Hallo zusammen,
heute möchte ich Euch 2 Messer in einem Beitrag präsentieren, die einerseits recht unterschiedlich sind und andererseits doch einige Gemeinsamkeiten aufweisen.
Bevor wir zu den Messern kommen noch ein kurzer Exkurs zum Thema "Custom". In den USA wird damit allgemein recht lässig umgegangen. Manchmal wird etwas differenziert und es wird von "mid tech knives" gesprochen. Meiner Meinung nach ist ein Custom Messer eine individuelle Anfertigung nach Kundenwunsch, bei dem sämtliche Details zwischen dem Kunden und dem Messermacher individuell beprochen und festgelegt wurden. Nach dieser Definition sind die beiden Messer die ich Euch heute zeige keine Custom knives, wenngleich sie von "custom makern" hergestellt wurden.
Beim ersten Messer handelt es sich um das "Trigger Maze", von Darrel Ralph. Dieses Messer produziert er regelmäßig. Zwar nicht in definierten Serien, aber eben immer mal wieder in genau dieser Ausführung. Ich nenne es daher lieber "handmade knife".
Das zweite Messer ist das "Marauder M2" von Walter Brend. Hierbei handelt es sich um eine Kleinserie von 89 Stück dieser handgefertigten folder, exklusiv für den amerikanischen Online Messerhändler Knifeworks. Die Messer sind einzeln durchnummeriert und die 89 Stück sind bereits ausverkauft. Ich nenne es ebenfalls ein "handmade knife". Ich glaube aber insbesondere bei diesen Kleinserien sprechen die Amerikaner eben gern von "mid tech knife".
Wie auch immer. Legen wir also los und beginnen mit dem "Trigger Maze" von Darrel Ralph. Die bekanntesten 3 Modelle von Darrel Ralph sind das "AXD", das "Gunhammer" und das "Madd Maxx". Das vierte Modell welches er regelmäßig herstellt und verkauft ist in dieser Riege der genannten Modelle eher aus der Abteilung schlicht und zurückhaltend. Es hat eine eher moderate Größe und das Design ist weniger spektakulär und polarisierend, als bei den anderen 3 Modellen.
Die Daten zu dem Messer lauten:
Klingenlänge: 3 1/2" = 8,9cm
Gesamtlänge: 7 1/2" = 19,05cm
Klingenmaterial: S30V
Griff: Titanium - 3D machined
Lock: Frame lock
Gewicht: 3.9 oz. = 110,5 Gramm
Das Messer ist ein Flipper und besitzt den für Darrel Ralph typischen "assisted opener" Mechanismus. D.h. kurz nach dem Betätigen des Flipperhebels greift eine in die rechte Titan-Griffschale eingelegte Stahlfeder, eine Art Platine, und bewegt die Klinge mit Schmackes aus dem Griff in die offene Position. Im Gegensatz zu den production foldern von Darrel Ralph, die als HTM von der gleichnamigen Firma hergestellt und vertrieben werden und bei denen die Feder eher etwas lasch ist, knallt der assisted opener Mechanismus bei den customs/handmades von Darrel Ralph die Klinge mit Wucht aus dem Griff, dass es eine schiere Freude ist. Schaut Euch dazu am besten mal das unten angehängte Video dazu an.
Nun aber lassen wir erst einmal Bilder sprechen.
Dieser wunderbare Griff aus Titan ist wirklich klasse gemacht. Alles ist sehr rund, weich. Ein echter Handschmeichler. Die ausgefrästen "Furchen" sind rau und daher dunkler. Die Griffoberflächen sind poliert. Die Haptik ist wirklich toll.
Ebenefalls feine Verarbeitung im Bereich von Clip, Klingenachse und Jimpings. Wir man erkennen kann fungiert der Clip zusätzlich als Überdehnschutz für den Lockbar. Das Malteserkreuz auf dem Clip und der Kllingenachse finde ich sehr cool.
Die Klinge würde ich als mit leichten Bowie Merkmalen ausgestattete spearpoint Klinge bezeichnen. Ein leichter Recurve ziert die Schneide.
Toll finde ich bei Darrel Ralph immer die Satinierung der Klinge in Längsrichtung (machen natürlich auch Andere). Das schaut sehr fein aus.
Mittig im Griff liegt sie natürlich auch.
Der Lock liegt recht weit am Anfang an der Klingenwurzel an und läßt sich butterweich entriegeln. Ob er einem Spinewhack Test gewachsen ist weiß ich nicht. Über solch profanen und rustikalen Dingen steht solch ein Messer
Mein Fazit ? Ein wirkliches Gedicht, dieses Messer. Der fetzige assisted opener macht irre Laune. Die Verarbeitung ist toll, aber eben nicht klinisch/steril. Man sieht an vorhandenen Bearbeitungsspuren dass es ein Handmade knife ist und das gibt dem Messer eine ganz besondere Note. Ich bin normalerweise echt der Pingel vor dem Herrn. Aber das Messer sehe ich irgendwie mit anderen Augen, als einen production folder. Es hat eine eigene Aura.
Kommen wir nun zum zweiten Messer in dieser Vorstellung. Es handelt sich um das "Marauder M2" von Walter Brend. Wie eingangs schon gesagt handelt es sich um eine handgefertigte Kleinserie von 89 Stück, für den Messerhändler Knifeworks. Das Design dieses Messers ist ein Klassiker und wurde schon von verschiedenen Herstellern in Lizenz in dieser oder leicht modifizierter Form für Serienmesser verwendet. U.a. von Benchmade und von Böker.
Walter Brend gehört zu den amerikanischen Messermacher-Legenden und spielt in der Liga von Bob Terzuola, Frank Centofante oder Mel Pardue. Besonders bekannt ist er für seine komplexen und perfekt ausgeführten Klingenschliffe. In seiner Zusammenarbeit mit Tony Marfione von Microtech hat er zahlreiche Klingen für Marfione customs bearbeitet und u.a. mit einer Spiegelpolitur ausgestattet.
Im Gegensatz zum obigen "Trigger Maze" ist der "M2 Marauder" ein konventioneller frame lock folder. Also kein Flipper und ohne federunterstützten Öffnungsmechanismus. Auch hier die Daten:
Klingenlänge: 3,77" = 9,58cm
Gesamtlänge: 8,81" = 22,38cm
Klingenmaterial: CPM 154
Griff: Titanium stonwashed, Kraton inlays
Lock: Frame lock with Tungsten Carbide hardened lock interface
Gewicht: 6,6 oz. = 187,1 Gramm
So. Auf geht's zu den Bildern.
Das Walter Brend ist deutlich massiver, etwas größer und merkbar schwerer als das obige Darrel Ralph (110 vs. knapp 190 Gramm !). Trotzdem liegt es gigantisch gut in der Hand. Auch hier wieder dieses Gefühl von massiver, solider Verarbeitung und Materialstärke. Aber alles weich und rund geformt, dass sich die Hand drumherum sauwohl fühlt. Das Titan im stonewash Finish trägt seinen Teil dazu bei.
Die Kratoneinlagen im Griff kennt Mancher von den guten alten Microtech.
Backspacer aus G10 mit entsprechender Ausformung und einem Bolzen/Zapfen für einen Fangriemen. Die etwas elegantere Art als ein schnödes Loch.
Hier nun in ganzer Pracht mit Klinge.
Dem Herrn Brend sein Logo nebst Baudaten und Nummerierung (Nr. 71 von 89).
Overtravel Schutz an stonewashed Titan.
Liebe zum detail in der eingelegten Clipaufnahme.
So. Damit bin ich fertig. 2 Messer innerhalb eines Beitrages bedeutet meistens ja ein Vergleich. Das war hier nicht meine Absicht und schon gar keine "welches findet Ihr besser" Diskussion. Selbstverständlich wird jeder eine Meinung zu den Messern haben und im spontanen refelx ordnet man vermulich, je nach Geschmackspräferenzen, das Eine dem Anderen über. Soll mir Recht sein. Ich mag sie beide gleich gern. Sie sind unterschiedlich in Design und Ausführung. Ähnlich in den Materialien und sie repräsentieren beide auf Ihre Art den ganz speziellen Stil dieser beiden Messermacher.
Ich hoffe das gemeinsame Präsentieren dieser beiden Messer hat Euch gefallen.
Zum Abschluss wie gewohnt noch die Videos.
"Trigger Maze":
"Marauder M2":
Viele Grüße,Stefan