Benchmade 551BK-101 gold class

  • Hallo zusammen,

    heute möchte ich Euch ein Benchmade vorstellen, von dem ich vermute dass es stückzahlmäßig betrachtet das meistverkaufte Modell ist. Die gesamte „Familie“ dieses Modells versammelt sich unter dem Produkt-Beinamen „Griptilian“, gern auch „Grip“ oder „Grippy“ abgekürzt. Vermutlich deshalb das meistverkaufte Benchmade Modell, weil es eine fast unüberschaubare Anzahl an Varianten gibt, wie bei kaum einem anderen Modell. Da gibt es ein „Mini“ und somit auch ein nicht so benanntes „regular“. Da gibt es die Klingen mit und ohne Beschichtung, sowie mit und ohne serrations. Aber damit nicht genug. Es gibt Klingen die mit Daumenpin zu öffnen sind und es gibt Klingen mit einem Klingenloch als Öffnungshilfe. Es gibt unterschiedliche Klingenformen (drop point und tanto), ja sogar „trainer“ Modelle mit stumpfer, runder Klinge. Als wenn das alles noch nicht genug ist, gibt es reichlich Griffarben und weil sich diese Vielzahl bisher aber nicht beliebig miteinander kombinieren ließ, gibt es seit kurzem sogar das Grip zum selber konfigurieren:

    http://www.benchmade.com/customize/

    Finde ich echt cool, dass sich ein Messerhersteller mal an so etwas heranwagt. Das macht aber finanziell nur Sinn, wenn sowieso entsprechende Stückzahlen produziert werden und das wiederum ist so, weil das Grip einfach den Geschmack vieler Messernutzer trifft.

    Es ist sicher nicht das aufregendste Design was die Messerwelt je gesehen hat. Der Messermacher Mel Pardue ist übrigens für diesen Entwurf verantwortlich. Aber das Grip ist in seiner Schlichtheit und Universalität ein Messer was fast jedem taugt. Es hat (in der regulären Größe) die perfekte EDC Tauglichkeit. Es lässt sich aufgrund der weichen geschwungenen Griff-Form in jeder Position gut greifen. Da drückt nichts. Nichts macht einem das längere Arbeiten mit diesem Messer schwer. Der Axis lock ist zuverlässig und leicht zu bedienen. Es wird ein für diese Preisklasse sehr guter Klingenstahl verwendet (154CM). Die G10 Griffschalen bieten guten Gripp (Achtung Wortspiel) und sind robust und pflegeleicht. Alles in allem ein extrem ausgewogenes Paket, welches Benchmade zu einem sehr manierlichen Preis anbietet.

    Das mal so vorab grundsätzlich zu diesem Modell. Für jemanden der sammelt und der auch gern höherwertige Serienmesser kauft, hatte das Grip bisher den „Makel“ des zu schlichten Auftrittes. Daran haben sicher die sehr einfachen und ich möchte mal sagen „billig“ wirkenden G10 Griffschalen einen nicht unerheblichen Anteil. Ein Grund dafür, dass es Spezialisten gibt die sich dieser Thematik annehmen (Kevin Wilkins, Cuscadi, …..). Auch im Bereich der Klinge gibt es einen Spezialisten (Doug Ritter), der hier Optionen anbietet. Ich kenne mich da aber nicht gut genug aus und weiß nicht, ob er komplette umgebaute Griptilians verkauft oder nur Klingen. Was man aber daran erkennen kann ist, dass dieses Modell aufgrund seiner tollen Allround-Eigenschaften durchaus Potenzial für materialtechnische Aufwertungen hat. Daraufhin hat sich Benchmade wohl gedacht „das können wir auch“ und hat innerhalb der Gold Class ein Griptilian aufgelegt. Das hier vorgestellte BM 551BK-101.

    Ich kannte dieses Gold Class Grip bisher nicht und das reguläre Modell hatte bisher aufgrund der eher schlicht anmutenden Griffschalen nicht den Weg zu mir gefunden. Im Rahmen eines Tauschgeschäftes mit einem netten Forumiten hier aus der BC kam es also zu mir. Ich möchte es Euch hier gern zeigen und auf die wesentlichen Unterschiede zu den Serienmodellen eingehen. Diese sind relativ schnell aufgezählt und Benchmade hat in dieser Hinsicht alles richtig gemacht.

    Zunächst einmal hat man dem Gold Class Grip einen noch hochwertigeren Klingenstahl spendiert. Den CPM-M4. Ich schrieb es kürzlich in meinem Beitrag zum 810 Contego. Der CPM-M4 ist ein hervorragender Stahl, aber nicht ganz so rostträge wie z.B. S30V. Darum werden CPM-M4 Klingen auch fast immer beschichtet. So auch hier. Der zweite Unterschied und der Wichtigste zeigt sich in Form von Carbon Griffschalen. Nicht nur, dass diese Griffschalen schon von der Materialanmutung her um Lichtjahre edler aussehen, als die Standard G10 Schalen. Sie sind hier angeblich handverarbeitet und das sieht man auch. Der dritte Unterschied liegt in der sog. „nickel plated hardware“. Mit Hardware sind hier die Metallteile gemeint (außer der Klinge), die vernickelt sind (sagt man das so ?). Also der Clip, der Bolzen/Schieber vom Axis lock und die Schrauben.

    Die Carbon-Griffschalen und die vernickelten Metallteile verleihen dem Messer den Schuss Exklusivität, der ihm hervorragend steht, ohne dass es in ein „Schmuckmesser“ ausartet. Die Kombination dieser Materialien, in Verbindung mit der schwarz beschichteten Klinge ist vorzüglich gewählt.

    Ist auch wieder so ein Sketch ...... In der Benchmade Gold Class gibt es limitierte Modelle mit einer festgelegten Auflage, die Benchmade auch kommuniziert. Es gibt aber auch Gold Class Modelle, ohne eine definierte Auflagenhöhe. Sog. "unlimited limiteds" ..... unlimitierte Limitierte. Noch Fragen ? Die werden nur innerhalb eines gewissen Zeitraumes produziert, so wie Walter es mir erklärt hat für 1 Jahr lang, aber eben ohne feste Auflagenbegrenzung. D.h. so lange Nachfrage seitens der Händler in dem Jahr besteht wird produziert. Man erkennt das Jahr an dem Nummerncode in der Artikelnummer. Hier die 101. Die ersten beiden Zahlen stehen für das Jahr, also 2010. Die 1 sagt uns, dass es das erste Gold Class für dieses Messermodell aus dem Jahr 2010 ist. Gäbe es also ein zweites Grip Gold Class in 2010, hätte es die Nummer 102. Usw. (Danke Walter !!). Lange Rede, kurzer Sinn. Da Benchmade bei den "unlimited limiteds" auch nie damit herausrückt, wie viele denn in dem betreffenden Jahr der Produktion hergestellt worden sind, gibt es keinen Anhaltspunkt über die die Gesamtauflage. Das ist natürlich für Sammler bedauerlich und macht, dass die unlimitierten Gold Class Modelle nicht so wertstabil sind wie die limitierten Gold Class.Was gibt es noch zu sagen ? Der MSRP, also der "Manufacturer Sugested Retail Price", so etwa wie der UVP, lag bei Erscheinen des Messers in 2010 bei 400 US Dollar. Zu diesem Preis war dieses Gold Class nicht abzusetzen. Denn es blieb ja ein Griptilian, wenngleich deutlich aufgemotzt. Der Straßenpreis lag so bei 250 - 280 US Dollar, was immer noch recht stattlich war im Vergleich zum Preis der Serienversion.

    Ich bin begeistert von dem Messer und freue mich, dass so doch noch ein "Grip" zu mir gefunden hat.

    Viele Grüße,

    Stefan

  • Hallo Stefan,
    wie immer von dir ein wirklich geniales Review mit perfekten Bilderen!
    Es macht einfach Spaß, deine Berichte zu lesen!!

    Zu den Griffschalen:
    Das normale Griptilian hat Valox, die Doug Ritter Version "Glass-filled Noryl GTX" ist aber für mich dasselbe.
    Es gab für die SHOT Show 2013 ein Modell mit G10 Griffschalen, aber wie oben beschrieben hat die Standardvariante Valox und ja, diese wirkten günstig :whistling::)

    Grüße Frank
    Ich kann jetzt auch nur vermuten, was ich damit meine ....

  • Hi Stefan,
    ich habe jetzt mal meine Doug Ritter mit der Standard Variante verglichen und dort scheint nicht nur die Klinge und das Griffmaterial anders zu sein, sondern auch der Bolzen vom Axis Lock...........


    Wo ist Walter für die Aufklärung? :whistling::D

    Grüße Frank
    Ich kann jetzt auch nur vermuten, was ich damit meine ....

  • Bin ja schon da... ;)

    Zunächst einmal danke an Stefan für den wieder mal hervorragenden Review :thumbup:

    Fragen über Fragen, also der Reihe nach:

    Das Customizing funktioniert leider nur mit einer Lieferadresse innerhalb der USA oder Kanada. Als Europäer kann man ein solches Grippi nicht direkt bei Benchmade, sondern nur über den jeweiligen Generalimporteur bestellen. Anfangs war BM da noch großzügig aber mittlerweile hat BM das abgestellt. Leider...

    Das Doug Ritter-Griptilian "RSK" wurde nur von ihm designed. Produziert wird es ganz regulär von Benchmade. Früher wurde diese Variante, Modellbezeichnung 552-400 für das große, exklusiv über Aeromedix vertrieben, mittlerweile hat Knifeworks den Vertrieb übernommen. Das gilt auch für das Doug Ritter Mini-Griptilian und das Doug Ritter Fixed Griptilian.

    Verwendete Materialien:
    BM 551 (Standard): Klinge 154CM, Griff glasfaserverstärktes Nylon
    BM 552-400 Doug Ritter: Klinge S30V, Griff glasfaserverstärktes Noryl
    BM 551BK-101 Griptilian Gold Class: Klinge CPM-M4, Griff Carbon

    @Frank: Ja, der Axis-Lock beim Gold-Class ist anders designed. Aus welchem Material die Axis-Bolzen sind, weiß ich leider auch nicht.

    Viele Grüße
    Walter

  • Hi Walter,
    danke für die Aufklärung!
    Es ist doch immer wieder praktisch, einen BM Profi an Bord zu haben :whistling::D

    Hi Stefan,
    soweit reichen meine Photoshop-Künste leide nicht.
    Meins hat die Seriennummer: 435

    Grüße Frank
    Ich kann jetzt auch nur vermuten, was ich damit meine ....

  • Hallo zusammen,

    Mir fielen auf der Klinge zwei sehr tiefe Druckstellen auf, die meiner Einschätzung nach bereits vor dem Härten der Klinge entstanden sein mussten, denn die Klingenbeschichtung war an diesen beiden Stellen unbeschädigt. Also ein Fehler, der bei der Herstellung passiert ist und durch die Endkontrolle gerutscht war. Ein paar Kratzer waren auch noch drauf. Ich fand das war keine Glanzleistung für die Gold Class Reihe von Benchmade, der man doch im Marketing gern das "Manufaktur-Siegel" verleiht und bei der die Preise für diese meist im Griffmaterial und oft auch noch im Klingenmaterial variierten Serienmodelle doch recht ambitioniert sind.

    So mailte ich vor ein paar Monaten dann Benchmade an, beschrieb Ihnen meine Unzufriedenheit mit dem Zustand und schickte ein paar Nahaufnahmen der beschädigten Klinge mit, die ich für die obige Erstvorstellung hier in der BC gemacht hatte. Ich erwähnte außerdem, dass der vernickelte Clip nicht sehr gut ausschaut. Da war irgendwas im Fertigungsrozess auch nicht optimal verlaufen. Der "Director Sales North America", dessen Emailadresse ich freundlicherweise von einem lieben Freund erhalten hatte, meldete sich prompt zurück und schrieb er hätte meine Mail an das Product Department weitergeleitet und von dort aus würde man sich melden. Es vergingen dann wieder 2, 3 Wochen und ich fragte nach. Man hatte mir wohl bereits geantwortet, aber irgendeinen Dreher in meiner Emailadresse fabriziert und ging die Mail wohl ins Nirvana. Ich bekam die Mail erneut und dort stand

    "Morning Stefan,
    I am sorry to hear that you have a 551BK-101 with some imperfection, I would be happy to send you a replacement clip and blade with no imperfections. The only item that I do not have to send you is thumb lugs for the new blade, would you have to proper tools to remove the thumb lugs from your current blade and install them on the new one?

    I will also be more than happy to send the parts to the requested address.

    Thanks,

    Austin ……..
    Product Service Lead
    Benchmade Knife Company"


    Da war ich natürlich mehr als happy. Ich hatte nicht erwartet, dass sie mir wirklich für ein bereits seit ein paar Jahren nicht mehr gefertigtes Gold Class Griptilian, dessen Klinge ja aus CPM-M4 hergestellt wurde und diese Klinge gab es in diesem Stahl so weit ich weiß bisher nicht wieder für ein Grip, einfach so zuschicken. Einen neuen Clip auch noch obendrauf. Sie wollten nur wissen ob ich den Klingentausch hinbekomme, denn die ebenfalls wie auch Clip, Schrauben und Axis-Lock Bolzen vernickelten Daumenpins hätten sie nicht mehr und die müssten umgebaut werden. Nun. Ich schrieb Ihnen ich hätte hier in Deutschland jemanden der das fachmännisch macht und alles war gut.

    Es gab dann noch Komplikationen, weil die Lieferung laut USPS tracking Anfang April die USA verlassen hatte und seit dem "in transit" war ……. Na toll, dachte ich. Da sind die Leute bei Benchmade so nett und zaubern irgendwo noch diese CPM-M4 Klinge her und nun ist sie verschollen. Irgendwann ich glaube Ende Juli oder so, trudelte sie dann ein. Wo sie inzwischen gewesen ist will ich gar nicht wissen. Die Verpackung, Benchmade hatte einen mehr oder weniger simplen Umschlag verwendet, sah schlimm aus und ich dachte so für mich "na was da wohl jetzt für ein Wrack zu Tage tritt." War aber zum Glück nicht so. Es kam tatsächlich ein neuer vernickelter Clip und eine nagelneue Klinge zu Tage. Und sie hatten tatsächlich die Seriennummer meiner Klinge, die 418, die ja auf den Fotos zu sehen war die ich ihnen gemailt hatte, wieder draufgelasert. Wahnsinn !

    Die Klinge hatte übrigens den Rohschliff, war aber ansonsten stumpf. Der richtige Schliff musste also auch noch drauf. Also hab ich Messer und Klinge an Robert/Sartools geschickt und der hat den Job wie immer perfekt erledigt. Das will ich Euch nun auch mit ein paar Bildern zeigen, die den "vorher/nachher Zustand" verdeutlichen. Dabei ist bemerkenswert, dass neben der perfekten neuen Klinge, man auch im Vergleich erkennen kann wie schlecht bei der alten Klinge die Laserungen gemacht waren. Da dies schon ein paar Jährchen her ist, hat sich entweder die Technik nochmals deutlich verbessert, oder man hat vor ein paar Jahren schlampig gearbeitet. Das merkt man aber erst wenn man ein Vergleichsobjekt hat.

    Hier die eingebaute neue Klinge und daneben die ausgebaute alte Klinge:


    Hier die alte Laserung, die irgendwie "aufgequollen" wirkt. Insbesondere der Schriftzug mit der Stahlsorte. Darüber hinaus ist die Platzierung sehr schlecht gewählt. Quasi an den Daumenpin rangequetscht:


    Dagegen bei der neuen Klinge, deutlich feiner und präziser und von der Platzierung viel besser gemacht:

    Gleiches gilt für den "Benchmade" Schriftzug auf der gegenüberliegenden Klingenseite. Auch hier bei der alten Klingen, aufgedunsen und schlecht platziert:


    Dagegen bei der neuen Klinge, sauber und richtig platziert:

    Hier noch mal die Beschädigungen in der alten Klinge. Oben die beiden "Eindrücke" und natürlich die Kratzer. Auch kann man hier schon erkennen, dass auch der Schliff nicht sauber gearbeitet ist:

    Hier noch mal unter einem anderen Lichteinfall:

    Hier die neue Klinge:

    Den unsauberen Schliff der alten Klinge hatte ich oben bereits kurz erwähnt:

    Und hier der Schliff von Robert:


    Also. Alles wieder top in Schuss, so wie es eigentlich von Anfang an hätte sein sollen. Toller Service von Benchmade muss ich sagen. Aber dafür sind sie auch bekannt. Und makelloser Umbau von Robert. Am Schluss noch ein paar zusätzliche Bilder vom Messer nach dem Umbau.

    Viele Grüße,
    Stefan


  • Hallo Stefan,

    Gratulieren mit dein jetzt tadelloses Benchmade Messer!

    Das ist ja richtig GOLDCLASS :thumbsup:


    grusse dirk

    Things are not difficult to make ;

    what is difficult is putting ourselves in the state of mind to make them (Brancusi)