Etwas sehr Grobes für Feld und Wald

  • Nachdem ich bisher im Wesentlichen eine bestimmte Klingenform nachgemacht hatte, habe ich hier etwas, dessen Form keinem bestimmten Vorbild folgt. Die Klinge ist aus SB1 knapp 6 mm stark. Die Walzhaut sieht bei dem SB1, wie ich ihn bekomme, immer tief rotbraun aus. Die habe ich auf der Glasplatte auf jeder Seite etwa 5/100 abgenommen, so daß die Oberfläche leicht "pickelig" und angelaufen aussah. Es sollte etwas rustikaler aussehen. Letztlich mißt die Klinge am Rücken 5,9 mm und das Messer bringt insgesamt 298 Gramm auf die Waage.

    Entsprechend dem gröblichen Gesamtkonzept geht der Griff ordentlich in die Breite, ich weiß, daß das zur Zeit nicht dem Trend entspricht. Es ist aber ein Griff, den meine durchschnittliche kaukasische Männerhand umfassen kann und die Fingerspitzen berühren nur den Daumenballen. Sehr angenehm.

    Die Klinge habe ich auf dem Bandschleifer bis 120 vorgeschliffen und dann per Hand überkreuz bis P600 heruntergebracht, anschließend mit 6ooer längs abgezogen. Das feinere Schleifpapier, das ich habe, taugt nicht viel, also habe ich es bei 600 belassen.

    Die Länge der Klinge einschließlich Fehlschärfe beträgt exakt 12 Zentimeter. Wenn man vorher Nudeln mit Bolognaisesosse gegessen hat, kann man es also im Wald herumtragen.

    Ganz ohne Macken ist es nicht geblieben, aber für meine Verhältnisse ist es ganz ok geworden. Es liegt gut in der Hand und eignet sich aufgrund der Geometrie, Handlage und Gewichts auch gut zum Hacken. Da die Klingenbasis nur o,15 bis o,20 beträgt, muß ich erst noch testen, ob brutalere Tätigkeiten ohne Ausbrüche gehen werden, aber ich glaube schon, daß das was aushält.

    Eine Messerscheide muß ich noch herstellen, bin mir aber noch nicht schlüssig darüber, wie sie werden soll.

    Kommentare und Anregungen würden mich sehr freuen.

  • Hallo Reinhard!

    Das ist ja ein ganz schöner Klopper geworden. Der hält bestimmt was aus. Du magst offensichtlich etwas stärkere Messer mit hohem Rücken.
    Ich persönlich fände es hübsch, wenn die Schalen nach vorne auch etwas überschliffen wären, ein bisschen so wie hinten. Und eine zweite Niete hätte mir auch gefallen.
    Aber das ist ja alles Geschmacksache!

    Danke fürs Zeigen!

    Liebe Grüsse
    Christian

  • Hallo Reinhard,

    sehr stabiles Messer, das für die Wildnis taugt.
    Die Niete hätte ich traditionell vernietet, d.h. handgehämmert (gepilzt).
    Wie Christian sagt, wäre ein Anschleifen der Schalen vorne optisch besser bzw. vielleicht auch ergonomischer.
    Aber motzen kann man(n) immer. Deine Arbeit ist sehr sauber ausgeführt. :thumbsup:

    Gruß
    Bernhard

    Man muß Gott danken, selbst für einen Unterfranken.
    Nunc est bibendum (Lasst uns trinken!) :beer: (Kellerbier)

  • Hi, danke Euch beiden. Ich denke, ich werde Euren Hinweis noch umsetzen, was den vorderen Griffabschluss betrifft, ich stelle mir das aber dezent vor.

    Die Vernietung des Pins läßt sich auch noch machen. Das ist ein Aspekt den ich wohl bisher völlig vernachlässigt habe.

    Es stimmt schon, daß mir die wuchtigen "Outdoormesser" gut gefallen, aber ich vermute auch, dass man als Neuling, der ich bin, ohnehin irgendwie einen Hang zum Extremen hat, der ausgelebt wird. Klinge auf Hochglanz polieren zum Beispiel, natürlich ohne sauberes Finish untendrunter. Na gut, davon bin ich weg, aber jetzt sind es eben die derben Prügel. Hauptsache, die Macken werden langsam kleiner und weniger.

  • Moin Reinhard,

    der Prügel gefällt mir richtig gut, schafft bestimmt gut was weg.
    Schöne Form, klasse Stahl und saubere Arbeit.
    Wie schon erwähnt, würde ich die Vernietung auch dengeln. Gibt dem ganzen noch mehr halt, was ja gerade bei Hirschhorn nicht unwichtig ist, da es ja manchmal doch seine eigenen Wege gehen will.

  • Hi Sasche, Danke ergebenst!

    Ich habe am Hirschgeweih vorsichtig am Wochenende etwas abgetragen, im Bereich des vorderen Griffabschusses, allerdings nur unter ästhetischen Gesichtspunkten. Euer Empfinden, was die Optik betrifft, stimmt schon. Mehr möchte ich aber nicht wegnehmen, zum einen ist die Form ergonomisch gut, so wie sie ist, zum anderen habe ich ein wenig Angst, durch weiteres Arbeiten mehr zu verschlimmbessern. Die Rundungen der Griffschalen sind im Bauch allerdings noch zu verbessern. Gerne hätte ich auch den Pin aufgeweitet, aber das erwies sich als so diffizil bei gleichzeitiger Gewaltanwendung, daß mir ein deutliches Gefühl sagte: "Wenn du jetzt weitermachst, geht irgendwas kaputt", also lasse ich den Pin, wie er ist, werde dem Thema aber in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zuwenden.

    Hier ist der Status Quo. Es hackt gut, ich habe es probiert. Die schiere Masse hilft dabei schon.

  • Nachtrag:

    Diese Holzscheide sollte ein Provisorium sein, weil ich eigentlich etwas aus Leder anfertigen wollte. Igendwie gefällt sie mir aber mit dem Messer und außerdem passt sie genau so, daß das Messer auf den letzten Zentimeter "saugend" hineingeht und einen guten, festen Sitz hat. Also habe ich sie ein wenig schön gemacht und einen oberen Abschluss aus einer Scheibe Geweih aufgesetzt habe. Die Stellen, die das Ende des Griffs umschließen, habe ich mit einem deutlichen Absatz gestaltet, so daß das Ganze nicht durchrutscht, wenn man es sich in den Gürtel steckt. Allerdings scheint mir diese piratenmäßige Tragweise nicht sonderlich bequem und der Absatz war ursprünglich für ein ledernes Geschirr gedacht . Aufgrund der kompakten Größe von Messer und Holzscheide verschwindet das Emsemble jedenfalls aber gut in einer Hosentasche.

    Die Holzsorte weiß ich nicht, ein Freund, von dem ich einen kleinen Balken davon bekam, meint, es sei eine exotische Eichensorte, mir kommt es aber eher wie ein Mahagonigewächs vor. Die Scheide ist mit Schaftöl behandelt, zwei mal mit langen Trocknungsphasen. Innen werde ich sie wohl zur Isolierung gegen Feuchtigkeit mit Schellack ausgießen.

    Hier noch ein paar Ansichten:



    ko,pakt in Hand und Hosentasche und besteht die Rüttelprobe ...


    Mir fehlt die Idee für ein Geschirr zum Anhängen, Lederschlaufe, Metallöse, mir will nichts passendes einfallen, für Anregungen wäre ich an dieser Stelle dankbar.