Meine 2 ersten Messer

  • Corona hat auch etwas positives, endlich habe ich Zeit gefunden meine ersten Messer zu machen.

    Stahl ist 1.2235, selber gehärtet auf ca. 60 RHC

    Griff einmal aus alter Eiche (ca300 Jahre alter Balken von der Restaurierung unseres Hauses) und der andere aus Olivenholz (aus dem Kretaurlaub mitgebracht)

    Messingpins, 6mm

    Finish: mit Scotchbrite am Bandschleifer gebürstet, das andere poliert so gut es ging

    Die Griffe habe ich mit Leinöl behandelt, aber beim schärfen habe ich dann auf einem gleich schwarze Flecken darauf hinterlassen. Nennen wir‘s Patina.

    An sich sollten es 4 werden, 2 haben wurden beim härten krumm und haben meine Begradigungsversuche nicht überstanden :(


    Gesamtlänge 22,5
    Klingenlänge 11,5

    Stärke 2,8 mm


  • Hallo,

    Die ersten Messer und gleich eine Serie vorgelegt - nicht schlecht. Mir gefällt die Form und die Umsetzung sehr gut. Schade, dass Dir zwei Klingen "entwischt" sind. Das Olivenholz ist sehr schön gemasert. Ich hätte die Pins ein oder zwei Nummern kleiner gewählt, aber das ist wie so vieles Geschmackssache.

    Beste Grüße!
    Frank

  • Das sind zwei sehr schöne Messer geworden, finde ich! Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass sie deine ersten sind :) Tolle Linien und saubere Umsetzung, das gefällt mir sehr!

    Was das Begradigen angeht: Ich bin zwar auch noch ein Anfänger, aber was das Begradigen angeht, hab ich trotzdem schon das eine oder andere Lehrgeld bezahlt. Was für mich am besten funktioniert, ist unterfüttertes Anlassen (englisch "shimmed tempering"). Dafür die krumme Klinge vor dem Anlassen an etwas gerades anklemmen und zwischen die Klinge und den geraden "Stützstahl" etwas (Unterlegscheiben, Drahtwicklungen um den Stützstahl, was auch immer) einfügen. Dann beim Zwinge festziehen die Biegung etwas überkorrigieren und anlassen. Das kann man mehrfach machen, vor allem wenn man beim ersten Mal sich nicht traut, die Biegung gleich überzukorrigieren, weil sie zu groß ist. Die Temperatur soll man bei jedem Anlassdurchgang etwas niedriger wählen als beim vorherigen.Hab damit ziemlich viel retten können ohne etwas kaputtzumachen oder auch nur in Gefahr zu kommen, noch mehr Lehrstahl zu zahlen.

  • Ich kann mich den Vorredner nur anschließen, die beiden Messer sind toll geworden. Olive als Griffholz ist eh immer ein Traum.
    Für Erstlingswerke sogar auserordentlich toll.

    Zu den schwarzen Flecken. Diese Flecken kannst Du bei Eiche kaum verhindern. Die Gerbsäure in der Eiche reagiert mit dem Eisen im Stahl. Bei Feuchtigkeit wird das dann schwarz. Mein Küchentisch kann da ein Lied davon singen. Übrigens kannst Du damit auch gestalten. Nimm mal Feilspäne oder sehr feine Stahlwolle, leg das in ein Gefäß mit Wasser und geb einen Schuß Essig dazu. Dann leg ein Stück Eiche rein, das wird binnen kurzer Zeit tiefschwarz. Wie tief das geht hängt von der Einwirkdauer ab.

    Zum richten nach dem Härten. Ich habe zwei Kugelhämmer mit kleinen Kugeln. Zum richten hämmere ich die Klinge auf der konkaven Seite mit leichtem Schlägen bis die Klinge gerade wird. Die Schläge müssen auf der Fläche verteilt sein und zwischendurch immer mit dem Lineal, Winkel. etc prüfen. Ich bin auch gelernter Werkzeugmacher und wir haben im Werkzeugbau dünne Bauteile (Dicke 1 bis 4 mm) nach dem Härten auf diese Weise gerichtet.
    Mir hat sich noch nie ein Bauteil oder eine Klinge verabschiedet. Meine Kugelhämmer hab ich selbst gabaut, keine Ahnung ob es Hämmer mit 5 mm Kugeldurchmesser zu kaufen gibt. Wolf Borger hat mit einer ähnlichen Methode gerichtet, allerdings hat er einen Kerbhammer benutzt. Ein Kerbhammer arbeitet schneller ist aber auch aggressiver und das Risiko dass die Klinge bricht ist deutlich höher.

    Gruß


    Roland

    Ancora Imparo

    Es ist besser eine gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.

  • Zum richten nach dem Härten. Ich habe zwei Kugelhämmer mit kleinen Kugeln. Zum richten hämmere ich die Klinge auf der konkaven Seite mit leichtem Schlägen bis die Klinge gerade wird.

    'tschuldige, ich bin ja schmiedetechnisch ein Depp, deshalb frag ich nach, weil ich davon wirklich überhaupt keine Ahnung hab.
    Für mich als Laien klingt das kontraintuitiv, auf die konkave Seite zu schlagen. Ich würde spontan auf die Seite schlagen, die sich nach außen wölbt, um sie wieder nach innen, zur Mitte hin zu befördern. Oder hab ich da einen Denkfehler? Vermutlich schon.

    Und lässt du die Klinge vor dem Richten noch an? Die Bruchgefahr bei einer nicht angelassenen Klinge stell ich mir schon eher hoch vor. Oder geht das bei einer angelassenen Klinge nicht mehr?

    Danke und Grüße
    Sebastian

  • Danke, die beiden Trick muss ich demnächst probieren.

    ich habe die Flecken mittlerweile raus bekommen, bin leicht mit 600er Schleifpapier drüber und weg waren sie, das Leinöl hatt also doch wohl Schlimmeres verhindert.

  • Das sind zwei sehr schöne Messer geworden, finde ich! Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass sie deine ersten sind :) Tolle Linien und saubere Umsetzung, das gefällt mir sehr!

    Was das Begradigen angeht: Ich bin zwar auch noch ein Anfänger, aber was das Begradigen angeht, hab ich trotzdem schon das eine oder andere Lehrgeld bezahlt. Was für mich am besten funktioniert, ist unterfüttertes Anlassen (englisch "shimmed tempering"). Dafür die krumme Klinge vor dem Anlassen an etwas gerades anklemmen und zwischen die Klinge und den geraden "Stützstahl" etwas (Unterlegscheiben, Drahtwicklungen um den Stützstahl, was auch immer) einfügen. Dann beim Zwinge festziehen die Biegung etwas überkorrigieren und anlassen. Das kann man mehrfach machen, vor allem wenn man beim ersten Mal sich nicht traut, die Biegung gleich überzukorrigieren, weil sie zu groß ist. Die Temperatur soll man bei jedem Anlassdurchgang etwas niedriger wählen als beim vorherigen.Hab damit ziemlich viel retten können ohne etwas kaputtzumachen oder auch nur in Gefahr zu kommen, noch mehr Lehrstahl zu zahlen.

    Guter Vorschlag mit dem shimmed tempering. Werde ich bei Bedarf mal probieren.

  • 'tschuldige, ich bin ja schmiedetechnisch ein Depp, deshalb frag ich nach, weil ich davon wirklich überhaupt keine Ahnung hab.Für mich als Laien klingt das kontraintuitiv, auf die konkave Seite zu schlagen. Ich würde spontan auf die Seite schlagen, die sich nach außen wölbt, um sie wieder nach innen, zur Mitte hin zu befördern. Oder hab ich da einen Denkfehler? Vermutlich schon.

    Und lässt du die Klinge vor dem Richten noch an? Die Bruchgefahr bei einer nicht angelassenen Klinge stell ich mir schon eher hoch vor. Oder geht das bei einer angelassenen Klinge nicht mehr?

    Danke und Grüße
    Sebastian

    Sorry Dan das sich Dein Beitrag jetzt zu einem Beitrag zum richten entwickelt

    Zuerst, ich richte mit dem Hammer nachdem die Klingen angelassen sind. Bei dünnen Klingen, z.B. 2 mm für meine Küchenmesser, schleife ich die Schneide erst nach dem härten. Bei anderen Klingen lass ich in der Regel 0,2 - 0,3 mm an Materialdicke an der Klinge stehen. Die Hammerschläge hinterlassen Eindrücke die weggeschliffen werden müssen.

    Das hat mit schmieden nicht wirklich was zu tun obwohl ein Schmied die kennt. Während meiner Lehre im Grundkurs Metall mussten wir ein aus einem geraden Stück Stahl ein S hämmern. (Keine Ahnung ob man das heute noch lernt). Hier ein Beispiel in Bildern

    Wie Du an den Bilde siehts habe ich rechts gehämmert und der Stahl krümmt sich nach links. Dies passiert weil sich das Material durch das hämmern weitet. Beim richten machst Du nichts anderes. Du weitest das Material an der Konkaven Seite damit es sich in die andere Richtung biegt.

    Das sind meine Kugelhämmer:

    Ich hoffe die Erklärung hat geholfen

    Gruß


    Roland

    Ancora Imparo

    Es ist besser eine gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.

  • Hallo Roland,

    das mit dem S hämmern war in meiner Lehre auch angesagt.
    Ich war erst nach dem 5. Versuch erfolgreich.
    Die Gefahr des Überstreckens war immens.

    Gruß
    Bernhard

    Man muß Gott danken, selbst für einen Unterfranken.
    Nunc est bibendum (Lasst uns trinken!) :beer: (Kellerbier)