Burnisher Review

  • Als inzwischen langjähriger Lederbearbeiter, war ich von den Burnishern unseres Community-Kollegen HerbertR SEHR begeistert. Herbert hat die Burnisher von
    Pro Edge Burnishers als Vorlage genommen. à Nach meiner bescheidenen Meinung eine vernünftige Entscheidung. Als Herbert dann einige seiner Burnisher zu
    Verfügung stellte, bewarb ich mich und hatte das Glück Einen zu ergattern. Ich bin bereits seit zwei Jahren im Besitz von 2 Pro Edge Burnishern. Nun kam mir
    die Idee, Beide fast baugleichen Burnisher im Vergleich in verschiedenen Berichten in der Community zu posten. Auf meine Anfrage bei Herbert, erhielt ich
    erhielt die Antwort: Klasse – Mach hin – wo ist der erste Bericht? So, nun mach ich halt mal den ersten Bericht.


    Generell werde ich an Blankleder in verschiedenen Stärken bis 5 mm testen.


    Ich habe folgende Unterthemen vor:

    - technische Daten
    - Laufverhalten in der Maschine (bei mir Bohrmaschine, da ich keine Ständerbohrmaschine habe)
    - burnischen von gewässerten Kanten
    - burnischen von Kanten, die mit Gumtragacanth behandelt sind
    - 2. Burnishen von vorbehandelten Kanten mit a) Bienenwachs und b) Parafin/Bienenwachs-Mischung

    - wie schnell setzen sich die Hölzer zu und wie schnell lassen Sie sich wieder reinigen


    Ich bin für weitere Ideen / Tests absolut offen. Sollte euch noch etwas einfallen, bitte mich einfach anmailen und ich versuche es möglich zu machen.


    Die Probanten:


    1) Pro Edge Burnisher Cocobolo
    2) HerbertR Esche

    Erste Daten:

    Beide sind 21 cm lang.

    Gewicht:
    Cocobolo 114 gr.
    Esche 80 gr.

    Der Gewichtsunterschied erklärt sich aus zwei Faktoren:
    1) das unterschiedlische Spezifische Gewicht der Holzarten
    ( Cocobolo --> 1000 KG/Kubikmeter / Esche 690 KG/Kubikmeter)
    2) der Eisen-Stift.
    (ich weiss zwar das Herbert 60 mm eingedreht hat, aber bei Pro Edge fehlt mir die Info)

    Durchmesser:
    1) Cocobolo 23 mm
    2) Esche 27 mm

    Durchmesser Eisenstift:
    Beide 9,5 mm

    Cocobolo 3,85 cm Länge
    Esche 3,25 cm Länge


    Weiteres über das Wochenende


    Armin

    Wer immer die Wahrheit sagt,
    kann sich ein schlechtes Gedächtnis leisten. :D:D:D

    Theodor Heuss
    Bundespräsident

  • Rillenbreite der Bearbeitungsrillen in mm der Burnisher:
    (von Einspannstift zu Burnisher-Spitze)
    E=Esche/C=Cocobolo


    E/C

    25/19

    12/12

    9/9

    7,5/6,5

    5,5/4

    3,5/3

    1,6/2


    Durchmesser Burnisher in den Bearbeitungsrillen:

    E/C

    22/19,5

    22/15

    22,5/16,5

    22,5/18

    23/19

    23/20

    24,5/21


    Daraus ergibt sich eine Rillentiefe in mm von:

    E/C

    2,5/1,75

    2,5/4

    2,25/3,25

    2,25/2,5

    2/2

    2/1,5

    1,25/1


    Sollte noch Interesse an weiteren Maßen bestehen, bitte melden.


    Formengebung, Bearbeitung und Habtik:


    Die Formengebung der beiden Burnisher ist fast identisch. Es gibt noch weitere Formen,

    die je nach Einsatz und Verwendungszweck Sinn machen und so Ihr Einsatzgebiet haben.


    Die vorliegende Form hat sich bei mir eher für kleinere Stücke, kleine Radien und Löchern bewährt.

    Allerdings sei gesagt, dass ich in kniffligen Ecken (bei u.a. Messerscheiden) um meine
    Handburnischer / Horn-eigen-Feilungen nicht herum komme.
    Diese Werkzeuge erleichtern die Kantenbearbeitung ungemein, sind aber nicht das
    Allheilmittel.


    Lederstärken/-dicken fallen gar nicht ins Gewicht. Auch Nahtkanten bis 4/5 Layer sind kein Problem.


    Bei der Ausbildung der Rillen ist für mich der deutlichste Unterschied.
    Während bei dem Cocobolo Burnischer nur die grosse Rille gerade und sonst alle halbrund sind,

    sind bei dem Esche Burnischer die 4 grossen Rillen am Grund gerade und die drei kleineren als Radius ausgeführt.

    Die Stege zw. den Rillen sind bei dem Cocobolo Burnisher etwas breiter


    Welche Ergebnisse ich dadurch beim burnishen haben werde, wird sich zeigen.


    Der Cocobolo Burnisher liegt aufgrund seines höheren Gewichtes, etwas wuchtiger in der Hand
    und die Rillenstege wirken aufgrund Ihrer Breite weniger zerbrechlich.
    Ansonsten sind beides wertige Werkzeuge und ich freue mich auf´s ausprobieren.

    Wer immer die Wahrheit sagt,
    kann sich ein schlechtes Gedächtnis leisten. :D:D:D

    Theodor Heuss
    Bundespräsident

    2 Mal editiert, zuletzt von Wizz (23. Januar 2016 um 10:12)

  • Bohrmaschine, Burnischer und Leder vorbereitet.

    Ich arbeite mit einer Bohrmaschine, die von 0-2800 U/min über ein Stellrad
    einzustellen geht. Im Rahmen meiner Arbeiten hat sich die Geschwindigkeit
    in der Mitte des Einstellrades (ca. 1400 U/min) als beste Arbeitsgeschwindigkeit
    heraus gestellt.
    Sind die Drehzahlen darunter, ist das Ergebnis auch sehr gut,
    allerdings dauert es länger (Handburnisher).
    Ist die Drehzahl höher, verbrennt das Leder schon mal ganz gerne
    und das Trocknen geht so schnell, dass mir das Ergebnis nicht gefällt.

    Die Erfahrungen sind mit dem Arbeiten mit den Cocobolo-Burnishern.
    Wir werden sehen, was bei der Esche rauskommt.

    Ich stecke die Eisenstifte bis zum Anschlag des Bohrfutters ein. Bei dem
    Esche-Burnischer ist dies Anschlag am Holz, bei der Cocobolo-Variante ragt
    der Eisenstift 6 mm aus dem Bohrfutter.

    Die Maschine hat Recht- und Linkslauf, je nach Berarbeitungsrichtung,
    um das Lederstück nicht drehen zu müssen.
    (hat sich langen Stücken, z.B. bei Gürtel und Zügel als sehr hilfreich herausgestellt,
    dem Burnisher ist es egal)

    Um den Gleichlauf der Burnisher zu testen, habe ich Beide bis auf 2.800 U/min
    in beide Richtungen hochgedreht.

    Der Cocobolo-Burnisher ist kerzengerade.
    Bei der Esche ist in den unterenUmdrehungen (300 – 1400 U/min)
    eine leichte Unwucht (von der Einspannstelle weg, wird es bis zur
    Spitze immer etwas fühlbarer) zu spüren, was in den höheren
    Drehzahlen praktisch verschwindet.
    Das ist eine "High End Feststellung", manche würden "Korinten kacken" dazu sagen :greenrolleyes:



    Ich habe aus meiner Restebox 6 Lederstücke für jeden Burnischer genommen.
    2 x 2,5, 1 x 3, 2 x 3,5 und 1 x 5 mm. Die Kanten sind getrimmt, alles ist vorbereitet und

    heute nachmittag wird’s ernst oder so. :vhappy:

    Wer immer die Wahrheit sagt,
    kann sich ein schlechtes Gedächtnis leisten. :D:D:D

    Theodor Heuss
    Bundespräsident

  • So los geht’s.

    Halt, bevor es losgeht ein Hinweis.

    Esche (engl. Ash) ist auch in den USA ein übliches Holz für Burnisher.

    Tante Google hat ein paar schöne Bilder:
    https://www.google.de/search?q=Leath…KHRTtAkIQsAQIGw

    Deshalb ist das Kommende überhaupt nicht überraschend :thumbsup:

    Nun aber:

    Esche eingespannt. Kanten gewässert. Maschine angeschmissen und los.
    HUIIIII hat das Teil Gripp. Hat mir ernsthaft beim ersten Mal fast das Leder aus
    der Hand genommen. Aber es läuft sich sehr schnell ein und ab dann ist es normales Arbeiten.

    Cocobolo eingespannt. Kanten gewässert. Maschine angeschmissen und los.
    Wie immer.

    An dem Cocobolo kann man sehen, dass dieser schon ein paarmal benutzt wurde. Es hat sich, trotz reinigen meinerseits,
    offensichtlich Wachs angesetzt, deshalb haben die Kanten etwas mehr Glanz.

    Dies hat aber gar nichts mit dem Ergebnis zu tun. Bei beiden Burnishern ist das Ergebnis einwandfrei.
    Da folgende Bild zeigt die Kanten nach dem Burnishen:


    Es ist praktisch kein Unterschied zu spüren oder zu sehen.
    Abwechselnd Esche / Cocobolo beginnend mit Esche von unten.

    Der einzige Unterschied ist in der Form der Kanten.
    Bis 3 mm wird die Kante bei beiden Burnishern als Radius ausgebildet.
    Ab 3,5 mm Leder bleibt das Leder bei dem Esche Burnisher in der ursprünglichen Form.
    Leichtrunde Kanten, glatte Fläche. Bei dem Cocobolo Burnisher geht der Radius bis 7mm (aus der Historie)

    Dies ist eine persönliche Geschmacksache. Ich mag die halbrunden Kanten an einzelnen Lederstücken.
    Es geht auch deutlich schneller. Wenn mehrere Lagen von Leder einen
    Abschluss/Kante bekommen, dann kommt ist die Form Rundung-Fläche-Rundung zum Einsatz.

    Bei Gumtragancanth Kantenvorbehandlung ist das identische Ergebnis bei beiden Burnishern.
    Ich bin der Meinung, dass das Ergebnis etwas glatter im Vergleich zum Wässern ist.

    Auch bei dem Kantenfinischen mit Bienenwachs oder Bienenwachs/Parafinmischung war kein Unterschied festzustellen.
    Für mich ist der Unterschied der Finisches:
    Die Parafin/Bienenwachs – Mischung ist deutlich leichter und gleichmäßiger aufzutragen.
    Damit hat man es bei der Bearbeitung einfacher.

    Der Esche Burnischer war zu Beginn krachneu. Er hat sich mit der Zeit eingelaufen.
    Die Flüssigkeiten und das Wachs haben sich in die Poren gesetzt und die Oberfläche
    in den Rillen glatter gemacht, was der Funktions nichts, gar nichts ausgemacht hat.

    Fazit des Wochenende-Test:
    Der Esche Burnischer ist ein absolut hervorragendes Werkzeug, dass bei mir in der
    Zukunft regelmäßig zum Einsatz kommt.
    Wenn Herbert die Teile vertreiben würde, käme von mir jetzt eine klare Kaufempfehlung
    (Anstell für den nächsten Produktionsrun)

    Grosses Lob an Herbert --> richtig guter Job :wave:

    Ich kann sowas nicht. Ich kann nur Schlau hinterher :D

    Ich hätte 3 Vorschläge zu machen:

    - die erste Rille ist mit 1,6 mm sehr schmal und kaum zu benutzen.
    2 - 2,5 mm wäre besser
    - die mittleren 3 Rillen mit Radius für dickeres Leder versehen
    - Die Stege etwas breiter machen, aber nicht mehr abrunden. Die klaren
    Kanten sind ein klares Plus.

    Ich werde den Burnisher in den nächsten Wochen/Monate weiter "reiten",
    bin mir aber über das Ergebnis heute schon im Klaren.

    Wenn es interessiert, gebe ich dann nochmal Info.

    :we_tk: noch, Armin

    Wer immer die Wahrheit sagt,
    kann sich ein schlechtes Gedächtnis leisten. :D:D:D

    Theodor Heuss
    Bundespräsident

  • Hallo Armin,

    einen richtig tollen Vergleich hast du gemacht. Und dann auch noch so sauber beschrieben :thumbup:
    Vielen, vielen Dank dafür.

    Das ist ja schon ein Aufruf mehr davon zu produzieren :D
    Wenn dann die Kollegen mit den anderen Burnishern auch so angetan sind ....

    .... dann überlege ich wirklich die mal zum Verkauf anzubieten.


    Gruß
    Herbert

    :beer:

    Geht doch....nur manchmal ist etwas Anstrengung notwendig. ;)


  • Moin,

    vielen Dank für euer Lob.

    A) hat es mir richtig Spass gemacht :D
    B) habe ich alles so geschrieben, wie ich es erleben durfte :thumbsup:

    war also ganz leicht für mich :vhappy:

    und wenn es noch für ein paar Leute informativ war/ist,
    dann haben wir alles richtig gemacht


    @HerbertR
    wenn Du Dir nicht soviel sch......-viel Arbeit im Vorfeld gemacht hättest,
    hätte ich nix zum Testen gehabt. :happy:

    Ich bin froh, dass Du den versteckten Hinweis mit dem Zaumpfahl
    bezüglich der weiteren Produktion verstanden hast. :bang:

    Die Esche Burnisher sind eine ernsthafte Alternative zu den US Teilen.
    Es hat seinen Grund, warum u.a. @Solace und ich in der USA bestellt haben.
    Zumindest ich hatte hier in Deutschland keine vergleichbare Alternative.

    Herbert hat das nun geändert
    :schaukel:

    Gruss

    Armin

    Wer immer die Wahrheit sagt,
    kann sich ein schlechtes Gedächtnis leisten. :D:D:D

    Theodor Heuss
    Bundespräsident

  • Hallo Armin,


    nochmals vielen Dank für dein Review.


    Ich mache mir also jetzt ernsthaft Gedanken über eine Produktion.


    Obwohl ich mich schon so viele Jahre gegen das Drechseln gewehrt habe - es hat dann doch Spaß gemacht die Teile zu drechseln.


    Laßt mir noch 2 bis 3 Wochen Zeit, dann kann ich genaueres sagen über Lieferzeiten, Ausführungen und natürlich über Preise.


    Also bis demnächst.


    Gruß
    Herbert

    Geht doch....nur manchmal ist etwas Anstrengung notwendig. ;)