"Mach mal Machete" - Solingen

  • Nachdem ich mich vor einigen Wochen zur Teilnahme am Wettbewerb "Mach mal Machete" am/ im Klingenmuseum Solingen entschlossen habe, war mir nicht bewusst, welche Arbeit dies alles macht.

    Ich ging von 20-30h aus, die ich zu investieren hätte. Überschaubar, möchte man meinen. Ja, so dachte ich auch. Weit gefehlt....aktueller Stand sind gut 60h und bei weitem noch nicht fertig. Allerdings habe ich auch diverse Fehler gemacht, sodass ich einige Teile doppelt basteln musste.

    Wie dem auch sei, hier die Bilder bis zum heutigen Stand....die Zeit rennt und ich versuche das Ding ganz klar noch fertig zu stellen. Hoffen wir das Beste:

    1. Zu Beginn die Idee in Form einer Skizze:

    Da ich Parang und ähnliches optisch sehr langweilig und ausgelutscht fand, war der untere Entwurf der, den ich basteln wollte. Im Grund ist es eine "neu" geformte Heppe, Gertel oder ähnliches...zumindest in groben Zügen. Auf alle Fälle wollte ich einen Hamon, das war mir wichtig.

    2. Das Schmieden des 1.2003 war jetzt nichts wirklich aufregend, auch der Schliff war soweit in Ordnung. Ist jetzt nichts weltbegewegendes, Klopfen, Schleifen und gut ists....

    3. Die Härtung und Hass #1:

    Gehärtet auf Hamon, im Blumenkübel abgeschreckt und ich war soweit zufrieden, da alles relativ gerade war. Kurz warten, Martensitausbildung abwarten, bissl in der Kohle stochern, etc. Und schon war es da: Pliiinnnggg". Riss in der Schneide. Ich hätte schreien können. Aus Erfahrung weiss ich um die "Gefährlichkeit" des zu langen Wartens bei langen Klingen, aber irgendwie hatte ich eine geistige Umnachtung und habe mit dem Anlassen zu lange gewartet.

    Also, nochmal ran, nochmal schmieden, nochmal schleifen, usw.


    4. Die zweite Klinge auf Hamon gehärtet, geschliffen, poliert: Mist, Hamon ist nicht schön. Wieder gehärtet, wieder poliert, wieder Mist. Beim dritten Mal hat es dann geklappt, Hamon läuft entlang der Schneide, alles wunderbar. Eine erste Polierung zeigte den gewünschten Verlauf. Sowweit, so gut.


    5. Nach dem ich die Klinge fertig hatte, kam sie mir unglaublich langweilig vor. Normal eben, Klinge, Hamon, fertig. Also eine doppelte Hohlkehle eingezogen, die tatsächlich symmetrisch verläuft. Ich war und bin selbst überracht.



    6. Nachdem das soweit geklappt hat, war ja eigentlich schon viel geschafft....es braucht ja nur noch den Griff. Weit gefehlt.

    Das Holz ist aus einem Eichenbalken aus um die 1620. Die Anpassung war soweit in Ordnung, ich habe mich sehr gefreut. Leider zu früh.


    7. Der Griff war nämlich final zu schmal für einen Sprengring....aber Hauptsache ich habe schon mal im Vorfeld alles sauber geschliffen. Das mach ich normalerweise nicht, aber irgendwie verschieben sich bei der Machete meine eingespielten Prozesse. Wie dem auch sei:

    Vorher:

    Nachher und nachher: Dieses Mal ein Stück Eiche aus dem eigenen Wald bzw. aus dem Brennholzstapel rausgezogen. Tolle Maserung, das freut mich. Der Griff liegt jetzt sehr satt und wuchtig in der Hand. Schon alleine deswegen war es die doppelte Arbeit wert.


    8. Licht am Ende des Tunnels? Bei weitem nicht....den der Sprengring fehlt noch.

    Aus einem Bohrlöffel von ~1500 ein Stück umgeschmiedet und gröbst geschliffen:

    Dann weiter mit der Feinarbeit: Ja, es wird.

    Erster richtiger Verbau zeigte: Ich brauche eine Frontplatte am Griff und klar eine Endplatte. Und der Griff war sehr glatt....zu glatt. Haptik muss her.

    9. Einpassen der Frontplatte und schneiden der Fischhaut zur Haptikerhöhung:

    Das ist der letzte Stand des umfangreichsten Projekts seit einem Bowie mit Ledergriff und Puddelmonturen.

    Wird weiter ergänzt...

  • Hallo Alex,

    ein wunderbarer WIP !

    Das wird ein ziemlich beeindruckendes "Gartengerät".
    Soviele Linien und Details, ich kann garnicht oft genug hinschauen.

    Ich bin sehr auf das Ergebnis gespannt und drücke dir die Daumen für eine richtig gute Platzierung.

    Gruß Carsten

    "ich schärfe nichts mehr...bleiben sie auch länger stumpf" leielekt Februar 2017

    Schmutzige Hände sind ein Zeichen für sauberes Geld

  • Gefällt mir auch richtig gut, beeindruckend das du wirklich den komplett harten Weg gehst....

    Die Fischhaut setzt dem ganzen die Krone auf, es hat seinen Grund warum man die so selten sieht.
    Viel Glück beim Wettbewerb wünsche ich dir

    LG

    Philipp

  • Hallo Alex
    Freut mich dass du uns an der Entstehung deiner Machete teilhaben lässt.
    Schön, dass eine spezielle Form gewählt hast, gefällt mir richtig gut.
    Darf ich fragen, wie du die Hohlkehlen gemacht hast?
    Bin gespannt, wie es weiter geht.

    Gruss Heiri

  • Was für ein Projekt, danke fürs Zeigen.

    Sehe es positiv. “Nicht zu Strafe, nur zur Übung“, hat damals mein Aubilder immer gesagt wenn ich etwas nochmal machen musste.

    Gruß

    Roland

    Ancora Imparo

    Es ist besser eine gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.

  • Hallo Alex
    Freut mich dass du uns an der Entstehung deiner Machete teilhaben lässt.
    Schön, dass eine spezielle Form gewählt hast, gefällt mir richtig gut.
    Darf ich fragen, wie du die Hohlkehlen gemacht hast?
    Bin gespannt, wie es weiter geht.

    Gruss Heiri

    Guten Morgen,

    die Hohlkehlen habe ich frei Hand mit dem Dremel gezogen. Da hat es echte Vorteile, wenn die Klinge differentiell gehärtet ist.

    Zur Ergänzung des WIPs: Gestern die Fischhaut fertig gestellt und die umlaufende Kante des Holzes fein punziert. Einen kleinen Schnackler gabs beim Schneiden der Fischhaut, aber ich konnte es gut verblenden.

    Was mich mehr als die Fischhaut freut: Die Maserung der schnöden Eiche. Was ein Brennholzstapel nicht alles hergibt. :)

    Jetzt nur nochmal die Fischhaut nachziehen, die Frontplatte, den Erlspalt und die Rückenplatte anpassen und final eine passende Scheide basteln. Und nur noch 20 Tage Zeit....es wird definitiv knapp.

  • Daumen hoch von mir.

    Ich kann das sehr gut nachvollziehen , wie viel Arbeit das ist. Als ich angefangen habe, habe ich mir einfach gedacht „ nein Du schaust nicht auf die Uhr“ war besser so. Ich möchte es nicht wissen. Denke wir Teilnehmer werden die mal gegenseitig befummeln können. Da bin ich drauf gespannt.

    Viele Grüße Thomas

  • Solingen ist doch einige oder eher viele Kilometer von meinem bayrischen Dörflein entfernt, aber man könnte es sich ja mal überlegen.

    Wie dem auch sei:

    14 Tage habe ich noch bis zum Versand; das wird alles sehr, sehr knapp.

    Richtig mistig: Einen Linienfehler im Griff entdeckt, den ich jetzt aber nicht mehr rausmache. Das ist halt jetzt eben so.
    Weiter die umlaufenden Zierrinnen der Fischhaut entfernt. Das war jetzt noch wichtig, weil es sich optisch dermassen gebissen hat, das glaubt man nicht.

    Richtig gut: Die Endkappe ist endlich im Griff und das sogar ziemlich passend. Dremel, Auge, Dremel, Auge, kurz reinhalten, Dremel, Auge....das hätte auch echt schief gehen können, ist es aber nicht. Glück muss man auch mal haben.


  • Griff ist fast fertig....geräuchert und auf den Bildern nicht sichtbar, weil später gemacht, auch an bestimmten Stellen poliert, um Kontrast zu schafffen.

    Es ging beim Zusammenbau unglaublich viel schief, manches konnte ich hinpfuschen, manches ist noch da.

    Das Parierstück hat im Trockenbau perfekt gepasst, jetzt ist ist paar Zehntel verschoben. Ärgerlich, aber im grossen und ganzen alles ok soweit.

  • Erlloch ist in Arbeit und so wie es aussieht: Der Griff könnte sogar ziemlich gerade und im Lot sitzen. Eine gewisse Erleichterung macht sich breit :)


    Wie immer: Beim Basteln kommen mir immer zum Schluss die Ideen.

    So habe ich für den Griffabschluss noch eine gute, aber arbeitsaufwendige Idee, um ein Vernieten und eine Fangriemenöse zu kombinieren.

    Rien-ne-va-plus-Idee: Den Griffbereich Klinge oben und unten mit Puddelstreifen versehen, dann wär optisch alles schön rund. Aber das so kurz vorm Ziel zu machen...wagemutig. Mal schauen.

  • Ich poste jeden Teilschritt, weil ich mich gerade sehr über die Fortschritte freue.

    So habe ich vor der Machete noch keinen Sprengring in der Form gebaut, Eiche zum ersten Mal geräuchert und eine Art Habaki ist ebenfalls mein erstes Mal. Die Fischhaut ist mein drittes Mal, wobei die ersten beiden Male ziemlich schief gegangen sind.

    Unter Anbetracht dieser Wagnisse läuft die Griffanpassung hervorragend.


  • Hallo Alex,
    Eine sehr spannende Arbeit - klasse, wie Du die einzelnen Arbeitsschritte dokumentierst, man lebt richtig bei der Entstehung mit!
    Arbeitest Du für das Schneiden der Fischhaut mit einer Führung oder Freihand?
    Beste Grüße,
    Rainer

    Blaupfeil - the sky is the limit..

    1-participant.jpggentleman-messer-contest-champion.jpgaxt-gold.jpgwanderer1.jpg

  • Ich arbeite alles frei Hand, ohne Schablonen, Hilfen, Lehren oder ähnliches.

    Ist natürlich nicht immer ganz einfach, aber ich lege hier sehr viel Wert drauf.

    CNC und ähnliches sind mir ein echter Graus. Kommt aber auch daher, weil ich „frontiermen knives“ und den rustikalen Stil liebe.

  • Es ist soweit vollbracht: Ein einziger Schlag fehlt noch und dann sitzt die Klinge formschlüssig auf dem Griff...und das Beste: Der Griff ist ziemlich gerade

    Parallel dazu den Erl befeilt...eine Feinheit, auf die ich sehr viel Wert lege. Eine Marotte, ja, aber mir wichtig.

    Wie dem auch sei: Das Formschlussmittel „Kleber“ muss nicht zum hinpfuschen, sondern nur für die Festigkeit verwendet werden ^^ Ich freu mich sehr.

  • Hallo Alex
    Das wird/ist eine sehr interessante Machete. Es gefällt mir, wie du an die Sache heran gegangen bist. Die Form der Klinge und auch die Griffgestaltung sind alles andere als 0815. :thumbsup::thumbsup:
    Kannst du noch ein Foto vom Sprengring machen, weiss nicht, ob ich mir das richtig vorstelle?

    Danke und Gruss
    Heiri