Ein Kindheitstraum......... oder meine eigene Schmiede

  • So Freunde des warmen Eisens,

    ich möchte euch gerne an der Umsetzungeines Kindheitstraums teilhaben lassen. Schon seit frühsten Kindertagen hatmich das glühende Eisen magisch angezogen und so blieb es nicht aus das ichanfing von meiner eigenen Schmiede zu träumen. Seit Frühjahr 2017 setzte ichnun Stück für Stück meinen Traum in die Realität um. Da ich schon im Besitzeiner Werkstatt (inkl. improvisierter Schmiedeecke) mit (neueren) Werkzeugmaschinenwar, wollte ich meine (Traum)schmiede etwas anders angehen.
    Mir gefallen alteMaschinen (darf auch gerne steampunklastig sein) sehr. Also habe ich mir vorgenommen meineneue Männerhöhle auf „Alt“ zu trimmen. So werden sich Bruchsteine, Kupferblechund Co. dort arrangieren müssen.
    Aber wie so oft, kommt es meist anderswie man denkt und so finden sich, in der Dokumentation meiner Arbeiten, auchnoch das eine oder andere „Schlechtwetterprogramm“ wieder. Ich werde versuchenregelmäßig, in nicht zu großen Abständen, die Bauberichterstattungfortzusetzen. Allerdings bin ich derzeit beruflich etwas stärker eingespanntund weiß nicht ob es immer so klappt wie ich mir das wünsche. Also habt etwasNachsicht mit mir ;-).
    Ich werde meine Doku versuchen in Projekte bzw. Bauabschnitte zu unterteilen.

    PS: Hallo Admins, sollte ich die falsche Kategorie gewählt haben bitte verschieben.


    Federhammer
    Aber bevor ich nun endgültig loslegen konnte stand mir noch ein anderes Projekt bevor, mein Federhammer. Da dieser noch vor Baubeginn auf sein Fundament sollte, welches aber auch noch nicht fertig war, wartete einiges an Arbeit auf mich.Vor ca. 4 Jahren konnte ich in Pößneck in Thüringen einen Albani Kraftfederhammer vor einer möglichen Verschrottung retten. Da das gute Stück jedoch einen Dornröschenschlaf fristete, entschloss ich mich dazu ihn komplett zu restaurieren. Alle Teile wurden entrostet, altes Fett entfernt und defekte Teile erneuert. Viele Defekte wies das gute Stück jedoch nicht auf, lediglich die eine oder andere Welle, welche festgerostet war und mechanisch entfernt werden musste. Glücklicherweise bekommt man auch heute noch die altbewährten Staufferbuchsen, welche vor dem Einbau noch verkupfert wurden. Auch habe ich eine neue Motorkonsole angefertigt und montiert. Nachdem alle Teile frisch lackiert waren konnten wieder alle Teile zusammenfinden. Beim Abbau am alten Standort musste leider der Holzuntersatz der Schabotte in seinem Fundament zurück bleiben. So galt es einen relativ trockenen Eichenstamm von geeignetem Ausmaß zu finden, zu entrinden und vom Splintholz zu befreien. Für den Transport durch unwegsames Gelände verpasste ich dem Albani noch ein paar provisorische Füße aus Rechteckrohr.
    Da der Hammer noch vor Baubeginn auf sein Fundament sollte, welches aber auch noch nicht fertig war, wartete schon die nächste Beschäftigung auf mich.

    Fortsetzung folgt......

    Grüße aus dem Vogelsberg

    Bernd

  • so, weiter geht´s....


    Hammerfundament:


    Also Spaten, Spitzhacke und Schaufel hervorgekramt und los ging`s. Nachdem das Fundament ausgehoben war ging es an das Einschalen. Aus Brettern, beschichteten MDF Platten und Spanplatten wurde die Schalung errichtet. Eine kleine Herausforderung war der „Topf“ für den Eichenholzuntersatz der Schabotte. Aus Spanplatten und Faserplatten baute ich einen Zylinder, welcher nach dem Aushärten des Betons wieder entnommen werden konnte. Bewährungsstahl wurde eingebracht und die Ankerschrauben positioniert. Auf die genaue Positionierung der Ankerschrauben legte ich besonders großen Wert, warum ich das erwähne erfahrt ihr später noch genauer. Mit Unterstützung meines Seniors und einem guten Freund wurde dann betoniert. Man möchte gar nicht glauben was in solch ein Loch an Beton hinein passt.

  • so, weiter geht´s......


    Hammeraufstellung:
    Nach einer angemessenenTrocknungsphase konnte es nun an das Aufstellen des Federhammers gehen. MeinFreund Thorsten (der mit dem Beton) half mir auch dieses mal wieder mit demRadlader aus. Nachdem das gute Stück anständig gesichert war, begann derTransport durch unwegsames Gelände zum endgültigen Standort. Soweit so gut,jedoch ergab sich beim Absetzen ein kleines Problem. Ich hatte die Toleranzenvielleicht ein klein wenig „eng“ gewählt, was mir bei meinem Kumpel den Namen„Millimeterfi...er“ einbrachte ;-). Soll heißen, zwischen Durchmesser derGewindestange und der Bohrung im Hammergestell waren nur zwei MillimeterUnterschied. Aber ein dezenter Schlag mit einem, entsprechend dimensioniertem Hammerlöste das Problem. Der Albani bekam noch seine Schabotte inklusiveHolzuntersatz verpasst und die Arbeit am Fundament der Schmiede konntebeginnen. Aber dazu mehr im nächsten Teil.

    Grüße aus dem Vogelsberg
    Bernd

  • es geht weiter.....

    Fundamet der Schmiede:


    Da meine neue Schmiede ihren Platz amHang finden sollte, musste die Aufstellfläche begradigt werden. Dazu wurdezuerst mit dem „Handbagger“ ein Grabenfundament ausgehoben. Dies konnte dannmit Beton und Armierungseisen gefüllt werden. Nachdem der Beton ausgehärtetwar, habe ich anfangen die Mauer zu errichten. Aus allen Ecken wurden, unterMitwirkung eines Freundes (der übrigens auch Messer macht ;) ), heimische Basaltbruchsteine zusammengetragen und mitMörtel zu einer Mauer aufgeschichtet. Unglaublich, wie oft man einen Stein indie Hand nehmen kann bis er seinen endgültigen Platz in der Mauer gefunden hat.

    Aber das war es dann vorerst einmal mit dem Weiterbau. Anders als diesen Sommerhatten wir während meiner Bauphase ausreichend Regen.

  • Eigentlich wollte ich euch an diese Stelle mein "Schlechtwetterprogramm" vorstellen. Ich mache aber erst mal mit dem Schmiedebau weiter.
    Also war als nächstes der Bau des Essentisches dran

    Der Essentisch:


    Das Wetter wurde wieder besser und so konnte ich mit der Esse anfangen. Wie Eingangs schon erwähnt wollte ich die Schmiede ja auf „ALT“ trimmen. So hatte ich folgende Idee: Unterbau aus Basaltbruchsteinen, der Tisch aus Beton mit eingelassener Essenschüssel.
    Also wieder die Schaufel hervorgeholt, das nächste Fundament gegraben und das Streifenfundament betoniert.
    Danach fertigte ich mir eine Schablone/Stütze für das Bogengewölbe aus Holz.
    Als nächstes wurde mit Mörtel (bei uns sagt man eigentlich Speiss) und Basaltsteinen die vordere Stützwand hochgezogen.
    Da für den hinteren Unterbau nur wenig Platz war, entschloss ich mich dort eine Auflage aus 80x80x5er Stahlrohr zu schaffen. Die Rohre wurden auf Gehrung gesägt und verschweißt.
    Anschließend schalte ich den Tisch ein und positionierte den vorgefertigten Rahmen aus Winkelstahl für das Esseisen. Die Schalung wurde mit Armierungsstahl belegt und mit Beton ausgegossen. Später sollen noch dünne Basaltplatten die Tischoberfläche abschließen.

    Grüße aus dem Vogelsberg

    Bernd

  • Der Kamin:


    Nachdem jetzt der genaue Platz für den Kamin durch die Esse festgelegt war, konnte es ans Mauern gehen. Die Materialwahl fiel hier auf Backsteine.
    Das Innenrohr sollte eine lichte Weite von 200 x 200 mm und eine Höhe von ca. 3 m bekommen. Durch die Innenmaße konnte ich einen Normalformatziegelstein vierteln und vier ganze Steine nutzen. Pro Lage wurden fünf Steine vermauert, weitere Lagen dann im Verbund gemauert.
    Da ich den Schornstein nicht verputzen wollte habe ich ihn als Sichtmauerwerk gefertigt und die Fugen mit einem Stück ½“ Gartenschlauch abgezogen. Nachdem die Fuge fertig war wurden die Steine gleich mit einem nassen Schwamm vom Zementschleier gereinigt.
    Um „tote“ Ecken im Kamin zu minimieren wurden diese mit Mörtel gefüllt und anschließend mit einer LEEREN Bierflasche als Radiusecke abgezogen.
    Als oberen Abschluss bekam der Kamin noch eine Abdeckschicht aus Mörtel.
    Als das Gebilde halbwegs abgebunden war folgte endlich der Funktionstest. Einen leeren Mörtelsack (ohne die Kunststoffeinlage) in den Schlot, Feuer bei und ?????? Gigantisch wie das Teil zieht und fauchen kann er auch. Test bestanden!

    Grüße aus dem Vogelsberg

    Bernd

    PS.: Bilder vom fertigen Kamin zeige ich später, hatte vergessen welche vom alleinstehenden Kamin zu machen.

  • Hallo Bernd,
    das sieht richtig klasse aus :thumbup: und alles in Eigenbau. Respekt! Eine Seitenzugesse ist auch schon immer mein Traum gewesen, konnte ich aber baulich nicht ohne größere Eingriffe in die Dachkonstruktion umsetzen. Da wirst du bestimmt viel Freude dran haben. Überdachst du deine Schmiede nur oder gibt das ein Gebäude?

    Viele Grüße
    Alex

    Viele Grüße

    Alex


    Blood, Sweat and Musclecat!

    zombie2.jpg

  • Die Fachwerkhütte :


    Wie schon häufiger erwähnt, es soll „ALT“ aussehen. Daher wollte ich das Gebäude in Fachwerkbauart erstellen. Natürlich sollte hier die althergebrachte Technik des Verzapfens angewandt werden. So wurde dann das Bauholz nach Zeichnung angerissen und verzimmert.Allerdings war mir das Stemmen der Zapfenlöcher mit dem Stecheisen etwas zu mühsam und so kam die Stemmaschine meines Schwagers (Zimmermeister) zum Einsatz. Die Zapfen allerdings sägte ich mit der Japansäge und machte das Finish mit einer uralten Abbundaxt (mit aufgesohlter Schneidleiste, das Teil lässt sich auf Rasierschärfe schleifen).
    Nachdem alles verzimmert war sollte am Wochenende das Richtfest steigen, aber es kam mal wieder anders…Regen, Regen, und noch mehr Regen. Das Aufschlagen des Holzrahmens, als auch das Fest, fielen im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.

    Nach einigen Tagen „Schei…wetter“ konnte es endlich weiter gehen. Als erstes die Schwelle mit Teerpappe benagelt, auf der Mauer lotgerecht ausgerichtet und befestigt. Anschließend konnten die Ständer und Riegel montiert werden. Danach kamen die Pfetten auf ihr Auflager und die Sparren konnten gelegt werden.

    @ Alex u. Heiri, ich denke eure Frage ist damit beantwortet ;)

    Grüße aus dem Vogelsberg
    Bernd

  • Hallo zusammen,
    entschuldigt bitte das ich eine so große Pause eingelegt habe. Aber jetzt geht es weiter..... .

    Das Dach:


    Nachdem nun Aufgeschlagen war konnte mit dem Dach begonnen werden. Als erstes wurden OSB Platten (Grobspanplatten) auf die Sparren geschraubt und mit „Antidröhnfolie“ bespannt.
    Die Abdichtung für den Kamin wurde mit einem Edelstahlblech bewerkstelligt.
    Das Blech bekam einen Ausschnitt für den Kamin, welcher kleiner als der Kamin ausgeschnitten und hochgekantet wurde. Die fehlenden Ecken dichtete ich mit eingelöteten Winkelblechen ab.
    Danach konnten die Trapezbleche verlegt und verschraubt werden. Die Größe des Dachs täuscht, wir haben bei der Gelegenheit gleich die Garage unseres Gartentraktors neu eingedeckt.
    Beim genaueren Betrachten der besagten Garage fiel mir eine, mit Gerümpel gefüllte, Ecke ins Auge. Von der Größe her genau die Dimension, welche ein Schleifraum benötigen würde. Naja, muss erst einmal warten bis die Schmiede fertig ist. Dank eines Daches ein prima „Schlechtwetterprojekt“ ;-).

    Bis gleich

    Bernd

  • Die Fenster:


    Durch eine Renovierung war ich in den Besitz von alten Holzfenstern gelangt. Laut Aussage des Vorbesitzers sollten die Teile über achtzig Jahre alt sein.
    Nach dem Abschleifen der alten Farbe kam wunderschönes Eichenholz zum Vorschein.
    Auch die Beschläge ließen sich fast problemlos von der alten Farbe reinigen. Es stellte sich aber auch heraus, dass die Quersprosse unter der Farbe völlig verwittert war und sehr geschickt mit Acryldichtstoff und Farbe geflickt wurde. So entfernte ich die alten Scheiben (welche leider bei dieser Aktion zu Bruch gingen) und entnahm die vermoderte Sprosse.
    In meinem Holzfundus fand sich glücklicherweise ein passendes Stück abgelagertes Eichenholz, woraus kurzerhand eine neue Sprosse angefertigt wurde. Nachdem der Fensterrahmen wieder komplett war setzte ich neue „alte“ Scheiben mit Fensterkitt ein.
    Bevor die Fenster montiert wurden behandelte ich sie noch mit einem Anstrich aus Leinölfirnis.

    Grüße vom Vogelsberger aus Duisburg

    Bernd