Eines der wichtigsten Werkzeuge...
Hallo Miteinander!
Eigentlich ein lapidares Werkzeug, meist ein Dreiteiler, Schenkel, Niet Schenkel, oder Vierteiler; Schenkel, Feder, Niet Schenkel, andere Modelle haben an den Schenkelenden einen Spannring, um so dem Zangenmaul über die Hebelübersetzung ( Niet als Drehpunkt) ordentlich Spann-und Haltekraft zu geben.
So eine Zange ist Hilfreich, wenn man kurze Stücken erwärmen und auf dem Amboß bearbeiten will, bei einer Länge von unter ca 25 cm wird`s ungemütlich an den Fingern, irgendwann schlägt die Wärme auch durch die Handschuh...
Lange Sachen kann man mit der Hand halten, man hat mehr Gefühl für die Arbeit und wenn man das Werkstück einigermaßen gerade auflegt ist man auch vor Prellschlägen sicher.
Aber eben Zange:
Die hier hat jemand bestellt, der sie hoffentlich nur ausschließlich zum Härtegut in den Ofen einhalten und herausnehmen nutzt.
Das Ausgangsmaterial ist Federstahl, ca 12 mm stark. Abflexen ist einfach, richten eine Schinderei wegen der Widerspenstigkeit der nur partiell erwärmbaren Feder. Anspruchsvoller wird die Gestaltung des Zangenmaules und der Übergang in die Zangenschenkel. Das ganze wird natürlich freihandgeschmiedet und erfolgt in Gänze ohne spanabhebende Werkzeuge.
Ganz wichtig ist es, z.B. das Loch für den Niet nicht zu bohren sondern zu lochen, d.h. mit einem Lochdorn durchzuschlagen. So wird das Material verdrängt und nicht durch den Bohrer entfernt und steht so dem Drehpunkt als "Materialreserve" zur Verfügung.
Eine Zange ist ja quasi "zwei Hebel" es sind erhebliche Kräfte die gerade am Niet und am Drehpunkt wirken. Ein weggerissener Niet ist zwar ärgerlich, aber zu ersetzen, ein aufgerissener Zangenschenkel am Loch des Drehpunktes bedeutet Schrott.
Bei der Schenkellänge /Maullänge 350 mm/ 50mm wie sie hier vorliegt, verfünffacht sich die Kraft durch die Hebelübersetzung, drücke ich am Zangenende mit ca 10 Kp kommen vorn am Maul ca 50 kp an.
Durch die Bauart, federnd, wird dieser Wert wohl schwanken, ist aber realistisch.
Die Bauart selbst ist von der Habermannzange abgeleitet, Alfred Habermann war glaube ich, einer der besten Schmiede, die seit Hephaistos existierten. Meine Verbeugung vor diesem ganz großen seiner Zunft.
Er hat besondere Werkzeuge entwickelt, Werkzeuge mit denen man am Herd mit dem glühenden Stahl spielen kann. Leicht aber doch durch die besondere Form stabil, und ermüdungsfrei zu händeln. Kennzeichen seiner Zangen sind der Bogen zwischen Niet und eigentlichem Maul. So kann Stahl ein wenig nachfedern, man hat am Zangenende einen weicheren Griff, das Maul drückt aber vorn trotzdem gut zu.
In der Lehre hatten wir einen Schmiedemeister, der uns versuchte, das Spiel mit Feuer und Eisen beizubringen, mit alter deutscher Schule. Handhämmer hatten auszusehen wie ein normaler Schlosserhammer, nur gerundet an Bahn und Finne, aber bis 2,5 Kg. schwer. Zuschlaghämmer waren bei ihm nicht unter 10 Kg Kopfgewicht. Er konnte Zangen machen, die Teile sahen aus wie in einem Präzisionsgesenk geschmiedet, sie waren allerdings auch sehr schwer und sperrig wegen des opulenten Materialeinsatzes.
An meiner ersten Zange hatte ich damals einen ganzen Tag zugebracht. Naja, es dauert schon 25 er Rundstahl in bedienerfreundliche Dimensionen zu bringen...
Diese Zange hier ist 48 cm lang, man ist also weit weg von der Arbeit, . hat ergonomische Griffe und ein insgesamt 10cm langes Maul, wobei auf den nicht federnden Teil exakt 5cm entfallen.
Das Maul schließt auf den ersten 2 cm spaltfrei, nach hinten hat es Luft, so dass wenn eine Klinge kräftig gefasst wird, sich der Rest des Maules durch den Druck noch mit anlegt. Ich habe es nicht mit diversen Zähnen oder Körnerschlägen versehen, da die Zange nicht zum Schmieden dienen soll. Außerdem kann es durch durch die Unebenheiten des Zangenmaules dann zu unschönen Abdrücken auf dem Härtegut kommen... :fie:
Durch das langgestreckte Maul :rofl:und dessen konischer Bauweise hält diese Zange zuverlässig schwere Sachen, die Klinge von dem Küchenbeilrohling wiegt 800 Gramm und ist knapp 1 cm stark, ohne dass ich die Zangenschenkel voll durchdrücke,Bild 1458, sie hält auch das kleine Messerchen auf Bild 1460.
Das Schmieden an sich ist eigentlich einfach, es sind immer die gleichen Arbeitschritte in gleicher Richtung anzubringen, Kompliziert ist die Justierung, d.h. festzulegen wie das Verhältnis der Bewegung der Zangenschenkel und des Maules ist. Verschiedene Längen vor und hinter dem Drehpunkt= verschiedene Strecken der Bauteile vor und hinter dem Drehpunkt.
Ich mache es immer so, dass ich die Zangenschenkel in einem für mich optimalen Öffnungswinkel fixiere und dann vorn am vernieteten Maul variiere und auch ein bisschen mit der Form spiele.
Gut, ich bin ein wenig aus der Übung, bei den zwei Zangen, die ich im Jahr Jahr mache sieht sie ein wenig holprig aus...
Was beim Zangenbau kreuzgefährlich ist, der Stahl ist immer und überall warm, also Braunglut, das meint, er geht nicht mehr zu schmieden, hinterläßt aber bei bloßem Hautkontakt meist Blasen, manchmal aber auch abgelöste Hautpartien...
Wenn man eine Zange macht, muß man hundertprozent bei der Sache sein und sich scharf konzentrieren...
Ich härte Zangen nicht, wenn man doch mal später aus Versehen mit dem Hammer beim Schmieden draufhaut, ist das besser, weil so keine Splitter wegfliegen können. Der Stahl, den ich hier verwendet habe, ist ein Lufthärter, also raus aus dem Feuer, im Luftstrom abkühlen - hart. Um das nicht so extrem passieren zu lassen, habe ich die Zange nach dem Schmieden auf Blau - also federnd angelassen, also alles sicher.
Leider habe ich zu spät angefangen zu fotografieren, wäre schön gewesen interessierten n o c h Schmiedezangenkäufern die Schritte des Absetzens zu zeigen, aber ich glaube man sieht, wie es zustande gekommen ist. Ach so, der Niet gefällt mir überhaupt nicht, den mache ich neu!
Viele Grüße, Andreas