Der Hammer - ein bißchen Kleingeld und ein Stück Feuerholz - WIP

  • Hallo,

    heute versuche ich mich mal an einem Beitrag mit Bildern zum Entstehungsprozess.

    Hier erst mal der fertige Hammer

    Den Hammer hab ich für 3€ auf dem Flohmarkt mitgenommen. Da Entrostung immer notwendig ist, musste der Stiel erst mal raus. Der alte Stiel sah zwar noch gut aus, aber im Ganzen hab ich ihn leider nicht entfernen können. Entrostet wurde er im Säurebad (hoch konzentrierte Zitronensäure als Pulver in warmem Wasser aufgelöst) dann mit der Drahtbürste und Stahlwolle bis zum gewünschten Ergebnis vorarbeiten. Die hartnäckigen Stellen habe ich stehen lassen, denn bis zur Unkenntlichkeit alles wegschleifen ist meines Erachtens nicht erstrebenswert, man darf ruhig sehen, dass es ein altes Werkzeug ist. Als Zugabe war an dem Hammerkopf noch alte Farbe, die habe ich so gut es ging mit Aceton abgelöst. Dann gabs noch mal ein Kaffeebad, wollte ich einfach mal probieren, ein bisschen dunkler ist er noch geworden.

    So, dann zum Stiel:

    Ausgangsbasis war ein Stück Feuerholz, dass ich bei der Schwiegeroma mal aus dem Holzschuppen mitgenommen hatte. Soweit man es im Rohzustand gesehen hat, war alles rissfrei. Um erst mal grob eine Form zu bekommen, mit der Schindelspalthacke die Spitze und das hintere Ende mit der Rinde entfernt. Dann mit der Axt grob zurichten, dass es ein Kantholz wird. Für's Anzeichnen der späteren Form ist ein Rohling mit geraden Kanten enorm hilfreich. Damit das Anzeichnen noch einfacher wird, habe ich die Axtspuren noch mit dem Zugmesser geglättet. Für den Stiel hab ich mir eine Schablone gezeichnet und diese auf dünnen Karton geklebt. Auf der Stirnseite hab ich die Breite des späteren Stiels aufgezeichnet und dann knapp bis zu dieser Linie auf beiden Seiten eingesägt. Kann man auch weglassen und sich gleich mit der Axt ans Werk machen, aber ich halte das Einsägen für die effizientere Methode und man kommt nicht so leicht über die Linie und versaut sich die spätere Form. Axtspuren wieder mit dem Zugmesser glätten und mit der Schablone die Form aufzeichnen. Den Überstand dann wieder mit der Axt und dem Zugmesser entfernen.

    Der grobe Rohling ist also schon mal fertig. Wie man jetzt weitermacht ist Geschmackssache, ich habe mich diesmal dazu entschieden erst mal den Hammerkopf einzupassen und dann erst den restlichen Stiel zu formen. Bei geschmiedeten Axt- oder Hammerköpfen ist das Einpassen immer etwas knifflig. Da ist nichts wirklich gerade, man muss schauen ob das Auge gleichmäßig groß ist oder ob es am oberen Ende größer wird um eine bessere Keilwirkung zu erzielen. Bei diesem Kopf war die Oberseite größer. Den Hammerkopf auf die Stirnseite stellen und erst mal die Innenmaße grob anzeichnen, dann in Schritten mit dem Zugmesser, dem Schabhobel und zum Schluss mit der Ziehklinge das Holz abtragen, dass der Kopf straff auf den Stiel geht. Hier braucht man Geduld, sonst ist ganz schnell zu viel Holz weg. Zwischen den Schritten immer wieder kontrollieren, wie weit der Kopf schon drauf geht. Wenn das geschafft ist, den restlichen Stiel formen, dass er gut in der Hand liegt. Mir waren die Hammerstiele bisher immer etwas zu schmal, daher hab ich ihn diesmal etwas kräftiger gelassen, dass er durchgehend satt in der Hand liegt.

    Dann die böse Überraschung: Am Stielende waren leider doch leichte Trocknungsrisse im Holz. Ich habe lange überlegt, was ich mache. Ich habe es erst mit Sekundenkleber versucht, hat einigermaßen geklappt. Aber vor dem Einstielen lag der Stiel einen Tag auf der Heizung und da waren die Risse wieder ein bisschen größer. Dann die Frage, absägen oder wieder kleben und den Stiel mit Milchfarbe streichen. Ich hab mich dann schweren Herzens fürs Absägen entschieden. Zum Glück liegt er jetzt immer noch gut in der Hand.
    Die Keile habe ich aus Buchenholz geschnitzt und mich für eine Kreuzverkeilung entschieden, da das Auge in alle Richtungen größer war. Leider hat es auf den kurzen Seiten nicht ganz so gut aufgekeilt, daher musste ich noch kleine Keile am Rand einschlagen. Die Keile sind mit wasserfestem Holzleim eingetrieben.

    Zum Schluss die Ölung mit erwärmtem Leinölfirnis und der Heißluftpistole in zwei Durchgängen. Vor allem das Holz im Auge saugt sich da nochmal gut voll und was die Keile bis dahin noch nicht ausgefüllt haben sollten, sitzt jetzt bombenfest (hoffe ich jedenfalls).

    Die Bilder sind hoffentlich in der beschriebenen Reihenfolge, falls jemand Fragen hat, dann immer her damit.

    Schönen Gruß
    Frank

  • Hallo Frank,
    Danke für den gut beschriebenen und anschaulichen Bericht, ich habe ihn mit großem Genuss gelesen!
    Das Ergebnis ist super geworden, ich empfinde auch die Dimensionen mit dem gekürzten Stiel als sehr harmonisch.
    Tolle Arbeit und danke fürs Zeigen!
    Beste Grüße,
    Rainer

    Blaupfeil - the sky is the limit..

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  • Sehr schön, ist ein tolles Werkzeug geworden, und anhand des sehr informativen Berichts ist alles gut nachvollziehbar, und ich denke, ich habe da auch noch ein paar alte Sachen rumliegen. Ich werde mich an Deinem Bericht orientieren.
    Das Resultat ist extrem ästhetisch, ich wette, der Hammer hat selbst in seinen besten Zeiten nie besser ausgesehen!
    Ich liebe solche Aktivitäten, und ich freue mich immer, wenn man dann für ein paar Euro taugliches Werkzeug bekommt. Und dann etwas persönliches durch eigene Arbeit daraus macht.

  • Vielen lieben Dank, da freu ich mich.

    Der Hammer durfte auch schon ein paar Nägel einschlagen und ich bin wirklich zufrieden. Liegt gut in der Hand und die Proportionen Stiel/Kopf scheinen zu passen.

    Schönen Gruß
    Frank