Tutorial zum Zerlegen und Zusammenbauen von Boll-Klappmessern

  • Klappmesser sind kleine Leistungsmechaniken,die muessen wie alle mechaniken gewartet und gepflegt werden muessen. Nur so koennen sie ihre Leistung-evtl. Hochleistung beibehalten. Da alle meine Klapper komplett zerlegbar sind, wird auch keine klebende Schraubensicherung verwendet. Achsenschrauben die sich gelockert haben,koennen gefaehrlich sein! Besonders bei grossen Foldern,ab 100mm KL aufwaerts,kann das Gewicht der Klinge sich aus dem Lock ruetteln. (ich kenn einen Fall da hat das,wie bei einem Zigarrenabschneider den Fingerknochen fast durchgetrennt) Hier in den Tropen bei, Meeresklima, fast 100% Luftfeuchtigkeit, Sandstraende(knirsch!), fast jeder Baum und jeder Strauch sondert Saft oder Harz ab, (Jackfruit ist so ziemlich das uebelste) muss ich mein Messer dauernd zerlegen,das muss schnell und einfach gehen. Das Zerlegen eines Klappers ist fuer viele Leute kein Problem, aber viele trauen sich es eben nicht. Diese kleine Anleitung soll euch helfen und wird das Gefuehl verfeinern, was der ganzen Konstruktion so zuzumuten ist.
    Wichtige Grundregel:
    -die mechanischen Teile,wie Achse und Distanzbuchse,nicht vertauschen.
    Dies gilt auch fuer die Griffschalenschrauben.
    Bis auf ein Model, sind alle meine Folder gleich aufgebaut.
    Zerlegen:
    Bild 1:
    Ihr braucht einen Torx 6 und einen Torx 10 Schraubendreher (und evtl.einen kleinen weichen Holzkeil.)
    Bild 2:
    Das Messer auf die Kugel stellen.
    Bild 3 und 4:
    den Torxschluessel 10 auf dem Daumen bzw. Finger auflegen sichert das Einfuehren und schont das Schraubenprofil. Schrauben in ihren Senkungen lassen und mit den Griffschalen beiseite legen.
    Bild 5:
    Das messer auf weicher Unterlage ablegen,mit dem Torx 6 sauber eintauchen und die Schraube der kleinen Distanzbuchse loesen. Waehrend des Loesens mit dem linken Daumen leicht auf die Platine druecken, damit die feder nicht alles schon hochdrueckt.
    Bild 6:
    Die kleine Distanzbuchse rausfischen und mit ihrer Schraube sicher auf der seite verwahren.
    Bild 7 und 8:
    Die Platinen auseinander nehmen,wenn noetig durch leichtes links/rechts kippeln nachhelfen.
    wenns klemmt kommt der Holzkeil zum Einsatz,weiches Tannenholz ist am schonensten fuer die Platinen und ihre Faerbung. Gefuehlvoll,von allen Seiten gleichmaessig auseinander hebeln.
    Bild 9:
    Klinge und Gleitscheibe vorsichtig abziehen.
    Bild 10:
    T 6 auf dem Finger auflegen und sauber ins Schraubenprofil einstechen, Schraube loesen und Feder entnehmen.
    Bild 11:
    rechte Seite Schrauben loesen,der Zeigefinger verhindert das Rausfallen der Achse und der Distanzbuchse.
    Bild 12:
    das messer ist demontiert,jetzt kann gereinigt und gefettet bzw. geoelt werden.
    Zusammenbau:
    Bild 13:
    Feder in die Tasche druecken,pruefen ob sie gleichmaessig ,den vollen Milimeter Staerke, drin liegt.
    Bild 14:
    Den T6-Schluessel sauber ansetzen und:
    Gefuehlvoll bis zum Festsitz anziehen!!
    Vorsicht,die kleinen schrauben sind relativ weich und schnell ueberdreht.
    Bild 15 und 16:
    Achse und Gleitscheibe anbringen und die Griffschalenschraube einfuehren und locker! andrehen.
    Bitte beachtet: die Zeigefinger sichern immer Teile vor dem herausfallen.
    Bild 17:
    Schrauben brauchen Toleranzen sonst waeren sie nicht schraub-und steckbar. Die Griffschalen sollten wegen dieser Toleranzen am besten unter einer starken Lichtquelle ausgerichtet werden. Durch schlecht ausgerichtete Griffschalen sieht man die helle, glitzernde kante der Platine. Ausrichten,mit Daumendruck fixieren und festschrauben bis zum gefuehlvollen Festsitz.
    Bild 18:
    Anschlagstift und Klinge platzieren, Gleitscheibe drauf.
    Bild 19:
    Kleine Distanzbuchse auf das Gewindeloch legen.Zum horizontal ausrichten macht sich der Holzkeil hier wieder nuetzlich. Klinge auf die Kugel schicken. Anmerkung:angenommen ihr seid im Wald und die kleine Distanzbuchse faellt auf den mit Tannennadeln bedeckten Boden und ist weg. Kein Drama,das messer funktioniert auch ohne,die griffschalen federn bei Handdruck lediglich leicht zusammen, dies hat keinerlei praktische, spuerbare Auswirkung auf die Verriegelung. Die Aufgabe der Buchse ist es, die starre Kompaktheit des Gesamtpaketes zu erhoehen. Wenn man kraeftig ins Holz schneidet wird man eben das Federn spueren,das kann Leute irritieren,wie gesagt macht aber nichts.
    Diese Buchse in ein Sackloch zu setzen waere auch eine Moeglichkeit,die Montage waere an diesem Punkt bequemer, dann muesste aber von aussen von der Platine verschraubt werden,und ein Aufnahmeloch fuer den Schraubenkopf in die Innenseite der Griffschale gebohrt werden. Da das aber am Rand der Griffschale ist und nach dem Aussformen viel weniger Material verbleibt als in der Mitte, habe ich mich fuer die leicht umstaendlichere Loesung,durch bloses Auflegen auf das Loch entschieden. Wenige Zehntel dicke Zonen,die man mit dem blossen Fingernagel eindruecken koennte wiedersprechen jeglichem Qualitaetsempfinden. auch schoene schlanke Griffschalen kann man dann vergessen.
    Bild 20:
    Beim Auflegen wird am besten durch das loch des Anschlagstiftes gepeilt(geht am leichtesten weils groesser ist) und die kleine Buchse anvisiert.
    Bild 21:
    Platine aufdruecken,achtgeben dass die kl. Buchse nicht verrutscht und dass Achse,grosse Distranzbuchse und Anschlagstift sauber einrasten.
    Bild 22 und Bild 23:
    Platine mit 2 Fingern,gegen den Federdruck von unten sichern,Schraube anziehen. auch hier natuerlich wieder: gefuehlvoll bis zum Festsitz!
    Bild 24:
    Griffschale ausrichten und festschrauben. Die Achsenschraube wird so weit angezogen bis sich die Klinge zwischen den Platinen einigermassen mittig zu liegen kommt.
    Bild 25:
    sollte sie das nicht tun kann man ruhig das zugeklappte messer mal in die gewuenschte Richtung biegen,dannach einmal, zweimal gefuehlvoll!aufschleudern. Manchmal sind es hunderstel oder tausendstel Milimeter bei denen noch nicht alles am richtigen platz ist, das koennen kleine sandpartikel,winzige verunreinigungen oder Rauheiten an mechanischen Teilen sein,was auch immer. Da werdet ihr euch schon reinfummeln. Dies ist die einzige Situation,bei der mal aufgeschleudert wird. Ansonsten wird durch den Aufschlagschock natuerlich alles Geschraubte schnell gelockert und die Klinge schlaegt plane Zonen an den Anschlagstift also rutscht der lock tiefer nach was auch nicht immer produktiv ist.
    Bild 26:
    Fertig zum SPINE WACK TEST! :crazy: ....nein, das war ein witz,..will sagen: fertig zum schaerfen.
    Dieser einfache Vorgang an so einer einfachen Mechanik hat jetzt einen richtigen Roman abgegeben.Diejenigen von euch, die das zum ersten mal machen sollen sich nicht erschrecken,so aufwaendig und kompliziert, wie die Laenge des Textes das suggeriert ist es natuerlich nicht. Normal geht das Zerlegen und Zusammenbauen keine 5 minuten. Ich habe jeden Montiervorgang beschrieben egal wie offensichtlich der naechste schritt dann sein wird.

    Sollten sich Probleme ergeben mit denen ihr nicht klar kommt helfe ich euch gerne weiter.

    Viel Erfolg und Spass wuensch ich euch.

  • Aiii, habisch sofort wiedererkannt.
    Und jetzt weiss ich auch wie ich ihn warten soll, ist doch praechtig!
    Sowas als heftchen zum jeden klapper...:-O
    Danke fuer die Anleitung Daniel.
    Kamil.

  • steht ja schon länger hier,
    aber danke, für mich ist es auch eine gute Anleitung für den Zusammenbau eines schönen Folders,
    etwas, was bislang noch nicht zu den geschafften Aufgaben bei mir zählt (ein Rohling liegt seit einiger Zeit und wartet und wartet...).
    Super anschaulich, Schritt für Schritt
    und absolut für jeden nachvollziehbar

    kann mehr und mehr verstehen, warum Micha so sehr von Deiner Arbeitsweise und Deiner Haltung "schwärmt"

    und die Qualität Deiner Arbeiten ist eine Herausforderung an sich :thumbsup:

    herzlichen Dank!

    Jokke