Klingenfinish immer von Hand ?

  • Heute habe ich eine Klinge versaut. Aus Niolox hatte ich ein kleines Bowie von Spyderco kopiert oder besser nachgeahmt. Nachdem die Klinge weitgehend fertig war und sogar der Ricasso beidseitig übereinstimmend und ziemlich gelungen war, stellte ich fest, daß die Schneide noch mit knapp 1 mm stumpf stand. Das fand ich zu viel und begann, nachzuschleifen - die Fasen am Bandschleifer (!) - mit dem Ergebnis, daß jetzt die ganze Arbeit zum Deibel ist und die Glattmachung quasi von Anfang an neu beginnen muß, dazu noch sind beim Nachschleifen der Fase aus Ungeduld ein paar Dellen entstanden, von denen ich jetzt schon weiß, daß sie nerven werden.

    Wie macht ihr das ? Ich schneide die Klinge aus, mache den Umriss mit der Schruppscheibe etwas glatt, verfeinere das am Bandschleifer, dann die Primärfasen und dann geht die Handarbeit los. Schleifen mit Klotz und Schleifleinen. Stunde um Stunde kann man zusehen, wie die Riefen vom Bandschleifer (letztes Korn 240) immer kleiner und fahler werden, bis sie endlich weg sind.

    Gibt es da Abkürzungen mit Maschinenkraft ? Ich bitte um Tips, denn 15 Stunden für ein Messer ist einfach zu viel.

  • , denn 15 Stunden für ein Messer ist einfach zu viel.

    So so.....15 Stunden ist Dir zuviel...bei so einer Aussage regt sich bei mir doch unwillkommenster Unwillen
    ....wenn ich Dir sage dass ich ab und zu 150 Stunden in einem Messer habe?....was denkst Du dann?

    Du scheinst sehr begeistert in Deinem Hobby aufzugehen, siehst aber scheinbar emotionell den Wald vor lauter Bäumen nicht.....
    Die Frage wie wir das machen ist doch abertausendfach in den Medien veröffentlicht....jeder Hobbyist zeigt auf you tube "wie es geht".....mehr oder weniger sinvoll
    Du solltest lernen die richtigen Fragen zu stellen, und die Frage nach weniger Mühe ist definitiv die falsche,
    denn Abkürzungen gibt es nicht.

    Vorneweg kann ich Dir sagen dass deine Wahl der Stahlsorte es Dir nicht leicht gemacht hat....
    Niolox ist nicht einfach zu bearbeiten von Hand....Dein Schliffbild wird ein Durcheinander aus 4 Körnungen sein bei der Du keinerlei Kontrolle über die vorherigen Körnungen hattest....soll heissen Du hast evtl. immer noch Korn 80/150/240er Riefen, kannst sie nicht unterscheiden und wunderst Dich warum das so langsam/lange beim Finish geht.

    einige Bilder Deiner/dieser Klinge wären für uns aufschlussreich was wiederum für dich hilfreich ist.
    Tausenmal hilfreicher als ein ungenauer Hilferuf nach Mühelosigkeit...

    Maschienen erstelltes Finish ist genauso herstellungsintensiv wie ein Hand-Finish und tatsächlich, wenns sauber sein soll, lernintensiver als eins von Hand....man muss einfach viel präziser vorschleifen
    Mit dem entsprechenden Werkzeug, einem gutmütig zu bearbeitenden Stahl und ein klein wenig Demut gepaart mit Mühe ist das Hand-finish für einen User die am einfachsten zu erledigende Arbeit .
    (hier helfen Bilder um für Dich zu definieren welches Werkzeug am besten, und somit zweitrangig am schnellsten funktioniert)
    Jedes Messer hat letzten Endes seine Art von Finish....von der Politur eines Tantos bis zum EDC-Gebrauchs-Finish ist das ein weites Gebiet....und das Finish, egal wie lange oder wie schnell es geht, ist das Erste was beim Gebrauch draufgeht....dieses Bewusstsein verleiht der mühevollen Zeit, die man mit einem guten Finish hat, eine besondere Würze.

    Du kannst nicht rausholen was Du nicht reinsteckst...ganz besonders in der Welt der Klingen und Messer.

    Lass das mal sacken und formuliere deine Fragen, unterstützt mit einigen Bildern, neu.

    wir werden uns bemühen dir da weiterzuhelfen.

    Gruss Daniel

  • Die Zeit, die Zeit. Falscher Ansatz von mir.

    Allerdings liegt da auch ein Missverständnis vor. Das Schliffbild war gut, ich habe mich ordentlich durchgearbeitet, Niolox hin oder her. Der Frust kommt vom anschliessenden Versauen.

    Dennoch bleibt meine Frage aufrechterhalten.

  • Wie hier schon die Profis sagten : das Thema ist nicht die Zeit sondern das Ergebnis
    bzw. der Anwendungsfall. Ein sog. Vitrinenmesser verlangt absolut korrektes Finish.
    Ein Outdoormesser, das sowieso ständig maltriert wird ist auch mit einem
    schlichteren Finish zufrieden. Es sollte in jedem Fall zu sehen sein, daß du dir
    entsprechende Mühe gegeben hast.

    Gruß
    Bernhard

    Man muß Gott danken, selbst für einen Unterfranken.
    Nunc est bibendum (Lasst uns trinken!) :beer: (Kellerbier)

  • Ich schleife auch maschinell bis Korn 240 und arbeite dann per Hand. Alle Fehler, die man vorher macht, vervielfältigen nachher die Zweit beim Finish, wie auch bei dir, wenn die Fasen noch zu stark ist.

    Ich habe natürlich auch schon nach Abkürzungen gesucht, das wird dann aber fast immer Pfusch und letztlich ist man mit dem Endergebnis nicht zufrieden. Also ab in die Restetonne und Neubeginn. Das Wort Demut ist in diesem Zusammenhang sicherlich gut angebracht :) Wenn sich das Handfinish zu lange hinzieht, lege ich die Klinge auch mal für längere Zeit zur Seite.

  • Da ich mich nur zu gut an meine Anfänge erinnern kann:

    1. Nein, es gibt KEINEN schnellen oder einfachen oder gar schnellen und einfachen Ersatz für ein Handfinish.

    2. Maschinenfinish - und das hat Daniel schon geschrieben - ist aufwendig, wenn es final dann geomtrisch stimmig sein soll.

    3. Per Hand kann ich durchaus den ein oder anderen Wackler aus dem maschinellen Vorschliff beheben und gerade ziehen.

    4. 15h für ein Messer sind gar nichts, wenn es einigermaßen sauber aussehen soll. Alleine die Satinierung der Klinge braucht 2h oder sowas pro Seite...je nach Länge und Vorschliffkorn.

    5. Wie ich das mache: Schmieden auf grobes Endmass, Schleifen der Spiegel am Bandschleifer auf K120, max K180, Beginn Handabzug mit K80 oder K120 bis K600 oder K800, wenn die Klinge einen Hamon hat.

  • Hi,

    ich verstehe deine Frage. Ich hatte selbst auch damit "zu kämpfen" unzählige Stunden in das Handfinish zu investieren und hab mich gefragt, warum viele andere in der gleichen Zeit ein vielfaches an Klingen "raushauen".

    Meine persönliche Meinung / Erfahrung dazu:
    Zeit spart man sich natürlich indem man
    1. seine handwerkliche Fertigkeiten so verbessert, dass derartige Fehler wie sie dir passiert sind minimiert. Fehler passieren trotzdem immer wieder - speziell wenn man das Ziel schon vor Augen hat und es nicht erwarten kann :whistling: ...wer kennt das nicht. :D
    2. den Maschinenschliff mit entsprechenden Bändern und feineren Körnungen verbessert (zB Trizact usw)

    Man darf aber nicht dem Irrtum unterlaufen, dass es damit getan ist. Jeder der schon einmal ein super Klingenfinish mit Trizact 45 an der Maschine hergebracht hat wird sehen, dass es nur auf den ersten Blick ganz gut aussieht. Geht man dann trotzdem nochmal von Hand mit 400 darüber sieht man, dass immer noch Welten dazwischen liegen; dh das Handfinish bleibt dir nicht erspart wenn du einen entsprechenden Anspruch an deine Arbeit hast. Ein Maschinenfinish kann aber natürlich genauso Sinn machen! :thumbup:

    Drum lass dich nicht verunsichern oder davon frusten, dass andere in der gleichen Zeit mehr machen - wer ein Messer für kleines Geld in ein paar Stunden raushaut, der hat keine Zeit in Details und perfektes Finish investiert oder er ist einfach nur ein Naturtalent (solls ja auch geben).

    Ich kenne mittlerweile einige "alte Hasen" und die machen das alle stundenlang von Hand ... und die wissen wirklich wies geht! :P

    Good work

    Jerome

    PS: Ich brauch selten weniger als 15h für ein Messer. :whistling:

  • Danke euch allen. Inzwischen habe ich mich entschlossen, die Klinge am BS so weit zu überschleifen, daß die Klinge ohne Schneidfase noch zwei drei Zehntel hat und dabei auch die beim ersten Versuch des Nachschliffes entstandenen Fehler zu beseitigen. Es hat eine Pause gebraucht. Das wird noch was, auch wenn der Anschliff anders aussehen wird, als am Anfang beabsichtigt.

    Mein Fehler bestand darin, am Bandschleifer nicht hin und wieder zum Ende hin die Schneidenbreite zu messen. Daher habe ich zu früh aufgehört und das Finish bis K400 beidseitig gemacht. Die Klinge sah gut aus und dann messe ich und stelle fest, daß da noch 0,9 stehen. Selbst wenn man da eine sekundäre Fase dran schleift, wird das nicht sonderlich gut schneiden.

    Also weiter Handarbeit. Sei's drum.

    Ich habe übrigens zwischen Niolox und 1.2510 beim Finishen keinen so gewaltigen Unterschied festgestellt. Nur als ich mit dem Dremel Rundungen der Kontur geglättet habe, hatte ich den EIndruck, es würde etwas "schmieren". Ansonsten ging das eigentlich gut zu feilen, maschinen- und handschleifen.

  • Hallo,

    wenn du schreibst, dass Niolox gut zu feilen und handschleifen ist, nehme ich mal an dass es noch nicht gehärtet wurde. Dann ist doch alles halb so wild, und es lässt sich alles noch recht einfach richten, auch wenn der Anschliff anders aussieht als geplant, wichtiger ist doch das er sauber ausschaut. Auch wenn du hier jeden fragst wie er es macht oder dir unzählige Videos anschaust....dann weißt du zwar wie es bei jemand anderem funktioniert .....aber das muss nicht heißen, dass es bei dir auch so funktioniert. Da hilft nur ausprobieren und durch viel Übung den eigenen Weg zu finden. Für mich ist nach wie vor die Feile der einfachste Weg, auch wenn ich nach 15 Stunden manchmal erst die Kontur sauber habe.....Ein Finish ist nie fertig, immer nur aufgehört.....

    Gruß Mario

  • Hallo,
    ich will hier keine Werbung machen!!!
    Aber wenn Du die Sache beschleunigen willst und gleichzeitig präzise schleifen willst besorge Dir das Teil hier:

    Gruß Clemens

  • Hallo,

    das ein perfektes Finish seine Zeit braucht ist ja jetzt schon mehrfach bestätigt worden. Ich sehe das genauso. Ich glaube aber auch das egal was man tut , es doch vor allem den eigenen Ansprüchen genügen muss. Ich persönlich habe höchsten Respekt vor den Machern von Messern mit perfektem Finish. Für mich ist das perfekte Messer aber kein Hochglanzvitrinenmesser, sondern eine Mischung aus hochwertigem Finish und der Tatsache , dass man es einer selbstgeschmiedeten Klinge auch ansehen darf wie sie entstanden ist. Das macht für mich das Hand- Werk aus.
    Aber diesen Anspruch muss jeder für sich selbst finden und das ist auch gut so. Stellt Euch mal vor wir hätten alle den gleichen Anspruch, wäre doch käselangweilig. :D

    Viele Grüße
    Alex

    Viele Grüße

    Alex


    Blood, Sweat and Musclecat!

    zombie2.jpg

  • Der Clemens! Danke für den Tip. So etwas ähnliches habe ich gebaut, aber aus Schichtholz. Metall wäre besser, dachte ich schon letztlich.

    Alles ist vor dem Härten. Ich werde berichten, ob ich das Ding hinbekomme. Im Grunde zweifle ich nicht mehr daran.

    Noch einmal Dank für Euer Interesse, irgendwie sind die verschiedenen Überlegungen auf subtile Weise sehr hilfreich.

    feilt seit 10 2018

    Einmal editiert, zuletzt von BLB Blades (31. Januar 2019 um 21:09)

  • Hallo

    Eigentlich ist schon so ziemlich alles gesagt !
    Wenn ich ein Messer fertig habe, dann liegen bei mir unzählige 4 auf4 cm kleine Stückchen Schleifpapier in der Tonne.
    Wegen der Schneidenbreite kannst Du Dir doch einfach 0,5 mm vorm schleifen Anreißen.
    Also so mach ich das :

    - Klingenstärke z.B. 5 mm
    - 5 mm minus 5 zehntel sind dann 4,5 mm.
    - jetzt stell ich meinen Höhenreisser auf 2,25 mm ein und markiere mir von beiden Seiten eine Linie.

    - zwischen den beiden Linien hast Du jetzt 5 Zehntel markiert und kannst Dich daran Orientieren.
    (das ganze dauert nur wenige Minuten und Du sparst Dir das ständige nachmessen)

    Die Kunst besteht dann eher darin wann Du auf welche Körnung wechselst.
    Wenn Du zu früh wechselst, dann hast Du das Problem das da kaum mehr Abtrag statt findet und man für 5 zehntel wegzuschleifen ewig braucht.
    Wechselst Du zu spät, dann hast Du noch Riefen vom groben Band und die Schneidenbreite ist schon bei Deinem Endmaß. ( Ist mir anfangs auch passiert )
    Das kannst Du aber ziemlich einfach richten indem Du die Klinge 1 oder 2 mm schmäler schleifst.
    Mit den richtigen Bändern und etwas Übung ist ein Finish mit der Maschine auch relativ gut zu machen.
    Ich bevorzuge aber finishen mit der Hand in längsrichtung.
    Ich halte diese Art von Finish wesentlich unempfindlicher gegenüber Kratzer in der Klinge.
    In der Regel wird ein Messer ja hin und her bewegt.
    Wenn das Finish in der gleichen Richtung gemacht ist wie die Arbeitsrichtung fallen etwaige Kratzer die dabei enstehen nicht so sehr auf.
    Ich hab ein paar Messer mit Querfinish, die haben alleine vom rein und rausziehen von der Lederscheide Kratzer bekommen.
    Hier seh ich bei meinen Messern mit Längsfinish rein gar nichts.

    Gruß

    Florian

  • Ich bin seit eben ganz und gar demütig. Es liegen auch viele 4x4 cmm Schnippsel abgestumfter Schleifleinen herum und es wird noch einmal so viel werden. Aber voraussichtlich erst n#chste Woche.

  • Der Stand der Dinge ist viel weniger dramatisch, als ich dachte. Jedenfalls sieht das Ding mit einer Schneidenstärke von 0,4 bis 0,5 mm so aus:


    Die Löcher will ich vor dem Härten noch auf 6 bis 8 mm aufbohren und vorne wie hinten ein Schnur-Gurt-Riemen-Loch (Lanyard-Hole) einbauen.

    Mit etwas Fleiß und Fingerspitzengefühl wird das noch was werden.

    Nächste Meldung bei Fertigstellung oder endgültigem Totalversagen.

  • Zwar hatte ich geschrieben, nur bei Fertigstellung oder Totalversagen etwas von mir zu geben, aber dagegen verstoße ich, indem ich einmal berichte, wie es weitergegangen ist. Das, was mich dazu antreibt, ist eigentlich folgendes: Ohne die Überlegungen und Beiträge hier im Faden wäre das nichts geworden. So aber habe ich mir einige Hinweise angenommen, was die Zeit betrifft und auch versucht, ein paar praktische Tips umzusetzen.

    Zuerst war da die Idee mit der Klemme, die am Ricasso abschließt und so die Konsistenz beider Seiten der Klinge einhalten hilft:

    Das habe ich aus Baustahl vom Baumarkt eher schnell aber genau genug angefertigt.

    Da das schlecht am Tisch mit einer Unterlage für die Klinge zu befestigen war, habe ich eine Vorrichtung gemacht, die das alles gewährlleistet.

    Nach einigen Stunden (!) sah dann das Ergebnis schon besser aus, als zuvor.

    Der Lohn des Bemühens ist eine Klinge, die man als solche bezeichnen kann, glaube ich jedenfalls.

    Meine Einschätzung, was die Bearbeitbarkeit von Niolox betrifft, muß ich einschränken. Zum Teil hat sich das Material verhalten, als sei es bereits gehärtet, insbesondere beim Glattschmirgeln. Ein paar Kleinigkeiten müssen noch korrigert werden, dann lasse ich es wärmebehandeln.

    Danke für die Anteilnahme weiter oben, es hat mir wirklich geholfen.

  • Servus BLB
    na also sieht doch gut aus !
    Ein Tip zu den Linien und Kurven beim Messerbauen .
    Ich benutze für die ersten Zeichnungen Kurvenschablonen und Kreisschablonen .
    Dein Griff hat schöne fließende Linien , bis auf die kleinen Radien am Handschutz ich finde sie eine Idee zu ich sag mal "eckig".
    Mit hilfe einer Kreisschablone wären sie perfekt geworden. Es geht hier nur um winzige Abweichungen die aber das Gesamtbild beeinflussen .
    Sorry das soll keine Kritik sein , nur ein kleiner Tip der eventuel hilfreich ist .

    Gruß aus dem Neckartal . . . Norbert

     NIVEAU ist keine Hautcreme

    ...und will mich jemand aus der Ruhe bringen , so denk ich an die Worte des Götz von Berlichingen

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  • Warum ist dein Ricasso soweit vor dem Fingerschutz? Du verschenkst somit Grifflänge oder Klingenlänge.
    Gruß Egon

    Anfänger in Sachen Messerfertigung und Lederscheidenfertigung
    Meine Arbeiten könnt ihr auch in Facebook "Messer Böhner" betrachten