
    Und wie hast du die Griffe geschliffen, an einer Drechsel-/Drehbank oder freihändig?

    Wird das Messer nach dem Schärfen anch wieder benutzt und wie schärfst du sowas?
    Diamantfeile? Das wäre meine Methode, dann polieren mit der Sperrholzscheibe mit Schleifpaste, an der Drehbank eingespannt ;)

    Grüsse
    Endre

  • Endre, die Nieten sind nur Zierde, zum richtigen vernieten war die Angel der einen Seite zu kurz. Das kannst du gut auf dem Bild im zerlegtem Zustand erkennen. Da beide Seiten schon gleich sein sollten, kam mir das so in den Sinn.
    Der Kleber hält das aber schon!

    Die groben Riefen in dem Griff welche eigentlich nur unter der Edelstahlkappe waren, hab ich mit Schmirgel geglättet, dann beide Griffe mit Schleifvlies und Stahlwolle bearbeitet (von Hand).

    Sicher werde ich es auch nutzen, zur Zeit liegt es aber mit nem extra von mir gefertigtem Brett in der Vitrine. Das Brett ist wurmstichig und passt wie ich finde gut zum Messer. Behandelt habe ich es mit einem Gemisch aus Bienenwachs und Kamelienöl.

    Geschärft habe ich das Messer bei langsamer Drehzahl am Bandschleifer, zuerst 240er dann feines Trizact, zum Schluss kurz übers Leder gezogen und die Haare fliegen.
    Die eine Scharte in der Klinge habe ich mit Absicht so belassen, passt halt!

    Grüße,
    Sascha

  • Schön schön :)

    Wenn ich mich recht entsinne, hat ein Brett für ein Wiegemesser eine Kuhle mit einem etwas grösseren Radius als die Wiegeklinge selbst, damit das Schittgut nicht runter fällt.

    Dein Brett scheint dick genug zu sein, um so etwas einzuarbeiten, nur hätte ich auf Anhieb keine idee, wie...

    Ich muss mich auch mal wieder bei einem Trödler umschauen, aber wo ich schaue, haben die meist nur billige Küchenmesser mit Plastikgriff, die sie viel zu teuer verramschen wollen ;)

  • Moin Gemeinde,

    ich hab nochmals ein wenig über das Wiegemesser nachgeforscht und Claudia Rudi vom Me.......tor hat mir da mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Sie hat sich nämlich mit Frau Herder in Verbindung gesetzt, hier mal der Auszug aus der E-Mail.


    "Guten Morgen Frau Rudi,

    das ist ein schönes Stück.

    Die Firma gibt es schon sehr lange nicht mehr.
    Es ist eine der alten Marken in Solingen, eigentlich eher für Rasiermesser gewesen.
    Es gab den Namen in Verbindung mit Messern schon im 17. Jahrhundert,
    reichte bis ins 19. Jahrhundert und dann verliert sich die Spur.
    Die Firma war in Solingen-Gräfrath.

    Mehr kann ich Ihnen dazu leider nicht sagen, aber ich vermute, das
    Wiegemesser Stammt zeitlich aus der Epoche Ende des 19.Jahrhunderts,
    vielleicht noch Anfang 20. Jahrhundert bis Beginn 1. Weltkrieg.

    Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig helfen."


    Claudia hatte mir vorher noch das Geschickt.
    http://www.tetti.de/SOLINGEN/Zweiterkotten/index.html

    Ich hab zwar nicht genau herausbekommen wie alt es wirklich ist, aber knapp 100 Jahre ist doch schon ne Hausnummer!


    Schöne Grüße,
    Sascha

  • Sascha, Me ..... tor kann man auch ausschreiben: Messerkontor.
    Ich hoffe ich liege da richtig.
    Da hast Du ja ein richtig altes Werkzeug wieder zum Leben erweckt.
    Meinen Glückwunsch, und klasse gemacht :thumbsup:

    Gruß Andree