Fishcraft 1. Niolox und Mooreiche.

  • In einem anderen Faden hatte ich angekündigt bei Totalversagen oder Erfolg Meldung zu machen und Laut zu geben. Angefangen hat alles mit dem Versuch, ein Mini-Bowie zu machen, das einem Spyderco-Modell ähnelt. Irgendwie ging die Schleiferei daneben und ich verzweifelte an der Dauer. Nun ist das dasjenige Messer, für das ich wohl die längste Zeit benötigt habe. Aber es ist fertig geworden. Neulich kam die Klinge von Herrn Schanz in Stutensee zurück schön gelblich angelaufen, aber so glatt, wie ich sie hingeschickt habe. Ein Freund hat mir zwei Brocken Moor-Eiche zukommen lassen und ich dachte sowieso an einen dunklen Griff.

    Herausgekommen ist jedenfalls ein Messer, das so aussieht, als würde es ein Falschspieler alter Schule im Stiefel tragen. Weil es für Bushcraft zu filigran erschien und es mich irgendwie an Fisch und Angelei erinnert, habe ich es Fishcraft genannt, eine neue Gattung ist geboren, das Fishcraftmesser. Man kann damit Fische spalten, indem man . . . nein genug der Albernheiten.

    Die Klinge ist aus SB1/Niolox, auf circa 60 RC wärmebehandelt.
    Klingenlänge genau 120 mm, Klingenhöhe 28 mm, Klingenstärke 4,2 mm
    Flachschliff, der geht ci 25 mm, also nicht ganz bis zum Klingenrücken
    Grifflänge 110 mm, Moor-Eiche geölt, die Pins sind aus Aluminiumrohr, Außendurchmesser 8 mm
    Gewicht 167 g


    Stilleben mit Lansky

    Eine Scheide habe ich noch nicht, aber ein Stück schwarzes Sattelleder liegt her noch herum. Mit Schablonen von Schilling, Elektrolyt Nr. 39 und einem alten Diktiergeräte-Netztzeil mit sekundär 12 V/ 800 mA Wechselstrom ging das Niolox auch gut zu signieren.

    Als die Bilder gemacht wurden, war noch keine Schneidfase dran und ich war gespannt, wie sich das schleifen läßt und welche Schärfe man hinbekommt, ist immerhin meine erste Klinge aus diesem Material. Schleifen hat zwar gedauert, aber ging und die Schärfe scheint mir eindeutig besser, als bei all dem anderen rostträgen Zeug, das ich mir früher gekauft hatte. Rasiern und Papier in Streifen schneiden geht, wie mit einem Werkzeugstahl wie O-1. Damit werde ich noch mehr machen.

    feilt seit 10 2018

    2 Mal editiert, zuletzt von BLB Blades (8. März 2019 um 20:17) aus folgendem Grund: Schreibfehler berichtigt ("SB1" anstelle des unzutreffenden "SB2")

  • Ganz ehrlich, das gefällt mir wahnsinnig gut.

    Ich denke auch hier gilt, von nix kommt nix.

    Du hast viel investiert und wurdest am Ende dafür belohnt.

    Das Wochenende kann nun für Dich kommen.

    Gruß

    The Lem

  • Ja da schau her. Ist ja doch ein richtig schönes Messer geworden.
    Da zeigt es sich mal wieder, daß es sich lohnt sich in einer Sache zu verbeißen und bis zum Schluß durchzuziehen! Sauber gemacht!
    Zwei Punkte fallen mir zum Thema Fischmesser ein (weil selbst Angler)
    Für den Zweck wäre eine feinere Spitze nicht schlecht, damit fährt man einfacher ins Waidloch und man kann auch Kiemen besser auslösen.
    Die offenen Pins sind nicht wirklich gut zu reinigen (Fisch stinkt relativ schnell :D )

    Schönes Wochenende

    Christian

  • Moin,

    ja mir gefällt es auch sehr gut und die Materialwahl ist klasse. Mooreiche als Griffschalen geht eigentlich immer, aber ob ich die an einem Fischmesser gewählt hätte weiß ich nicht so genau. Aber egal darum geht es ja hier gar nicht. Alles in allem hast du hier eine sehr saubere Arbeit hingelegt.

    Von der Formgebung her erinnert es mich sehr an das Dingo von Tom Krein. Ich ärgere mich heute noch scheckig, daß ich mir damals nicht eins von den ersten gekauft habe ;( .

  • Herzlichen Dank für die Anerkennung. Es ist wie Überall: Nur Geduld, Frustratinstoleranz und Hartnäckigkeit bringen etwas ein. Dafür ist die Freude hinterher umso größer.

    Das Dingo habe ich gekugelt. Ja, dieses Dingo hat auch den Knick am Klingenrücken, der die Absenkung zur Spitze hin ausmacht. Aber der ist bei mir etwas dezenter. Diese Fischgeschichte war eher als Gag gemeint, obwohl ich durchaus glaube, dass geölte Mooreiche auch einiges an Feuchtigkeit abkann. Wenn ich aber soetwas ernsthaft für einen Angler machen würde, nähme ich aber wohl schon eher schwarzes Micarta oder so etwas.

  • Eine kleine Ergänzung kann ich noch erzählen, die darin besteht, daß ich noch die passende Behausung hergestellt habe. Dank Niolox keine Panik mehr vor Rost durch Gerbsäure, also habe ich eine konventionelle Scheide versucht. Da habe ich doch noch seit vielen Jahren ein Stück Sattelleder herumliegen, schwarz, 4 mm stark und steif wie ein Brett.

    Dazu würde helles Garn passen, das ist aber noch nicht da, also mußte ich wieder Brownell B50 Sehnengarn nehmen. Die Naht ist versenkt, wie man das machen soll. Das Leder habe ich vorschriftsmäßig gebadet und dann mit ziemlicher Gewalt um Klinge und Griff geformt. 4 mm Stärke sind schon eine Ansage. Aus Ungeduld im Backofen bei 50 Grad zwei Stunden getrocknet, aber anstelle des Messers kam ein passendes Stück Holz als Griff-Ersatz mit in den Ofen. Die Scheide hält die Form, ist schön fest geworden und knarzt recht ledermäßig, wenn man an ihr herumdrückt. Messer sitzt fest, passt alles.

    Nun bin ich nicht der größte Lederverarbeiter, die beiden Nähte "eiern" in der Rundung, aber es geht langsam, denke ich.

    PS: Das Messer hat seine Scheide selbst ausgeschnitten. Ging durch, wie durch Butter.