• Hallo Daniel !
    Dein Bericht hat mich gerade in meine Kindheit zurückversetzt --danke dafür. Das Kukhri ist total authentisch und von der Verarbeitung und Ausführung giebts nicht viel zu sagen außer---------Mega!!!! :mrburns: Du müsstest die Geschichten und Bilder Deiner Messer in einem Bildband drucken lassen, --das wäre mit Sicherheit ein Bestseller. :jo:
    Gruß aus Niederbayern ! :beer: (Franziskaner Weiße alkoholfrei ) Ewald.

  • Hallo Daniel,

    An dir ist mit Sicherheit ein Schriftsteller verloren gegangen....was in diesem Fall aber nicht sehr tragisch ist.

    Gute Schriftsteller gibt es reichlich, Messermacher von deinem Kaliber genau einmal.

    Krasses Teil!

    Danke dir

    Philipp

  • Bei einem derart komplexen Zusammenspiel der Linien, Radien und Wendepunkte sowohl bauchseits als auch rückseitig so ein stimmiges, mit mannhaftem Kinn versehenes, überwältigendes Gerät rauszuhauen.... Muss man erst mal bringen, wa!? Zum Verknallen gut! Aber aus dem Stand und auf der Stelle!

    Erfolgreich neues Territorium erobert :greenthumbs:

    "Wenn man sie kennt darf man getrost die Regeln brechen/ Weil die meisten doof sind, fällt's uns gar nicht schwer/ Nur wer mal aufgestanden ist, der darf sich setzen/ und darum bleiben hier so viele Stühle leer" LOVE A

  • Hallo Daniel,

    ein wunderbarer Einblick in dein Schaffen! Sehr spannend, zu erfahren was dich bei solchen Projekten antreibt. Ich habe wieder gestaunt (diese Beimesser waren mir bisher völlig unbekannt), wurde mit einer fesselnden Geschichte unterhalten und habe mich am Ende wieder bei vielen Details gefragt "wie zur Hölle macht er das?".

    Hab Dank und bleib gesund!

    Schönen Gruß
    Frank

  • Hallo Daniel,
    ich weiß zwar nicht Deinen Jahrgang, aber die Beschreibung der Jugend ist kurz und dennoch zugleich so treffend in den Kern der Zeit zielend, dass mir auch meine damalige Welt lebendig vor Augen aufstieg. Das Schwert ist sehr schön und gut, aber die Schilderung hat ihren ganz eigenen Wert.
    Danke für alles
    Reinhard

  • Hi Daniel,
    absolut gelungenes Kukhri.Da gefällt mir alles.Was es Besonders macht, finde ich die beiden Beimesser,stilvoll und praktisch.
    Im Sandkasten hatte ich nur die graue Sowjetarmee.
    Alles Gute
    Ingo

  • Hi Daniel,
    Unfassbar! Deine Erinnerung, was sich daraus entwickelt und du schließlich hier zeigst. Wieder ein Master-Master...
    Nachdem du vorher bei allen Kukris immer ein Haar in der Suppe gefunden hast, hast du halt selbst deine gekocht. Genial.

    Gruß
    Burghard

  • Señores, seid gegruesst!

    Meinen herzlichen Dank fuer diese massive Anerkennung, das grosse Lob am Werkstueck, sowie am Geschriebenen!

    Der Kukhri entstand waehrend des Lockdowns.Zeitgleich giengen mir Stahl und Schleifbaender zuneige.
    Grobe Baender hatte ich noch, aber alles feiner als Korn80 war verwest und vorbei.Das bedeutete schmieden, raspeln, feilen, schmirgeln...

    Laengere Zeit schlich ich gedanklich schon um diese Kukhris mit dem Mittelrist im Griff herum.Das gefiel mir so sehr dass der Drang entsand so etwas einmal
    zu fertigen....oder ethnischer gesagt, machen.Ein Detail welches einen Kukhri noch mehr nach Kukhri aussehen laesst, weit ausserhalb meiner Komfort-Zone.......aber wunderschoen und zwingend

    Bei Griffen dieser Art, ist ein Bandschleifer am Anfang beim grob zurichten eine Hilfe, aber ziemlich schnell ist man dann notgedrungen weg von jeglichen Maschienen.
    Dann wird gefeilt, geht weiter mit feilen und abermals feilen....und dann schmirgelt man das Gefeilte weg, schmirgelt das grob Geschmirgelte mit Feinerem .......das hat viel Zeit gebraucht und gieng enorm langsam....ihr wisst wovon ich spreche...war wohl mehr hypnothisch denn meditativ....aber ich hatte ja Zeit.
    Die richtige Menge an Material stehen zu lassen um den Rist auszuformen, und da drunter dann den Spannungsbogen des Designs, ausgehend von der Klinge, weiterzufuehren
    war richtig schwer...es war mir vorher schon klar, dass das nicht einfach wird, aber wenn mans dann macht wirds im Ausformen des Rings recht vielschichtig...
    Flachoval, konvex, konkav gerundet, weit entfernt schon von ehemals vorhandenen, paralellen Bezuegen hat man nur noch die Flucht ueber die Klinge und das Fadenkreuzangerissen auf dem Knauf....
    und das geht lange bevor ich das als Letztes wegschleife.
    Das gab mir das Gefuehl eher eine Skulptur als einen Griff zu kreieren....
    Symmetrie, Proportionen, Linienverlauefe und Uebergaenge, nichts durfte bei der monotonen Feilerei, vergessen werden
    ...und das erstaunlichste ist dann die Handlage, da wird man dann fuer die Muehe belohnt.
    Der Mittelrist in Kombination mit dem ausschweifenden Knauf, zentriert auf wunderbare Art die Hand im Griff.Das ist bei laengerem Arbeiten deutlich entspannter.

    Ich habe lange ueberlegt ob ich die Beschlaege aus Kupfer fertigen soll, (nach langem googeln habe ich nur einen Kitsch-Kukhri mit Kupfer gesehen)
    aber mit Stahl sieht er schlichter aus, so wie er aussehen sollte.

    Traditionell haben Kukhris eine echte Zwinge, meist Messing oder Stahlblech welches dann geloetet und in Form getrieben wird.
    Ich habe die Phasen an der Zwingenstirn aus 10mm Stahl geschliffen und mit einem Zwingenmantel hartverloetet.

    Die Stahlwahl fiel notgedrungen auf Federstahl, der vorhandene 55Si7 der Einzige der mit 5,7 mm stark genug fuer dieses Projekt war....
    Federstahl ist aufgrund des hohen Si-Gehaltes ungeeignet fuer Messerklingen.Si mindert Kerbschlagzaehigkeit und Schmiedbarkeit und das ist aber genau das was gebraucht wird.
    Si erhoeht Elastizitaet, unverzichtbar bei Blattfedern aber hoechstens bei Schaukampfschwertern von Nutzen.

    Die traditionelle Waermebehandlung einer Kukhri-Klinge ist weit entfernt von einer akkuraten WB der modernen, wissenschaftlichen, Stahl bezogenen Metallurgie.
    Das Abschrecken einer Klinge mag in etwa +/- 3- 4 Sekunden dauern,
    vom oeffnen der Ofentuer bis zum eintauchen ins Oel.
    Ich beziehe mich hier hauptsaechlich auf die kritische Abkuehlgeschwindigkeit.
    Betrachtet man die nepalesische Variante der WB, wird einem klar dass Kukhris extrem unterhaertet sind.Staehle wie 5026,5028 und 7108 haben eine Umwandlungstemp.
    von 830-870 Grad.Diese Temperatur wird nicht erreicht und auch bei weitem nicht gehalten.
    Dieser Kollege braucht fuer den Abschreckvorgang etwa 55 Sekunden....(Vorsicht nerviger,aufdringlicher Saenger! :greensceptical: )

    https://www.youtube.com/watch?v=Xb1SVb537kk

    Sogar das unbedingt erforderliche Normalgluehen geschmiedeter Klingen scheint unerheblich....
    es steht mir nicht zu diese "Technik" zu kritisieren, denn Kukhris tun ihren Dienst und funktionieren trotz des mittelalterlichen Wissensstands und der Praxis...
    Und an alten Traditionen ferner Laender sollte man nicht ruetteln, besonders nicht in Asien....
    resuemierend bleibt zu sagen, dass Federstaehle schon eine Menge verzeihen.
    Das die Schneiden dabei nicht zu duenn ausfallen duerfen versteht sich von selbst.

    Ein Chakmak ist eins der zwei kleinen Beiwerkzeuge.Es ist, wenns stimmt, aus haerterem Stahl(meistens Feilenstahl)und wird zum "schaerfen" verwendet.
    Dabei wird die leicht umgelegte Schneide wieder aufgerichtet und geglaettet.
    Fachlich nennt man diesen Vorgang " licken".
    Unsere Schaerfstaehle sind im Prinzip das Gleiche, aber dies wurde bei Messern in frueheren Zeiten, die hauptsaechlich aus C70, C60 und C80 bestanden, verwendet.
    Frueher waren die Messerklingen weniger hart wie wir sie jetzt fertigen.Eine Ausnahme machten Schneidwerkzeuge, wie etwa chirurgische Instrumente.
    (Der Effekt des Schaerfstahls ist gemein gesagt vergleichbar mit einer Hobelklinge aus Hartholz die Weichholz hobeln soll.)
    Nur in der Mitte der Klinge, da wo die groesste Hebelkraft ensteht,kann effektiv gelickt werden.Vorne und hinten bleibt die Klinge stumpf.
    Der Stahl traegt nicht ab sondern richtet nur auf und glaettet.....dazu sollte die Klinge im unteren 50HRC-Bereich liegen.

    Kukhris werden aus Blattfedern gefertigt, weil Blattfedern ueberall auf der Welt, bis ins abgelegenste Dschungeldorf verfuegbar sind, aus keinem anderen Grund.
    Kukhris haben teils enorme Klingenstaerken. Die meist verwendete Blattfederform hat zwischen 10-14mm ...
    mit 8-10 mm Staerke kommt man innerhalb der Kukhri-Form bereits zu Funktion und mehr schmieden als notwendig eruebrigt sich....
    Das war mir viel zu fett und zu schwer und ich gab meinem Blatt eine ganze Verjuengung von 5.0 auf 2,5mm und die Hohlkehlen reduzieren ebenfalls Gewicht.
    Das resultiert in einer schnellen kopflastigen Klinge...
    Schnell bezieht sich auf das Ausholen zum neuen Schlag mit wenig erforderlichem Kraftaufwand und der entsprechenden Balance.
    Dabei bewirkt die Kopflastigkeit trotzdem einen kraftvollen Hieb.

    Das naechste, traditionell sehr signifikante Detail, welches ich auf keinen Fall wollte
    war die Kerbe in der Klinge, genannt Kaudi oder Cho....es gibt scheinbar einen Zweck und mehrere religioese Bedeutungen.
    Der einzige Zweck, was einem jeder nepalesische Kukhri-Haendler oder Verkauefer erklaert, ist die Blutstopp-Nummer....
    und das ist, bei allem Respekt, groebster Unsinn.
    Haut man einem Sauegetier oder Mensch einen Kukhri in den Hals,
    sorgt der Blutdruck fuer den Effekt, als wuerde man, leicht uebertrieben gesagt, Blut in einen Ventilator schuetten....aber das wissen wir oder koennen es uns leicht vorstellen....
    Die hauptsaechlich religioesen Bedeutungen dagegen sind leichter akzeptierbar:
    das Euter oder der Fussabdruck der heiligen Kuh, der Speer Shivas, die weiblichen Geschlechtsorgane von Kali, oder wars Saraswathi?....unterhaltsam und erklaerend,
    dass eigentlich kein Mensch weiss was es tatsaechlich sein soll....nun heutzutage zumindest nicht mehr.
    aber es mag verstaendlich erscheinen, dass mein Kukhri das nicht haben sollte,...und ueberhaupt...
    kein Kaudi, kein Chakmak, weniger Klingestaerke, kein duennes Deckblech am Knauf
    und diesen oben und unten nicht so angespitzt,
    keine rautenfoermige Unterlegscheibe zum Vernieten der Angel,
    kein Kukhri(scandi) Bevel, sondern alles voll ausgeschliffen und verjuengt,kein dickes Scheidenpaket (bedingt durch die Zusatzfaecher der zwei kleinen Werkzeuge)
    insgesammt fuehriger, flacher gestalten, da half dann der Flachangelaufbau der Werkzeuge im Gegensatz zur traditionellen Spitzangel-Variante.
    Und den Griff groesser natuerlich, westliche Menschen sind groesser und haben groessere Haende....

    Nach allem was ich zu aendern gedachte, warf sich die Frage auf wieviel des traditionellen Aussehens dann noch uebrig bleibt.

    Aber haben musste er den Rist im Griff mit entspechenden Akzenten und der richtigen Griff-Form,
    unbedingt zwei fette Hohlkehlen, Stahlzwinge, eine verjuengte Klinge, eine traditionelle Scheide mit Ortblech und natuerlich die zwei kleinen, traditionellen
    Beiwerkzeuge,Chakmak- Schaerfer und Karda- Messerchen.Das Chakmak ersetzte ich durch ein kleines Stemmeisen.

    Diese schliff ich, aus oben genannter Stahlknappheit, aus 75Ni8.Zumindest im Kohlestoffgehalt etwas hoher als der Kukhri, denn Waermebehandlung und Geometrie sind wichtiger als die Legierung.

    Das Ortblech sollte farblich zum Stahl passen und original erscheinen,
    so habe ich es aus Kupfer gefertigt und dann versilbert.
    Eins der wenigen Dinge, an denen zur Zeit kein Mangel besteht, ist Ceylon Eisenholz...wie immer ein treues Zeug, welches mich in jeder Hinsicht zufriedenstellt....am grossen Vollgriff sowie an den kleinen Schalen.

    hier die zusammengefassten Daten:
    Klingenlaenge 310 mm, gesamt 465 mm,
    Gewicht ohne Scheide 500 gr, gesamt 750 gr.
    Einige Entstehungsbilder hab ich unueberlegterweise mit meiner Zelle gemacht und sind nur eingermassen betrachtbar
    indem ich das Bildbearbeitungsprogramm ordentlich uebersteuert habe....der psychedelische Farbeffekt war also weder Konzept noch Stilmittel....

    Dieses Messer war nicht einfach und es gab Arbeitsschritte die musste ich mehrmals versuchen bis es gelang....wie zum Beispiel die Zwinge....zwei Mal die Stirn mit der Phase und 5 Mal den Mantel loeten bis es in meinen Augen sass....
    Aber all die klugen Sprueche haben schon ihren Sinn....
    Man kann nicht rausholen, was man nicht reinsteckt, Gut Ding will Weile haben, ohne Fleiss keinen Preis,
    hilf Dir selbst dann hilft Dir Gott , wo ein Wille ist, ist ein Weg, .....ist der Weg das Ziel?....
    nun, ich werde ihn auf jeden Fall irgendwann noch einmal gehen denn, .....dem Tapferen hilft das Glueck.

    geniesst euren Sonntag :prost:

    Gruss Daniel :greenalien:

  • Servus Daniel
    ich muß sagen das ist das allererste Kukhri das mir wirklich gefällt ! ! !
    Material , Linien , Beimesser und die Scheide , da hat sich das ganze überlegen und arbeiten 100% gelohnt !

    Norbert vom Neckar

     NIVEAU ist keine Hautcreme

    ...und will mich jemand aus der Ruhe bringen , so denk ich an die Worte des Götz von Berlichingen

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  • Diesem Teil kann man sich nur stückweise nähern, so viele Details! Die offenen Ausführungen zum Entstehungsprozess machen das ganze nochmal spannender! Das ist richtig gute Lektüre - könnte man zusammenfassen und mit Bildern als Buch gestalten. Handwerkskunst an Werkstücken in musealer Qualität und dazu der Prozess dahinter sind eine Kombination, die super Lesestoff bietet!

    Mir gefällt insbesondere der Zugang zur Stahlwahl - da wird nix beschönigt oder irgendwie marketingtechnisch hochgejubelt - 55Si7 war halt da und da wird handwerklich das Maximum rausgeholt! :greenbiggrin:

    BG, Claus

  • Daniel! Hab' tausend Dank für die Einblicke!

    "Wenn man sie kennt darf man getrost die Regeln brechen/ Weil die meisten doof sind, fällt's uns gar nicht schwer/ Nur wer mal aufgestanden ist, der darf sich setzen/ und darum bleiben hier so viele Stühle leer" LOVE A

  • Ich war schon als Kind Fan der Kukrimesser da mein Vater aus irgendeinem Grund eines hatte. Irgend sowas billiges das nicht gebrauchsfähig ist.

    Vor x Jahren habe ich mir dann mal drei Stück gekauft. Eines davon ist am Erl gebrochen als ich damit am Hacken war im Wald. Mir gefällt die Form einfach gut und ich sehe auch den Gebrauchswert.

    Dein Krukri hingegen ist eine Nummer für sich. Es hat alles was ich mir an einem Kukri wünsche und eben auch alles nicht was ich nicht an einem Krukri will.
    Vielen Dank fürs Zeigen dieser wunderschönen Arbeit.