Ansicht zu Messing am Messer

  • So, mal wieder Zeit für eine kleine Grundsatzdiskussion :)

    Ich sehe bei vielen hier vorgestellten Messern dass der Fingerschutz oder Griffabschluss aus Messing gefertigt wird. Aus arbeitstechnischen Gründen kann ich das zwar nachvollziehen - Messing ist günstig, in allen Abmessungen zu bekommen und sehr einfach zu bearbeiten.
    Aus ästhetischer Sicht kann ich dem allerdings überhaupt nichts abgewinnen. In den USA gibt es einen Spruch "all brass no class", das empfinde ich so ähnlich.

    Dazu kommt noch, dass Messing in Verbindung mit Leder sehr schnell anfängt zu "gammeln" und im Gebrauch aufgrund der geringen Härte oft abgenudelt aussieht.

    Mit ist klar,dass Messing bei bestimmten technischen Anwendungen durchaus seine Berechtigung hat, an Messer gehört es meiner Meinung aber nicht.

    Und jetzt Ring frei :) ich hoffe auf eine lebhafte Diskussion.

    Gruß

    Uli

  • Servus Uli,

    vom Standpunkt des Verarbeitenden kann ich das nicht beurteilen. Als Benutzer stimme ich Dir zu, es gibt durchaus dauerhaftere Materialien als Messing. Optisch hat es allerdings schon seinen Reiz, denke ich. Für mich persönlich jetzt wiederum nicht (gülden ist generell nicht mein Fall, auch nicht bei Schmuck), aber sicher für viele andere.

    Viele Grüße
    Marc

    Das Einzige, das wirklich Zukunft hat, ist die Zukunft.

  • Moin Uli,

    ja als Handschutz oder Zwinge mag ich Messing auch nicht so gern, ich steh da mehr auf Bronze und Kupfer. Messing altert halt sehr unspektakulär, daß ist wie ich finde bei Bronze und Kupfer ganz anders. Aber wie alles im Leben ist das halt Geschmacksache!

    Beste Grüße,
    Sascha

  • Ich sehe halt öfter mal schön gemachte Messer, die mich grundsätzlich ansprechen, aber bei Messing sinkt das Interesse dann direkt auf null (geht mir bei Mosaikpins übrigens genauso :))

    Les Robertson hat mal zum Thema Messersammeln geschrieben: er kauft nach vielen verschiedenen Aspekten der Werthaltigkeit, nur dürften die Messer auf keinen Fall Messing oder Neusilber dran haben.

  • Hallo Uli,

    ich denke, dass man den Grundsatz "Messing gehört nicht an ein Messer" nicht wird bilden können.

    Die Eigenschaften des Materials haben sich -und ich kann hauptsächlich nur für den Anwendungsbereich der Jagd sprechen- vielfach bewährt, zumindest habe ich bislang aus dem Mund eines Jägers noch nie eine abfällige Meinung über Messing gehört. Es mag zwar sein bzw. ist es so, dass Messing nicht die Härte oder die Alterungseigenschaften anderer Metalle oder Halbzeuge hat, bei einem Messer im ständigen, harten Gebrauch fällt dies allerdings nicht auf, da diese Messer ohnehin dreckig, angekratzt, verölt und "schweißig" sind.

    Darüber hinaus wurde und wird bei klassischen Messertypen und von namhaften Messerbaugrößen Messing verwandt und ist bei bestimmten Stilrichtungen nicht wegzudenken. Dies indiziert meines Erachtens die Berechtigung von Messing.

    Trotzdem hat sich die von Dir angestoßene Diskussion für mich insoweit schon gelohnt, als dass ich bislang nicht darüber nachgedacht oder hinterfragt haben, ob Messing als ausreichend wertig anzusehen ist. Und Dir ist insoweit Recht zu geben, da bei bestimmten Messertypen die Verwendung von Messing dem Stil oder dem Eindruck des Messers nicht gerecht wird. Auch hier im Forum gibt es Messermacher, zu deren Arbeiten einfach kein Messing passt bzw. Messing Ihren Messern an Wertigkeit nehmen würde. Verallgemeinern lässt sich dies allerdings nicht.

    Zu guter Letzt: Ja, Messing ist einfach zu bearbeiten und wenn dies auch kein alleiniges Entscheidungskriterium bezogen auf die Verwirklichung der eigenen Ansprüche sein darf, kommt mir diese Eigenschaft bei der Zeit, die ich derzeit auf das Bauen von Messern verwenden kann, tatsächlich zu Gute. Allerdings mag ich wiederum (auch) den Messertyp, bei dem Messing durchaus seine Berechtigung hat.

    Ich für meinen Teil werde weiterhin ohne schlechtes Gewissen Messing verwenden. Ich nehme Deinen Beitrag allerdings zum Anlass, die Verwendung bestimmter Materialien und insbesondere Messing genauer zu hinterfragen und -um die eigene Entwicklung als Messermacher nicht einzugrenzen- bei der Auswahl von Materialien weniger auf einen Fertigungsvorteil zu schauen. 4 kg Puddel liegen schon bereit!

    Danke für den Anstoß der Diskussion und Grüße

    Friedrich

  • Hallo Friedrich,

    danke für deinen durchdachten Beitrag.

    Jäger sind allerdings kein sicherer Maßstab :). Ich habe schon sehr viele Jagdkollegen getroffen, die beim Thema Messer immer recht unbedarft waren "Hauptsache es schneidet irgendwie" . Und insofern werden an Stahl, Form oder Design besondere Ansprüche gestellt haben. Ausserdem sind dort die Sehgewohnheiten druch die Produktion zumindest eines großen Solinger Herstellers verdorben. So nach dem Motto - an ein ordentliches Jagdmesser gehört Messing und Hirschhorn. Ich habe allerdings noch keinen Jäger gesehen, de sich mit Messing an seiner Schusswaffe zufriedengegeben hätte.

    Was die Brauchbarkeit im jagdlichen Einsatz angeht - Messing suggeriert ja in Verbindung mit rostbeständigem Stahl, dass man es kaum zu pflegen braucht. Wenn man es über die Schonzeit hinweg im Leder stecken lässt, gibt es aber eine unschöne grüne schmierige Kruste. Ist mir auch schon öfter mit den Messinghülsen meiner Munition passiert. Nicht weiter tragisch, aber das Halbzeug soll das Messer ja aufwerten und keine zusätzlichen Probleme erzeugen.

  • Materialien unterliegen immer irgendwelchen Trends und deren Verwendung ist natürlich von der Verfügbarkeit bzw deren tatsächlicher oder künstlich hoch gehaltener „Exklusivität“abhängig...

    Bei Loveless war „brass wrap“ sogar ein Extra, dass es gegen Aufpreis gab..., heute sind das mitunter die teuersten Loveless Modelle.

    http://boblovelessknives.com/for_sale_5.html

    Wir werden sehen, ob es Mokuti, Titan oder sonstige Legierungen, die heute beinahe inflationär von jedermann verwendet werden, zu ähnlichen Preisen bringen werden..,aber das ginge jetzt zu sehr vom Thema weg! :greenmuted:

    Mir gefällt Kupfer und Bronze auch deutlich besser, an einem Buck 110 oder ähnlichen Klassikern gefällt mir aber auch das Messing! Ich finde es kann auch ganz interessant patinieren, wenn man auf so was steht... :greenbiggrin:

    Gruß, Claus

    2 Mal editiert, zuletzt von enrico (22. Februar 2018 um 15:58) aus folgendem Grund: Satzbau...

  • Hi Uli,

    finde ich es gut, dass Du die Diskussion hier eröffnet hast.

    Ich persönlich finde, dass die Verwendung von Messing rein aus ästhetischer Sicht ihre Berechtigung hat, denn Schönheit entsteht ja immer im Auge des Betrachters.
    Die Probleme der Verwendung von Messing liegen für mich jedoch dort, wo die technische Seite ins Spiel kommt.

    Ich will dies mal an einem Beispiel festmachen:

    Vor Jahren war ich mal im Besitz eines wunderschönen Forge de Laguiole mit einer C-Stahl-Damastklinge und einem Griff aus Horn ohne Mitres.
    Das obligatorische Hirtenkreuz, die Pins für die Befestigung der Schalen sowie die Achse und die Liner waren jeweils aus Messing, wobei die Messingachse
    an den Außenenden lediglich geklöppelt war.
    Jetzt ist ein solch feines Messer natürlich von sich aus schon etwas fragiler; dennoch nimmt die FdL für sich in Anspruch, Messer für den täglichen Gebrauch zu machen. An einem solchen muss sich dann natürlich auch das etwas feinere Laguiole samt der verwendeten Materialien messen lassen.

    Mein Fazit nach längerem, jedoch sehr schonendem Gebrauch:

    Durch die beim Öffnungsvorgang auf die Klingenachse wirkenden Kräfte hat sich nach längerer Zeit und zahlreichem Öffnen und Schließen deutliches wahrnehmbares Klingenspiel gebildet. Die Befestigung der Klinge mit solch einem weichen Material war der Beanspruchung nicht gewachsen.

    Seither sehe ich die Verwendung von Messing an Stellen, die mechanischen Belastungen und einer Dauerbeanspruchung unterliegen, sehr kritisch.


    Beste Grüße
    Axel

    Einmal editiert, zuletzt von tarrot (22. Februar 2018 um 16:50) aus folgendem Grund: Schreibfehler korr.

  • Ich sehe halt öfter mal schön gemachte Messer, die mich grundsätzlich ansprechen, aber bei Messing sinkt das Interesse dann direkt auf null . ..

    Bingo! Hochglanz wäre bei mir ein weiteres Kriterium. Zumindest da bin ich meiner Linie treu geblieben, hab tatsächlich kein Fixed mit einem der beiden Merkmale.
    Interessante Sichtweisen und Diskussion.

    Burghard

  • finde die Diskussion sehr interressant aber müßig schlieslich ist das ein frage des persünlichen geschmaches, von technischen gründen mal abgesehen.für mich seäbst stellt sich die frage kaum, es iblr immer besseres schöneres usw, aber wwenn grundsätzäich erst ma zum messer passt hab ich kein ptoblem damit

  • Ich habe mal ganz am Anfang meine Messermachens Messing verwendet. Ich mag den Goldton und die gute Polierbarkeit. Aber mich hat immer die sehr unschöne Korrosion gestört. Deshalb nehme ich jetzt immer Bronze und die erschmelze ich mir selbst. Bei ca. 20% Zn geht höchsten die Polierung etwas weg aber der Goldton bleibt.
    Und der passt meiner Meinung nach sehr gut zu Geweih oder dunklem Holz. Für die Belastung als Handschutz oder Endknauf reicht die Festigkeit allemal aus.
    Einen Aspekt sollte man hier auch erwähnen. Messing, Kupfer, Silber oder Bronze sind Antibakteriell! Bei einem Kochmesser ( oder auch Türgriffen!!) ist das sehr günstig.
    Viele Grüße Egbert


  • Einen Aspekt sollte man hier auch erwähnen. Messing, Kupfer, Silber oder Bronze sind Antibakteriell! Bei einem Kochmesser ( oder auch Türgriffen!!) ist das sehr günstig.
    Viele Grüße Egbert

    Gegen Silber, Kupfer und Bronze habe ich auch nichts :) . Wegen der antibakteriellen Wirkung müsste man dann ja immer Silber nehmen, das wirkt meines Wissens am besten.

  • Hm, ja, ich wüsste jetzt allerdings nicht, weshalb ein antibakterielles Parierelement ein entscheidender Vorteil sein sollte... ?(

    Viele Grüße
    Marc

    Das Einzige, das wirklich Zukunft hat, ist die Zukunft.

  • Na ja, von entscheidend habe ich ja auch nicht geschrieben, eben nur ein Aspekt.
    Es geht ja hier um das Material Messing an sich. Antibakteriell ist in der Küche aber immer gut. :D
    Gruß Egbert

  • ...vor Allem, wenn das Parierelement nicht verlötet ist. Wenn schon Schmutz im Griff, dann keimfrei, bitte.

    Seit einiger Zeit möchte ich ein ungarisches Klappmesser bestellen, ein Fejesgörbe, aber auch dort gefallen mir nur silberne Backen.

    Häufiger ist auch da Messing, aber irgendwie gefällt mir das nicht. Ausserdem ist es ziemlich schwer.

    Bei einem Buck 110 muss das so, das sehe ich wie Claus, die Patina kann man leicht mit einem Lappen und etwas Olivenöl wegputzen.

    Und wenn ich das richtig verstehe, lassen sich zweiteilige Parierelemente gut aus Messing machen, da man die Verbindung wie auch die Messingpins recht unsichtbar machen kann.

    Grüsse

    Endre