• Hallo euch allen,

    Anbei ein neues Messer von mir...zu diesem Stück gibt es etwas mehr zu erzählen :D

    Zunächst einmal sollte es kein Spitzerl werden sondern ein Flacherl. Ich brauche enorm lange bis ich mit einer Linie und dem Entwurf für ein neues Messer fertig bin. Meistens sind es viele Schablonen und noch mehr Zeichnungen bis alles passt.
    Diese Phase hatte ich bei diesem Messer schon hinter mir und ich war gerade mit dem Anschliff fertig. Aber irgendwie passte mir die Linie, insbesondere die des Griffes, so gar nicht mehr....ich habe noch etwas daran gefeilt und versucht die alte Begeisterung zu wecken..alles sinnlos!
    Die Linie der Klinge fand ich allerdings in Ordnung und so lag es nah nochmal die Feile in die Hand zu nehmen und daraus einfach einen Spitzerl zu machen. Für einen durchgehenden Erl hat es nicht mehr ganz gereicht was ein bisschen schade war...hatte ich doch zu dem Zeitpunkt gerade das erste Messer mit vernietetem Erl gemacht!

    Das passende Stück Holz hatte ich da (Laurelmaser) die Montur sollte aus Bronze sein. Nun muss ich zugegeben das ich beim einpassen des Erls im Holz noch meine Probleme habe :P meistens endet es in einem wilden gebrenne und gefeile und ich bin froh wenn der Erl überhaupt halbwegs sitzt.
    Diesmal wollte ich aber alles richtig machen und mir viel ein Video ein welches ich gerade gesehen hatte.
    "Dad Made His First Bowie Handle Fit like a Glove" von Caleb Royer.
    Dabei wird der Erl dick mit Vaseline eingeschmiert und dann im Holz eingeklebt. Man lässt das Epoxy anbinden und etwas ;( hart werden, dann zieht man den Erl wieder raus. Das Ganze wiederholt man und der Erl sitzt wie ein Handschuh!
    Für mich klang das erstmal nach Blödsinn...geht was schief hockt man mit unfertiger eingeklebter Klinge da die in einem Block Holz steckt.
    Aber nach ein paar Tagen klang die Idee deutlich besser...und Caleb Royer ist schließlich über jeden Zweifel erhaben.
    Also den Erl dick eingeschmiert, Epoxy angerührt (der gute Uhu Endfest!!) Wecker auf 6 Stunden gestellt und los ging die Sauerei.

    Nach 6 Stunden musste ich einmal kräftig ziehen dann schmatzte es laut .... alles lief einwandfrei.
    Völlig begeistert von meiner neu erlernten Technik und ihren Möglichkeiten startete ich Runde 2.
    Ich hatte mir das Wochenende für die Aktion ausgesucht den das nächste mal sollte der Wecker mitten in der Nacht klingeln.
    Sorglos schlief ich ein, der Wecker klingelt pünktlich, ich düste zur Werkbank, zog kräftig an der Klinge.....und es passierte nichts.
    Kein schmatzen, kein wackeln....gar nichts. Das Ding saß bombenfest!
    Da stand ich jetzt, barfuß und in Unterhose und zog wie ein Bekloppter. Nichts ging, das einzige was sich bewegen ließ war die komplette Werkbank die ich hinter mir duch den Raum schleifte...um 3 Uhr Nachts!
    Ich war inzwischen in Schweiß gebadet und seit Minuten am kämpfen.
    Ich war kurz davor aufzugeben als ich das satte Schmatzen hörte...die Erlösung.
    Der Rest war dann fast Routine!
    Das Finish der Klinge ist mir diesmal nicht sehr gelungen...wahrscheinlich war die Luft raus. Zu allem Übel hat sich dann auch noch eine rotzfreche Maus auf der Klinge erleichtert :thumbsup: und das Finish völlig ruiniert.
    Da hilft nur noch das Messer schnell zu benutzen.

    Klingenlänge sind genau 12cm, die Gesamtlänge liegt bei 25cm.
    Montur und Pin sind aus Bronze, das Holz ist Laurelmaser und der Stahl 80CrV2.
    Bilder der Scheide folgen!

    Ich hoffe es gefällt ;)

    LG

    Philipp

  • Hallo Philipp,
    unser Hobby schreibt oft schon tolle Storys :D . Das Messer gefällt mir sehr gut, schöne Linie und sauber verarbeitet. Was ich noch nicht verstehe, warum du den Erl nicht einfach eingeklebt hast.
    Was das Finish angeht, ich glaube ich hätte in dem Fall mal probiert ob man mit Mäuseblut Klingen ätzen kann, so ein freches Luder

    :nvdk:

    Viele Grüße Alex

    Viele Grüße

    Alex


    Blood, Sweat and Musclecat!

    zombie2.jpg

  • Mir stellt sich jetzt die Frage, was einem daran nicht gefallen könnte!? :thumbsup:

    Schöne Linie, tolles Griffmaterial und ordentliche Griffgröße. Sauber verarbeitet ist es ebenfalls, passt!

    Schöne Grüße aus Rüsselsheim am Main (auch an Deine inkontinente Werkstattmaus)

  • Alleine die Geschichte ist den "Daumenhoch" schon wert. Da sehe ich, dass ich nicht der einzige bin, der mit der Materie zu kämpfen hat. Die Klebemethode: Verstehe ich das recht, wenn ich das so auffasse, dass ein übermassiges Loch mit epoxy gefüllt und der vaselinisierte Erl dort versenkt wird und nach dem Anziehen des Epoxi reißt man das Ding heraus und der Vorgang wird einmal wiederholt ?

  • Danke euch schon mal für die Daumen!

    @BLB Blades ja genauso wird das gemacht!

    Ich habe den Vorteil allerdings noch nicht so wirklich erläutert @axdamast....klar kann man auch gleich einkleben ... ich hatte dann aber immer Probleme bei der weiteren Bearbeitung.
    Bei der "fit like a glove" Methode kann ich jedes Teil komplett fertig stellen bevor ich final klebe.

    Meine gefeilten Einpassungen waren bisher nie so genau als das nicht doch etwas gewackelt hätte. Im schlimmsten Fall kann es mir passieren das ich den Griff leicht verdreht einklebe und verrunden kann ich ihn eigentlich auch erst nach dem verkleben...dann besteht die Gefahr die Montur zu versauen/ verkratzen!
    So kann ich den Griff jederzeit auf und abnehmen, das erleichtert das Ganze enorm.

  • Hallo Philipp,

    selbst ein alter Messermacher, wie ich, lernt niemals aus.
    Die Klebemethode ist mir auch neu gewesen.
    Sie bringt den Vorteil der genauen Passung und Fixierung des Griffes.
    Wie du erwähnst, kannst du den Griff 100 % fertigstellen vor der Verklebung.


    Gruß
    Bernhard

    Man muß Gott danken, selbst für einen Unterfranken.
    Nunc est bibendum (Lasst uns trinken!) :beer: (Kellerbier)

  • Hallo Philipp,

    Ich weis gar nicht was Du willst, ich finde das Messer gelungen.

    Die Methode den Erl mit Epoxy genau anzupassen ist schon genial, ich mach das schon einige Zeit so. Ich bin gelernter Werkzeugmacher und bei einigen Werkzeugen haben wir Spindeln mit Trapezgewinden so eingepasst. Spindelgewinde mit einem Trennmittel eingeschmiert und dann das Gegenstück mit einer Leichtmetallverbindung eingegossen (vom Prinzip ist das ja die gleiche Methode). Das anschließend Lösen und einschleifen der Spindel war allerdings eine Qual.

    Noch ein Tip von meiner Seite. Falls Du ein Steckerlmesser mit durchgehenden Erl machen möchtest und Dein Erl ist zu kurz dann verlängere ihn doch

    Hier ein Beispiel. Der Erl wird eingekerbt (mit Dremel oder Flex). Dann hartlöte ich Rundmaterial ein. Wenn ich den Erl verschrauben will eine VA Gewindestange, wenn ich vernieten will etwas weiches.

    Gruß


    Roland

    P.S. Und übrigens Caleb Royer heist eigentlich Kyle Royer.

    Ancora Imparo

    Es ist besser eine gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.

    2 Mal editiert, zuletzt von Holzbieger (24. September 2020 um 20:52)

  • Hallo Philipp,

    ich mach das auch so bei meinen Küchenmessern mit Steckangel. Hat den Vorteil, dass man ohne störende Elemente und ohne Angst sich die Klinge am Bandschleifer zu vermasseln den Griff ausformen kann.

    Allerdings nehm ich dafür ein 5min-Epoxy! Das gibt zwar ein paar Minuten Stress und einen ordentlichen Adrenalin-Kick, aber zumindest ist der Spuk nach kurzer Zeit vorbei und man muss nicht mitten in der Nacht aufstehen dafür! ;)

    LG
    Dieter

    Ps: ist übrigens ein sehr schönes Messer geworden! Mir gefällts gut!!

  • Danke euch Heiri und Dieter.

    5 Minuten Epoxy ist mal ein guter Tipp....na klar! Vor allem muss ich dann die Werkbank nicht in Unterhose duch die Gegend ziehen :greenbiggrin::greenbiggrin::greenbiggrin:

    LG

    Philipp

  • Passt, auch wenn ich es eher braun gemacht hätte. Aber egal.

    Die "Royer-fits-like-a-glove"-Methode habe am Wochenende mit 5-Minuten-Epoxy und Wagenfett probiert. Nachdem die Konsistenz zwischen Gummi und fest war, ließ der Erl sich mit einem leichten "Tap" auf die Verschraubung, die hinten aus dem Griff ragt, sehr leicht entfernen. Wagenfett geht also auch.