Netzteilumbau zum Ätzen von eigenen Logos mit Gleich- und Wechselstrom

  • Hallo Messergemeinde,

    angeregt durch dieses Thema in der Blade-Community habe ich
    mich daran gesetzt und ein Autoladegerät so umgebaut, dass einmal Buchsen mit
    Wechselspannung und Gleichspannung zur Verfügung stehen. Der Grund dafür ist,
    dass wenn man kein professionelles Ätznetzteil (ca. 250€) hat oder auch keinen
    Stempel der aus Gravit besteht (Stempel ca. 45€), man mit einem kostengünstigen
    Netzteil ausschließlich in die Tiefe ätzt (da nur Gleichspannung vorhanden ist)
    und das Logo hellgrau und nicht schwarz wird. Die Gleichspannung sorgt für
    einen Materialabtrag, wohingegen Wechselspannung ein Schwärzen bewirkt. Aus
    diesem Grund möchte ich euch hier meinen kostengünstigen Weg zeigen, ein Logo
    auf einen Messerstahl zu bekommen und dabei im ersten Arbeitsgang in die Tiefe
    zu ätzen und im zweiten die Vertiefung zu schwärzen. Eine sehr gute Anleitung,
    wie nachher das Ätzen eines Logos durchgeführt wird, hat Rainer hier zusammengetragen.

    Benötigt werden für einen Umbau:
    1x Netzteil (In meinem Fall Einhell BT-BC-10) (~25€)
    1x Schalter 250V AC / Ein-Aus (~2€)
    1x flexible Leitung 2,5mm Durchschnitt (~2€)
    4x Bananenbuchsen (~2€)
    2x Laborstecker (~3€)

    Benötigtes Werkzeug
    - Multimeter
    - Lötkolben & Zinn
    - Zange
    - Schraubenzieher

    Hiermit möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass ein
    Umbau eines Netzgerätes den Verlust der Garantie zur Folge hat, ich keinerlei
    Verantwortung für eventuelle Schäden oder Verletzungen übernehme und ich diese
    Anleitung für Leute verfasse, die ein gewisses Wissen von Elektroinstallationen
    haben. Das Arbeiten an Bauteilen, die unter Strom stehen ist lebensgefährlich
    und sollte nur von Personen durchgeführt werden, die wissen, was sie machen.

    Der erste Schritt ist das Aufschrauben des Netzteils.

    Auf dem Bild ist links der Transformator zu sehen, er transformiert
    die 220V Wechselspannung in 12V Wechselspannung. Gleich daneben ist der
    Gleichrichter, hier werden die 12V Wechselspannung gleichgerichtet. Sodass an
    den Klemmen des Autobatterieladegeräts 12V Gleichspannung zur Verfügung stehen.
    Wir aber wollen einmal die Gleichspannung, die schon vorhanden ist und weiter
    12V Wechselspannung, die wir vor dem Gleichrichter abgreifen müssen.

    Aber zuerst möchte ich einen Ein-Aus-Schalter installieren,
    um später nicht jedes Mal den Stecker ziehen zu müssen.

    Dazu bohren wir auf der linken Seite ein Loch in die
    Verkleidung und schrauben dort den Schalter ein. Weiter lösen wir die Kappe vom
    Transformator und schrauben die Phase vom Netzstecker ab und löten sie an eine
    Klemme des Schalters. Vom Schalter löten wir wieder eine Leitung an die zweite
    Klemme und verschrauben die am Transformator, wo wir zuvor das Kabel gelöst
    haben. Nun sollte sich das Netzteil mit dem Schalter An und Aus schalten
    lassen.

    Jetzt bohren wir 4 Löcher in der Größe unserer
    Bananenbuchsen in die Front des Netzteils und schrauben die Bananenbuchsen an
    die Front.

    Wir lösen nun die beiden Kabel der Krokoklemmen, die eigentlich
    an die Batterie geklemmt werden. Die Plusleitung (A) sitzt mit einer Klemme an
    der Sicherung und kann abgezogen werden und die Minusleitung (B) muss abgelötet
    werden.

    Nun installiert ihr von diesen zwei Kontakten (Wo ihr gerade die
    Leitungen abmontiert habt) zwei Kabel, die zu euren Bananenbuchsen gehen.

    Wenn ihr nun die Stecker an die Enden der Krokoklemmen
    schraubt und diese in die Buchsen steckt, solltet ihr 12V Gleichspannung haben
    (Achtung auf die Polung achten).

    Im nächsten Schritt müssen wir am Gleichrichter messen, an
    welchen Kontakten 12V Wechselspannung anliegt. Bei meinem Gerät (Einhell
    BT-BC10) ist das die Klemme oben links und unten rechts.

    An diese Klemmen
    löten wir zwei Kabel an und verbinden sie mit unseren Buchsen für
    Wechselspannung. Ich habe das eine Kabel hinter der Sicherung montiert, um bei
    Spannungsspitzen oder einem Kurzschluss die Sicherung auszulösen.

    Wenn nun alles korrekt durchgeführt wurde, könnt ihr an den
    zwei Buchen 12V Wechselspannung messen und das Gerät wieder zusammenschrauben.

    Die letzten beiden Bilder zeigen eine Ätzung auf einem
    Messerstahl. Die Schwärzung ist deutlich sichtbar und sieht im Gegensatz zu dem
    reinen Ätzen mit Gleichstrom wesentlich hochwertiger aus. Das Messer habe ich
    erst 3-5 Sekunden mit Gleichstrom geätzt und dann mit 10 Sekunden Wechselstrom, genau wie zuvor mit Gleichstrom geätzt.

    Das Material ist RWL34, ich habe aber auch schon SB1 geätzt
    und es sieht gleich aus. Wichtig ist, den richtigen Elektrolyten zu verwenden.
    Bei Elektrolyt für rostfreien Stahl ließ sich die Schwärzung auf rostendem
    Stahl mit kräftigem Reiben wieder entfernen. Bei dem richtigen Elektrolyten
    bleibt die Schwärzung erhalten.

    Hier noch mal ein Vergleich, links Gleichspannung mit
    Wechselspannung geätzt, rechts nur Gleichspannung.

    Ich hoffe ich konnte euch diesen Umbau ein wenig näher bringen.
    Wenn euch noch Verbesserungsvorschläge, Fehler oder Fragen einfallen, so
    schreibt mich einfach an. Dies ist mein erstes Tuturial und ich habe sonst
    wenig mit Elektroinstallationen zu tun, daher habt nachsehen, wenn ich manche
    Begriffe verwechselt habe oder nicht die richtigen Fachbegriffe verwende. Ich
    denke aber, dass ersichtlich wird, dass man mit wenigen Mitteln zu einem
    schönen Ergebnis kommen kann und darauf kam es mir an.

    Schönen Gruß

    Christian

    9 Mal editiert, zuletzt von Xyored1965 (28. Oktober 2013 um 18:44) aus folgendem Grund: siehe Posting #4

  • Hallo Christian,

    Gut rübergebracht und präsentiert ... verständlich und normalerweise unproblematisch und sicher nachzubauen.

    Ein leichter Fehler (nicht technicher Art, sondern Textmässig) hat sich doch eingeschlichen + sollte von Dir korrigiert werden (sogar wenn jeder wohl erkennt, wie das gemeint ist) :

    Über dem letzten Bild müsste statt :
    Hier noch mal ein Vergleich, links Gleichspannung mit
    Wechselspannung geätzt, links nur Gleichspannung.

    wohl stehen :
    Hier noch mal ein Vergleich, links Gleichspannung mit
    Wechselspannung geätzt, rechts nur Gleichspannung.

    In der Ruhe liegt die Kraft ...
    Freundliche Grüsse aus Luxemburg,
    Serge

  • Hallo Christian,
    ein toller Bericht und mit den entsprechend guten Bildern unterlegt
    auch für mich eine wirklich brauchbare Anleitung, die mir weiterhilft! :danke:
    Viele Grüße

    Die Hand voller Asse
    .......aber das Leben spielt Schach.

  • Hey,

    vielen Dank für die tolle Anleitung! :coolman: :danke:
    Ich habe nach der Anleitung mein Labor-Netzgerät umgebaut. Lediglich eine 2A-Sicherung habe ich noch dazwischen geschaltet.
    Funktioniert super und ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden. :klatsch: :mrburns:
    Nach einigem Rumprobieren wurde das Logo mit 30 V Gleichstrom schon sehr dunkel, aber jetzt wird es noch besser und feiner.
    Man muss nur möglichst schnell nach dem Ätzen das Neutralyt drauf geben, sonst wird das Logo fleckig.

    Viele Grüße,
    Florian

  • Hallo, ich habe mir das Gerät auch nachgebaut, funktioniert auch eigendlich super.
    Wenn ich mit Gleichstrom arbeite klappt bis dahin alles super, wenn ich dann mit Wechselstrom schwärzen will kommt es immer wieder vor das das Logo fleckig wird.
    Natürlich passiert das nie beim probe ätzen sonder immer auf der fertigen :greeneek: Klinge.
    Ich habe mir den Stempel und Elektrolyt von Schilling besorgt, vielleicht ist es das falsche Elektrolyt?
    Klingenstahl RWL 34 Elektrolyt für Rostfreie Stähle AE 1


    Das ist eine Probe die ich nicht neutralisiert habe, desswegen der braune Rand.
    Ich glaube nicht das es am Gerät liegt.

    Welches Elektrolyt nehmt ihr für RWL 34 ?
    Hat jemand eine Idee?

    Gruß
    Olav

  • Hallo Olav
    Mit dem RWL 34 habe ich keine Erfahrung, ich arbeitete bisher nur mit dem N690 und dem Elektrolyt für rostfreie Stähle.
    Ich benutze auch ein umgebautes Einhell Ladegerät und hatte anfänglich so meine Probleme.
    Beim Logo-Ätzen habe ich folgende Erfahrungen gemacht.
    1. Die Klinge muss absolut fettfrei sein.
    2. Nicht zu viel Elekrolyt auf den Filz geben und dann ein paar Mal auf einem Karton abtupfen.
    3. Die Rückseite der Schablone mit Neutrayt von alten Elektolytresten befreien.
    4. Schablone mit Klebeband auf zwei Seiten fixieren.
    5. Kabel an Gleichstrombuchsen anschliessen, Stempel drauf, einschalten und für 2- 6 Sekunden Stempfel drauf gedrückt halten, nicht abheben!, Kabel umstecken und für 2-6 Sekunden Wechselstrom geben. (Stempel immer gedrückt halten)
    6. Schablone sofort weg und neutralisieren.

    Seit ich das so mache, ist mir kein Logo mehr misslungen. Bei meinem Logo warte ich jeweils 6 Sekunden, ist es etwas filigraner, braucht es vermutlich etwas weniger lang.
    Ich hoffe du kannst damit etwas anfangen.
    Gruss Heiri

  • Moin, danke für eure schnelle Antwort.
    Ich habe mich bei meinen Proben auf 3 sec. Gleichstrom und 6 sec. Wechselstrom eingeschossen.
    Das bei meinen Versuchen auch meist geklappt hat.
    Ich habe den Eindruck das an den dünnen Strichen meiner Schablone der Strom nicht richtig fließt weil meistens der fettere Teil schwarz wird und der Rest nicht oder fleckig.
    Beim Gleichstrom hingegen funktioniert es immer.
    Und jetzt Weiter probieren .
    Gruß
    Olav

  • Grüß euch!

    Vielleicht kann ich euch mit meinen Erfahrungen auch etwas helfen...
    Ich ätze rein mit Gleichstrom, also so wie er original ohne Umbau aus dem Ladegerät kommt. Ich ätze die Logos ziemlich tief, dass heißt ich halte meinen Stempel (eine alte Schraubzwinge mit Küchenkrepp umwickelt) bis zu 40 Sekunden drauf.
    Danach tupfe ich mit dem Stempel noch ein paar mal auf die Schablone - so bekomme ich auch ohne Wechselstrom ein geschwärztes Logo hin.
    Fragt mich bitte nicht warum das funktioniert, aber es funktioniert :)
    Wichtig ist dabei natürlich, dass die Schablone richtig festgeklebt ist.
    Danach ganz normal mit dem Neutralyt drüber und fertig.
    Durch das tiefe ätzen kann ich dann falls notwendig mit der feinen Körnung nochmals Spuren um das Logo herum beseitigen ohne dieses zu beschädigen.

    Das ist alles ziemlich improvisiert, aber bis jetzt sind alle meine Logos schön scharf und schwarz geworden :)

    Gruß, Martin.

  • Dann will ich auch mal fragen.
    Kauft ihr euch euere Schablonen, ich nutze bis jetzt einen bother p-touch 9700pc um verschiedene designs zu machen.
    Bin aber noch frisch am testen ob bzw. Wie das alles am beste klappt. Anbei mal ein zwei Bilder

  • Moin, ich habe mir meine Schablonen bei der Firma Schilling Machen lassen.
    Wie hast dir eine Schablone aus dem Aufkleber gemacht? Der Brother ist doch ein Label drucker oder?
    Gruß Olav

  • richtig, wie Heiri schon sagte der Drucker kann spezielle Bänder für die Elektrolyte Technik verwenden.
    Leider bin ich noch nicht ganz zu Frieden, das Gerät produziert zu viel Müll soll heißen man kann den Band Vorlauf nicht korrigieren und hat immer 30-50% Müll. Das ist too much. Die Schablonen kann man auch nur 2-3 mal nutzen vorallem wenn man in die tiefe will, denn da wird es noch heißer so empfinde ich. Ich nutze zur Zeit nen alten trafo von merklin.

    Der frühe Vogel fängt den Wurm, doch die 2 Maus bekommt den Käse

  • Hallo Fritte,
    um mal ein Bild auf die Klinge zu ätzen ist der Drucker sicher ok, was mir daran gefällt ist die Flexibilität - ich glaube auch der Michel nutzt solche Schablonen.
    Für mich kann ich nur sagen, dass ich seit Jahren ein und die selbe professionelle Schablone von Schilling verwende (hat damals glaube ich so um die 15-20€ gekostet...) und damit super zufrieden bin: ich ätze nur mit Gleichstrom, dafür aber nach der "Felhölter-Methode", also 15x kurz hintereinander jeweils ca. 3 Sekunden. So wird das Logo sehr tief und scharf - und sieht auch noch gut aus, falls die Schwärzung mal auf irgendeinem Material nicht so toll sein sollte.

    Beste Grüße,
    Rainer

    Blaupfeil - the sky is the limit..

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