Benchmade 556-1 Ein außergewöhnliches Mini Griptilian

  • Liebe Benchmadefreunde,

    mein erstes Benchmade war ein Griptilian, das Große mit der modifizierten Schafsfußklinge, also das BM 550. Der Einstieg in die Blue Class von Benchmade. Das war anno 2004, und seinerzeit hatten die Griprilians noch Klingen aus dem guten alten 440C. Diesem Messer verdanke ich meinen ersten (und letzten) Cut in ein Hemd. Ausgerechnet ein neues, und dazu noch von Eterna. Ich hatte das Messer in der Hosentasche eingeclipt und wollte es gaaanz cool beim Ziehen öffnen. Nun, das Hemd ist längst Vergangenheit, und mein erstes Benchmade leider auch...wer kennt das nicht.

    Meine Vorliebe für das Griptilian ist jedoch nie wirklich vergangen. Das Messer gilt als eines der Universellsten, wird so gut wie überall auf der Welt als DAS EDC schlechthin empfohlen,
    sein Chassis diente Doug Ritter für sein großes und kleines Ritter Survival Knife (kurz RSK), das er lange Zeit von Benchmade fertigen ließ, und schließlich fand das Griptilian mehrfach Aufnahme in den Benchmade-Himmel, der sogenannten Gold-Class.

    Über die ganzen Jahre wechselte Benchmade an der Grundversion des Griptilian lediglich die verwendeten Klingenstähle von 440C zu 154CM bis zuletzt auf S30V. Auch wurde es in Laufe der Zeit in verschiedenen Farben (blau, gelb und sogar pink) seines Griffmaterials Valox angeboten. Gefühlt ist das Griptilian des Messer, das Benchmade bisher am längsten produziert (Benchmade-Kenner mögen mich bitte korrigieren, wenn ich hier irre), und wenn es nach mir ginge, könnte das ewig so weitergehen. Das Griptilian - seine Freunde nennen es auch gerne liebevoll Grippy - bietet alles, was des Messerfreundes Herz begehrt: Gute Benchmade-Qualität und Verarbeitung, unterschiedliche Größen je nach Vorliebe, Daumenpins oder Öffnungsloch, einen für den Alltagsgebrauch hervorragenden Stahl, und last but not least eine lebenslange Garantie, wenn man es artgerecht benutzt.

    Alte Liebe rostet bekanntlich nicht. So kam es, dass ich mir kürzlich ein Mini Griptilian aus der -1er Serie gegönnt habe, das ich hier kurz - wie schon versprochen - vorstellen möchte:


    Also das 556-1. Geschmäcker sind ja verschieden, aber für mich eines der schönsten kleineren Serien-EDC, das sich zumindest in dieser Preisklasse finden lässt.

    Sehr markant und kennzeichnend für die -1er Serie sind die Schalen aus zweilagigem G10; außen in einem hellen Grau, innen Blau. Dazu passend blau anodisierte Spacer:


    Die Klinge des 556-1 besteht aus pulvermetallurgischem Crucible CPM 20CV (Legierung: 1,9% Kohlenstoff, 20% Chrom, 4% Vanadium, 1% Molybdän und eine Prise Wolfram (0,6%)).
    Der CPM 20CV ist quasi identisch mit dem Böhler M390, wenngleich es in der pulvermetallurgischen Herstellung feinere Unterschiede zu geben scheint, die der geneigte Leser und Stahlfreund hier nachlesen kann:

    https://knifesteelnerds.com/2020/03/30/m39…rgy-technology/


    Was mir an der Klinge ganz besonders gefällt, das ist ihr Two-Tone-Finish sowie der hervorragend symmetrische Anschliff: Sie sitzt exakt zentriert (was in letzter Zeit bei Benchmade, so ist manchmal zu lesen, nicht mehr durchgängig der Fall sein soll). Klingenspiel hier Nullkommanull, was sich aber - falls es sich nach einer Zeit der Einlaufens auf den Phosphor-Bronze-Washern einstellen sollte - ohne Weiteres mittels der Achsschraube einstellen ließe.




    Was gibt es sonst noch zu erwähnen? Vielleicht, dass der Axis-Lock des 556-1 wie gewohnt satt und sicher schließt und beim Zurückziehen der die Klinge arretierenden Achse auch nach mehreren Öffnungs- und Schließvorgängen nicht mehr kratzig läuft. Und ja, natürlich noch der Deep-carry-pocket-clip!

    Ich bin sehr glücklich darüber, meinem Wunsch, nochmal ein Grippy zu besitzen, nachgekommen zu sein. Es ist ohne Zweifel ein perfektes kleines EDC, wunderschön anzuschauen und mit seinen Zutaten quasi eine Grippy on steroids. Jedem, der ein alltagstaugliches, kleines Messer mit einer Heftlänge von um die 10 cm und einer Klingenlänge von etwa 7,5 cm sucht, dem sei das 556-1 ans Herz gelegt. Das Grippy schneidet mit seiner nur rund 2,5 mm starken Klinge sehr, sehr ordentlich und fällt mit seinen lediglich 82 Gramm auch nicht zur Last :) .



    Schönes Wochenende Euch allen!
    Axel

  • Hallo Axel,
    Als vor erst wenigen Jahren der Messerfimmel bei mir ausbrach, war es so ein Grippy, das mich mit den von Dir treffend beschriebenen Eigenschaften fasziniert hat. Und: ich fand es einfach schön, nein, finde es noch immer! Aber die Vernunft hielt mich ab, beim Thema Messer nicht üblich, ich blieb konservativ.

    Dein begeisterter und schöner Bericht hat mich jetzt wieder daran erinnert. (Auch an ein ähnliches Zusammentreffen teurer Hemden mit scharfen Klingen, eben mal schnell ein Geschenk aufschlitzen.)

    Viel Freude am Grippy muss ich Dir ja nicht mehr wünschen, die ist aus jeder Zeile lesbar.

    Burghard

  • Dein begeisterter und schöner Bericht hat mich jetzt wieder daran erinnert.

    Vielen Dank, Burghard.


    ...ein ähnliches Zusammentreffen teurer Hemden mit scharfen Klingen...

    Ja, die wenigen Kollateralschäden in unserem Hobby sind mitunter immens :D .

    Beste Grüße
    Axel

  • Hallo Axel,

    wieder eine tolle Vorstellung, die gut vermittelt, wie sehr Du in das Grippy vernarrt bist und das auch noch zu recht.
    Ich habe die Entwicklung vom Griptilian nicht mehr verfolgt und fand es in den Anfängen zwar praktisch, aber nicht wirklich Benchmades schönstes Messer.
    Mir hat damals das 711er mehr zugesagt, welches ebenfalls zusammen mit dem Griptilian als "DAS EDC" mit Axis-Lock gefeiert wurde.
    Das Rift hat dann beiden den Rang streitig gemacht und letztendlich war es das Contego, welches bei mir am meisten gepunktet hat.

    Wenn ich aber nun die aktuelle Ausgabe vom Mini-Griptilian mit allen seinen "Schickanen" ansehe, hat es sich extrem gemausert.
    Stahl (CPM20CV), Twotone Klinge, zweifarbige Griffschalen, das hat was. Insofern wurde das Grippy bei der Entwicklung von BM nie vernachlässigt
    und sein Vorteil ist und bleibt seine Größe zumal in der "Mini-Version". Will man einen kleineren leichten, unauffälligen und leichten User, greift man nicht zum Contego :)

    Danke fürs Zeigen und für Deine Arbeit,
    Thomas

  • Hallo Thomas,

    vielen Dank für Dein Feedback!


    Ich habe die Entwicklung vom Griptilian nicht mehr verfolgt und fand es in den Anfängen zwar praktisch, aber nicht wirklich Benchmades schönstes Messer.

    Benchmade´s schönstes Messer war das Griptilian vielleicht nie, aber diesen Anspruch hatte es ja auch nicht erhoben :)

    Es war der Einstieg in die Blue Class, und sollte Menschen ansprechen, denen ein außergewöhnlich designtes (Griptilian -> Reptile mit Grip) und gleichzeitig überall zu gebrauchendes Messer gefiel. Sehr schön dokumentiert das die Beschreibung des Griptilian im 2003er Katalog von Benchmade, den man Dank der Kollegen in BladeForums.com noch heute anschauen kann:
    https://www.bladeforums.com/threads/benchm…0-2017.1502871/


    Wenn ich aber nun die aktuelle Ausgabe vom Mini-Griptilian mit allen seinen "Schickanen" ansehe, hat es sich extrem gemausert.


    Stimmt. Es gab ja immer schon parallel zur immer noch gebauten Ursprungsversion diverse Upgrades, bis hin zur Gold Class. Dennoch hat für mich die das Ur-Grippy nichts an seinem Reiz verloren.

    letztendlich war es das Contego, welches bei mir am meisten gepunktet hat.

    Nicht schlecht :D

    Beste Grüße
    Axel