Tribute to Ambrose Sanelli

Hallo zusammen,
diese Tage hat mir ein Kollege einen Scheunenfund mitgebracht den er auf dem Gelände seines Ferienhauses in der Nähe des Lago Maggiore gemacht hat. Ein grosses Chefmesser. Zustand: sehr traurig, also erst mal ab ins Kaffebad und dann mal sehen ob es sich lohnt.

Nach dem Säubern grosses Erstaunen. Schmiedemarke A. Sanelli Premana, gegoogelt und noch mehr gestaunt ( http://www.sanelli.com/portale/cms/DE…geschichte.html) Es stammt aus der Region, genauer gesagt aus Premana am Comer See. Die Schmiede wurde 1860 gegründet und der Ort war bekannt für Schneidwaren, da es wohl auch eine Erzgrube gab. Die Firma gibt es heute noch. Also ran ans Werk und die Scharten ausschleifen, leichte Formkorrekturen, und neue Löcher in den Erl bohren. Die Klinge wurde auf alle Fälle geschmiedet, da ich einer Delamination am Erlende zu Leibe rücken musste. Ich schätze das Alter aufgrund des Zustands, des Stahls und der Machart so auf ca. 50 Jahre, aber genau ist das nicht zu sagen. Leider musste ich den eh schon kurzen Erl nochmal um ca. 8mm kürzen.
Dafür habe ich der Klinge eine Rundung am Übergang zum Griff verpasst um das auszugleichen. Die Klinge ist sehr dünn ausgeschliffen und der Erl ist getapert. Der Funkentest hat mich dann endgültig überzeugt und deutet auf einen hohen Kohlenstoffgehalt hin. Vergleichbar mit einem C100, vereinzelt rote kurze Spritzer

Die Schneide hat eine Länge von 290mm und an der breitesten Stelle hat sie ca.4mm. Das Messer ist 400mm lang und 58mm hoch, also eigentlich schon ein Küchenschwert Es wiegt dabei gerade mal 270gr. Den Griff habe ich aus gebürsteter Wenge gefertigt, das gibt eine gute Handlage. Vernietet ist es mit Kupfernieten und um die Patina hervorzuheben hat es in Fe3Cl gebadet.
Die Schneide ist leicht ballig angelegt und über die gesamte Länge rattenscharf.

Natürlich musste es gleich mal ran und ich muss sagen, die Länge ist gewöhnungsbedürftig aber es macht Spass und die Grifflänge fällt auch nicht ins Gewicht da ich meist Daumen und Zeigefinger an der Klinge habe.

Hier nun die Bilder und viel Spaß beim Anschauen.

Viele Grüße Alex

Zitat von Clemens

Hallo Alex,
da hast Du dem Scheunenfund ein schönes neues Leben eingehaucht. Tolle Restauration
Auch wenn die Länge gewöhnungsbedürftig ist, ein schöner Küchenhelfer.
Viele Grüße
Clemens

Hallo Clemens,
nachdem mir klar war das hier ein Schmied am Werk war, musste ich es einfach restaurieren.

Zitat von BLB Blades

Das ist ein Design aus der Zeit, als sich die Köche noch gegen Mundräuber verteidigen mussten.

Jedenfalls ist das ein schöner Restaurations-Bericht, den ich gerne gelesen und angeschaut habe.

Meine grossen Küchenmesser haben eine 180mm Klinge, aber klar, kam nicht Hannibal auch über die Alpen?
Aber im Ernst, ich wollte weder die Klinge noch den Griff grossartig umgestalten. Ist schliesslich eine Restauration.
Da mein Kollege auch nicht wusste, was er mir da gab, darf er es auch wieder haben.

Viele Grüße Alex

Zitat von Rostige Klinge

Hallo Alex !
Klasse Restauration ! Solche Relikte der Vergangenheit darfst du nicht groß verändern. Sonst nimmst du ihnen die "Seele"
Gruß aus Niederbayern ! (Schneider Weiße ) Ewald.

Zitat von Holzbieger

Hallo Alex,

ganz tolle Restaurierung. So viel wie nötig. Beide Daumen hoch.

Eigentlich müsstest Du die Bilder and die Firma schicken so als "Tribute" and ihre Tradition.

Gruß

Roland

Zitat von oldie

Hallo Alex,

sehr saubere Restaurierung, Der Ursprung, d.h. die Geschichte blieb
dabei erhalten, da du vorsichtig renoviert hast.

Gruß

Bernhard

Danke Euch,
den Urzustand zu erhalten, darum ging es mir, auch wenn der Griff nicht so passend ist
Vielleicht nehme ich auch noch Kontakt mit Sanelli auf, würde mich schon interessieren ob es noch mehr Informationen gibt.

Viele Grüße
Alex

Zitat von TheLem

@axdamast Und frage sie mal bei der Gelegenheit warum die aktuelle Produktion nicht annähernd so gut ausschaut, wie das alte von dir überarbeitete Schneideisen ?! Kleiner Scherz.

Das hast Du ganz hervorragend hinbekommen. An die Klingenlänge gewöhnt man sich. Und wenn man sich daran gewöhnt hat, dann ist es eine Freude damit zu arbeiten. Gerade jetzt in der kommenden kalten Jahreszeit, wenn man Suppen und Eintöpfe mit viel Gemüse zubereitet, arbeitet es sich damit ganz hervorragend.

Gruß

The Lem

Danke, ja da sieht man den Unterschied zwischen Handwerk und industrieller Fertigung. Nur leider zahlt das heute kaum noch jemand.
Mein Kollege freut sich schon und eventuell bekomme ich noch mehr Schätze aus seiner Scheune .

Viele Grüße
Alex

Grössenvergleich

Viele Grüße Alex

Zitat von Peter

Eine gelungene Restauration, vor allem, dass man dem Teil immer noch sein Alter ansieht.

BLB Blades schreibt: Das ist ein Design aus der Zeit, als sich die Köche noch gegen Mundräuber verteidigen mussten.
Der ist echt gut.

Zitat von [Nick]

Moin Alex,

was für ein Schwert! Sehr gelungene Restaurierung, das wird Dir noch lange Freude bereiten!

Gruß,

Nick

Zitat von The Great

Moin Alex,

das gute Stück ist doch viel zu groß für diese filigrane Messerleiste, würde bei mir mit Sicherheit besser passen .

Toll restauriert, bekommst beide Daumen von mir!

Danke Euch,

das gute Stück wird mich wohl wieder verlassen. Mein Kollege hatte das gewisse Leuchten in den Augen als er die ersten Bilder gesehen hat und die Geschichte dazu verbindet ihn mit seinem Vater aus dessen Fundus das Messer stammt und der lange Zeit am Lago Maggiore verbracht hat. So schliesst sich der Kreis und mein Messerleiste wird wieder entlastet .
Das gute daran, es gibt wohl noch weitere Scheunenfunde....to be continued...

Viele Grüße Alex