Die Entmilitarisierung

  • Anfang der 1960er Jahren hatte ich als sporttauchender Bub außer Begeisterung lediglich Flossen, Taucherbrille und Schnorchel.
    Mehr ließ mein mageres Taschengeld nicht zu. Ein Tauchgerät konnte ich im Tauchclub ausleihen und Baggerseen gab es in der
    Umgebung genug.

    Hans Hass war mein Idol. Man schrieb, er könnte 4 Minuten ohne zu atmen unter Wasser sein. Ich schaffte fast 5 Minuten.
    Aber er hatte auch etwas, was ich mir nicht leisten konnte - ein Tauchermesser - und darauf war ich scharf.

    Ein befreundeter Amerikaner, der bei der Soldatenzeitung "Stars and Stripes" arbeitet hatte natürlich auch Zugang zu den PX-Stores
    und anderen Quellen des amerikanischen Wirtschaftswunders. Von ihm bekam ich ein ausgemustertes M1-Bajonett mit Kunststoffscheide.
    Dies bastelte ich zur Beinbefestigung zurecht und schon fühlte ich mich Hans Hass schon ebenbürtiger. Gebraucht habe ich es bei
    keinem meiner Tauchgänge. Aber jeder meiner Kameraden bewunderte es.

    Und so hat das gute Stück die Zeit bis heute überstanden. Da ich aber keine Militaria sammle, entschloss ich mich, es zu entmilitarisieren.


    Der Klingenzustand war gut, der gesamte Griff sollte erneuert werden.


    Außerdem wollte ich bei dieser Gelegenheit eine neue Arbeitsmethode erproben. Nach einem Entwurf werden die Bestandteile (außer der Klinge) auf dem 3D-Drucker gefertigt.
    Danach kann das ganze montiert und so lang nach den speziellen Bedürfnissen modifiziert werden, bis alles passt. Danach werden die Teile aus den endgültigen Materialien
    hergestellt.


    Die Klinge ist von dem alten Griff befreit. Dabei fällt auf, dass der Erl und der Nietzapfen am Ende des Erls hart sind. Der Erl wird zuerst auf 14 mm Breite herunter geschliffen, danach
    der Nietzapfen ausgeglüht und auf 5 mm gerundet. Auf den Zapfen wird Gewinde M5 geschnitten. Die Klinge wurde komplett überschliffen und das im 3D-Druck hergestellte Parierstück
    wurde angepasst.

    Nachdem die Griffscheiben und der Knauf gedruckt, angepaßt und für gut befunden waren, wurden das Griffmaterial durch Wasserbüffelhorn ersetzt (insgesamt 12 Teile). Das Parierstück
    mit Übergang und der Knauf mit Spannbuchse werden gelegentlich durch Messingteile ersetzt.


    Zuletzt wurden die Klinge fertig geschliffen und poliert und der Griff montiert. Kleine Ausbrechungen und Beschädigungen an der Klinge wurden belassen um ihr nicht die Historie zu nehmen.


    Hier ist es nun, das entmilitarisierte ehemalige M1-Bajonett und Tauchermesser und wartet geduldig auf die Messingformteile.


    Es würde mich freuen, wenn Euch diese Arbeit gefällt. Mir hat sie jedenfalls viel Spaß gemacht - und der ist noch nicht zu Ende...


    Gruß
    Miro

    Niemandes Herr, niemandes Knecht,
    so ist es gut, so ist es recht

    von Fallersleben

  • Vielen Dank für die anerkennenden Worte und die Likes.

    Der Drops ist noch nicht gelutscht, die Fräsarbeiten stehen noch aus. Dazu
    muß ich mir noch geeignetes Material besorgen. Und danach sollte der Dolch
    auch noch einen passenden "Schlafsack" bekommen. Das ist dann ein ganz
    neues Thema für mich, aber da es mich interessiert, wird's angepackt.

    Gruß
    Miro

    Niemandes Herr, niemandes Knecht,
    so ist es gut, so ist es recht

    von Fallersleben