So, es ist mal wieder an der Zeit, euch ein paar Neuzugänge vorzustellen. Den Anfang soll das Böker Cox Slim Zirconium machen. Das Messer wurde von Jens Ansø designt, hat eine Gesamtlänge von 16 cm und eine Klingenlänge von 6,7 cm. Die Klinge besteht aus CPM 154, die eine Härte zwischen 58-61 HRC hat; mein Exemplar hat genau 60 HRC. Da hätten wir auch schon gleich den ersten Kritikpunkt, wie unzuverlässig ist denn bitte die Wärmebehandlung bei Böker, wenn die 3 HRC als Toleranz angeben, härten die etwa händisch über einer Lötlampe und schrecken im Frittenfett ab??? Die Klinge ist hohlgeschliffen und kam sauscharf und wenn ich sauscharf sage, meine ich auch wirklich sauscharf! Die Klinge ist extrem schneidfreudig und es macht einen riesigen Spaß damit zu arbeiten; das Schneidgut wird wirklich geschnitten und nicht gespalten. Die Griffe sind aus Zirconium, was, neben dem Ansø-Design, das Besondere an dem Messer darstellt. Zirconium hat eine fantastische Haptik, sieht klasse aus, aber es hat ein paar Gewichtsprobleme. Zirconium hat eine so hohe Dichte, dass die Mädels von Weight Watchers glatt die Tränen in die Augen bekommen würden. Das Messer verfügt über einen Slipjoint-Verschluss, der anders als beim Monte Carlo, über eine normale Rückenfeder realisiert wird. Die Feder ist sehr stramm und die Klinge rastet ebenfalls bei 90 ° ein. Dabei schließt die Feder bei 90 ° bündig ab; ich weiß nicht, ob das ein Zufall ist.
So, dann kommen wir doch mal zu den inneren Werten. Natürlich war eine meiner ersten Handlung das Auseinanderbauen des Messers. Das Messer ist mit Torx-Schrauben verschraubt, die auch nicht verklebt waren. Die Konstruktion ist einfach und unspektakulär, die Washer bestehen aus sehr dünnem Teflon, alle Kanten sind sauber gearbeitet. Was mir beim Demontieren sofort auffiel, waren die beiden Schrauben, die die Rückenfeder fixieren. Die Schrauben waren nicht festgezogen, so dass ein winziger Spalt zwischen Feder und Griff war. Beim Zusammenschrauben wurde mir auch sehr schnell klar, warum die Schrauben nicht festgezogen waren; es ging schlicht und ergreifend nicht. Es sieht so aus, als wenn das Gewinde einen weg hat, oder Böker hat es nur minderwertig geschnitten. Ich habe den Schrauben mit Loctite etwas mehr halt gegeben, so dass ich die Schrauben etwas fester anziehen konnte, jetzt ist der Spalt zwischen den Schalen und der Rückenfeder auch verschwunden. Was mir aber extrem positiv aufgefallen ist, ist die Achsschraube, die so gut angepasst wurde, dass man sie anziehen kann, ohne ein feststehendes Messer daraus zu machen, so muss das sein! Der Klingengang ist sehr sauber und die Klinge steht mittig.
Die Griffschalen sind perfekt poliert und schön abgerundet. Leider sind die Schalen nicht bündig an die Rückenfeder angepasst wurden, so dass diese etwas höher als die Rückenfeder sind. Die Schrauben sind auch nicht sauber versenkt. Der Übergang von der Klinge zur Feder sind ebenfalls nicht perfekt und zeigt eine leichte Stufe.
Und wie sieht jetzt mein Fazit aus? Das Messer ist mitnichten perfekt, die Verarbeitung ist eigentlich schon deutlich besser, als ich es von Böker erwartet hätte. Das besondere Griffmaterial und die CPM 154 Klinge treiben den Preis natürlich in die Höhe. Der Preis von 399,- € sind meines Erachtens völlig in Ordnung, die Verarbeitung ist nicht schlecht, die Materialien hochwertig und die Performance macht einfach nur Spaß. Es gehört zurzeit zu meinen Lieblingsmessern. Von meiner Seite ein absoluter Kauftipp.