Dicke der Entkohlung

  • Hallo Leute, nachdem ich insgesamt vier Klingen in der Holzkohle gehärtet habe, treibt mich neuerdings die Frage um, WIE hart denn die Klingen nun geworden sind. Ich habe mir einen Satz Prüffeilen bestellt, die kommen Mitte Dezember. Damit kann man die Härte wenigstens grob eingrenzen.

    Nun habe ich anfangs Klebereste mit einem Kneipchen aus rostfreiem Material am Griffrand abgeschnitten und weg gekratzt, weil ich davon ausging, daß das Kneipchen auf jeden Fall weicher sein müsse, als die von mir damit traktierten Klingen. Das scheint auch der Fall zu sein, denn es blieben keine Spuren. Das von mir bearbeitete und gehärtete Material ist O-1 (1.2510), hellrot glühend in Rapsöl, anschließend 2 x eine Stunde bei 190 Grad im Backofen angelassen. Eine Klinge aus 420er an einem industfiell hergestellten Messer kann ich ritzen, umgekehrt geht es in Schneidennähe (an der Primärfase) nicht. Das klingt so weit erst einmal beruhigend.

    Aber auf der Klingenseite habe ich mit einem Küchenmesser aus VG10 einen Kratzer hineinbekommen, mit einem anderen Kneipchen eine ganz leichte Spur. Dabei habe ich allerdings ziemlich Gewalt angewendet. Die Seiten der Klingen habe ich nach dem Härten überschliffen, aber nicht ganz so intensiv, wie die Fase. Der Zunder ist aber weg. Kann es sein, daß da noch Reste einer entkohlten und damit weichen Schicht vorhanden sind ? Ich meine, wie viel Schleifen nach Entferung des Schwarz-Grauen macht Ihr so üblicherweise ? Ich habe an den Seiten aus Faulheit recht früh aufgehört, was mich im Nachhinein ärgert, heute würde ich es glatter haben wollen, als neulich.

  • Hallo (wie auch immer Du heißt),

    Ist aus der Ferne schwer abzuschätzen. Da gibt es doch einige Einflußfaktoren, wie z.B. den Sauerstoff-Überschuß in der Härte-Atmosphäre, bzw den C-Gehalt und die Oberflächenvorbereitung.

    Sinnvoll wäre es, wenn wir wissen würden, wo Du wohnst. Dann kann Dir jemand anbieten, die Härte an Deinen Messern zu messen. Mir hat es geholfen, bei meinen ersten Härte-Versuchen gleich die Härte messen zu können. Eigentlich tut es das immer noch. Und zwar in HRC, das meiste andere ist nicht so gut.

    So messe ich nach dem Abschrecken und nach dem Anlassen. Dann lerne ich den Stahl auch besser kennen. In Deinem Fall würde ich nach dem Anlassen und nach dem Überschleifen messen. Dann hast Du Kenntnisse aus erster Hand.

    Ich schleife in der Regel auf dem Klingenspiegel nur blank, denn da ist die Anforderung an Härte ja nicht so hoch wie in der Schneiden-Zone. Da ich so ca. 0,5 - 1mm Schneidenstärke stehen lasse, geht so ca. 0,2 - 0,4mm runter auf der Schneide. Ich glaube nicht, dass eine Entkohlungsschicht dicker ist. Allerdings mache ich das eher wegen der Verzug-Gefahr.

    Generell scheint es mir, dass mit steigender Übung viele Messermacher vor dem Härten mehr stehen lassen und das dann nach dem Härten runter schleifen. So auch Ed Fowler.

    Wenn Du in der Stuttgarter Gegend bist: Kannst gerne zu mir kommen - ein Haushalt ohne Härteprüfer ist nicht vollständig. ;)

    Viele Grüße

    Gerhard

  • Vielen Dank für das Angebot! Ich kann es zwar nicht nutzen, die Entfernung ist doch ein wenig heftig (Wetzlar), stimme Dir aber in allen sonstigen Belangen zu. Ohne Messung ist der Vorgang einfach intransparent. Anfangs war ich nur begeistert wie ein Kind, das etwas ganz Neues kennenlernt, aber inzwischen will ich mehr wissen und das hat ja auch dazu geführt, daß ich wenigstens ein paar Prüffeilen haben will.

    Ich werde aber das Messer einfach rannehmen und schauen, wie die Schneide sich verhält. Nach einigem Lesen würde es mich nicht wundern, wenn die Oberfläche des Klingenspiegels erst ein oder zwei Zehntel weiter innen richtig hart wäre, allerdings weniger wegen Deecarbonisierung, als vielmehr wegen einer Weichhaut auf der Oberfläche. Für eine nachhaltige Entkohling hatte ich die Klinge wohl zu kurz in der Glut, das waren insgesamt sicher nicht mehr, als 8, maximal 10 Minuten. Außerdem habe ich mir die Kerbe noch einmal angeschaut, die ich in die 420er Klinge geschabt habe und gesehen, daß VG10 ein recht hoch härtbares Material ist. Also liegt das schon so grob richtig, denke ich.

    (Aber genau wissen würde ich es schon gerne)