Temperatursteuerung für ungeregelten Härteofen

  • Hallo Leute,

    ich möchte hier einmal dokumentieren, wie ich eine Steuerung für einen (noch nicht vorhandenen) Härteofen zusammengebaut habe. Vielleicht interessiert sich der eine oder andere auch für einen solchen Eigenbau. Ich kann im Nachhinein feststellen, daß man - wenn man keine zwei linken Hände hat und ein wenig von Elektrizität versteht - eine solche Steuerung recht einfach und vor allem geldbeutelschonend umsetzen kann. Meine Steuerung hat bisher mit Meßfühler knapp 50 Euro gekostet und wäre derzeit bereits einsatzfähig.

    Nachdem ich Werkzeug- und C-Stähle bisher in der Holzkohle gehärtet habe, was auch gelang, bin ich doch ein wenig mehr an der Konsistenz der Ergebnisse interessiert. Dazu hat auch beigetragen, daß ich ganz unterschiedlich Mühe hatte, den Stahl in der Holzkohle auf Temperatur zu bringen. Die letzte Klinge ist gar unabsichtlich differentiell gehärtet, denn sie ist im Bereich des Rückens weicher geblieben, als der Schneidenbereich.

    Also schaute ich mich mit der Zeit immer wieder und immer öfter nach einem Härteofen um und je länger ich schaute, desto mehr tendiere ich einmal in Richtung elwektrisch und zwotens in Richtung Eigenbau. Steuerungen sind im Netz ab vielleicht 250 zu bekommen, manche Standalone-Steuerungen kosten gar über 500. Also habe ich nach Teilen gesucht und schließlich im großen Weltkaufhaus eingekauft. Den nachfolgenden Aufbau beschreibe ich daher anhand einer Microcontroller-Steuerung von einem Hersteller namens Inkbird, den das ist es, was mir zugelaufen ist. Die angebotenen Regler werden gerne im Set mit verschiedenen Relais und einem K-Fühler angeboten. In ungelenk übersetztem chinesch ist dann von 400 Grad C die Rede. Das aber bezieht sich auf das beigefügte Thermoelement, das einen Meßbereich bis 400 Grad C hat. Der Controller kann Werte bis etwa 1.300 Grad verarbeiten, also das, was ein entsprechend gebautes K-Thermoelement an sinnvollen Werten abliefern kann. Zum Set bzw vorher schon hatte ich einmal ein Typ-K-Element bis 1.250 Grad C erworben und will das nun anschließen.


    Der Kern des Ganzen: Sensor, Regler und Relais

    Das Prinzip ist einfach: Der Fühler, ein NiCrNi-Element (Sensor Typ K) übermittelt einen sich entsprechend der Umgebungstemperatur verändernden Widerstandswert. Der Microcontroller nimmt den Wert in einem knappen (idealerweise einstellbaren) Zeitintervall ab, zeigt die gemessene Temperatur auf dem Display an und vergleicht diesen Ist-Wert mit einem voreingesellten Soll-Wert. In einem simplen an-aus-Betrieb gibt der Regler 12 V Gleichstrom auf seinen Signalausgang, bis die gemessene Temperatur den eingestellten Soll-Wert erreicht. Sinkt der gemessene Wert unter den Sollwert, schaltet der Regler den Gleichstrom auf dem Signalausgang wieder ein. (Ich will auf Einzelheiten, wie Hysterese, PID und Fuzzy Logic an dieser Stelle nicht eingehen.) Da der Regler keine Lasten schalten kann, die beim Betrieb eines Härteofens aufgerufen werden - da redet man von einigen Kilowatt - steuert das Ausgangsignal des Reglers ein Relais an, welches das eigentliche Ein- und Ausschalten des Ofens übernimmt. Die Relais, die in diesem Bereich zum EInsatz kommen, sind Halbleiter-Relais (Solid State Relais oder eben SSR), also keine elektromechanischen Schalter.

    Der Aufbau ist auch keine Raketenwissenschaft: Da die Microcontroller-Steuerung fertig aufgebaut, in einem Kompakten Gehäuse einschließlich darin enthaltenem Schaltnetzteil daherkommt, beschränkt sich die Arbeit im Grunde im Zusammenbau und Verkabelung der drei Hauptkomponenten: Der Regler kommt an die Stromversorgung, der Sensor an den Regler und der Signalausgang des Reglers wird an den Signal-Eingang des SSR geklemmt. In dem Stromkreis, in dem die Last geschaltet wird, kommen das SSR und die Steckdose in einer Reihe, das war es im Grunde. Ich habe irgendwo in den Weiten des Web so etwas sogar schon fliegend verdrahtet gesehen, die Komponenten lagen herum oder hingen mehr oder weniger an den Strippen.

    Das soll nun nicht sein, sondern ein Gehäuse soll sein.

    Konsequent auf enges Budget geplant: Das Gehäuse aus einem Stück alte Dunstabzugshaube und einer Mdf-Platte als Rückwand.


    In die Rücksteite kommt die Steckdose, denn die Steuerung soll universell einsetzbar sein


    Vorne kommt die Öffnung für den Regler hinein, seitlich die Bohrungen, an die von innen das Relais samt Kühlkörper geschraubt wird. Im letzten Bild habe ich den Regler einmal eingesteckt, um zu sehen, wie es aussieht.



    Naja und dann: Ready to rumble. Die verwendeten Kabel sind überwiegend Teile einer Garten- Verlängerungsschnur, die jedes Jahr beim Heckenschneiden von meiner Frau um unterschiedliche Längen gekürzt wird. Diese Reste hebe ich auf, und verwende sie. Es ist Kupferlitze schätzungsweise 2,5 mm hoch 2.



    Der PID-Regler mit Anschlüssen: Auf schwarz und rot schaltet der Regler 12 V = an und aus. Blau und Braun ist die Stromversorgung, dank integriertem Schaltnetzteil 230 VAC, also ans Netz. Zart grün (+) und weiß (-) ist der Sensor. Der Laie ahnt es, der Fachmann weiß es: Wenn man so anklemmt, müssen die Kabel den Weg des Controllers gehen, also durch das Fenster im Gehäuse. Ich verrate sicher kein Geheimnis, wenn ich feststelle, daß ich das bei einem Kontakt vergessen hatte und ihn wieder abschrauben mußte. Bei allen Kontakten vergessen hatte ich den Einbaurahmen, der den Regler von innen umschließend gegen die Wandung zieht und so befestigt. Also mußten alle Klemmen noch einmal ab. Danach konnte ich feststellen, daß der Einbaurahmen nicht über die Kontakte ging, weil die zu weit überstehen. Also mußten sie noch einmal ab.


    Aber schließlich war alles an Ort und Stelle .....

    ... und funktioniert. Mit Wasserglas und Körpertemperatur habe ich die Lampe auf dem Tisch an- und ausgeschaltet. Später habe ich den Toaster ausgeschaltet.

    Das Grät verihielt sich äußerst gutmütig: K-Sensoren waren als Sensortyp voreingestellt, so daß nervige Fehlermeldungen unterblieben. Als Sollwert sind 50 Grad eingestellt gewesen. Das ist nicht zu viel und nicht zu wenig, würde ich sagen. Nicht zu kalt und nicht zu heiß. Schön war auch, zu sehen, daß der Sensor sofort sinnvolle Werte lieferte. 19,4 Grad, ein nicht geeichtes Thermometer zeigte etwas über 18,5 an. Das ist völlig Ok, so lange man damit keine Bakterienkulturen züchten oder Bier brauen will.


    Das, was oben so wirr aussieht, ist folgendes:


    Das Gerät ist nicht fertig. Es soll noch folgendes kommen:

    1. Kaltgerätebuchse für den Netzanschluss
    2. Die Kontakte für den Sensor sollen auf die Rückseite geführt werden, vielleicht mit 3,5 mm Klinke
    3. zwei Schalter auf die Vorderseite für Steckdose und das Gerät

    Bei einem Ofen ohne Türkontakt kann es bei einer solchen Steuerung sein, daß die Phase AUCH BEI AUSGESCHALTETEM OFEN auf dem Kanthaldraht anliegt, oder auch nicht, je nachdem, wie man den Stecker einsteckt. Das ist vor allem bei Öfen mit offenliegenden Heizwendeln kritisch. Dessen muß man sich bewußt sein.

    Allgemeiner Hinweis: Der Schutzleiter am Gehäuse ist bei Geräten mit Blechgehäuse eine Art Lebensversicherung. Wenn durch einen Defekt die Phase auf das Gehäuse gelangt, kann sie wiederstandslos abfließen und einen Kurzschluss verursachen. Andernfalls läge sie auf dem Gehäuse an und das ist potentiell lebensbedrohend. Wechselstrom kann ab einer Spannung von 50 V in den Körper eindringen und Kammerflimmern verursachen. Man sollte also wissen, was man tut.

    So, ich hoffe, daß ich Euch mit meinem Übereifer nicht gelangweilt habe. Wie es jetzt weitergeht, weiß ich noch nicht. Entweder baue ich einen Ofen oder - wahrscheinlicher - hole ich mir einen billigen alten und ungeregelten Efco-Ofen, klein und leicht aus der Bucht. Letzthin hatte ich einen Efco 180 L in Aussicht genommen, befüchte aber, daß er asbestverseucht ist, weil er vor dem Asbestverbot gebaut wurde. Das ist ein anderes Thema.

    feilt seit 10 2018

    3 Mal editiert, zuletzt von BLB Blades (23. Oktober 2019 um 21:28)

  • Danke für den ausführlichen Bericht. Als Mechaniker kann ich zwar nicht so viel mit anfangen, aber ich bin immer wieder erstaunt wieviel Kreativität hier im Forum in Eigenbauten einfließt. Das spornt auch immer wieder dazu an seine eigene Ausstattung zu überdenken.

    Viele Grüße
    Alex

    Viele Grüße

    Alex


    Blood, Sweat and Musclecat!

    zombie2.jpg

  • Hallo und vielen Dank für die ausführliche Dokumentation. :thumbup:
    Ich habe einen Heraeus Härteofen aus 1972 und anfangs etwas Probleme mit dem Temperaturregler.Also alles Analog mit schhönen Zeigerchen. Nur stimmte die eingestellte Temperatur mit der tatsächlichen nicht überein. Irgend ein Hirte hat den Drehknopf drüber gedreht und die verrastung gekillt. Ich habe das repariert und neu abgeglichen. Nun stimmt es wieder einigermaßen. Wenn ich aber sehe wie einfach und auch kostengünstig das zu realisieren geht.... Na ich hab´s mal auf meinen Zettel geschrieben. Vielleicht rüste ich ja doch noch um. In diesem Sinne... schön weitermachen!

    Es ist nie zu spät um nochmal von vorne anzufangen. :D

    Liebe Grüße vom Pungelscheider

    Jens

  • Hallo Reinhard!
    Klasse Dokumentation! Da hast Du Dir für uns eine Menge Arbeit gemacht. Beim Thema Strom bin ich ziemlich blank, da kann ich nur meinen Respekt zollen, wenn einer durchblickt!

    Liebe Grüße
    Christian

  • Hallo Reinhard,
    ausführliche Informationen von Dir und gute Dokumentation. :thumbsup: Ich lasse aber auch die Finger weg von der Elektrik.
    Habe mir stattdessen einen Härteofen beim Auktionshaus ergattert :rolleyes:
    Gruß Clemens

  • Hallo Reinhard,
    danke für diesen gut dargestellten Bericht, der zum nachbauen animiert :thumbsup:

    Sicherlich hast du schon mal einen Türgriff berührt, oder einen Pulli ausgezogen und es hat dabei gefunkt. Hier rechnet man 1000V pro Millimeter. Das ist nicht das Problem, sondern der Strom, der kann bei 50mA schon tödlich sein, wenn er über das Herz fließt. In deiner Hauselektrik, sollte ein FI verbaut sein, der dafür sogt, dass bei einem korrekt angeschlossenen Schutzleiter, dieser auslöst, bevor es gefährlich wird. Das Ganze ist ein wenig verwirrend… Die Spannung treibt den Strom, aber nur, wenn die Verhältnisse, einen Stromfluss zulassen. Die entstehende Stromstärke ergibt sich aus der Spannung dividiert durch den Widerstand vom Verbraucher. Ich formuliere es noch mal anderes: Sehr hohe Spannungen z.B. mehrere Kilovolt (kV) sind ungefährlich, wenn sie bei geringer Stromentnahme, sofort zusammenbrechen. Es ist die Kombination, die dir den Gar aus macht..............

    Grüße Frank
    Ich kann jetzt auch nur vermuten, was ich damit meine ....

  • Das stimmt, aber um dich innerlich zu grillen, muss der Strom den Weg durch den Körper finden. Dazu bedarf es einer Wechselspannung von mindestens 50 v. Gleichspannung muss gar höher sein. Andernfalls dringt der Strom nicht ein, weil der Körperwiderstand zu groß ist. Du kannst beispielsweise gefahrlos die Elektroden eines Schweissgerats anpacken. Aufgrund der geringen Spannung passiert nichts, weil kein Stromfluss zustande kommt.

    Nimmt man stattdessen einen typischen Microwellenoffen- Transformator, bleibt kein Auge trocken. Der liefert sekundärseitig üblicherweise um die 1000 Volt ab. Spannung ist der Schlüssel, der Strom macht die Arbeit.

    Ps: Ich habe nachgelesen, weil das obenstehende dem Ohmschen Gesetz zu widersprechen scheint. Entscheidend ist die Haut als Isolator. Bis etwa 50 v AC tut sich nichts, ab da - etwa- versagt die Haut als Isolator und der Mensch wird zum ohmschen Widerstand. Dann aber reichen bereits sehr geringe Ströme von unter einem Ampere, um den personifizierte ohmschen Widerstand zu fällen.

    Eines der wesentlichen Argumente für den Gleichstrom in der Auseinandersetzung um die Elektrifizierung Amerikas war: Gleichstrom ist gut, ungefährlich und schön, Wechselstrom dagegen ein Killer. In der Tat hat eine Gleichspannung von circa 110 v Mühe, die Haut zu durchdringen, während eine entsprechende Wechselspannung ohne Weiteres die Haut als Isolator durchschlägt. (Edison vs Westinghouse/Tesla).

    Wie dem auch sei, bei uns reden wir von 230 respektive 240 Volt AC und da ist höchster Respekt angezeigt.

    feilt seit 10 2018

    2 Mal editiert, zuletzt von BLB Blades (29. Oktober 2019 um 21:17)

  • Die entstehende Stromstärke ergibt sich aus der Spannung dividiert durch den Widerstand vom Verbraucher.


    Das ist das Ohmsche Gesetz ;)

    Das Steht I=U:R

    Und Gleichspannung ist wesentlich gefährlicher als Wechselspannung….
    Bei Gleichspannung bekomm das Herz einen Impuls und bleibt stehen......
    Bei Wechselspannung bekommt das Herz einen erneuten Impuls und schlägt wieder (hoffentlich)
    Wo der Strom fließt ist sehr leicht, er ist faul und nimmt immer den Weg vom geringsten Widerstand und dieser führt selten über das Herz.
    Mach das bitte nicht an den 50V fest, das geht auch mit weniger, wenn die Umstände passen.
    Elektrotechnik ist nicht ohne Grund ein Lehrberuf, da gibt es viele Fallstricke…

    Grüße Frank
    Ich kann jetzt auch nur vermuten, was ich damit meine ....

  • stimmt, das ist ja tatsächlich das ohmsche Jesetz. Wie der Elektrizität im Inneren physiologisch im Einzelnen wirkt, weiß ich nicht. Klar ist auch, dass die 50 VAC nur eine Größenordnung angeben und es im Einzelfall auf die Körperstelle und dort sowie individuell gegebene Dicke der Haut , Feuchtigkeit und dergleichen ankommt. Klar ist indessen, dass die Spannung gleichzeitig die potentielle Gefährlichkeit einer Stromquelle angibt und man eine erheblich höhere Gleichspannung benötigt, um Strom in das Körperinnere zu bringen. Die Größenordnung zur groben Orientierung wird bei AC bei 50, bei DC bei etwa 120 Volt gesehen.

    Zur Gefährlichkeit im Körper habe ich einmal gelesen, dass Wechselstrom deutlich gefährlicher sei, weil bei Frequenzen, wie sie bei einphasiger Quelle üblich sind, schon bei weniger als 10 mA Muskelkontraktionen eintreten können, Kammerflimmern bei etwa 50 mA. Gleichstrom kann Kammerflimmern ab über 100 mA erzeugen.

    Wie dem Auch sei, ich beabsichtige, die künftigen Wärmebehanlungen elektrischer Natur ohne Elektrifizierung meiner Person zu verrichten. In Kürze werde ich das Gerät jedenfalls fertigstellen, dann irgendwann kommt es zum Einsatz.

    feilt seit 10 2018

    Einmal editiert, zuletzt von BLB Blades (30. Oktober 2019 um 01:20)

  • Vervollständigung:


    Ich habe alles noch einmal auseinandergerupft, um sowohl den Controller, als auch den Laststromkreis - also das, was das Relais schaltet - ein-und ausschalten zu können. Der Schaltereinbau ist mit groben Arbeiten am Gehäuse verbunden und außerdem muß die Sache aufgrund der Schalter neu verdrahrtet werden. Eingebaut habe ich zwei jeweils doppelte Schalter mit Glimmleuchte, die mit 250 VAC 16 Ampere ausgewiesen sind.

    Weiter habe ich den Sensor-Eingang auf eine Chinc-Buchse geführt und das Sensorkabel mit einem entsprechenden Stecker versehen. Schließlich habe ich einen Schaltplan gezeichnet, der die umgesetzte Schaltung schematisch darstellt.

    Auseinanderreißen, um Fenster zu sägen:

    Das Gerät mit Schaltern und Buchse:

    Vorderseite und Rückseite

    Das Netzkabel lasse ich fliegend, alle Kaltgerätebuchsen, die ich herumliegen hatte, waren nur 10 Ampere, das ist grenzwertig.


    Die Realität des Schaltschemas:


    Was da so kompliziert aussieht, ist im Grunde eher einfach. Am Controller werden sechs (drei mal 2) Anschlüsse belegt: Stromversorgung des Controllers, Ausgang des Steuerstroms (12 V Gleichspannung) und der Sensor-Eingang. Der Steuerstrom des Controllers geht an die entsprechenden Kontakte des SSR. Das SSR muß man als Schalter betrachten, der vor der Steckdose in der Phase (L) sitzt. Das, was die Sache ein wenig Spaghetti-artig aussehen läßt, sind die beiden Handschalter, die jeweils Phase und Masse (L und N) gleichzeitig schalten. Die Kabelführng wird ein wenig verwirrender im Aussehen, aber der Schalter insbesondere für die Last hat bedeutende Vorteile: Wenn man einen Ofen mit offenen Heizwendeln hat, der über keinen Türkontakt verfügt, schaltet man ihn vor dem Öffnen mit dem Schalter "Last" aus und kann sicher sein, daß auf den Wendeln keine Phase anliegt.

    Notwendige Restarbeiten: Deckel, Zugentlastung für Netzkabel. Irgendwann wird er dann an einem Ofen probelaufen. Das werde ich berichten.

    feilt seit 10 2018

    3 Mal editiert, zuletzt von BLB Blades (31. Oktober 2019 um 18:31) aus folgendem Grund: Was vergessen.

  • Hallo,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht.
    Ich habe mir letztes Jahr einen alten Laborofen gekauft. Leider ist mir beim Transport der Temperaturfühler "über den Jordan gegangen".
    Der Ofen war also nur noch Schrott. Ersatzteile gibt es für das gute Stück nicht mehr.
    Mit deinem Temperaturregler sollte ich das Teil aber wieder zum laufen bekommen.
    Nochmals Danke für Deine Arbeit.

  • Hallo Uli viel Erfolg, das wird schon klappen.

    @ Uli und alle anderen:

    Ich habe mich mit der Frage nach den Strömen noch einmal vertieft beschäftigt. Ohne es ausprobiert zu haben bin ich aber dennoch der Meinung, dass mein Bastelwerk bis 10 Ampere, also je nach Spannung 2,3 bis 2,4 Kilowatt dauerhaft abkönnen müßte. Bei drei Kilowatt, also etwa 13-14 Ampere würde ich anstelle einer Schukosteckdose eher eine CEE Steckverbindung für 16 oder besser noch 32 Ampere nehmen und den Ofen entsprechend ausrüsten, also einen etwa vorhandenen Schukostecker auf einen CEE-Stecker umbauen. Würde man eine CEE-Wandsteckdose für die Versorgung der Steuerung nehmen, desgleichen eine von der Steuerung in den Ofen und konsequent auf 2,5 Quadtatmillimeter Leitungsquerschnitte sowie saubere und feste Kontakte achten, hätte man neben der Sicherheit, keine Verluste und damit Erwärmung auf den Leitungen zu erzeugen, sondern man hätte auch noch eine Verpolungssicherheit auf dem Stecker.

    Den Schukoverbindern und 1,5 Quadratmillimeter Leitungsquerschnitt vertraue ich bei dauerhaften Strömen über 10 Ampere nicht, auch wenn sie mit 16 Ampere "ausgepreist" sind das möchte ich noch erwähnt haben.

    Beste Grüße
    Reinhard

  • Heute war der Tag, an dem sich herausgestellt hat, daß die Steuerung tadellos funktioniert. Ich habe dazu ein einminütiges Video auf Juhtube hochgeladen:

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    Die Mandoline und zweite Stimme auf der Hintergrundmusik sind von mir selbst, nur mal so am Rande erwähnt.

    Die Vor- zu- und Beigeschichte dazu ist, daß ich einen Efco 180L-Ofen an der Leine hatte, den eine sehr nette Dame in einem bekannten Kleinanzeigenportal verkaufen wollte. Es handelte sich um ein Gerät aus den späten 70ern, noch mit Waffeleisen-Stecker ausgestattet. Sie schrieb mir aber gleich, daß bereits ein Interessent abgesprungen sei, weil er sich dessen bewußt geworden sei, daß das Gerät Asbest enthalte. Beim Hersteller nachgefragt, stellte sich das als wahr heraus. Die Dämmung um die Muffel herum ist aus Asbestfaserwolle. Also habe ich hin und her überlegt und so ein Teil schließlich neu erworben. Kam heute an.

    Es gibt sicher günstigere Möglichkeiten, etwas zu bekommen -aui dem Gebrauchtmarkt insbesondere - aber das war mir entweder zu klein oder asbesthaltig oder zu groß. Die mir zur Verfügung stehende Werkstatt hat 2 x 5 Meter und ist schon so gut wie voll. Angrenzend zwei Garagen, also brauchte ich etwas, das man herausholen und aufstellen und nach dem Abkühlen wieder wegräumen kann.


    Hier kann man die Sache in Aktion sehen. Ich habe bei der Steuerung die Zuleitung befühlt, desgleichen das Gehäuse im Steckdosen- und Schalterbereich um rigendwelche Erwärmungen zu erfühlen, aber da war nichts, geht alles bestens.

    Ich habe bisher den einfachen An-Aus-Betrieb ausgetestet und festgestellt, daß der Ofen - zumindest beim ersten Hochfahren und Halten - die eingestellte Temperatur bei 850 Grad C um etwa acht Grad C über- und unterschwingt. Das dürfte mit der Trägheit des Systems zusammenhängen: Nach dem Aussachlalten der Heizung erwärmt die Muffel sich noch ein wenig weiter, nach dem Wiedereinschalten dauert es noch eine Weile, bis der Heizdraht seine volle Temperatur hat und sie bis zum Innenraum durchgedrungen ist. Ich könnte mir vorstellen, daß das mit PID, also der künstlichen Intelligenz hinter dem Schalter auch eine genauere Temperaturführung möglich ist, wenn das System auf das Ein- und Ausschwingverhalten des Ofens trainiert ist.

    Der Ofen kann bis 1.100 Grad betrieben werden, wobei man in diesem Bereich nicht zu lange verweilen sol. Mein Werkzeugstahlbedürfnis ist erfüllt, mit Hochlegierten düfte es etwas knapp sein. Wie dem auch sei: Ich bin zufrieden.

    feilt seit 10 2018

    10 Mal editiert, zuletzt von BLB Blades (8. November 2019 um 22:19)

  • Clemens, merci vielmals.

    Hallo Heiri,

    ich habe den, weil neu, in Stufen aufgeheizt und ließ ihn dann immer etwas verweilen, 200, 400, 600 und 800. Aber ich schätze, daß das so um die 30-45 Minuten bis 850 Grad sein werden. Dabei hält sich die Erhitzung der Außenwände in Grenzen, die Abkühlung zieht sich ewig hin, die Isolierung nach aussen scheint zu taugen. Er hat ungefähr die Abmessungen und das Gewicht einer Kiste Bier. Der kommt nach dem Abkühlen ins Regal. Praktisches kleines Gerät.

    Was man beim "an-aus"-Betrieb der Steuerung merken konnte, war das Überschwingen, insbesondere in den niedrigeren Bereichen: Eingestellt 200, der Regler schaltet bei 200 ab, aber der Anstieg setzt sich weiter fort. Ich meine das ist das, was man "Hysterese" nennt. Je höher die Temperatur, desto geringer war dieser Effekt, bei 850 Grad beschränkte sich das auf knapp zehn Grad über- und Untertemperatur (s.o.). Vermutlich deshalb, weil der Temperaturverlust dann höher ausfällt (höhere Temperaturdifferenz=höhere Übergangsrate).

    Nun dachte ich mir aber, dass ich auch gerne beispielsweise 300 oder 320 Grad einigermaßen präzise halten können würde und das ist der Punkt, an dem die Intelligenz des Temperaturreglers ins Spiel kommt. Im "an-aus"-Betrieb auf 310 Grad eingestellt, stieg die Temperatur nach Erreichen der 310 und brav abschaltender Regelung bis auf etwa 385 weiter. Also habe ich die Steuerung in den dort anwählbaren "auto-adjust"-Modus versetzt. Die Regelung regelte mehrmals im "an-aus"-Betrieb um die eingestellte Temperatur herum, mit den jeweils deutlichen Über- und Unterschreitungen der Zieltemperatur. Dabei erfaßt das System das Nachschwingen des Ofens. Ich aß zu abend, so viel Vertrauen in die eigene Bastelei muß sein. Nach dem Essen hatte die Temperaturregelung ihren Trainingsmodus beendet und die Temperatur schwankte nur noch um knapp 2 Grad c. Die Temeraturregelung erreicht das durch kurze Impulse, der Ofen brennt teils nur weinge Sekunden.

    Fazit: Jede Temperatur bis zur Physikalischen Grenze des Ofens auf ein, zwei Grad genau, was will man mehr.

    Beste Grüße Reinhard

    feilt seit 10 2018

    Einmal editiert, zuletzt von BLB Blades (9. November 2019 um 20:43)