Wie macht ihr euer Finish?

  • Hallo zusammen,

    ich hab vor kurzem ein paar Bieruntersetzter gemacht.

    Dabei hab ich mich dann gefragt, in welcher Reihenfolge ein Leder-Finish sinnvoll und notwendig ist.

    Ich bin so vorgegangen:
    1) Prestolin Lederöl ganz dünn mit dem Lappen auf Ober- und Unterseite aufgetragen um dem Leder nach dem Punzieren wieder etwas "zurück" zu geben.
    2) Kanten bearbeitet: mit Wasser benetzt, mit dem "Burnisher" bearbeitet, dann mit etwas Gaum Tragacanth behandelt und mit einem Tuch noch etwas nachpoliert bis es schön glänzt.
    3) 2 - 3 Mal Lederfinish mit Fiebings Tan-Kote bzw. Craft Acrylic Leather Lacquer (wobei mir im direkten Vergleich das Tan-Kote besser gefällt).
    4) Jetzt leider festgestellt, dass Flüssigkeit vom Bier immer noch Ränder hinterlässt.
    5) Mit einer Schuhpflege (Fett mit Bienenwachs) nachbehandelt.

    Jetzt scheint das Leder einigermaßen geschützt gegen Flüssigkeiten zu sein. Aber ist diese Reihenfolge so sinnvoll bzw. notwendig? Manchmal macht es mir den Anschein, als ob Kanten bearbeiten und mit Schuhpflege (Fett + Bienenwachs vom Deichmann) behandeln völlig ausreichend ist (hab ich bei Messerscheiden teilweise so gemacht). Und falls ja - was zuerst? Erst Kanten (Vorgehensweise s.o.) sauber machen (die dann natürlich vom eigentlichen Finish kaum noch was aufnehemen) oder erst alles Finishen (was dann wahrscheinlich die Kantenbearbeitung wieder schwieriger macht).

    Klingt für mich etwas nach dem "Henne - Ei" Problem. Aber vielleicht kann mit ja wer behilflich sein.

    Viele Grüße, Jörg

  • Phu also ich bin da eher der Minimalist.

    Wenn ich Leder mit vinegaroon färbe, dann behandle ich es nachher mit Klauenöl und am Ende noch mit einem Produkt auf Bienenwachsbasis. Das Klauenöl deshalb, da der Essig etwas vom Fett welches im Leder ist ausschwemmt.

    Wenn ich es z.B. mit Feabings färbe, dann nur Bienenwachs.

    Kanten raue ich erst mit einem 80er Schleifleinen etwas auf. Mache sie nass und gehe dann mit dem Holz drüber. Ich habe dafür gedrechselte Rollen welche ich in eine fixierte Bohrmaschiene einspanne. Wenn die Kanten dann schön glänzen, kommt noch das Bienenwachsprdoukt drauf. Anschliessend nochmals nachpolieren.
    Die schöneren Kanten gibts aber bei mit Feabings gefärbtem Leder.

    Leder ist für mich etwas das leben soll. Das bekommt im Gebrauch macken und kann auch mal fleckig werden. Das ist wie ein Esstisch aus Holz. Wenn der nach 10 Jahren ausschaut wie neu, dann wurde er nicht benützt. Auch eine Lederjacke hat erst dann Charakter wenn sie abgewetzte Stellen hat. Nebst dem ist Leder ein Naturprodukt. Da möchte ich möglichst wenig auftragen das die Haptik verändert. Die ganzen Versiegelungen wie z.B. Acryl Resolene von Feabings verändern für mich das Leder in seiner Haptik.

    Aber das ist meine Meinung und ich weiss, dass sehen viele Leute anders.

  • Leder ist für mich etwas das leben soll. Das bekommt im Gebrauch macken und kann auch mal fleckig werden. Das ist wie ein Esstisch aus Holz. Wenn der nach 10 Jahren ausschaut wie neu, dann wurde er nicht benützt. Auch eine Lederjacke hat erst dann Charakter wenn sie abgewetzte Stellen hat. Nebst dem ist Leder ein Naturprodukt. Da möchte ich möglichst wenig auftragen das die Haptik verändert. Die ganzen Versiegelungen wie z.B. Acryl Resolene von Feabings verändern für mich das Leder in seiner Haptik.

    Aber das ist meine Meinung und ich weiss, dass sehen viele Leute anders.

    Genau so sehe ich das eigentlich auch. Trotzdem kann ich gut nachvollziehen, das man - wie der TO - Bierdeckel aus Leder vor dem "durchsiffen" mit Getreidekaltschale schützen möchte, indem man sie dauerhaft versiegelt .
    Bei Lederscheiden sieht die Welt wieder ganz anders aus - da gehören nach Jahren der Nutzung Gebrauchsspuren daran !

    Ich selbst verwende nach dem Färben daher eigentlich nur Produkte mit hohem Wachsanteil - wie z.B. Sno Seal . Das schützt am Anfang auch gut vor Feuchtigkeit, lässt aber eine schöne Patina des Leders zu .

  • @Wido

    Deine Aussage führt mich dann zu der Frage ob in diesem Fall Leder das richtige Material ist.
    Klar seine Unterleger sind sehr gelungen und ich kann es auch nachvollziehen, dass er nicht will das diese durchsiffen. Aber eben, hier ist dann Leder vielleicht einfach das falsche Material.

  • Sicher - ein ordentlicher Bierdeckel hat gefälligst aus Pappe zu sein ....

    Ich selber würde auch niemals so viel Mühe für derartig aufwändige Punzierarbeiten in so etwas profanes wie einen Bierdeckel stecken - da wären mir Lederarbeiten eingefallen, wo der Aufwand vom Betrachter eher honoriert würde ( wer schaut schon nach dem achten Bier noch auf den Deckel ..... :prost: )

    Aber sauber gemacht hat er´s halt trotzdem - und dann ist´s doch schön wenn man´s für die Nachwelt erhalten kann !

  • Hallo Kollegen,

    danke für die Informationen. Mittlerweile bin ich auf auf dem gleichen "Trip". Wenn es der Bierdeckel wird, dann ist eine gewisse "Wasserdichtigkeit" gefragt. Ich habs mit Bienenwachs-Schuhfett probiert. Zieht (mit Unterstützung eines Föns) gut ins Leder ein, sieht gut aus, aber das Wasser zieht nach kürzester Zeit ein. Das (meist) Acryl-Finish geht mir zwar ziemlich auf den Zeiger (trägst es mit dem Lappen auf, ist die Wirkung vernachlässigbar, mit dem Schwamm haste Blasen und außerdem hat man immer Bearbeitungsspuren), aber es ist derzeit die einzige Methode, die wenig Wasser zieht. Ich hab da so einen Test ähnlich dem von Ian Atkinson auf YT gemacht. Industrielles Finish auf Acryl Basis saugt (derzeit) einfach am wenigsten Wasser, was beim Bierdeckel schon vorteilhaft ist. Gibts für das SnoSeal eine gute Bezugsquelle?
    Bei Lederscheiden find ich ein Naturfinish immer noch am schönsten. Da geht einfach nix drüber!
    Von der Bearbeitungsreihenfolge bin ich folgendermaßen verblieben:

    • Alles fertig machen
    • Kanten mit Wasser/Gum Trag bearbeiten
    • Leder an sich finishen

    Von daher, teil ich mittlerweile mit euch die gleiche Meinung - Acryl nur da, wo es sinnvoll und notwendig ist. Ansonsten Natur!!!

    Und wegen der Bierdeckel - vielen Dank für das Lob. Die Deckel hab ich anlässlich des letzten Brautages für meine Besucher hergestellt und als Gastgeschenk mit nach Hause gegeben. Die meisten werden wohl kaum Bier abbekommen und wenn doch, dann sieht man eben nach einiger Zeit Gebrauchsspuren. Zumindest darf ich dann wieder neue produzieren. Schließlich war es hauptsächlich als Übungsstück gedacht.

    Viele Grüße und Danke für die Antworten