Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen...

  • Hallo, nun bin ich der Esel.
    Da wurde ich gefragt, ob ich nicht mal für einen Bekannten Küchenmesser schärfen kann. Als er mir seine Küchenmesser zeigte lehnte ich mit der Begründung "Büchsenblech schärfe ich nicht" ab. Da holte er sein Edelmesser aus einer Schatulle und mit Stolz in der Stimme verkündete er: "Hab ich zum 50.Geburtstag bekommen und ist ein tolles Japanmesser".
    Entweder hat sich der Schenkende einen Spaß gemacht oder das Geburtstagskind ist unbeliebt. Ich nahm das Messer in die Hand und die Plastezwinge wackelte sowie das gesamte Messer im Griff. "Edle Magnolie" aus einem Besenstiel geht eben nicht. Ich dachte mir, sei mal ein Kumpel...Zwinge ab...Griff ab ...Harz rein und gut ist. Dann noch den Besenstiel im Vakuum stabilisieren als Zwinge Neusilber und gut ist es. Die Kernlage des Tapetendamast soll ja VG10 sein und somit durchaus ein solider Küchenstahl. Tja, nun hat es mich erwischt. Die Plastezwinge war nicht zerstörungsfrei zu entfernen und ich darf jetzt einen neuen Griff dranzaubern. Zaubern ja, denn 4,5cm Erl bei einer Stärke am Klingenübergang von 1,8mm ist wohl nicht nur etwas wenig. So wird er ja durchaus vorsichtig Tomaten damit schneiden können und scharf übergebe ich es ja. Falls zukünftig mal wieder Fragen nach Messer schärfen mir angetragen werden, so verweise ich auf diese, meine Lehrstunde. Griffmaterial habe ich ja schon ausgesucht. Kaukasischer Nussbaum kommt an Edeljapaner, montiert von einem Esel.

  • Hallo Leielekt,
    ich fühle mit Dir, helfen kann ich leider nicht. Das einzige was mir einfällt ist ein sehr sarkastisches "man kann (soll) einer toten Kuh keine Cortisonspritze geben". Aber ich verstehe das Problem mit dem Freund/Kumpel/Bekannten; irgendwie fühlt man sich als "Messerspezialist" in der Pflicht und weiß nicht wie man da (sozial verträglich) wieder ´rauskommt.
    Walter

    ...bleiben sie ruhig, ich hole Hilfe...

  • ...so ging es mir mal bei einem alten Haus und der Nachfrage des Schwagers: Hab mir ein Haus gekauft...könntest Du mir eine zusätzliche Steckdose setzen?...Am Ende war die komplette Elektrik in den Gebäude "sozialverträglich"... in mühevoller Abend- und Wochendarbeit inkl. Zählerschrank neu...

    Wenn du das Teil ordentlich...nach deinen Ansprüchen...machen willst bleibt (glaube ich) nur neu machen. Gut, dass der Besitzer kein Familienmitglied ist.

    Leide jedenfalls mit dir.

    Gruß Ralf

  • Hallo Jörg,

    Mein Beileid, darf man das so sagen?
    Mach ihm doch mal ein vernünftiges Messer, womit der Gute auch arbeiten kann.
    Du weißt doch, dass heutzutage oftmals die Verpackung mehr zählt, als das was drinne ist.
    Das Stummelschwänzchen, was die Hersteller da als Erl durchgehen lassen ist eigentlich eine Frechheit.
    Und-irgendwie auch gefährlich. Gut, Du hast es durch die Neusilberzwinge sicherer gemacht aber trotzdem, das Teil ist schon irgendwie befremdlich...

    Viele Grüße, Andreas

  • Einfach unglaublich, aber viele Leute stehen eben auf diese Japanmesser und damit ist halt auch Geld verdient.

    Leider können die wenigsten zwischen einem wirklich guten Japanmesser und dieser Walzlaminat Massenware unterscheiden. Ganz übel finde ich wenn dann diese Massenware auch noch richtig teuer verkauft wird, obwohl es nichts anderes ist als die ganz billige Version vom Discounter.

    Natürlich Pech wenn man so was dann aus Hilfsbereitschaft in die Hand nimmt.

    Grüße Peter

  • Christian (Oakvalleyknives) hat hier in einem Beitrag kürzlich beschrieben wie er seine Griffe zum Teil fertigt. Der nimmt zusätzlich noch ein Röhrchen das den Erl verlänger und das Griffholz stabilisiert. Vielleicht wäre das noch eine Möglichkeit für Dich um Dir selber ein besseres Gefühl zu geben.
    Ich hoffe Du hast Dich nicht recht über das Messer ausgelassen, sowas will man nämlich eher nicht hören, gerade wenn man das Messer sogar extra in einer Box aufbewahrt anstatt es zu den anderen zu legen.
    Aber der Erl ist schon echt hart, sogar bei meinem 14€ Santoku dem ich kürzlich einen neuen Griff verpaßt hab ist der länger.

    Grüße,
    Günther

    PS: hier noch der Link:
    Bilder aus der Werkstatt

  • Hallo, vielen Dank für die Beileidsbekundungen.
    Die Neusilberzwinge war ja mein erster Gedanke bevor ich das Heft abhatte. Dadurch würde ich ja nochmals um 3mm verkürzen und die Seitenkräfte würden nicht aufgenommen, falls ich nicht noch stirnseitig Bolzen in Zwinge und Holz einbringe. Bei diesem Stummel kam dann meine nächste Idee mit einer Rohrverlängerung oder 2 Seitenbleche mit Punktschweißung am Erl. V2A-Rohr habe ich schon probiert bzw. angehalten aber ohne den kurzen Messeranfang mit einzubeziehen wohl auch nur Müll. Vermutlich verpasse ich ein Holz, mache an der Stirnseite einen kleinen Schlitz für den Messeranfang, Epoxy und gut ist. Richtig freuen kann ich mich dann sowieso nicht, weil keine Qualität rauskommt. :cray:

  • Hallo Jörg,

    na da hast du dir ja was angetan.
    Evtl. hilft es ja eine Gewindestange anzuschweissen und du kannst das denn wenigstens
    von hinten verschrauben?

    Gruß Carsten

    "ich schärfe nichts mehr...bleiben sie auch länger stumpf" leielekt Februar 2017

    Schmutzige Hände sind ein Zeichen für sauberes Geld

  • Hallo Allerseits.

    Ich bin hier der Neue ;) deshalb dachte ich mir, ich frage mal nach, was aus dem "Projekt" geworden ist.

    Mir sind auch schon manchmal Sachen untergeschoben worden, um die ich mich doch als "Messerprofi" kümmern könnte, deshalb fände ich es interessant, was aus dieser Geschichte geworden ist und ob das Superduper-Japanische-Laserschwert noch in Gebrauch ist.

    Grüsse,
    Endre.

  • Hallo Endre,
    was ist draus geworden? Was schon, ein Messer was man nun gebrauchen kann. Wie?
    Den Erl verlängert mit 2 seitlichen Stahlstreifen, 2 Löcher und 2 Nieten, Plaumenholz und Epoxi...fertig. Gleich aus einem Aststück einen geölten Ständer dazu, damit es sich nicht mehr ärgern muss wenn es gemeinsam mit anderen Stählen im Kasten geschüttelt wird.
    Eine Tomate zum ausprobieren...nach meinem aktuellen Kenntnisstand ist es jetzt das Lieblingsmesser des Benutzers und die Klinge steht. Mein Griff wackelt nicht und da ich ihm auch noch eine kleine Einführung zur Schärfe und Wartung gegeben habe wird es wohl auch so bleiben. Ziel erreicht!
    Ende der Info.

  • Das erinnert mich an so ein Projekt, eine Unkrautmachete oder Haumesser oder wasauchimmer.

    Das hatte mal ein russischer bekannter meines italienischen Kollegen gemacht, ein rostender Stahl mit Olivenholzgriff.

    Leider habe ich den Griff einfach abgeschliffen, anstatt ihn zu entfernen und das Holz zu behalten.

    Ein Stück Geweih mit passender Form, leider zu kurz, verlängert mit Teakholz.
    Für ein Messingparierelement fehlte mir die Zeit und Geduld, da wurde es Kohlefaser, hätte aber etwas dicker sein können.
    Zumindest ist es vom Griff her versiegelt, der Hohlraum ist ausgeschäumt und der Erl geht durchs Geweih und halb ins Holz.

    Nicht perfekt aber fürs erste Mal bin ich recht zufrieden, obwohl ich natürlich beim nächsten Versuch so manches anders machen würde (z.B. eine neue rostfreie Klinge besorgen).