Schärfvorrichtung

  • Hallo zusammen,
    meine neue Schärfvorrichtung ist heute fertig geworden. Nach einem amerikanischen Vorbild nachgebaut.
    Material ca. 150€
    Zum Zeitaufwand kann ich nicht viel sagen. Immer wieder zwischendurch was gemacht.
    Gruß Clemens

  • Hallo Clemens, hast du schon mal den Schleifwinkel im Bereich der Klingenspitze im Bezug zur Klingenmitte gemessen? Wieviel hast du da Unterschied?
    Bei diesem System ist der "Schleifwinkelfehler" bestimmt um die 2 Grad. Ist eigentlich im Prinzip ein Lansky.
    Gruß Egon

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  • Hallo Egon,
    das Teil habe ich erst gestern fertig gestellt und mal angefangen zu schleifen.
    Kannst Du mir erklären wie ich das messen kann? Wenn die Klingenspitze nicht mittig ist kann ich doch mit der Bevel Box den Winkel korrigieren, oder?
    Du hast Recht, im Prinzip ein Lansky. Nur halt eben sehr stabil und die Schärfsteine sind größer.
    Gruß Clemens

  • Hallo Clemens,
    Den Schleifwinkel kannst du mit dem Messgerät feststellen welches du in deinen Bildern zeigst.
    Wenn deine Klinge in der Vorrichtung eingespannt ist, kannst du mit dem Winkelmesser deinen Schleifwinkel messen. Der Schleifwinkel beträgt an der Stelle (genau über dem Punkt wo es eingespannt ist den Wert XY). Nun fährst du mit dem Schleifstein Richtung Klingenspitze und misst dabei den Schleifwinkel. Du wirst feststellen, dass der Schleifwinkel nicht konstant bleibt, sondern umso weiter du Richtung Spitze kommst der Winkel sich immer mehr verändert. Das meine ich mit dem Schleifwinkelfehler. Optisch betrachtet wird deine Schneidfase Richtung Klingenspitze immer breiter (höher).
    Gruß Egon
    Schau mal hier, mein Gerät ist in etwa so gebaut wie die erste obere Skizze zeigt.
    https://www.henschke-geraetebau.de/dr/Messerschaerfer-FAQ.html

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  • Hallo Egon,
    danke schon mal für den Link. Muss ich mich mal reinlesen.
    Ich bin jetzt hingegangen und habe das Messer näher an der Spitze eingespannt.
    Winkel 16 Grad.
    Mitte:


    Am Griff:

    An der Spitze:

    Ich denke Mal, damit kann ich leben.
    Aber nochmals danke für den Hinweis.
    Wenn ich das Messer näher am Griff einspanne, sind es tatsächlich 1,5 Grad Unterschied zwischen Griff und Spitze.
    Gruß Clemens

  • Hallo Clemens, wenn ich mal Zeit habe, werde ich mal mein Schleifgerät hier posten.
    Wenn du den Griff hinten noch etwas nach unten bringst, so das die Mitte der Spitze (blöd zu beschreiben, also die Rundung) der höchste Teil der Klinge ist, sollte der Schleifwinkelfehler noch geringer sein. Probiers mal aus.
    Gruß Egon

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  • Hallo Egon,
    mach das!!! Die Klinge schräg einspannen hatte ich mir auch schon überlegt. Werde es mal ausprobieren.
    Auf jeden Fall bin ich zufrieden mit dem Messerschärfer. Geht schon wesentlich besser und schneller als zuvor.
    Gruß Clemens

  • Hallo Clemens,
    Dein System entspricht dem Wicked Edge Pro u. nicht Lansky.
    Das Winkelproblem ist bei beiden u.a. anderen ähnlich, jedoch solange die Schneide gerade ist, bleibt der Schleifwinkel gleich, egal wie weit man sich vom Fixierpunkt Klinge/Schleifstein entfernt. Erst im „Kurvenbereich“ der Schneide ändert sich der Schleifwinkel. Je nach Klingenform gibt es bessere oder schlechtere Befestigungspunkte am Messer, an denen die Winkelunterschiede größer oder kleiner sind, im Regelfall ist bei starker Krümmung so nah als möglich beim Griff zu fixieren. Ganz eleminiert bekommt man es aber nicht, Umspannen auf unterschiedliche Winkel ergibt meistens einen sichtbaren Übergang.
    Grüsse, Peter

  • Hallo allerseits.

    Dieses Thema fand ich schon bei anderen Gelegenheiten ganz interessant, nur habe ich das Problem nie ganz verstanden.

    Selbst wenn man von hand schleift, kann es passieren, das an der Spitze ein etwas schärferer Winkel entsteht, und so wohl auch bei den geführten Systemen.
    Nur, warum ist das so schlimm? Sollte nicht gerade die Spitze eine feinere Schärfe haben, während es im hinteren Schneidenbereich gerne ein paar Grad mehr sein dürfen?

    Die groberen Arbeiten werden beim Schnitzen, Hacken, etc, wohl eher dort als mit der Spitze ausgeführt,, zumindest ist das bei mir so.
    Und ein industrieller maschinengefertigter und überall gleicher Winkel wird doch sowieso oft genug als "seelenlos" empfunden.

    Ja nu, ich höre immer gern andere Meinungen dazu, vielleicht ist es ja einfach wie mit der spiegelpolierten 20.000 Mesh Schneide.
    Braucht nur der Barbier, aber is schon geil wenn man ein Haar spalten kann ;)


    Grüsse
    Endre

  • Ich glaube, daß die Winkelabweichung vor allem bei längeren Klingen erheblich sein kann, bei den kürzeren hingegen bewegt sich das in einem Bereich, den ich auch vernachlässige. Merke mir nur genau, an welcher Stelle der Drehpunkt war, damit ich bei einem eventuellen Nachschärfen möglichst wenig Material wegnehme.

  • Der Winkel bleibt bei einer geraden Schneide gleich, auch beim 25cm Kochmesser. Eine hinreichend stabile bzw präzise Vorrichtung vorausgesetzt. Die Winkelabweichungen ergeben sich ausschließlich im gekrümmten Bereich der Klinge.
    Anbei ein Marfione Anax mit einem angelegten Schleifwinkel von 20 Grad je Seite, bei der die deutlich erkennbare Winkelabweichung recht heftig ausfällt. Bei einem Sebenza Insingo gibt es keine relevanten Abweichung an der Spitze. Danach ein Bild mit den rechenbaren Abweichungen. Je weiter weg desto größer die Abweichung - aber eben nur im gekrümmten Bereich!

    2 Mal editiert, zuletzt von pebe (15. Mai 2019 um 19:35)

  • Servus,

    abgesehen von dem bereits genannten Winkelfehler, den man mir dem unter gezeigten System durch anheben des Griffes, wenn die Krümmung beginnt, gut beikommen kann, ist eine der größten Nachteile bei einem System wo das Schleifmittel an der Schneidenspitze an-oder aufliegt, der Verlust an Druckkontrolle. Bei dem unten gezeigten System kann selbst das Gewicht des Messers aufgehoben werden und der Druck auf die Schneidenspitze beträgt nur noch wenige Gramm. Das ist bei dünngeschliffenen Messern, die in hoher Progression geschärft werden, dass einzige mir bekannte Gegenmittel, gegen eine plastische Verformung der nur wenige µ dicken Schneidenspitze. Das macht natürlich nur Sinn bei Stählen die feinste Schneiden erlauben und diese auch dementsprechend ausgereizt werden.

    Aber alleine der Einfluss auf den Winkelfehler durch das System ist schon ein Vorteil.

    Gruß, cato

    Nichts ist gelber als das Gelbe selber. :D

  • @'cato

    Sehr schöne Lösung - wenn man denn an ein System von Bogdan dran kommt

    Für Kochmesser bin ich mit der Druckkontrolle bei Dir, für ordentlich geschliffene Nicht Kochmesser funktioniert der Messerguide recht gut. Wenn man einheitlich hohe Diamant- oder Spyderco Banksteine nimmt, entfällt die fehlerbehaftete Winkelkorrektur für unterschiedlich dicke Steine und auch hier geht die Schleifwinkelkorrektur an der Spitze durch Anheben bis diese wieder aufliegt.

    Grüsse, Peter

  • clemens :thumbup::thumbup::thumbup: gefällt mir richtig gut. überhaupt finde ich hier hat sich ein hochwertiger sehr interressanter thread entwickelt. ich gebe gern zu das ich genau dieses thema immer ignoriert habe.

    ein guter freund und seine tormek hat mir da immer gereicht. macht aber ma weiter ich zumindest habe gerade einiges dazugelernt.

    tschau torsten

  • Aufhören zu lernen ist wie gegen einen Strom zu schwimmen. Hört man auf, so treibt man zurück!!!
    Jede Erfahrung, egal ob positiv oder negativ führt mich ein Stück weiter. Egal ob es beim schmieden oder bei anderen Dingen ist.
    Heute ein Küchenmesser mit dem Gerät geschliffen. Schneidet Papier ohne Probleme. Und mit einem Unterschied, Griff bis Spitze von 1,5 Grad :rolleyes::rolleyes:
    Gruß Clemens

  • Hi pebe, der Winkel kann auch bei einer geraden Schneide nicht gleich bleiben, weil die Entfernung zum Drehpunkt immer größer wird, je weiter man vom - beispielsweise - Lansky-Alublech fortwandert. Befindet man sich unmittelbar gegenüber dem Lansky-Alu, hat man den stumpfsten Winkel, je weiter man seitlich auswandert, desto spitzer muß der Winkel werden.

    Geometrisch kann man sich die für die Positionen "gegenüber Lanskyblech" und "weit weg vom Lanskyblech" als rechtwinkelige Dreiecke vorstellen, eines mit kurzer Kathete und Hypotenuse und das andere mit langer Kathete und Hypothenuse, während die Ankathete gleich bleibt. Je länger Kathete und Hypothenuse, desto kleiner (spitzer) der von ihnen eingeschlossene Winkel.

    Eine Kurve zur Spitze hin verdreht das rechtwinkeloge Dreieck im Raum um die Kathete als Dreachse. Ausschlaggebend für den Winkel zwischen Hypothenuse (Schleifmittel mit Führung) und Ankatete (Strecke vom Schleifpunkt zum Fuß des Lanskyblechs) ist aber immer deren Länge.

    PS: Zur Veranschaulichung auch von mir ein Bild:

    A= Ankathete, K=Kathete, H = Hypothenuse.

    Wenn man sich 9 cm als gewählte Höhe des Drehpunkts über der Schneidenebene auswählt und die Schleifvorrichtung von dort bis zur Schneide 20 cm hat, ist K ca 22 cm lang und der Winkel liegt bei 24,22 Grad. Wandert man so weit seitlich aus, daß vom Drehpunkt bis zur Schneide 25 cm sind, verringert sich der Winkel auf 23,5 Grad. Man sieht schon, daß man auch recht lange Klingen so schleifen kann und die Wnkelabweichung bewegt sich in einem Bereich von weniger als einem Grad.

    feilt seit 10 2018

    2 Mal editiert, zuletzt von BLB Blades (17. Mai 2019 um 13:58) aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Umso weiter aber der Drehpunkt, Anschlagpunkt des Schleifarmes, von der Schneidfase entfernt ist, wird der Schleifwinkelfehler kleiner. Wenn man, wie bei meiner Schleifvorrichtung, die Möglichkeit hat, die Klinge schief einzuspannen (Griff näher zum Drehpunkt des Schleifarmes) ist die Minderung des Schleifwinkelfehlers auch gegeben.

    Anfänger in Sachen Messerfertigung und Lederscheidenfertigung
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  • Hallo BLB Blades,
    Gibt reichlich Literatur zu diesem Thema, auch weshalb die einfache Anwendung der grundlegenden Geometriesätze so nicht funktioniert. Entsprechend gibt es auch geführte Schleifsysteme, die das Problem der nicht geraden Schneiden lösen.
    Grüsse, Peter

    Einmal editiert, zuletzt von pebe (18. Mai 2019 um 00:16)

  • Das würde mich doch einmal brennend interessieren, wie zB Lansky es schafft, die Gesetze der Geometrie zu umgehen. Habe schon immer geahnt, daß das ein Pfundskerl ist, der Lansky, aber die Naturgesetze außer Kraft setzen ? Das hätte ich ihm nicht zugetraut.